Der geschäftsführende Ministerpräsident von Hessen, Roland Koch, ist für seine Finten bekannt. Was soll man nun davon halten, dass er in einem Zeitungsinterview verspricht, die CDU in Hessen würde auch dann auf Studiengebühren verzichten, sollte sie wieder die Regierungsmehrheit erreichen, fragt sich Oliver Iost. Und berichtet auch gleich von einer Verfassungsbeschwerde gegen die Entscheidung des Staatsgerichtshofes, dass Studiengebühren trotz eines entgegenstehenden Passus in der Landesverfassung prinzipiell in Hessen möglich seien.
Die Studienfinanzierung und überhaupt die Hochschulfinanzierung in Deutschland ist bekanntermaßen kompliziert organisiert und nicht unbedingt effektiv. Kein Wunder also, dass immer wieder neue Modelle präsentiert werden, die Lösungen versprechen. Aktuell haben die Spitzenverbände der Wirtschaft zusammen mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln und dem Stifterverband für die Wissenschaft ein Modell präsentiert. Oliver Iost hat sich das Modell angeschaut.
Hochschulreformen gibt es viele. Manche sind revolutionär und kommen doch so unscheinbar daher, dass sie keiner bemerkt. Genau das macht sie umso gefährlicher.
Die neue schwarz-grüne Regierung in Hamburg will statt der bisherigen 500 Euro Studiengebühren im Semester "nachgelagerte" Gebühren in Höhe von 375 Euro einführen. Dass diese leichte Verbesserung für die Mehrheit der Studierenden mit Nachteilen bei Minderheiten erkauft wird, kommt immer mehr zu Tage. Aus Anlass der Öffentlichen Anhörung im Wissenschaftsausschuss trägt Oliver Iost zusammen, warum auch das neue Studiengebührenmodell nicht der Weisheit letzter Schluss ist.
Sie haben vor dem Jahr 2008 studiert, und dann auch noch auf Diplom, Magister oder Staatsexamen? Sie haben es gewagt, die Regelstudienzeit nicht einzuhalten? Dann waren Sie wohl ein Bummelstudent, eine Bummelstudentin?
Sind Studiengebühren erst einmal eingeführt, würden sich mit dem eingenommenen Geld schnell die Studienbedingungen verbessern. So versprachen es jedenfalls die Gebührenbefürworter. Und hofften gleichzeitig, dass dann die Akzeptanz für die Gebühren steigen würde. Bisher ist jedoch das Gegenteil der Fall, wie eine aktuelle Studie ("Gebührenkompass") zeigt. Oliver Iost fasst die Ergebnisse zusammen und kommentiert.
Ohne Lehraufträge und Lehrbeauftragte – ebenso wie ohne PrivatdozentInnen – wäre der Lehrbetrieb an Hochschulen nicht aufrecht zu erhalten, verbales „Exzellenz“-Getöse hin oder her. Die einen wie die anderen machen ihre Arbeit unter Bedingungen, die der Beschreibung spotten – zumal der Hoffnung, sie sei eine sichere Leiterstufe zu einer „Karriere“. Magnus Treiber ist einer der Lehrbeauftragten, die engagierten Protest an der Münchner Universität mit-organisierten und auf ihn zurückblicken.
Endlose Gremiensitzungen, Diskussionen und kumulative Papierstapel sollen die Umsetzung der Bologna-Studienreform hervorbringen – dieses Szenario bleibt den Musikhochschulen nicht erspart. Auch hier hielten die Geister Einzug, die die MinisterInnen gerufen hatten; auch hier wird man mit den Konsequenzen umgehen müssen.
Der Einfluss von Unternehmen auf Universitäten und Fachhochschulen nimmt zu. Firmenwerbung und Steuermechanismen der Privatwirtschaft halten Einzug. Kaum ein Bildungsbereich wird derzeit aber so grundlegend umgebaut wie Unis und FHs. Doch eine öffentliche Diskussion findet nur am Rande statt.
Nachdem die Mehrheit aus SPD, Grünen und Linken am 3. Juni schon einmal vermeintlich die Studiengebühren abgeschafft hatten, hat es nun wohl geklappt. Der entscheidende Satz, der seinerzeit vergessen wurde, konnte in der Sondersitzung heute ergänzt werden. Wenn dem geschäftsführenden Ministerpräsident Koch nicht doch noch etwas einfällt, sollten die Gebühren damit wirklich gefallen sein.