Wurde man zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, ist die erste Hürde bereits genommen. Verständlich, dass viele nun nervös werden, denn dieses Gespräch entscheidet vielleicht über die nähere Zukunft. Wir geben Tipps zur Vorbereitung und worauf während des Gespräches geachtet werden sollte.
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Ein Vorstellungsgespräch in angenehmer Atmosphäre.
Informiere dich über das Unternehmen und mach dich gleichzeitig deiner eigenen Stärken bewusst: Was macht das Unternehmen? Was steht genau in der Stellenanzeige? Wie kannst genau du dem Unternehmen weiterhelfen? Gewinne einen Eindruck darüber, wie konservativ bzw. modern das Unternehmen ist und wie du dich daher kleiden und welche Sprache du im Gespräch nutzen solltest.
Du solltest ganz genau wissen, mit welcher Person du wann genau und wo genau einen Termin hast. Plane frühzeitig deine Anreise und plane für sie eher zu viel als zu wenig Zeit ein. Denk an alle notwendigen Unterlagen: am besten die ausgedruckte Stellenanzeige, eine Kopie der Bewerbung, die Einladung und evtl. den Personalfragebogen. Zudem Nachweise, wie Zeugnissen o.ä..
Stell dich mit vollem Namen vor. Setz dich erst hin, wenn du dazu aufgefordert wirst. Merk dir unbedingt die Namen deiner GesprächspartnerInnen und frag direkt nach, wenn du dir nicht sicher bist, ob du sie richtig verstanden hast. Hör während des Gesprächs gut zu und wirke interessiert. In der Regel solltest du über die Hälfte der Gesprächszeit selber reden. Sprich verständlich und präzise.
2. Das erste Vorstellungsgespräch?
Mitte 20 und noch kein Vorstellungsgespräch gehabt? Das geht vielen Studierenden so, die direkt nach der Schule mit dem Studium angefangen haben. Und bei vielen „Studi-Jobs“ ist ein Vorstellungsgespräch auch eher eine kurze Formsache.
Kein Wunder also, dass viele AbsolventInnen bei der ersten Einladung nervös werden – wenn sie im Gespräch zeigen sollen, dass sie für den Job qualifiziert und motiviert sind sowie einen sympathischen Eindruck hinterlassen möchten. Dir geht's genauso? Keine Sorge: Du bist nicht allein. Nimm dir genügend Zeit, dich vorzubereiten, dann kannst du mit einem guten Gefühl die Herausforderung Bewerbungsgespräch angehen!
Zuerst auf die Stellen bewerben, die dir weniger wichtig sind – ohne jedoch die Vorbereitung auf mögliche Gespräche weniger Ernst zu nehmen! Gleiches gilt, wenn mehrere Einladungen vorliegen: Versuch, die Gespräche mit denjenigen Firmen zuerst zu führen, an denen du eigentlich weniger interessiert bist. So kann man ruhiger in die Gespräche gehen und sie im Fall eines Misserfolgs als Übung abbuchen.
3. Jedes Gespräch vorbereiten!
Optimal ist es, wenn du dich auf jedes Vorstellungsgespräch gesondert vorbereitest. Das bedeutet, dass du dir nochmals überlegt, was dich am jeweiligen Arbeitgeber reizt, warum du meinst, für ihn besonders geeignet zu sein. Das gilt auch dann, wenn du bei der schriftlichen Bewerbung noch mit allgemeinen Floskeln ausgekommen bist und zu einem Gespräch eingeladen wurdest. Und ebenso, wenn du meinst, in der Bewerbung doch schon alles geschrieben zu haben. (Die eigene schriftliche Bewerbung sollte man in jedem Fall nochmals durchlesen, gerade wenn schon etwas mehr Zeit vergangen ist. Nicht dass man Widersprüchliches im Gespräch erzählt …)
Überleg dir einfach mal, wen du an Stelle eines Personalverantwortlichen einstellen würdest: Jemanden, der zwar sehr gute Note hat, aber wenig Interesse zeigt (oder nur auf die Bewerbung verweist), keine Fragen hat und zum Unternehmen offenbar nicht viel weiß. Oder lieber doch den (oder die) mit erkennbar hohem Interesse, der überzeugend von seinen Fähigkeiten erzählen kann, auch wenn er etwas schlechtere Noten hat? Noten sind nicht alles …
Tipp: Notier die wichtigsten Punkte und nimm deine Notizen zum Gespräch mit!
Rechereche zum potentiellen Arbeitgeber
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Wer sich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereitet, sollte viel über den möglichen Arbeitgeber herausfinden. Die schnellste und einfachste Möglichkeit ist das Internet.
Unerlässlich ist es, sich über potentielle Arbeitgeber genauer zu informieren. Heutzutage haben fast alle Firmen eine Seite im Internet, die als erste Anlaufstellen dienen kann. Es schadet auch nichts, über Suchmaschinen oder spezielle News-Suchen aktuelle Informationen zu recherchieren.
Wer in einer Firma mit Kundenverkehr arbeiten will (z.B. Bank), kann einfach mal als „Kunde“ vorher vorbeischauen. Bei großen Unternehmen kann man auch versuchen, sich von der Presseabteilung weiteres Material zuschicken zu lassen.
Man sollte bei allen Recherchen auf aktuelle Probleme und Projekte des möglichen Arbeitgebers achten, zu denen man möglicherweise auch etwas beitragen kann. „Für Ihr Projekt XY könnte ich besondere Qualifikationen vorweisen, da ich in meinem Studium / bei Praktika …“.
Was stand in der Jobanzeige?
Hatte man sich auf eine Jobanzeige des Unternehmens hin beworben, sollte man diese nochmals genau durchlesen. Welche Fähigkeiten wurden gefordert, wo kann man besonders punkten? Oder wurden mögliche Aufgabenfelder genannt, welche davon würden besonders reizen? Das alles kann und sollte man sich immer für jedes Gespräch neu durchdenken, denn je konkreter man hier werden kann, desto mehr zeigt man, dass man sich wirklich mit dem konkreten Jobangebot auseinandergesetzt hat und nicht ein Programm abspult.
Auf welche Fragen man sich ganz konkret einstellen und welche Fragen man selbst stellen sollte, dazu mehr im nächsten Artikel. Vorher wenden wir uns noch einigen „Äußerlichkeiten“ (Kleidung, Planung der Anreise, mitzubringende Unterlagen) zu – die natürlich auch je nach Arbeitgeber anzupassen sind! – und geben ein paar allgemeine Tipps zum Verhalten bei Begrüßung und im Gespräch.
4. Auf „Äußerlichkeiten“ achten
Umgangston
Wichtig ist auch, sich auf das Umfeld des Unternehmens einzustellen. Je nach Branche ist oft ein ganz anderer Umgangston zu erwarten. Schon innerhalb der verschiedenen Abteilungen in einem Unternehmen kann es ziemliche Unterschiede geben. In einem „jungen“ Internet-Unternehmen wird ein Gespräch anders laufen als in einer alt eingesessenen Bank. Man sollte sich darauf einstellen.
Kleidung
Vom Umfeld des zukünftigen Arbeitsplatzes hängt auch ab, welche Kleidung für das Bewerbungsgespräch angemessen ist. Man sollte sich rechtzeitig darüber Gedanken machen, sodass man evt. noch passende Kleidungsstücke besorgen kann.
Selbstverständlich ist, dass die Kleidung sauber und gepflegt sein und man sich darin wohl fühlen sollte. In der „Geldbranche“ (Banken, Versicherungen, Consulting) ist nach wie vor zu einer konservativen Garderobe zu raten. Bei kreativeren Berufen, aber auch in „jungen“ EDV-/Internet-Firmen kann man sich meist lockerer kleiden.
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Kleidet man sich für die Bewerbungsgespräche neu ein, sollte man die Kleidung mindestens einmal vorher für einige Stunden tragen. Sonst wirkt man womöglich zu steif und ist sich nicht sicher, dass man sich darin wohl fühlt. Ist letzteres nicht der Fall, sollte man lieber die Kleidungsstücke umtauschen.
Junge Frauen sollten ihre körperlichen Reize nicht zu offen zur Schau stellen – also kein bauchfreies Top, keine durchsichtige Bluse ohne BH darunter und kein Minirock, der 30 cm über den Knien endet. Viele Personalfachleute – ob weiblich oder männlich – reagieren darauf ablehnend.
Frisur und Accessoires
Auch hier gilt: Gepflegt soll es sein, der individuelle Schnitt ist nicht so wichtig. Lange Haare bei Männern können gerade in alteingesessenen Firmen einen eher schlechten Eindruck machen.
Auffälliger Schmuck (insbesondere Piercings im Gesicht), aber auch dick aufgetragene Schminke oder ein aufdringliches Parfum sollten ebenfalls vermieden werden.
Wie immer gelten diese Regeln nicht fest. In einer hippen, jungen Werbeagentur beispielsweise kann man sich ausgefallenere Frisuren und Schmuck leisten. Letzlich sollte man sich nicht zu sehr verstellen müssen – sonst ist es vielleicht an sich die falsche Firma.
5. Die Anreise
Beim Vorstellungsgespräch sollte man vermeiden, unpünktlich zu sein. Durch rechtzeitige Planung der Anreise und großzügige Zeitpolster sollte man (fast) alle Eventualitäten ausschließen können. Denk auch an Verzögerungen durch Stau, unpünktliche Bahnen, lange Wege auf dem Firmengelände oder auch – in bestimmten Branchen – Sicherheitskontrollen und plane genügend Puffer ein.
Bei einem Termin früh am Tag sollte man in Betracht ziehen, bereits einen Tag vorher anzureisen und vor Ort oder in der Nähe zu übernachten. Vielleicht lässt sich das ja mit einem Besuch bei Freunden oder Verwandten verbinden. Aber dann den Abend nicht zu lange werden lassen und Alkohol lieber sein lassen.
Übernahme von Bewerbungskosten
Eine Firma muss Bewerber*innen die Vorstellungskosten immer dann erstatten, wenn das persönliche Gespräch ausdrücklich gewünscht wurde. Allerdings nur „in nötigem Umfang“ (so das Arbeitsgericht Frankfurt am Main, Aktenzeichen 7 Ca 6251/02), was bedeutet, dass zum Beispiel bei einer Anreise von 200 Kilometern die Firma dem Bewerber nur Benzinkosten erstattet (oder eine Bahnfahrkarte 2. Klasse, möglichst mit Bahncard) und keine Übernachtung. Ausgaben für Telefonate oder Essen müssen nicht übernommen werden.
Es kann von Seite der Firma sogar grundsätzlich ausgeschlossen werden, Kosten zu übernehmen – das muss in der Einladung erwähnt werden. Dann kannst du dir von der Arbeitsagentur die Fahrtkosten erstatten lassen. Allerdings musst du das VOR dem Bewerbungstermin beantragen.
Nicht vergessen: Unterlagen und Belege mitnehmen
Als Gesprächsunterlagen sollte man die Stellenanzeige, eine Kopie der Bewerbung, die Einladung und eventuell den Personalfragebogen bereithalten. Für alle Fälle sollte man alle Zeugnisse und Referenzen, die man in der Bewerbung erwähnt hat (und vielleicht nur als einfache Kopie angefügt hatte), als beglaubigte Kopien dabei haben. Die Originale sollte man grundsätzlich an einem sicheren Ort aufbewahren und nicht mit auf die Reise nehmen – so kann man immer wieder Kopien davon machen und diese beglaubigen lassen.
Damit man während der möglichen Wartezeit vor dem Gespräch „beschäftigt“ ist, empfiehlt es sich, eine Zeitung oder ein Buch als Lektüre mitzunehmen.
6. Wie verhalten im Vorstellungsgespräch?
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Mit der Begrüßung geht's los.
Nun geht es also los: Rein ins Gespräch!
Die folgenden Tipps mögen so mancheN nach dem Motto „das schaffe ich doch nie“ erschrecken. Sie sind aber nicht so zu verstehen, dass man sie einhalten muss. Schließlich sollte man sich auch nicht ganz anders geben, als man ist. Wenn man sein eigenes Auftreten an ein paar Stellen verbessern kann, ist das schon ein Erfolg.
Begrüßung / Einstieg ins Vorstellungsgespräch
Selbstbewusst anklopfen, sodass man gehört wird. Natürlich auch nicht so, dass die Türe wackelt.
Mit vollem Namen vorstellen.
Falls die Hand entgegengestreckt wird, mit einem kräftigen Händedruck reagieren. Dabei nicht übertreiben (je nach Gegenüber entsprechend dosieren), aber auch nicht lasch, sonst könnte das als Willensschwäche interpretiert werden. Keinesfalls einen Händedruck aufdrängen – manche Personalverantwortlichen vermeiden das.
Grundsätzlich auf ausreichende Distanz achten, ohne distanziert zu wirken. Wer zu dicht auf die Pelle rückt, kann Aggressionen wecken.
Erst nach Aufforderung hinsetzen.
Den Namen des Gesprächspartners einprägen und im Gespräch gelegentlich einbringen. Falls der Name anfangs nicht verstanden wird, sofort nachfragen.
Eine angebotene Zigarette o.ä. besser höflich ablehnen. Keinesfalls ungefragt selbst eine Zigarette anzünden und auch die Frage lieber vermeiden, sondern sich das ganze verkneifen!
Ohne Zögern kann man ein angebotenes (alkoholfreies!) Getränk annehmen.
Während des Vorstellungsgesprächs
Aktiv zuhören – und deutlich über 50% selbst reden. Schließlich ist es ein Vorstellungsgespräch, der Arbeitgeber möchte etwas erfahren und nicht die ganze Zeit selbt reden müssen. Allerdings sollte man nicht das Gespräch an sich reißen.
Wer nicht so oft zu Wort kommt, muss dennoch kein schlechtes Gefühl bekommen. Manche Personalchefs reden eben gern. Gibt man ihnen das Gefühl, aufmerksam zuzuhören, genügen schon einige kluge Bemerkungen, um zu überzeugen.
Auf die Fragen des Gegenübers eingehen und ihnen nicht etwa ausweichen (wenige Ausnahmen bestätigen die Regel).
Ist etwas unverständlich, dann höflich nachfragen. Das ist besser, als mit zunehmend verunsichertem Blick dazusitzen.
Floskeln wie „Ich sag mal …“ oder Worte wie „man“ vermeiden. Sprich verständlich und präzise.
Auf die eigene Körpersprache achten. Man sollte die Arme nicht verschränken oder Barrieren aus Kaffeetassen, Schreibblock oder anderem aufbauen. Beides wirkt abwehrend.
Selbstbewusstsein strahlt man auch dadurch aus, dass man Blickkontakt hält – ohne dabei zu starren.
Entspannt, aber nicht breitbeinig dasitzen, ohne die Beine übereinander zu schlagen. Besser beide Fußsohlen fest auf den Boden stellen und auf der gesamten Sitzfläche sitzen – nicht nur auf der Kante oder gar mit dem Stuhl wippen!
Die Hände ruhig halten. Wenn sie unbedingt bewegt werden müssen, Notizen machen (gleich zu Anfang fragen, ob das erlaubt ist!). Letzteres ist ansonsten nicht notwendig.
Auf das Sprechtempo achten – weder zu langsam, noch (was in der Aufregung eher passiert) zu schnell.
Sachlich bleiben, Gefühlsausbrüche vermeiden und die eigene Ausdrucksweise kontrollieren (keine Szenesprache, keine Kraftausdrücke und möglichst keine Fremdwörter, deren Bedeutung man nur vage kennt).
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