Selbst Bundesbildungsministerin Schavan hatte inzwischen die Einsicht, dass es mit den Bewerbungsverfahren der Hochschulen nicht wie in den letzten Jahren weitergehen kann. Das vom Bundesbildungsministerium einberufene Treffen zwischen Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Kultusministerkonferenz (KMK) und der ZVS brachte aber nur wenig Fortschritte. Schavan setzt weiter auf Freiwilligkeit – und erste Hochschulen erklären, auch in Zukunft an keinem zentralen Verfahren teilnehmen zu wollen.
Inzwischen ist fast jeder zweite Studiengang zulassungsbeschränkt. Schon in den letzten Jahren (mit Höhepunkt 2008) mussten sich viele BewerberInnen auf lange Wartezeiten gefasst machen, bis feststand, ob sie ihren Wunschstudienplatz ergattert haben. Eigentlich sollte zum Wintersemester 2009/2010 ein neues, zentrales Verfahren starten, dass von der ZVS zusammen mit den Hochschulen abgewickelt werden sollte. Daraus wird erst einmal nichts.
Dass die Studierendenzahl in diesem Jahr gestiegen ist, verwundert nicht. Denn 1990 war ein vergleichsweise geburtenstarker Jahrgang. Wie schon in den letzten Jahren fällt die Steigerung jedoch je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus. Einen wirklich einheitlichen Trend kann man noch nicht erkennen, auch die Ursachenforschung stochert eher im Nebel. Immerhin ist die StudienanfängerInnenquote auf fast 40% gestiegen.
Die Hochschulrektorenkonferenz will den Semesterbeginn an Universitäten vorverlegen. International sei ein Vorlesungsbeginn im September bzw. März Standard, daher sollen auch die deutschen Universitäten sich diesem Rhythmus anpassen. Inzwischen wird von ProfessorInnenseite aber auch Kritik an diesem Plan laut. Für Studierende dagegen dürfte die Umstellung durchaus sinnvoll sein. Allerdings ist noch offen, ob für StudienbewerberInnen und AbiturientInnen die Umstellung vernünftig geregelt werden wird oder diese größere Nachteile haben werden.
Ein Ziel der Exzellenzinitiative war es, die geförderten Unis auch weltweit sichtbarer zu machen. Nun mag das nicht so schnell wirken, dass aber einige "Elite-Unis" im Welt-Unirankung der Times sogar stark abfallen, ist doch eher enttäuschend. Den größten relativen Erfolg im aktuellen Ranking erzielt noch die Uni Frankfurt, die sich um 40 Plätze verbessert – und das ohne in die "Elite-Uni"-Förderung aufgenommen zu sein. Englischsprachige Unis sind im Ranking weiterhin überrepäsentiert. [UPDATE 03.11.: Deutsche Unis zwischen Platz 200+400 ergänzt]
Die Shanghai Jiao Tong University ermittelt jährlich das "Academic Ranking of World Universities (ARWU)". Das Ergebnis des Jahres 2008 ist geradezu langweilig: Die ersten achtzehn (!) Plätze sind identisch mit denen vom vorletzten Jahr. Auch danach sind die Verschiebungen minimal. ARWU bildet also eher eine Art "langjährigen Ruf" ab. Deutsche Hochschulen tun sich damit aus verschiedenen Gründen schwer, noch die beste ist auf Platz 55 die Ludwig-Maximilians-Universität München.
Die Zahl der zulassungsbeschränkten Studienfächer ist in den letzten Jahren gestiegen, die Details der Verfahren variieren stark und meist kümmern sich die Hochschulen selbst um die Zuteilung. Die BewerberInnen versuchen ihr Glück daher oft bei Dutzenden von Hochschulen. Kein Wunder, dass die Zuteilung der Studienplätze ein zeitaufwändiges Verfahren für Hochschulen, aber auch BewerberInnen ist. Oliver Iost berichtet von aktuellen Entwicklungen und der Zukunft der ZVS.
Es gibt Studienfächer, bei denen es geradezu Tradition ist, dass viele StudienanfängerInnen nie zu einem Abschluss kommen, sondern das Studieren ganz sein lassen oder zu einem anderem Fach wechseln. Studis Online hat die wichtigsten Ergebnisse einer aktuellen HIS-Studie zusammengestellt. So manche Überraschung ist dabei.
Hochschulreformen gibt es viele. Manche sind revolutionär und kommen doch so unscheinbar daher, dass sie keiner bemerkt. Genau das macht sie umso gefährlicher.
Sie haben vor dem Jahr 2008 studiert, und dann auch noch auf Diplom, Magister oder Staatsexamen? Sie haben es gewagt, die Regelstudienzeit nicht einzuhalten? Dann waren Sie wohl ein Bummelstudent, eine Bummelstudentin?