Zeitlich und örtlich flexibel studieren
Im Fernstudium zum Bachelor oder Master
Wer gerne studieren möchte, aus bestimmten Gründen jedoch kein Präsenzstudium an einer FH oder Uni aufnehmen kann oder will, für den kommt ein Fernstudium in Frage. In unserem ausführlichen Überblicksartikel behandeln wir alle Fragen, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sind – von den Besonderheiten eines Fernstudiums bis zur Frage der Qualität und den anfallenden Kosten.
Von Nicola Pridik
Studiengänge gesucht?
1. Was ist ein Fernstudium?
Bei einem Fernstudium sind Lehrende und Studierende immer oder meistens räumlich voneinander getrennt. Die Studieninhalte können deshalb nicht in Lehrveranstaltungen an der Hochschule, sondern müssen im Wege des Fernunterrichts vermittelt werden. In diesem setzen die Hochschulen z. B. Studien-/Lehrbriefe und Skripte, digitale Medien und das Internet ein. Findet der Fernunterricht ausschließlich oder ganz überwiegend über das Internet statt, spricht man auch von einem Online-Studium.

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Merkmale des Fernunterrichts- räumliche Trennung zwischen Lehrenden und Lernenden, die mit Lehrbriefen (per Post) oder sonstigen Medien überwunden wird
- Lernprozess der Teilnehmenden, der durch Korrektorinnen und Korrektoren, Studienleiterinnen und Studienleiter und ggf. durch Dozentinnen und Dozenten im begleitenden Unterricht betreut wird
- Lernerfolg, der mit Hilfe von Selbst- und Fremdkontrollaufgaben überwacht und unterstützt wird.
Quelle: Staatliche Zentrale für Fernunterricht (ZFU),
Ratgeber für Fernunterricht, Januar 2016, S. 8.
Ergänzt wird der Fernunterricht meist durch einzelne Präsenzphasen, in denen sich die Studierenden nicht nur kennenlernen und über die Studieninhalte austauschen können, sondern auch zum Selbststudium angeleitet werden und Arbeitsmethoden erlernen, die sich nur schwer über eine räumliche Distanz vermitteln lassen.
Vom Präsenzstudium unterscheidet sich das Fernstudium nur in der Art und Weise der Wissensvermittlung. Im Übrigen gibt es keine Unterschiede – weder bei den Studieninhalten noch bei den Studienabschlüssen. Auch erfordern beide Studienformen unterm Strich den gleichen Zeitaufwand. Ein Fernstudium ist also weder ein „Studium light“, bei dem man mit weniger Aufwand zum gleichen Ziel kommt, noch ist der Abschluss weniger wert als bei einem Präsenzstudium.
In der Praxis ist allerdings Vorsicht geboten: Der Begriff des Fernstudiums wird nämlich häufig auch als Synonym für Formen des Fernunterrichts verwendet, die nicht zu einem anerkannten Hochschulabschluss führen. Bei der Recherche nach Studiengängen sollte man deshalb genau auf die Angabe des Bildungsabschlusses achten. Für ein Hochschulstudium sprechen die Abschlüsse Bachelor und Master – Zertifikate, institutsinterne Prüfungen und IHK-Prüfungen dagegen für einen sonstigen Fernlehrgang. Bei Hochschulzertifikaten gilt die Besonderheit, dass die dazugehörigen Zertifikatsstudiengänge zwar das gleiche akademische Niveau aufweisen wie echte Fernstudiengänge, jedoch zeitlich weniger umfangreich sind und sich auf einzelne Themengebiete beschränken. Die Leistungen aus dem Zertifikatsstudium können ggf. auf ein späteres Studium angerechnet werden.
2. Für wen ist ein Fernstudium gedacht?
Fernstudiengänge sind für Personen gedacht, die gern ein Studium absolvieren würden, für die ein Präsenzstudium aber nicht in Betracht kommt, weil es eine zeitliche und/oder örtliche Flexibilität voraussetzt, über die sie nicht verfügen. Dies trifft vor allem auf Berufstätige zu (eine Alternative für diese können aber evt. auch
berufsbegleitende Präsenzstudiengänge sein), für welche die meisten Fernstudiengänge konzipiert wurden; angesprochen sind aber z. B. auch Studierwillige, die weniger flexibel sind, weil sie eine Familie haben, oder die aufgrund einer Krankheit oder Behinderung örtlich gebunden sind. Darüber hinaus kann sich jeder für ein Fernstudium entscheiden, der auch ein Präsenzstudium absolvieren könnte.
3. Wer bietet Fernstudiengänge an?
Die meisten Fernstudiengänge sind an sog. Fernhochschulen zu finden, also an Hochschulen, die ausschließlich Fernstudiengänge anbieten. Die einzige Fernhochschule in öffentlicher Trägerschaft ist die FernUniversität Hagen. Bei allen sonstigen Fernhochschulen handelt es sich um einzelne oder verbündete private Hochschulen.
Aber auch sonstige Universitäten, Fachhochschulen und Berufsakademien erweitern ihr Studienangebot zunehmend um die Möglichkeit des Fernstudiums. Teilweise tun sie dies in Eigenregie, teils wurde die Organisation und Entwicklung von Fernstudiengängen verschiedener Hochschulen in einem Fernhochschulverbund gebündelt. Die
Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) in Koblenz fördert und entwickelt beispielsweise berufsbegleitende Fernstudiengänge an den 13 Fachhochschulen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. In NRW kooperieren 13 Fachhochschulen im
Verbundstudium miteinander. Sie bieten gemeinsame Studiengänge an und arbeiten bei der Konzeption, Durchführung und Evaluation der Studienangebote eng zusammen. Einen weiteren Fachhochschulverbund mit gebündeltem Angebot an Studiengängen bietet die
Virtuelle Fachhochschule (VFH). Speziell für den Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit gibt es den
Hochschulverbund BASA-online, in dem sich bundesweit sieben Fachhochschulen zusammengeschlossen haben.
4. Welche Studiengänge werden als Fernstudium angeboten?
Bei der Suche hilft unsere
Studienfachdatenbank. Derzeit gibt es bundesweit bereits über 150 verschiedene Studienfächer (von teilweise mehreren Anbietern), die im Fernstudium studiert werden können – Tendenz steigend. Vertreten sind sowohl Bachelor- als auch Masterstudiengänge. Das Spektrum reicht von Logopädie über Medizinische Physik und Tourismusmanagement bis hin zu Wirtschaftsrecht und Umwelttechnik.
5. Woran erkennt man die Qualität eines Fernstudiengangs?
Leider ist es im Vorfeld nicht ganz leicht, sich Gewissheit über die Qualität zu verschaffen – das ist bei Fernstudiengängen nicht anders als bei Präsenzstudiengängen. Es gibt jedoch Anhaltspunkte, die ggf. in der Summe einen eher guten oder weniger guten Eindruck machen und auf die man deshalb bei der Wahl des Studiengangs achten sollte.
Grundvoraussetzung sind zunächst die „formalen Gütesiegel“, die im Hochschulbereich von offizieller Seite verliehen werden. So sollten private Hochschulen staatlich anerkannt und Studiengänge generell akkreditiert sein. Fernstudiengänge an privaten Hochschulen müssen darüber hinaus von der
Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) in Köln zugelassen werden – so will es das
Gesetz zum Schutz der Teilnehmer am Fernunterricht (FernUSG).
Interessanter ist, was man darüber hinaus von der Hochschule über einen Fernstudiengang erfährt. Große Bedeutung hat z. B. die Qualität des Lehrmaterials. Sind die Inhalte verständlich und anschaulich aufbereitet und didaktisch so konzipiert, dass man sich ohne fremde Hilfe in die besprochenen Themen einfinden kann? Hier sollte man alles daran setzen, einen beispielhaften Einblick zu bekommen. Eventuell stellt die Hochschule Auszüge des Lehrmaterials zur Einsicht im Internet zur Verfügung oder es besteht die Möglichkeit, sich Probematerial zuschicken zu lassen. Mancherorts wird auch ein Probestudium angeboten.
Außerdem wichtig: das Betreuungskonzept. Ob und inwiefern ist es möglich, Kontakt zu Tutoren, Dozenten und Kommilitonen aufzunehmen? Wo kann man seine Fragen loswerden und gibt es jemanden, der sie zeitnah beantwortet? Wie sorgt die Hochschule dafür, dass man sich nicht mit seinem Studium alleingelassen, sondern trotz räumlicher Distanz in die Studienumgebung eingebunden fühlt? In diesem Zusammenhang spielt z. B. auch der Anteil der Präsenzphasen im Studiengang eine Rolle. Möglicherweise erscheinen sie auf den ersten Blick lästig, weil sie mit viel Zeitaufwand sowie Reise- und Unterkunftskosten verbunden sind. Sie bieten jedoch nicht nur die Chance zum intensiven fachlichen Austausch und zum Kennenlernen der Mitstudierenden, sondern können auch ganz wesentlich zur Motivation beitragen – ein Faktor, der gerade beim Fernstudium nicht zu unterschätzen ist.
Hinweis: Dieser Artikel wird regelmäßig ergänzt, die letzte Änderung wurde am oben angegebenen Datum vorgenommen.
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