Wissenschaftliche Karriere machen
Soll es eine Doktorarbeit sein?
Wer weiter vor allem wissenschaftlich arbeiten möchte, für die oder den kann eine Promotion eine Möglichkeit sein. Mancher findet aber auch etwas später im Berufsleben ein fesselndes Thema, das nach der Bearbeitung in Form einer Doktorarbeit ruft. So oder so: Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und Idealismus sind für eine Promotion gefragt.

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Bis es soweit ist, die Doktorarbeit zu feiern, muss meist erst ein großes Projekt realisiert werden - was gut geplant sein sollte.
Voraussetzungen für eine Promotion
Was schon beim Studium (mehr oder weniger) gefordert war –
Organisationstalent, Selbstdisziplin, (Selbst-)Motivation, eigenständiges Arbeiten – gilt beim Promovieren in besonderem Maße. Da sich eine Promotion über mehrere Jahre erstreckt, während derer es nicht wie im Studium deutliche Zwischenschritte gibt, sind Durchhaltevermögen, Leistungsbereitschaft und Idealismus gefragt.
Eine
Promotion sollte
nie als „Notlösung“ begonnen werden, weil andere Pläne gerade nicht verwirklicht werden können. Zwar wird man so oder so die eine oder andere Krise durchmachen (weil es fast unvermeidlich ist, dass man eine Zeitlang nicht so recht vorankommt), aber je weniger man von Anfang an von der Doktorarbeit überzeugt war, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine solche Krise zu einer großen Sinnkrise auswächst. Der psychische Druck durch eine Promotion sollte nicht unterschätzt werden.
Schließlich sollte man sich
schon vor der Promotion Gedanken machen, was danach kommen kann. In manchen Fachbereichen gibt es zwar einige Promotionsstellen, aber der Bedarf für Promovierte ist im Verhältnis deutlich geringer – sowohl „in der Wirtschaft“ (oder Industrie), noch an den Hochschulen oder hochschul-nahen Forschungsinstitutionen. Ein „Plan B“ zu haben, der greifen kann, falls man mit der Promotion selbst danach nichts mehr anfangen kann, ist durchaus sinnvoll.
Je nach Fachbereich sollte die
Abschlussnote im vorhergehend Studium (ob Master, Diplom oder Staatsexamen)
gut genug sein, um überhaupt für eine Promotion in Frage zu kommen. Mit einem Abschluss schlechter als 2,5 dürfte es sehr schwierig sein, oft dürfte die reale Schwelle eher noch höher sein.
Thema der Promotion und Betreuung
Die Wahl des Themas
Da sich die Promotion über Jahre erstreckt, ist die Wahl des „richtigen“ Themas entscheidend. Optimal ist es natürlich, wenn ein Gegenstand, der schon in der Diplomarbeit oder an anderer Stelle im Studium bearbeitet wurde, vertieft werden kann. Dann sollte es einigermaßen absehbar sein, ob das Thema ausreichend fesselnd ist, dass man Jahre „dran bleiben“ kann. Neben der Sichtung bekannter und unbekannter Literatur sind, sofern möglich, eigene praktische Untersuchungen empfehlenswert. Alle Gedanken sollten frühzeitig notiert und in eine grundsätzliche Ordnung bzw. Gliederung gebracht werden.
Die Betreuung der Promotion
Zunächst ist einE BetreuerIn („Doktormutter“ bzw. „Doktorvater“) für das gewählte Thema zu finden. Neben der individuellen Betreuung durch die/den HochschullehrerIn ermöglichen viele Hochschulen den ständigen Austausch der Promovierenden untereinander. So soll der Schreibprozess inhaltlich wie formal gefördert werden. Institutionalisiert ist ein solcher Austausch meist in Form von Graduiertenkollegs.
Graduiertenkollegs
sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, die von der DFG für maximal neun Jahre gefördert werden. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen eines thematisch fokussierten Forschungsprogramms sowie eines strukturierten Qualifizierungskonzepts. Eine interdisziplinäre Ausrichtung der Graduiertenkollegs ist erwünscht. Ziel ist es, die Promovierenden auf den komplexen Arbeitsmarkt »Wissenschaft« intensiv vorzubereiten und gleichzeitig ihre frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zu unterstützen.
Neben den Graduiertenkollegs gibt es als Einrichtungen der strukturierten Promotionsförderung auch die im Rahmen der Exzellenzinitiative eingerichteten Graduiertenschulen.
Weitere Infos dazu z.B. bei der DFG, von deren Seiten wir diese Definition übernommen haben.
Finanzierung der Doktorarbeit
Die Finanzierung kann über eine
Hochschulstelle möglich sein. Neben Beteiligung an Forschungsvorhaben steht dabei meist auch die
Übernahme von Lehrveranstaltungen an. Oft werden nur halbe Stellen ausgeschrieben, also nur die Lehrtätigkeit bezahlt, die Promotion macht man dann sozusagen umsonst - nur für sich. An manchen Fakultäten werden jedoch auch ganze Stellen angeboten – insbesondere, wenn ein Mangel an Promovierenden entstanden war bzw. nicht genug Lehrpersonal zur Verfügung steht. Beispielsweise war das um 2000 bei der Informatik der Fall, weil kaum jemand an der Uni bleiben wollte, weil ja der Glaube herrschte, in der New Economy würden alle stinkreich.

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Natürlich hängt die Frage, ob halbe oder ganze Stelle auch von der finanziellen Lage der Fakultät ab. „Hippe“ Fächer stehen da besser, haben andererseits aber evtl. auch so viele Bewerber, dass sie gar nicht gut bezahlen müssen. Und schließlich kann es auch davon abhängen, ob der Prof die/den PromovierendeN unbedingt haben will.
Es lohnt sich also, sich vorher umzuhören, was an der jeweiligen Fakultät so üblich ist und evtl. auch, was an anderen Hochschulen geboten wird. Dabei sollte man allerdings nicht aus dem Auge verlieren, welches Thema man bearbeiten möchte – die Bezahlung sollte nur ein weiteres Kriterium sein, entscheidend bleibt das Thema und Umfeld.
Eine
Anstellung in einem Unternehmen erleichtert dagegen den späteren beruflichen Einstieg, bietet interessante Untersuchungsthemen für die Doktorarbeit und die Bezahlung ist meist nicht schlecht.
Ein dritter Weg ist die
Finanzierung über Stipendien und/oder die Familie. Dann heißt es meist, den Lebensstandard auf dem Niveau der Studierendenzeit zu belassen – was nicht wirklich schlimm sein muss. Um so mehr sollte es aber eine Perspektive für danach geben. Eine Promotion an sich führt nicht unbedingt zu besseren Jobchancen.
Der krönende Abschluss: Die Veröffentlichung
Nach jahrelanger Forschung, Schreibwut und -frust steht schließlich die Disputation (Verteidigung) der Arbeit und die Publikation an. Erst wenn die Doktorarbeit der Öffentlichkeit in „angemessener Weise“ zugänglich gemacht wurde, wird die Dissertationsurkunde ausgehändigt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die geforderten Pflichtexemplare zu beschaffen. Die genaue Mindestanzahl ist von Fakultät zu Fakultät verschieden, liegt aber meist im Bereich von 50 bis 150.
Online-Veröffentlichung
Die schnellste und billigste Variante - und die, mit der potenziell am meisten Leute erreicht werden können. Um Interessierten die Lektüre am Bildschirm zu erleichtern, sollte der Text nicht nur als Webseiten, sondern auch als PDF-Dokument angeboten werden. Um einige gedruckte Exemplare für die eigene Fakultät kommt man aber auch so nicht herum. Man sollte sich rechtzeitig erkundigen, wie die Regelungen bei Online-Veröffentlichung an der eigenen Fakultät sind.
Druck im Copy-Shop oder Online
Vergleichsweise preisgünstig – und wahrscheinlich schon von der Diplomarbeit bekannt – ist der Gang zum Copy-Shop. Dort stehen Kopieren oder Drucken zur Auswahl. Dabei lohnt es sich, Rabatt für eine feste Blattzahl oder eine bestimmte Stückzahl der gebundenen Kopien zu vereinbaren.
Alternativ gibt es auch eine Menge Online-Anbieter, über die man seine Arbeit drucken kann. PDF hochladen, Details zur Art des Drucks und des Einbands eingeben und abschicken. Innerhalb weniger Tage erhält man die gedruckte Arbeit per Post.
Aus unser Sicht die beste Kombination: Ein Copy-Shop vor Ort, dem man online die Daten übergeben kann und nur zum Abholen hin muss. Das spart Porto – und man kann gleich prüfen, ob das Ergebnis in Ordnung ist. Solche Anbieter gibt es inzwischen in den meisten Unistädten.
Verlag
Fach- und Disserationsverlage drucken Broschüren oder gar Bücher i.d.R. nur gegen einen Druckkostenzuschuß des Autors. Zudem übernehmen sie die Vermarktung (ISBN-Nr., Rezensionsversand, Katalogeintragungen, ...). Autoren sollten auf ihre Beteiligungen achten: Verkaufshonorare sollten nicht vorab mit dem Druckkostenzuschuss verrechnet werden. Einen Verlag einzuschalten lohnt sich nur, wenn die Ergebnisse der eigenen Arbeit besonders herausragend oder besonders sind. Das sollte man nach jahrelanger Arbeit in einem Fachgebiet rechtzeitig beurteilen können, sich aber am besten auch bei KollegInnen und der/dem BetreuerIn versichern. Hat man im Verlaufe der Promotion schon verschiedene erfolgreiche Vorträge halten oder Papers für Fachmagazine einreichen können, spricht auch mehr für eine solch „große“ Veröffentlichung.
Es gibt auch Verlage, die ein print on demand-Verfahren nutzen und kostenlos für den Autoren/die Autorin sind. Bei größerem Erfolg gibt es ein Honorar. Natürlich nehmen solche Verlage ebenfalls nur ausgewählte Arbeiten, da sie ja eine gewisse Sicherheit haben wollen, dass eine für Ihre Kosten ausreichende Auflage zustande kommt.
print on demand
Als digitale Druckvorlage werden die Bücher auf Bestellung gedruckt. AutorInnen können vergünstigte Selbstkostenexemplare ordern, am Gewinn sind sie i.d.R. beteiligt. Allerdings ist oft eine hohe Grundgebühr zu zahlen – dies lohnt sich also nur, wenn ein gewisser Verkaufserfolg abzusehen ist (Alternative: siehe
print on demand über einen Verlag).
Ein paar Überlegungen für die Zeit nach dem Promovieren
Erneut stellt sich dann die Frage: An der Uni bzw. ihrem Umfeld bleiben oder in die private Wirtschaft?
Bestimmte Branchen und Berufsbilder kommen kaum ohne DoktorandInnen aus. Neben der Wissenschaft, also Forschung und Lehre, zählen dazu zum Einen die Chemie- und Pharma-Industrie, zum Anderen die Rechtswissenschaft oder Consulting-Firmen. Viele geisteswissenschaftliche Karrieren in Museen, freien Instituten und Hochschulen sind nur mit Titel möglich. Die
Zahl der Stellen ist aber fast überall
begrenzt.
Gerade bei einer „
Uni-Karriere“ muss man sich bewusst sein, dass diese mühsam ist und noch so gute Leistungen keinen Job (vor allem keinen festen) garantieren, denn bis zur regulären Professur ist der Weg weit und
viele Hindernisse zu überwinden. Und kann
Zeiten ohne Einkommen bedeuten – siehe bspw. unser Interview:
Wie der Staat angehende Professoren ausbeutet.
Will man dagegen nach der Promotion in die „
freie Wirtschaft“, kann es
andere Probleme geben. Manche Personalchefs befürchten Schwierigkeiten bei der Integration in ein Team: das Promovierten zugesprochene große Selbstvertrauen könnte MitarbeiterInnen abschrecken. Je nach Branche besteht die Gefahr,
als Promovierter als „überqualifiziert“ zu gelten. Wie so vieles auf dem Arbeitsmarkt hängt auch das von Angebot und Nachfrage ab – stehen viele Jobs offen, ist alles unproblematischer. Und wie der Arbeitsmarkt nach einer Promotion aussieht, kann man vor der Promotion, also Jahre vorher, kaum absehen. Von der (aktuellen) Arbeitsmarktlage sollte man eine Promotion zwar nicht abhängig machen. Allerdings ist es ebenso wenig ratsam, alles auf eine Karte zu setzen. Daher empfiehlt es sich,
frühzeitig Kontakte knüpfen – am besten sowohl im universitären Bereich als auch zu Firmen etc.
Weitere Informationen (Links auf externe Quellen)
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