Radeln, Bahnfahren oder mit der Karre?Mobil sein als Student*in

Studierende fahren überdurchschnittlich viel mit dem Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln.
1. Häufige Fragen
Es gibt diverse Angebote, die dir das Bahnfahren als Student*in erleichtern. Bspw. das Semesterticket, das meist für vergleichsweise wenig Geld einiges an Leistungen für dich bietet. Für Langstrecken kannst du dir als Student*in eine vergünstigte BahnCard 25 oder BahnCard 50 anschaffen, die dir 25-50% Ersparnis auf Fahrten im Fernverkehr ermöglichen.
Mit dem Semesterticket hast du meist freie Fahrt im öffentlichen Nahverkehr im gesamten Verkehrsverbund. Dafür gibt es jedoch diverse Begrenzungen in den Nutzungsbedingungen. Erkundige dich also genau über die Grenzen der Gültigkeit und welche Verkehrsmittel mit dem Semesterticket genutzt werden können.
Damit der Drahtesel immer in Schuss ist, gibt es an einigen Unis Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstätte, die meist mit Unterstützung der Studierendenvertretung betrieben werden. Dort wird dir das nötige Werkzeug zur Verfügung gestellt, mit dem du dein Fahrrad reparieren kannst. Kompetente Hilfe gibt es meist auch. Auch wenn du Student*in einer anderen Hochschule bist, kannst du natürlich dort vorbeigehen oder auch mitmachen!
2. Semesterticket
Mit dem Semesterticket hast du freie Fahrt im öffentlichen Nahverkehr und das meist im gesamten Verkehrsverbund. Kostenlos gibt es das Ticket zwar nicht, aber du fährst auf jeden Fall deutlich günstiger als mit Monatskarten oder sonstigen Tickets.
Semesterticket = freie Fahrt?
Nicht überall bedeutet „Semesterticket“ freie Fahrt im gesamten Verkehrsverbund. Erkundige dich also genau über die Grenzen der Gültigkeit und welche Verkehrsmittel mit dem Semesterticket genutzt werden können!
In einigen Städten muss für wirklich freie Fahrt noch ein individuelles Ticket hinzugekauft werden. Allein mit den Studiausweis bzw. einer Immatrikulationsbescheinigung mit Aufdruck des Verkehrsverbundes kann nur am Abend ab 18 Uhr oder am Wochenende gratis gefahren werden. Bekannt sind uns solche Regelungen bspw. aus München (Abend + Wochenende).
In einigen Bundesländern wie bspw. Thüringen gibt es ein landesweites Semesterticket. Dieses gilt an den Hochschulen in Eisenach, Ilmenau und Schmalkalden nur für den öffentlichen Schienenverkehr. In den anderen Hochschulstädten wie Erfurt, Weimar oder Jena aber auch im ÖPNV vor Ort bzw. im VMT.
Die Finanzierung des Semestertickets erfolgt in der Weise, dass alle Studierenden einer Hochschule bei ihrer Einschreibung / Rückmeldung neben dem Sozialbeitrag einen Geldbetrag für das Semesterticket zahlen. Das Ticket gibt es dann in der Regel einfach in Form des Studierendenausweises, auf dem steht, dass er zur Fahrt im öffentlichen Nahverkehr berechtigt. Genau genommen nur in Kombination mit einem Lichtbildausweis – aber danach wird meist nur bei großangelegten Kontrollaktionen gefragt. Dadurch, dass alle Studierenden den Betrag für das Ticket zahlen müssen, wird es so günstig.
Wenn du außerhalb des Verkehrsverbundes wohnst, für den das Semesterticket gilt, dann hast du möglicherweise die Chance, mit günstigen Anschlusstickets in den angrenzenden Verkehrsverbund zu fahren. Auch wenn du aus anderen Gründen oft außerhalb „deines“ Verbundes unterwegs sein willst, mag sich ein solches Anschlussticket lohnen.
Ein Semesterticket gibt es nicht an jeder Hochschule. Voraussetzung ist, dass die jeweilige Studierendenvertretung bzw. das Studierendenwerk mit den örtlichen Verkehrsbetrieben einen entsprechenden Vertrag geschlossen hat. Ob dies bei deiner (künftigen) Hochschule der Fall ist und welche Konditionen im Einzelnen gelten, kannst du bei der Studierendenvertretung der Hochschule erfragen. Kontaktdaten findest du über unsere Hochschuldatenbank. Die örtlichen Verkehrsbetriebe können natürlich auch Auskunft geben.
Juni bis August 2022: Semesterticket = 9-Euro-Ticket und vielleicht Erstattung
Wer ein Semesterticket zur ganztägigen Nutzung des ÖPNV hat, für die oder den gilt dieses in den Monaten Juni bis August 2022 als 9-Euro-Ticket. Das bedeutet, es kann für den Nah- und Regionalverkehr in ganz Deutschland genutzt werden. Und dort, wo das Semesterticket entsprechend viel kostet (fast überall), gibt es aller Wahrscheinlichkeit sogar eine Erstattung.
Erstattung des Semesterticket-Beitrags in Härtefällen
Für besondere Härtefälle ist es in der Regel möglich, den Beitrag für das Semesterticket erstattet zu bekommen. Was genau als Härtefall anerkannt wird, unterscheidet sich im Detail. Bei schwerer Behinderung / längerer Krankheit, die die Nutzung unmöglich macht, ist aber eigentlich immer eine Erstattung möglich. Auch bei mind. 3 Monaten Abwesenheit vor Ort wegen Auslands- oder Praktikumssemester sollte etwas zu machen sein.
Unter Umständen gibt es noch räumliche oder soziale Gründe, die für eine Erstattung anerkannt werden. So ist bspw. beim Hamburger Semesterticket eine Erstattung möglich, wenn du höchstens zwei Kilometer vom Studienort entfernt wohnst. Doch selbst wenn du nah bei der Hochschule wohnst: Das Semesterticket lohnt sich für die meisten Studis schon allein für andere Fahrten, sei es am Wochenende oder am Abend.
Der lange Weg zum Semesterticket
An so mancher Hochschule war die Einführung des Semestertickets ein langer beschwerlicher Weg oder ist es immer noch. Die Interessengegensätze liegen auf der Hand: Viele Studierende nutzen den öffentlichen Nahverkehr, profitieren von dem Ticket und zahlen gerne den zusätzlichen Betrag. Andere, die es – aus welchen Gründen auch immer – nicht oder nur selten brauchen, müssen es zwangsweise mitfinanzieren ohne dadurch einen Vorteil zu haben. Wobei Härtefälle ja sogar berücksichtigt werden (s.o.).
Der Widerstand gegen das Ticket ging sogar so weit, dass Verfassungsbeschwerde gegen die Einführung des Tickets beim Bundesverfassungsgericht erhoben wurde. Das Gericht hat der Beschwerde aber nicht stattgegeben (vgl. Pressemitteilung 114/2000 des BVerfG vom 30. August 2000). Dass es trotz dieser Entscheidung immer noch nicht an allen Hochschulen Semestertickets gibt, liegt häufig daran, dass Studierendenvertretung und Verkehrsbetriebe sich nicht auf konkrete Konditionen einigen können.
3. Fahrrad fahren 🚲 / Studentische Fahrradwerkstätten
In Städten wie Münster oder Karlsruhe sind Studierende überwiegend mit dem Fahrrad unterwegs. Dies spart Ausgaben, erhöht die Flexibilität, hält fit und ist nicht mit lästiger Parkplatzsuche verbunden. Damit der Drahtesel immer in Schuss ist, gibt es an einigen Unis Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstätte, die meist mit Unterstützung der Studierendenvertretung betrieben werden. Dort wird dir das nötige Werkzeug zur Verfügung gestellt, mit dem du dein Fahrrad reparieren kannst. Kompetente Hilfe gibt es meist auch. Auch wenn du Student*in einer anderen Hochschule bist, kannst du natürlich dort vorbeigehen oder auch mitmachen!
Einige der folgenden Angebote sind zwar keine rein studentischen Werkstätten, werden aber von den jeweiligen Studierendenvertretungen finanziell unterstützt und stehen daher insbesondere Studierenden kostenlos zur Verfügung. Material kostet in der Regel aber immer extra; nur die Nutzung der Werkzeuge nicht.
Liste von studentischen Fahrradwerkstätten 🔧
- HU Berlin: hubSchrauber - die Fahrradfakultät
- TU Berlin: unirad
- Uni Bielefeld: Radtschlag
- TU Braunschweig: FahrradSelbsthilfeWerkstatt
- Uni Bremen: AStA-Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt
- Ruhr Uni Bochum: Fahrradwerkstatt
- TU Darmstadt: zwanzig° - Fahrradwerkstatt
- Uni Dortmund: reCycling
- TU Dresden: Fahrradselbsthilfewerkstatt Rad i.O.
- Uni Göttingen: Fahrradwerkstätten des ADFC und Asta
- Hamburg: Selbsthilfe Fahrradwerkstadt „Fahrradstation“
- Hannover: verbilligte / kostenlose Nutzung einiger Radwerkstätten
- Uni Heidelberg: URRmEL, die Universitäre Rad Reparaturwerkstatt mit Eigenleistung
- Uni Hildesheim: Fahrradselbsthilfewerkstatt FAZZE
- Uni Kassel: AStA-Fahrradwerkstatt
- Uni Köln: AStA-Fahrradwerkstatt „Mitschraubgelegenheit“
- Uni Konstanz: Fahrradselbsthilfewerkstatt
- Leipzig: Fahrradselbsthilfewerkstatt „Die Radgeber“
- Uni Lüneburg: KonRad
- Uni Mannheim: AStA-Do-It-Yourself-Fahrradwerkstatt
- Uni Oldenburg: Fahrradselbsthilfewerkstatt des Asta
- Uni Osnabrück: Fahrradwerkstatt
- Uni Paderborn: AStA-Fahrradwerkstatt
- Uni Potsdam: Kostenlose Mitnutzung der Selbsthilfewerkstatt des ADFC
- Uni Stuttgart: Fahrradselbsthilfewerkstatt Sommersemester
Du kennst noch einen Link zu einer studentischen Fahrradwerkstatt? Einfach per Mailformular melden. Danke!
4. Vergünstigte BahnCard für Studis unter 27 🚆

Bahn fahren und die Welt entdecken
Wenn du auch außerhalb deines Verkehrsverbundes viel unterwegs bist, häufig nach Hause fährst oder Freund*innen in anderen Städten besuchen willst, lohnt sich vielleicht die BahnCard 50 für dich. Solange du unter 27 Jahre alt bist, bekommst du sie für lediglich 66,90 Euro pro Jahr für die zweite Klasse (Stand 5/2022). Dann kannst du jederzeit spontan fahren und zahlst nur 50% des regulären Preises. Planst du voraus und kannst Sparpreise nutzen, bekommst du auf diese immerhin 25% Rabatt. Die vergünstige BahnCard gibt es für alle unter 27, Studierendenstatus ist nicht notwendig.
Bist du kein*e Spontanfahrer*in, reicht die BahnCard 25: Mit ihr sind Tickets (Normal + Sparpreise + Super Sparpreise) immer 25% billiger. Sie kostet 35,90 Euro (Stand 5/2022), der Preisunterschied zur BahnCard 50 ist allerdings so gering, dass du überlegen solltest, ob sich nicht doch die 50er lohnt. Wenn du einmal kurzfristig eine Reise von Hamburg nach Berlin und zurück machen musst, für die keine (Super-)Sparpreise verfügbar sind, hat sich der Mehrpreis für die BahnCard 50 schon ausgezahlt.
Allerdings hat die Bahn ihr Angebot an günstigen Fahrten aufgestockt. Mittlerweile gibt es die dritte Kategorie neben Flex- und Sparpreisen: die Super Sparpreise. Und es scheint, als gäbe es dadurch nicht weniger Sparpreise, sondern es sind einfach noch mehr noch günstigere Fahrten dazu gekommen, sodass du fast immer einen Super Spar- oder Sparangebot findest. Dies spricht wiederum für den Erwerb einer BahnCard 25. Allerdings sind die Stornierungsmöglichkeiten beim Flexpreis sehr viel besser als in den anderen beiden Kategorien.
Bist du schon 27 oder älter kostet die BahnCard 50 leider nicht mehr ganz so günstige 234 Euro, die BahnCard 25 gibt es für 56,90 Euro – jeweils für die zweite Klasse.
Nicht vergessen: Die BahnCard ist immer ein Abo! Kündigst du nicht frühzeitig, bekommst du 12 Monate später eine neue Karte mit Rechnung zugeschickt.
5. Auto fahren 🚘
Im Vergleich zum Semesterticket oder Fahrrad ist ein Auto eine eher teure Angelegenheit. Parkplatzprobleme an den Hochschulen (gerade in Großstädten) sind ebenfalls keine Seltenheit. Wenn es also nicht unbedingt sein muss, solltest du lieber darauf verzichten.
Willst du nur gelegentlich Zugriff auf ein Auto haben, kannst du festes Mitglied bei einer CarSharing-Organisation werden. Dort kannst du je nach Bedarf ein kleines Auto oder auch einen Transporter bekommen.
Keine Bindung hast du bei den neueren Anbietern wie DriveNow oder car2go. Bei diesen bezahlst du pro Minute Nutzung, was bei längeren Strecken ganz schön ins Geld geht. Und bei Kurzstrecken ist das Rad meist schneller. Die Autos haben keine festen Standplätze, du musst sie per App auffinden. Dafür kannst du sie aber auch fast überall stehenlassen, wo legal geparkt werden darf. Allerdings ist das Nutzungsgebiet meist auf bestimmte Zonen beschränkt und umfasst meist nur die Innenstadt und mehr oder weniger angrenzende Stadtteile. Manche CarSharing Dienste bieten jedoch mittlerweile die Möglichkeit an, auch zwischen diversen Städten zu pendeln.
Außerdem ist in Zeiten des Klimawandels der Verzicht aufs Auto nie die falsche Entscheidung – sondern eigentlich sogar immer die richtige!
6. Langstrecken / Reisen als Student*in
Für längere Strecken gibt es die Bahn – aber auch Fernbusse oder Mitfahrgelegenheiten. Bei den letzten beiden Angebotsarten gibt es inzwischen in Deutschland gefühlt nur noch je einen großen Anbieter: BlaBlaCar und Flixbus. Mit dem schon gestartetem BlaBlaBus und dem angekündigten FlixCar scheinen sie sich aber gegenseitig Konkurrenz machen zu wollen – und ein paar kleinere Mitbewerber gibt es auch noch. Wir stellen sie dir in unserem Artikel zu Fernbussen und Mitfahrgelegenheiten vor, inkl. Metasuchmaschinen, um alle Angebote leichter zu überblicken.
Willst du in den Semesterferien Europa per Bahn bereisen, bietet sich das Interrail-Ticket an.