Die Fachschaft
Von Jens Wernicke und Konstantin Bender

Ohne Diskussionen geht es nicht ;-)
Eine Fachschaft, das ist eigentlich die Gesamtheit aller Studierenden eines Faches. Du gehörst also zu allen Fachschaften der Fächer, die du studierst. Umgangssprachlich ist mit „die Fachschaft“ in der Regel aber der so genannte Fachschaftsrat gemeint. Dieser wird – wie alle Fachschaftsräte – von und aus den Studierenden eines Faches demokratisch entweder auf einer Vollversammlung oder aber mittels Urnenwahl gewählt. Er ist auf Ebene des Faches das, was der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) oder Studierendenrat (StuRa) auf der Ebene der Hochschule ist: Der Fachschaftsrat ist die studentische Interessenvertretung der Studierenden nur eines Faches. Du darfst ihn wählen, dich aber auch in ihn hineinwählen lassen.1. Fachschaft – was ist das?
2. Ganz konkrete Hilfe von KommilitonInnen
Im Gegensatz zu den Mitgliedern im AStA oder StuRa kennen die Mitglieder des Fachschaftsrates deine konkreten Probleme meist sehr genau; sie studieren ja auch das gleiche wie du. Als Mitglied im Fachschaftsrat kümmerst du dich um die satzungsgemäße Vertretung der Interessen der Studierenden deines Faches. In der Regel gehören hierzu: die Vertretung der studentischen Interessen gegenüber dem Institut oder der Fakultät; die Mitwirkung bei der Gestaltung der Studienordnungen; Hilfe bei den Klausurenvorbereitungen etc. pp.
Viele Fachschaften bieten bspw. ganz konkrete Sammlungen von (Probe)Klausuren, sowie zugehörigen Lernunterlagen als Kopiervorlagen aus den Vorjahren an, was eine sehr praktische Hilfe darstellt. Fachschaftsräte sind aber auch bei der Gestaltung des kulturellen Lebens und beim Studieneinstieg ganz vorn mit dabei: Oft organisieren sie Feiern oder Informationsveranstaltungen für die Studierenden, in einigen Fällen sogar Weiterbildungen oder Exkursionen, die fachrelevant sind. Viele Fachschaftsräte organisieren „Einführungswochen“ für die neuen Studierenden und vieles mehr.
3. Finanzautonomie und bundesweite Aktion
Ihr Budget dafür erhalten sie hierbei (zumindest in allen Bundesländern, wo es eine Verfasste Studierendenschaft gibt) mittels Umlage aus den Semesterbeiträgen; diese wird dem Fachschaftsrat durch den AStA oder StuRa zur Verfügung gestellt. Der Fachschaftsrat verfügt aufgrund eigener Finanzen also durchaus über einen eigenen Gestaltungsspielraum, was seine „Politik“ und Hilfe für dich angeht.
An vielen Hochschulen vereinen sich die Fachschaften schließlich in einem zentralen Gremium; genannt bspw. „Zentraler Fachschaftenrat“ oder „Fachschaftenkonferenz“. Dieser besteht aus allen Fachschaftsräten der Universität. Dort werden dann auch Themen besprochen, die mehrere Fachschaften beschäftigen, oder tagesaktuell sind. Außerdem wird in der sogenannten FK an einigen Unis über ein weiteres Budget verfügt, von dem zusätzliches Geld für Fachschafts-Aktivitäten beantragt werden kann.
Und wie sich auch dein AStA oder StuRa auf höheren Ebenen (beispielsweise im fzs) „vernetzt“, tut dies auch dein Fachschaftsrat. Etwa zweimal jährlich finden – je nach Fach und in diesem anzutreffenden Engagement – Treffen der so genannten Bundesfachschaftentagungen (BuFaTa) statt. Die BuFaTa sind auch Mitglied im Studentischen Akkreditierungspool, der die Studierende in das Akkreditierungswesen entsendet und ihre Beteiligung darin fördert. Studiengänge müssen sich heutzutage regelmäßig einem Akkreditierungsverfahren stellen, die Akkreditierung ist also eine entscheidende Stellschraube zur Ausgestaltung von Studiengängen.
4. Gute Erfahrungen sammeln
Eine aktive Mitarbeit in der eigenen Fachschaft stellt dabei in den allermeisten Fällen eine wirkliche Bereicherung dar. Es wird viel diskutiert und organisiert, vor allem aber, und das ist ein wichtiger Unterschied zu der Arbeit etwa im „Studierendenparlament“: direkter an den Problemlagen im eigenen Studienfach, eben der eigenen Lebensrealität gefeilt.
Gut abgesprochen und vorbereitet hat es schon so mancher Fachschaftsrat geschafft, in den Hochschulgremien maßgeblichen Einfluss auf neu entstehende Prüfungsordnungen zu nehmen, Kommilitonen zu helfen BAföG zu erhalten und vieles mehr.
Ganz abgesehen davon, so berichten Altfachschaftler in Foren im Netz, erhält man dank der Arbeit im Fachschaftsrat einen „gewaltigen Informationsvorsprung“ und hat jede Menge Spaß. Machst du die Arbeit länger und gut, erhälst du zudem eine Verlängerung der BAföG-Förderungsdauer um bis zu zwei „Gremiensemester“. Dies hängt jedoch von den konkreten Regelungen an den Hochschulen ab.
5. Zu wenig Mitbestimmung und zu wenig mitbestimmt
Leider mangelt es vielen Fachschaftsräten an neuen Leuten und Engagement. Auch wegen zu viel Arbeitsbelastung im Studium. Aber gerade das wäre eigentlich ein Grund, sich zu engagieren. Denn: Gerade der Fachschaftsrat könnte Einfluss darauf nehmen, dass Prüfungen, die einfach „zu viel“ und von niemandem zu schaffen sind, abgeschafft oder vereinfacht werden. Etwas, das leider zu selten geschieht.
Generell kann man konstatieren: Sehr viele Möglichkeiten der Mitbestimmung hat die studentische Selbstverwaltung an den Hochschulen und in den Hochschulgremien zwar nicht; viele der vorhandenen Möglichkeiten werden jedoch oft auch, was schade ist, gar nicht genutzt.
Also: Bringe dich mit ein, denn nur du kannst wissen, was für dich getan werden muss; und nur mittels deines Engagements werden neue Prüfungs- und Studienordnungen so gestaltet werden, dass das Studium erkenntnisreich ist und keine Überforderung darstellt. Diese Möglichkeit zu nutzen, ist dein gutes – und selten voll ausgenutztes – Recht.
6. Erfahrungsbericht: Die Arbeit in der Fachschaft
Von Linda Flür, Studis Online Redakteurin
Während meines Bachelor-Studiums in Münster war ich Mitglied der Fachschaft Religionswissenschaft. Religionswissenschaft ist in Münster ein recht kleines Fach, daher sind es im Schnitt auch nur 5-6 Mitglieder. Das bringt natürlich gewisse Vor- und Nachteile, wobei die Vorteile durchaus überwiegen. Es ist notwendig, sich aufeinander zu verlassen und im Team zu arbeiten.
Mit die wichtigste Aufgabe war es, und ist es immer noch, die Erstsemester bei ihrem Beginn des Studiums zu unterstützen. Dies kann auf verschiedene Arten und Weisen geschehen, wie zum Beispiel ein Kennlern-Frühstück, oder eine Stadtrallye bei der die wichtigsten Orte im Studium in der Stadt vorgestellt werden (die beste Mensa, Copy-Shops, die Bibliothek, Kneipen etc…). Darüberhinaus organisieren einige Fachschaften auch Vernetzung- und „Ersti-“Fahrten, bei denen sich die Studierenden des Fachs noch besser kennenlernen können.
Aber auch in Hinblick der Prüfungen unterstützt die Fachschaft die Studierenden, gerade in so einem kleinen Fach bietet die Fachschaft Religionswissenschaft ein Prüfung-Café an, bei dem die Studierendenvor und nach der Prüfung mit Kaffee und Keksen versorgt, aber auch noch einmal Inhalte Fragen beantwortet werden.
Darüberhinaus hat die Fachschaft einige Veranstaltungen auf die Beine gestellt, bei denen fachrelevante Themen, wie zum Beispiel Religion in den Medien, vorgestellt worden sind und dafür unterschiedliche Wissenschaftler eingeladen worden sind.
Durch diese vielfältige Fachschaftsarbeit habe ich nicht nur die Einblicke in die hochschulpolitischen Abläufe kennengelernt, sondern auch gelernt im Team zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen, was sich auch nach dem Studium auszahlt.
Trotz des Mehraufwandes neben dem Studium hat es sich auf jeden Fall gelohnt in der Fachschaft aktiv zu sein, da ich nicht nur neue Freunde gefunden habe, sondern auch wertvolle Erfahrungen sammeln und den Studierenden bei ihren Problemen und Anliegen helfen konnte. Damit in Zukunft auch weiterhin in Fachschaften solch eine Arbeit geleistet werden kann, braucht es motivierte und engagierte Studierende, die sich in einer Fachschaft einbringen.
Weitere Möglichkeiten, sich an der Hochschule zu engagieren
Hinweis: Dieser Artikel erschien schon vor einigen Jahren. Am oben angegebenen Datum wurde er zuletzt leicht überarbeitet.