Studienfinanzierung
Bildungsfonds von Deutsche Bildung
Die Deutsche Bildung vergibt seit September 2007 „Studienförderungen“. Die Besonderheit ist, dass die Rückzahlung einkommensabhängig geschieht. Das ist flexibler als bei einem Studienkredit – kann aber auch viel teurer werden.
Wie auch bei einigen anderen in Form eines Bildungsfonds organisierten „Studienförderungen“ wird neben der eigentlichen Studienfinanzierung auch inhaltliche Unterstützung („Förderprogramm WissenPlus“) geboten. Was ja sogar die Chancen auf den beruflichen Erfolg steigern kann. Allerdings erhöht dieses Programm die Kosten (und damit die Rückzahlung).
Die Deutsche Bildung hat zuletzt im Juni 2018 für Investoren eine Anleihe mit einem Zins (Kupon) von 4% ausgegeben (siehe bspw.
PDF). Da die Deutsche Bildung mit den Rückzahlungen der „Studienförderung“ diese Rendite erzielen und natürlich auch die eigenen Kosten decken muss (Aussuchen von Studierenden, Verwaltung der Auszahlungen, Berechnung und Eintreiben der Rückzahlung), kann man davon ausgehen, dass die Rückzahlung im Schnitt deutlich mehr als 4% Zinsen einbringen muss.
Konditionen im Überblick (ohne Gewähr!) |
Das Darlehen |
Monatliche Höchstrate: 1000 €
Einmalzahlungen können auch höher sein, müssen aber begründet sein. Insgesamt können während eines Bachelor-Studiengangs 15.000 €, bei einem Master 25.000 € und bei einem MBA sowie einer Promotion 30.000 € ausgezahlt werden (Mindestauszahlung ist jeweils 3.000 €). Ein Bachelorstudium (Dauer mind. 36 Monate) kann also nicht voll finanziert werden! |
Dauer: bis zu 48 Monate |
Einschränkung: Auswahlverfahren |
Die Rückzahlung |
Beginn: Variabel
Normalerweise setzt die Rückzahlung ein, sobald ein monatlicher Verdienst von 1.500 € brutto erzielt wird. Bei nachweislich geringerem Einkommen wird die Rückzahlung aufgeschoben. Wichtig: Man sollte mit der Deutschen Bildung in Kontakt bleiben und Änderungen besprechen. |
Ratenhöhe/Dauer der Rückzahlung: individuell kalkuliert.
Kein Zinssatz auf erhaltenes Geld, also auch keine feste Ratenhöhe. Stattdessen wird ein Rückzahlungsprozentsatz auf das Einkommen nach dem Studium in Abhängigkeit von Darlehenshöhe und Rückzahlungsdauer kalkuliert. Je nach angeforderter Geldhöhe und Studienfach kommt es zu Prozentsätzen zwischen 3% und 10% (bezogen auf das Bruttoeinkommen) bei einer Dauer von drei bis zehn Jahren – alles individuelle Regelungen, die man sich genau durchlesen sollte inkl. aller Randbedingungen und Regelungen für Sonderfälle. Die obere Kappungsgrenze wird ebenso im individuellen Vertrag festgelegt und zieht eine obere Grenze für die Rückzahlung ein. Diese sollte man sich genau ansehen und sich klar machen, dass diese Konstruktion auch zu hohen Rückzahlungssummen führen kann, die einem Mehrfachen dessen entsprechen, was man bei einem Studienkredit an Zinsen zahlen müsste. Wichtig auch: Wird die Rückzahlung aufgeschoben, verschiebt sich auch das Rückzahlungsende entsprechend.
Achtung: Bei endgültigem Studienabbruch oder bei Verletzen der Informationspflichten (Regelmäßige Vorlage Studienbescheinigungen während Studium; Einkommensnachweise während Rückzahlungsphase etc. – wobei die Deutsche Bildung sicherlich zuerst den Kontakt sucht) kann die Deutsche Bildung die Vereinbarung kündigen. Dann muss das erhaltene Geld (und eine zusätzliche Summe für „WissenPlus“) verzinst zurückgezahlt werden. Uns wurde ein Zinssatz von 7,6% über dem Basiszinssatz genannt – das ist ziemlich teuer. |
Beantragung |
www.deutsche-bildung.de |
Einschätzung von Studis Online
Ein konventioneller Studienkredit dürfte bei erfolgreichem Studium und Start ins Berufsleben eigentlich immer günstiger sein (außer die Zinsen würden in den nächsten Jahren extrem steigen), aber man muss dann auch planmäßig zurückzahlen und kann unter fast keinen Umständen pausieren. Das Angebot der Deutschen Bildung bietet dagegen mehr Flexibilität – immer vorausgesetzt, man bleibt mit der Deutschen Bildung in Kontakt. Bricht man das Studium jedoch ersatzlos ab, ist auch der Bildungsfonds wie ein Kredit zurückzuzahlen und zwar mit einem vergleichsweise hohen Zinssatz.
Da wegen der einkommensabhängigen Rückzahlung einige (die doch nicht so hohe Einkommen erzielen) weniger zurückzahlen, müssen andere das ausgleichen. In der Folge muss die Rückzahlungssumme teilweise deutlich höher sein als wenn die gleiche Summe mittels anderer Studienkredite (siehe
Übersicht) finanziert worden wäre. In den FAQs von Deutsche Bildung wurde vor einigen Jahren dazu ausgeführt: „Ihr größtes Risiko ist, später erheblich mehr zu verdienen, als dies heute zu erwarten ist. In diesem Fall würden Sie deutlich mehr zurückzahlen, als Sie von uns bekommen haben, denn Sie zahlen den vereinbarten Anteil von Ihrem Einkommen, das jetzt sehr hoch ist, über die festgelegte Rückzahldauer. Wir haben allerdings nach oben eine Einkommensdeckelung, die regelt, dass Sie ab einem bestimmten Einkommen nicht noch mehr zurückzahlen müssen.“ Die Einkommensdeckelung sollte man sich bei einem möglichen Vertragsschluss also genauer ansehen …
Vorteil des Bildungsfonds im Vergleich zu klassischen Studienkrediten ist aber unbestritten, dass im Falle wenig / keinen Verdienstes die Rückzahlung ausgesetzt wird oder sehr niedrig liegt. Laut den FAQ von Deutsche Bildung kann in bestimmten Fällen die Rückzahlung sogar ganz entfallen – auch diese Details sollte man sich individuell aber genau ansehen. Bricht man das geförderte Studium endgültig ab, muss man übrigens doch normal wie ein Kredit zurückzahlen (und zwar einen mit hohen Zinsen und „WissensPlus“ wird auch als Kosten eingerechnet!). Trotzdem mag das „
Förderprogramm WissenPlus“ für manche auch ein Argument für das Angebot der Deutschen Bildung sein.
BAföG bzw. der Unterhalt der Eltern sollte auf jeden Fall an erster Stelle der Studienfinanzierung stehen. Reicht das nicht aus oder ist aus irgendwelchen Gründen nicht mehr greifbar, empfehlen wir zunächst die Prüfung aller sonstigen
Studienfinanzierungs-Möglichkeiten, bevor man sich einem Angebot wie dem der Deutschen Bildung zuwendet. So oder so kann der Bildungsfonds während des Bachelorstudium nur eine Ergänzung sein: Dafür stehen höchstens 15.000 € zur Verfügung (bei mind. 36 Monaten Studium sind das gerade noch 416 €/Monat). Für einen Master kann der Bildungsfonds dagegen bis zu 25.000 € bieten – das reicht für eine Vollfinanzierung von über 1000 € pro Monat. Aber hier ist natürlich auch das „Ausfallrisiko“ für den Bildungsfonds geringer.
Insgesamt kann man das Modell keineswegs pauschal als „sozial und fair“ bezeichnen. Es ist einfach eine weitere Variante mit gewissen Vor- (vor allem Flexibilität, ohne gleich ein Überschuldungsrisiko zu haben und geringere Rückzahlung bei wenig Einkommen, für manche „WissenPlus“) aber auch Nachteilen (deutlich höhere Rückzahlung bei gutem Verdienst nach dem Studium oder bei endgültigem Studienabbruch, manchen mag auch „WissenPlus“ nicht so viel bringen – nur Kosten ;-)).
Diese Themen könnten Dich auch interessieren