Bewerbung raus – und was nun?
Über das nervenaufreibende Warten auf die Zulassung
Die Studienplatz-Bewerbung(en) sind raus, aber wann ist der Studienplatz der Wahl endlich sicher? Was tun, wenn schließlich eine Zusage von einer Hochschule kommt, die eigentlich nur Notlösung sein sollte? Oliver Iost fasst zusammen, was rund um die Zulassung zu Studiengängen wichtig ist. Und welche Chancen es auch bei Ablehnung noch gibt.

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Das große Warten – hoffentlich kommt endlich die Zusage für den Wunschstudienplatz!?!
Je nach gewünschtem Studienfach (und Hochschule) ist eine Zusage mehr oder weniger wahrscheinlich. Ein Problem besteht immer dann, wenn das Studienfach zulassungsbeschränkt ist. Je nach Fach kann aber schon eine mehr oder weniger gute (Fach-)Abiturnote reichen, um sich ebenfalls keine Sorgen machen zu müssen.
Zunächst werden wir uns der Frage zuwenden, wie man grob zu einer
Voraussage der eigenen „Chancen“ kommen kann. Danach listen wir die
Termine auf, zu denen hochschulstart.de und die Hochschulen die
Zusendung ihrer Zulassungsbescheide geplant haben. Am Ende ein paar Hinweise dazu,
wie ihr euch verhalten könnt (z.B. „Pokern um den Wunschplatz“) und was die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten sind.
Was man aus den Zulassungsergebnissen des Vorjahres schließen kann
Im günstigsten Fall habt ihr schon vor eurer Bewerbung um einen Studienplatz versucht herauszufinden, wie eure Chancen auf eine Zulassung für eurer Lieblingsstudium stehen. Dies ist deswegen empfehlenswert, damit ihr bei einer ungünstigen Prognose euch schon rechtzeitig um Alternativen umschaut: Um andere Studienorte, Studiengänge oder Kompromisse abseits des Studiums.
Wer sich erst jetzt seine Chancen ausrechnen möchte, muss folgendes beachten:
- Niemand kann vorab wissen, wie viele BewerberInnen sich im aktuellen Jahr für das jeweilige Studienfach interessieren. Zwar kann man davon ausgehen, dass bei einer um einige Kommastellen besseren Abi-Note der Studienplatz ziemlich sicher ist, genau so wie bei einer deutlich schlechteren Note die Aussichten eher mau sind.
- Wichtig ist, welche Quoten man gerade betrachtet:
- die Abiturbesten-Quote
(Hier unberücksichtigte reservierte Plätze für internationale Studierende, Studis im Zweitstudium und Härtefälle)
- Wartezeit
- AdH-Quote = Auswahlverfahren der Hochschule
(Viele Hochschulen verzichten jedoch auf die Trennung von Abiturbesten und AdH und unterscheiden nur zwischen Wartezeit und ihrem Noten-basierten-Verfahren.)
Wie kommt man an die NC-Werte?
- Zulassungsbeschränkte Studiengänge
Eine zentrale Liste von wirklich allen Grenznoten und Wartesemestern gibt es nicht, viele Daten aus den letzten Jahren findet man in unser NC-Werte-Übersicht (z.T. genau aufgeschlüsselt nach Haupt- und weiteren Verfahrensschritten).
- Staatsexamen Human-/Tier-/Zahn-Medizin und Pharmazie (hochschulstart.de)
(Wintersemester 2017/18 bzw. Sommersemester 2018)
Wann kommt die Zusage?!?

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Manchmal scheint die Zeit einfach sehr sehr langsam zu vergehen...
Um darauf genauer eingehen zu können, muss zwischen dem Verfahren von hochschulstart.de für Staatsexamen (Bewerbung dort) und den Hochschulverfahren (Bewerbung direkt bei der Hochschule; evt. auch bei hochschulstart.de, via „Dialogorientiertes Serviceverfahrens“ (DoSV)) unterschieden werden.
Hochschul-Verfahren
Wie schon seit Jahren mehr oder wenig Standard, ist der Bewerbungsschluss in der Regel am 15. Juli für das Wintersemester (Ausnahmen gibt es aber diverse) und am 15. Januar für das Sommersemester. Die ersten Zusagen werden dann teilweise schon wenige Tage danach verschickt, in jedem Fall aber bis Mitte August (Winter) beziehungsweise Mitte Februar (Sommer). Aber das ist ja nur die erste Runde ...
Ob es schon Zulassungsbescheide eines bestimmten Studiengangs gibt, ist z.T. auf den Webseiten der jeweiligen Hochschule zu erfahren. Teilweise sind die Bescheide auch online einsehbar (allerdings oft ohne Gewähr). Wirklich relevant ist der Bescheid, der per Post kommt.
In den Foren von
Studis Online tauschen sich viele zukünftige Studierende darüber aus, wo und wie sie schon Zulassungen bekommen haben. Einfach mal über die
Liste der Stadt/Hochschul-Foren schauen. Auch im
allgemeinen Studium-Forum gibt es traditionell viele Beiträge zu Zulassungsbescheiden. Bitte aber immer beachten, dass einzelne Beiträge im Forum nicht unbedingt korrekt sein müssen. Es gibt darüberhinaus auch Sonderquoten für Härtefälle etc., die man kaum aus den allgemeinen Quoten „berechnen“ kann. Also nie zu früh freuen oder ärgern ... und ansonsten auch in unsere
NC-Werte-Übersicht schauen, in der wir neben den Infos aus dem Forum auch direkte Infos der Hochschulen auswerten. All das aber unverbindlich.
Nach der ersten Vergaberunde der Hochschulen ist leider weiter mit durchaus langwierigen Verfahren zu rechnen, denn das bundesweite „Dialogorientierte Serviceverfahren (DoSV)“, das Abhilfe bringen sollte, ist zwar bereits 2012 gestartet, aber bringt auch vier Jahre später erst in einzelnen Fächern tatsächlich Vorteile (vgl.
Bewerbungschaos nimmt leicht ab vom 24.06.2016). Die nach der ersten Runde freigebliebenen Studienplätze werden Anfang September (Winter) beziehungsweise Anfang Februar (Sommer) im Internet ausgeschrieben. Die Börse wird wieder unter
http://www.freie-studienplaetze.de bzw. auch beim
Hochschulkompass der HRK erreichbar sein. Dort werden die Hochschulen die Studienplätze eintragen, die in zulassungsbeschränkten Studiengängen noch frei sind. Auf diese Plätze könnt ihr euch dann gesondert bewerben.
Aber auch da wird es zumindest teilweise wieder mehr BewerberInnen als Plätze geben. Und weitere Runden drohen ... Trotzdem: Versuchen sollte man es in jedem Fall über diese Börse, wenn vorher kein Platz zugeteilt wurde. In den vergangenen Wintersemestern sollen trotz der vielen Nachrückrunden und der Börse jeweils über 15.000 Studienplätze unbesetzt geblieben sein – vgl.
Kommentar zur Studienplatzvergabe: Hochschulzugang als Reise nach Jerusalem. Wer also am Ende wahllos einen Platz annehmen will, sollte etwas finden ... (und sei es, man nimmt am Ende einen Studiengang, der die ganze Zeit
zulassungsfrei war und bei dem man sich auch noch spät immatrikulieren kann – was aber auch nicht bei allen geht!).
hochschulstart.de-Verfahren (klassisch)
Termine Wintersemester 2018/2019
Termine Sommersemester 2018 (ähnlich wohl auch 2019)
Bei hochschulstart.de wurden die
Zulassungsbescheide (Abiturbeste und Wartezeit) am
09. Februar verschickt, die Ablehnungsbescheide (Abiturbeste und Wartezeit) am 13. Februar. Die aktuellen NC-Werte sollten um diese Zeit schon online einzusehen sein. Hatte man demnach einen Platz sicher, aber keinen Bescheid von hochschulstart.de bekommen, sollte man sich schnellstens dort melden. Wer eine Zusage hatte, musste bis zum 23. Februar den Platz annehmen.
Wer dann noch keine Zusage von hochschulstart.de hatte (und das gilt für die Mehrheit der Bewerber), musste sich gedulden. Beim
Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) wurden die ersten
Zulassungsbescheide planmäßig am
7. März verschickt (Zusage musste dann bis 16. März erfolgen). Aber je nach Note, Rangplatz der Uni und konkretem Verfahren der Uni konnte es gut sein, dass man in der ersten Stufe gar nicht zum Zuge kommen konnte.
Die
Zulassungsbescheide der zweiten Runde des AdH werden am
26. März verschickt (hierfür muss bis 04. April zugesagt werden), ebenso dann auch die Ablehnungsbescheide.
Allgemein empfiehlt hochschulstart.de, sich dann zu melden, wenn zwei Tage nach planmäßigem Versand der Ablehnungsbescheide noch keinerlei Nachricht eingegangen ist.
Nach all diesen Schritten kommt dann sogar noch das
Nachrückverfahren. Hier kann man sich aber nur noch eine Hoffnung machen, wenn man recht knapp gescheitert ist. Es gibt nochmals zwei Runden (Bereitstellung und Versand am 10. bzw. 20.04.; Annahme muss bis 16. bzw. 26.04. erfolgen).
Termine Wintersemester 2018/2019
Bei hochschulstart.de werden die
Zulassungsbescheide (Abiturbeste und Wartezeit) am
10. August verschickt, die Ablehnungsbescheide (Abiturbeste und Wartezeit) am 14. August. Die aktuellen NC-Werte sollten um diese Zeit schon online einzusehen sein. Hat man demnach einen Platz sicher, aber keinen Bescheid von hochschulstart.de bekommen, sollte man sich schnellstens dort melden. Wer eine Zusage hat, muss bis zum 23. August den Platz annehmen.
Wer dann noch keine Zusage von hochschulstart.de hat (und das gilt für die Mehrheit der Bewerber), muss sich gedulden. Beim
Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH) werden die ersten
Zulassungsbescheide planmäßig am
5. September verschickt (Zusage muss dann bis 14. September erfolgen). Aber je nach Note, Rangplatz der Uni und konkretem Verfahren der Uni kann es gut sein, dass man in der ersten Stufe gar nicht zum Zuge kommen kann.
Die
Zulassungsbescheide der zweiten Runde des AdH werden am
24. September verschickt (hierfür muss bis 1. Oktober zugesagt werden), ebenso dann auch die Ablehnungsbescheide.
Allgemein empfiehlt hochschulstart.de, sich dann zu melden, wenn zwei Tage nach planmäßigem Versand der Ablehnungsbescheide noch keinerlei Nachricht eingegangen ist.
Nach all diesen Schritten kommt dann sogar noch das
Nachrückverfahren. Hier kann man sich aber nur noch eine Hoffnung machen, wenn man recht knapp gescheitert ist. Es gibt nochmals zwei Runden (Bereitstellung und Versand am 08. bzw. 18.10.; Annahme muss bis 12. bzw. 24.10. erfolgen).
Pokern um Wunschplatz? 🎰
Viele werden (jedenfalls nach den Erfahrungen der letzten Jahre) vor der Entscheidung stehen, ob sie darauf warten sollen, ob sie ihren absoluten Traumstudienplatz doch noch bekommen (z.B. über das Nachrückverfahren) oder ob sie sich doch lieber auf einen anderen Studienplatz einschreiben sollen.
Wer sich absolut sicher ist, nur das eine Fach (und vielleicht auch nur an einer bestimmten Hochschule) studieren zu wollen, für den ist die Entscheidung klar: Lieber warten und schlimmstenfalls diesmal leer ausgehen. Im nächsten Jahr hat man automatisch mehr Wartesemester (darf aber eben auch nichts anderes studieren!) und damit irgendwann größere Chancen.
Wartesemester bald keine absolute Garantie mehr!
Durch das
NC-Urteil des Bundesverfassungsgerichts wird es künftig Änderungen geben. Erwartet wird, dass ab 2020 mehr Wartezeit über einer gewissen Schwelle (vermutlich 8 Semester) keine Vorteile mehr bringen wird. Stattdessen werden vermutlich alle mit 8 (oder mehr) Wartesemester in einem Topf geworfen und mit Hilfe weiterer Kriterien (u.a. auch der Abinote) die „Glücklichen“ gekürt. Das bedeutet für einige, deutlich schneller an einen Platz zu kommen – andere dagegen haben möglicherweise keine Chance mehr, egal wie lange sie warten. Zusätzlich werden wahrscheinlich nur noch die Semester als Wartezeit gewertet, für die man sich auch um einen Studienplatz beworben hat (wobei das wohl nur für Semester ab 2020 gelten wird).
Die zukünftigen Änderungen von hochschulstart.de werden voraussichtlich in ähnlicher Form auch alle anderen Vergabeverfahren von zulassungsbeschränkten Studienplätzen betreffen.
Wer sich sowieso nicht so sicher ist, welches Fach es sein soll, könnte es wagen, auch etwas anderes (oder an anderem Ort) anzufangen. Zum einen ist später in der Regel noch ein Wechsel möglich, zum anderen stellt sich vielleicht heraus, dass der „Ersatz“ gar nicht so schlecht ist und man bleibt dabei.
Man sollte aber wissen, dass bei einem späteren Wechsel gewisse Nachteile drohen. Verliert man Fachsemester, weil man nicht alle Prüfungsleistungen des „alten“ Faches beim neuen angerechnet bekommt (was sowieso nur bei sehr nah verwandten Studienfächern gehen kann), dauert das Studium insgesamt länger. Ist man auf BAföG angewiesen, bekommt man am Ende des neuen Studiums nur noch ein Bankdarlehen. Übrigens unabhängig davon, ob man beim ersten Studienversuch BAföG beantragt oder bekommt (es wäre also ein Fehler, zunächst auf BAföG zu verzichten, man kann nichts „aufsparen“!). Details siehe den BAföG-Artikel
Fachrichtungswechsel.
Zudem ist durch das
Bachelor-Master-System hier etwas mehr Flexibilität in die Hochschulen eingekehrt: Falls ihr keinen Platz an eurer Traumhochschule bekommen habt – aber immerhin im gleichen Studiengang woanders –, könnt ihr nach dem oft 6-semestrigen Bachelor die Hochschule für den Master wechseln. Oder ihr schreibt euch für einen ähnlichen Bachelorstudiengang ein, mit dem ihr genügend Credits für euren geliebten Master sammeln könnt. Hier müsst ihr euch natürlich ausreichend bei den Hochschulen informieren – aber eine Garantie habt ihr leider auch nicht.
Immatrikulieren und gleich wieder Exmatrikulieren, weil anderer Platz besser?
Übrigens kann man sich durchaus auch in einem Fach einschreiben und dann später doch noch ein anderes annehmen. Dazu muss man sich zwar bei der ersten Hochschule wieder exmatrikulieren und das „Gleich-wieder-Exmatrikulieren“ ist bei den Hochschulen nicht gern gesehen, trotzdem aber möglich. In der Regel (vor allem, wenn noch nicht Vorlesungsbeginn war) bekommt man auch die gezahlten Gebühren (Studiengebühren, Semesterbeitrag, Verwaltungsbeitrag – je nach Bundesland) zurück, muss dazu aber einen speziellen Antrag stellen. Eine geringe Gebühr kann eventuell dafür entstehen.
Insbesondere, wenn man sich bei mehreren Hochschulen beworben hat und bei der Wunschhochschule erst einmal nicht berücksichtigt wird, von anderen Bewerbungen für andere Studiengänge aber schon im Februar bzw. August eine Zusage hat, bleibt wenig anderes übrig. Sofern man vermeiden will, am Ende ganz ohne Zusage dazustehen.
Kündigung bei privaten Hochschulen
An privaten Hochschulen schließt man einen Vertrag, der zwar auch gekündigt werden kann, aber in der Regel nicht ohne Kosten.
Viel Glück 🍀 und Kopf hoch, wenn's nicht klappt!
Zum Abschluss kann ich nur sagen: Viel Glück allen und mögen die Ergebnisse der Zulassungsverfahren nicht zu lange auf sich warten lassen. Solange könnt ihr ja bspw.
im Forum von Studis Online gemeinsam warten ;-)
Sollte es nicht ganz der Wunschstudienplatz werden: Lasst euch trotzdem erst einmal darauf ein. Manchmal merkt man, dass das Schicksal doch das richtige „zugeteilt“ hat. Im besten Fachsprech der Psychologie wird diese Strategie auch als „Auflösung kognitiver Dissonanz“ bezeichnet. In verständlich: Wer möchte schon dauerhaft schlecht drauf sein? Da ist es leichter, sich irgendwann mit einem Umstand abzufinden.
Solltet ihr aber feststellen, dass es nichts ist, dann scheut euch nicht, rechtzeitig Konsequenzen zu ziehen, statt euch auf Dauer in einem Fach zu quälen, das euch nicht liegt.
Ansonsten gibt der Artikel
Alternativen nach der Absage: Last Minute zum Traumstudium noch ein paar Hinweise, wie ihr vielleicht doch noch zu einem Studienplatz kommen könntet.
Weiterführende Links zum Thema
Freie Studienplätze / Studienplatztausch
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