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Zukunftspakt 2022: Wissenschaftsrat denkt schon wieder an Studiengebühren – und will mehr Elite
Bezahlstudium auf Nimmerwiedersehen? Pustekuchen. Während es in Bayern gerade abgewickelt wird und in Niedersachsen auf der Abschussliste von Rot-Grün steht, wird im Hintergrund schon zum großen Rollback gerüstet. Der Wissenschaftsrat – ein hochschulpolitisches Schwergewicht – hat bei seiner Frühjahrstagung ein Comeback von Studiengebühren ins Spiel gebracht. Der in Würzburg beratene "Zukunftspakt 2022" hat es aber auch sonst in sich. So sehr, dass die Öffentlichkeit besser nichts davon erfahren sollte. Es kam allerdings anders, und das ist gut so.
Bisherige Kommentare
1. Karl Kraus kommentierte am 07.05.2013 um 22:13:09 Uhr
Studiengebühren
werden gern gerechtfertigt mit dem Argument, es sei ungerecht, wenn die Steuern von einkommensschwächeren Haushalten benutzt würden, um den Kindern der Reichen ein Studium zu finanzieren. Ich habe dieses Argument lange sehr interessant gefunden und hatte schon gedacht, ich hätte das erste überzeugende neoliberale Gerechtigkeitsargument meines Lebens gefunden. Jetzt weiß ich, inwiefern es tatsächlich interessant ist: Es geht von der Voraussetzung aus, dass Uni Ort bzw. Startpunkt individueller Karrieren ist, und nicht Forschungs- und Lehrstätte für alle diejenigen, die in Zukunft die Gesellschaft mitgestalten wollen. Aber Uni ist nach der inzwischen 40 Jahre andauernden Gehirnwäsche, der Mensch sei nichts als egoistisch und jeder ist Unternehmer seines Lebens, schlicht nicht mehr als Bildungs-, Forschungs- und Nachdenkanstalt vorstellbar. Um das Argument entsprechend abzulehnen: Unter der Voraussetzung, dass Menschen jeder Herkunft, also auch aus reichem Hause, durch die Uni befähigt werden sollen, einen Beitrag für alle zu leisten, ist das sehr wohl in Ordnung, wenn sich auch die gesamte Gesellschaft daran beteiligt. Wenn diese Voraussetzung aber eines Tages ganz entfällt, sind Studiengebühren gerecht. Igitt. Es gibt Menschen, die eine solche Gesellschaft richtig finden. Grusel. (Vermutung: Es sind nicht die Nicht-Reichen.)
2. Elena505050 kommentierte am 08.05.2013 um 14:06:16 Uhr
Teufelskreis Studium
Ob das Studium Startpunkt individueller Karrieren ist oder Forschungs- und Lehrstätte für Gesellschaftsmitgestalter, ist für einen Studenten erstmal irrelevant. Wenn man nicht gerade eine bahnbrechende Idee hat, mit der man selbstständig wird und ohne universitäre Grundkenntnisse bis an sein Lebensende Geld verdient, ist man auf das Studium angewiesen. Es ist und bleibt Grundvoraussetzung für einen qualifizierten Job, ob man will oder nicht.
Von uns Studenten wird Multitasking auf höchstem Niveau erwartet. Nach der Uni muss ich Seminararbeiten schreiben, mich für Klausuren, Präsentationen, mündliche Prüfungen und sonstige universitären Aktivitäten vorbereiten und dafür sorgen, dass das Vorgetragene in meinen Kopf gelangt. Ganz abgesehen von Examensarbeiten, die einen wissenschaftlichen Mehrwert schaffen sollen, forschen muss ich also auch noch. Und Praxis ist ganz wichtig, deswegen darf ich unbezahlte Praktika auf mich nehmen. Nicht zu vergessen muss ich mir das Studium und die Gebühren ja auch noch finanzieren, ein Nebenjob muss her, mit einem Arbeitgeber, der sicherlich Verständnis dafür hat, dass ich keine festen Arbeitszeiten haben kann. Wenn meine Eltern mich nicht finanziell unterstützen können, muss vielleicht ein zweiter Job, BaföG oder ein Studienkredit her. Ein Stipendium wäre natürlich auch möglich, wofür ich allerdings hervorragende Noten brauche, für die ich wiederum Zeit zum lernen brauche, in der ich wiederum arbeiten muss. Bemerken Sie den Teufelskreis? Statt Studenten zu entlasten, wird auf sie zusätzlicher Druck ausgeübt, denn das ganze soll natürlich in Regelstudienzeit ablaufen. Dass unter Studenten kleine Hilfsmittel, wie Ghostwriter modern geworden sind, kann uns wohl niemand verübeln.. Traurig, wie weit man getrieben wird.
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