Der englische Lebenslauf – auch résumé, Curriculum Vitae oder kurz CV genannt – unterscheidet sich in einigen Details vom Deutschen. Dass Fotos tabu sind, wisst ihr sicher. Doch auf was solltet ihr noch achten? Wie sieht der Aufbau aus? Und wie werden die wichtigsten Begriffe übersetzt? Studis Online erklärt es euch.
Von Sebastian Horndasch
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Wer einen Lebenslauf für GB, USA & Co. braucht, sollte seinen deutschen Lebenslauf nicht eins zu eins übersetzen.
Irgendwann braucht fast jeder Studierende einen englischen Lebenslauf – sei es für ein Praktikum, einen Job oder einen Studienplatz im Ausland. „Meinen ersten englischen Lebenslauf musste ich schreiben, als ich mich für ein Master in England bewarb“, erinnert sich VWL-Studentin Claudia Horn.
Das Problem: „Ich hatte keinerlei Ahnung, wie man einen CV schreibt. Ich habe dann meinen deutschen Stück für Stück übersetzt. Abgesehen davon, dass ich mein Foto weggelassen hatte, habe ich nichts abgeändert.“
Beim CV gibt es große Unterschiede zwischen Europa und den USA: Während bei uns ein Modell dominiert, das dem Europass – einem von der EU entwickelten Standardlebenslauf – relativ nahe kommt, unterscheiden sich amerikanische CVs teilweise deutlich.
Dieser Artikel bezieht sich in erster Linie auf die in Europa gängigen Normen, zeigt aber auch einige Unterschiede zu den USA auf.
Übrigens: Wer sich in den USA, Kanada, Australien oder Neuseeland auf eine Stelle außerhalb des akademischen Umfelds bewirbt, sendet keinen „CV“ sondern sein Résumé oder Resume mit.
Die gute Nachricht: englische Lebensläufe sind nicht allzu standardisiert. Es gibt also kein kompliziertes Regelwerk, das ihr lesen müsst. Die meisten Tipps, die für den deutschen Lebenslauf gelten, sind auch auf Englisch richtig.
Wie im Deutschen ist es das Ziel des englischen Lebenslaufes, alle Stationen und Aktivitäten im bisherigen Leben schnell erfassbar zu machen. Der Leser muss auf den Lebenslauf schauen und sich innerhalb von wenigen Sekunden ein Bild machen können. Hier seht ihr, wie ein deutscher Lebenslauf aussehen sollte.
2. Das Design
Ein englischer Lebenslauf sollte maximal zwei Seiten lang sein – in den USA kann es bei umfangreicher Berufserfahrung auch mehr sein. Mit einem guten Design wirkt der CV klar, aufgeräumt und überlegt. Nutzt also keine überflüssigen Schmuckelemente wie Linien und Zierleisten.
Hier findet ihr den englischen CV ⬇️ der fiktiven Bachelorabsolventin Susanne Beispielhaft, die gerade ihr Studium in Medienwissenschaften abgeschlossen hat.
Für den Beispiel-CV haben wir die Schriftart „Helvetica“ genutzt, die Schriftgröße ist 11, die Überschriften sind in 14. Solltet ihr Platzprobleme haben, könnt ihr die Schriftgröße auf 10 reduzieren – kleiner sollte sie aber nicht sein. Andere gute Schriftarten sind Lucida, Calibri, Verdana, Euphemia, Sathu oder Arial. Wichtig ist, dass die Schrift seriös aussieht und gut leserlich ist.
Wie im Deutschen gilt: Keine überflüssigen Informationen. Etwa 90 Prozent aller CVs haben die Überschrift „Curriculum Vitae“. Doch dass es sich um einen Lebenslauf handelt, ist bereits vom Format her aus fünf Metern Entfernung sichtbar. Warum also eine bekannte Information wiederholen?
Was dagegen weniger offensichtlich und dafür umso wichtiger ist: der Name. Genau diesen solltet ihr groß voranstellen. Ebenfalls streichen könnt ihr Wörter wie Address, Email und Telephone. Denn jeder kann eine Telefonnummer und eine E-Mailadresse erkennen, ohne extra darauf hingewiesen zu werden. Und: Eine Unterschrift ist im englischen Lebenslauf nicht nötig.
3. Der Aufbau
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Im englischen CV ist ein Foto nicht nur unnötig – es ist absolut unüblich!
Wie bei uns beginnt der englische Lebenslauf mit den Personal Details – also Name und Anschrift. Anders als in Deutschland ist es jedoch unüblich, den persönlichen Status zu nennen (verheiratet oder nicht). Fotos sind verpönt und sogar der Geburtstag wird immer seltener erwähnt, um Diskriminierung vorzubeugen.
Die Nationalität ist nur nötig, falls es sie für die Position relevant ist – zum Beispiel im Falle von notwendigen Arbeitsvisen. Wer sich also als Deutscher innerhalb der EU bewirbt, kann seine Nationalität weg lassen.
Personal Profile und Career Objective
Nach den Personal Details folgen oftmals zwei hierzulande eher unübliche Kategorien: Personal Profile und Career Objective. Da sich beide ein wenig überschneiden, werdet ihr meist nur eine in einem CV finden. Wählt ihr beide, müsst ihr darauf achten, dass sie unterschiedliche Informationen enthalten. Achtung: In europäischen Lebensläufen handelt es sich um eine Kann-Kategorie, in Amerika ist das Profile fester Bestandteil. Wer sich also in den USA bewirbt, sollte es keinesfalls vergessen.
Im Personal Profile könnt ihr eine kurze Charakterisierung eurer selbst verfassen. Für die Bachelorabsolventin aus dem Beispiellebenslauf könnte diese folgendermaßen lauten:
„Young Professional well-experienced in social media with a Bachelor’s degree in media sciences; co-founded student-run marketing agency; proven technical skills in leading media software; ability to work under high pressure.“
Das Personal Profile ist aber nicht ohne Tücken: Eine Selbstcharakterisierung kann leicht angeberisch und selbstverliebt klingen. Auch machen viele den Fehler, Charaktereigenschaften aufzuzählen, die nicht beweisbar sind. Es ist zum Beispiel wenig hilfreich, sich als „dynamisch, motiviert und kreativ“ zu bezeichnen, denn wer sieht sich nicht so?
Im Beispiellebenslauf haben wir uns entschieden, statt dem Personal Profile lieber das Career Objective zu nennen. Anders als im Deutschen, wo ihr unter „Angestrebte Position“ schlicht die Stellenbezeichnung nennt, solltet ihr im englischen CV generell bleiben und eure wichtigsten Argumente nennen. Die Studentin im Beispiellebenslauf schreibt folgendes:
„To work as a marketing professional in the social media industry, applying my experience as the co-founder of a student-run marketing firm and my Bachelor’s degree in Media Sciences“
Sie nennt im Beispiel-CV nicht den genauen Namen der Position, auf die sie sich bewirbt, sondern sagt, wo sie generell hin möchte. Dies sollte natürlich mit der Stelle korrespondieren – bei einer Bewerbung für eine Zeitung würde sie etwas anderes schreiben.
Hier – und auch bei den folgenden Punkten – müsst ihr euren CV individuell für die jeweilige Stelle anpassen da geschulte Personaler schnell Standart-Lebensläufe erkennen, welche sich nicht mit dem Anforderungsprofil auseinandersetzen.
Jan Perret, ehemalige stellvertretende Leiterin des Karriereservices der Nottingham University, hat bei den beiden Kategorien gemischte Gefühle: „Personal Statement und Career Objective können sehr kraftvoll sein und einen prägnanten Überblick über die Ziele und Kenntnisse einer Person bieten. Schlecht gemacht, können sie aber auch überflüssig oder sogar schädlich sein. Der Inhalt sollte also für den Leser einen zusätzlichen Nutzen bieten, um eine positive Ergänzung darzustellen.“ Wer sich unwohl fühlt, kann die Kategorien auch weglassen – außer, ihr bewerbt euch in den USA.
Education und Professional Experience
Mit Education und Professional Experience folgen zwei Kategorien, die sich von der Sprache abgesehen nicht von den deutschen Pendants unterscheiden: Die Stationen werden rückwärts chronologisch mit den jüngsten Entwicklungen zuerst aufgezählt, die Überschrift enthält die wichtigsten Angaben (Position, Organisation, Ort), darunter folgen die wichtigsten Aufgaben und Informationen. Wie im deutschen Lebenslauf ist die Grundschule irrelevant. Ein Eintrag könnte dabei folgendermaßen lauten:
02/2018 – 04/2018
Intern at the Social Media Agency „Neo Medien“, Berlin
Contributed to the design of the social media strategy for a German blue chip company
Represented Neo Medien at the „Mediascope 2018“ conference in Cologne
Der Autor dieses Artikels Sebastian Horndasch studierte VWL und Politik in Erfurt, Madrid, Nottingham und Paris. Er schrieb die beiden Studienführer Bachelor nach Plan und Master nach Plan. Nach vielen Jahren als freier Journalist und Studienberater arbeitet Sebastian heute für den Stifterverband beim Hochschulforum Digitalisierung. In seinem Blog www.horndasch.net schreibt er über Bildungsthemen.
Vielleicht fällt euch beim Lesen auf, dass die Beispielabsolventin aktive Verben nutzt: Contributed und Represented. Viele Leute würden statt dessen folgendes schreiben „Participation in the Mediascope 2011 conference in Cologne“. Das ist nicht falsch, allerdings ist es auch nicht sehr präzise und klingt passiv. Die aktivere Formulierung – „Represented Neo Medien...“ – klingt besser und ist präziser. Dies hebt auch Jan Perret hervor: „Wir raten allen, aktive Verben zu nutzen, um klar zu machen, was man genau gemacht hat. In der dritten Person bleiben die Aufgaben und Erfolge für den Leser recht vage.“
Es ist auch möglich, dass ihr speziell auf die Erfolge (achievements) in eurer Tätigkeit verweist. Ein Beispiel im Bereich Social Media könnte sein, dass ihr für einen Kunden die Zahl der Follower mit einer Kampagne um x-Prozent gesteigert habt. Falls ihr eine Auszeichnung (award) bei einem Wettbewerb oder dergleichen erhalten habt, kann dies natürlich auch Eingang in den CV finden.
Im Beispiel-CV haben wir die Noten der Absolventin ins Englische übertragen und dabei die Tabelle im Artikel zum Studium in Großbritannien genutzt. Dies ist natürlich nur bei einer Bewerbung im Vereinigten Königreich sinnvoll. Falls ihr euch unsicher seid, könnt ihr auf die Übersetzung der Noten auch verzichten.
Falls ihr eine Weiterbildung absolviert habt, könnt ihr diese unter den Punkt Education auflisten – oder ihr legt einen gesonderten Abschnitt Trainings an, wenn ihr schon mehrere gemacht habt.
Engagement und Ehrenamt
Ehrenämter und Engagement sind immer positiv und sollten im CV unbedingt genannt werden. Doch wo? Verfügt man über mehrere Stationen, bietet sich eine eigene Kategorie mit dem Titel Extracurricular Activities oder – wie im Beispiel-CV – Voluntary Activities an. Ist das Engagement auf nur eine Sache begrenzt, würde eine eigene Kategorie übertrieben wirken. In diesem Fall könnt ihr euer Engagement später unter euren persönlichen Interessen nennen.
Skills
Wie im Deutschen gibt man auch im englischen CV seine Sprach- und Computerkenntnisse an. Euren Führerschein müsst ihr dabei nicht erwähnen, solange dieser nicht explizit in einer Stellenausschreibung gefordert wird. Solltet ihr eure Kenntnisse durch Sprachtests und Zertifikate belegen können, solltet ihr diese auch aufzählen. In unserem Beispiel-CV hatte die Studentin beispielsweise besonders gut im TOEFL-Test abgeschnitten.
Hobbys und weitere Interessen
Hobbys gehören auch in einen englischen Lebenslauf. Jan Perret betont aber, dass man die Sektion niemals Hobbies nennen sollte. „Ich rate zum Titel ‚Activities’ oder ‚Interests’. ‚Hobbies’ klingt auf Englisch sehr kindisch.“ Dabei solltet ihr es nicht bei einer kurzen Aufzählung belassen. „Arbeitgeber möchten Details sehen. Eine reine Aufzählung sagt nicht viel, es muss klar werden, wie engagiert man ist und wie gut man seine Sache macht. Ich rate dazu, zwei bis drei Aktivitäten auszuwählen, die wirklich etwas über einen sagen.“
Die Absolventin in unserem Beispiel-CV spielt zum Beispiel seit längerem mit hohem Engagement Fußball. Würde sie nur „Fußball“ als Aktivität nennen, könnte es auch sein, dass sie im Sommer regelmäßig im Park kickt. Daher hat sie folgendes geschrieben
„I have been playing competitive football for several years and currently play for my university team. Apart from keeping me fit, it also teaches me about the importance of teamwork.“
Referenzen
In englischsprachigen Ländern sind Praktikums- und Arbeitszeugnisse nicht üblich. Aus diesem Grund spielen die References eine große Rolle, die möglichen Arbeitgebern Informationen über die Bewerber geben können.
Unter den Referenzen sollet ihr zwei bis drei Personen nennen, die etwas über euch sagen können – Beispielsweise der ehemalige Chef beim Praktikum sowie ein Professor, der euch gut kennt. Wichtig: Ihr sollet die Leute fragen, bevor ihr sie in eurem CV aufnehmt.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen Lebenslauf und CV
Deutscher Lebenslauf
Englischer CV
Foto
Ja
Nein
Status
Möglich
Nein
Geburtstag und -ort
Ja
Möglich, aber nicht notwendig
Nationalität
Nur, falls nicht aus Namen und Geburtsort erschließbar
Nur, wenn ein Arbeitsvisum nötig ist
Persönlichkeitsprofil
Nein
Ja, möglich
Karriereziel
Möglich, kurz angestrebte Position nennen
Ja, Position und wichtigste Qualifikationen nennen
Bei Nicht-Muttersprachlern wird im Englischen nicht ganz so streng auf Rechtschreibung und Grammatik geachtet – dennoch solltet ihr euch Mühe geben. Jan Perret rät, sich Hilfe bei anderen zu suchen: „Nach meiner Wahrnehmung sollten Nicht-Muttersprachler sehr vorsichtig mit Rechtschreibung und Grammatik sein.
Wer sich nicht ganz sicher ist, sollte jemanden Kompetentes um Hilfe bitten. Daneben sollte man in englischen Lebensläufen keine blumige Sprache nutzen. Arbeitgeber bevorzugen eine klare Sprache und Struktur.“
Im Englischen schreibt man fast alles klein, auch Substantive. Doch es gibt Ausnahmen: So gilt bei Namen, Ländern und Titeln die Großschreibung. Es heißt beispielsweise nicht „bachelor of arts in education“, sondern „Bachelor of Arts in Education“ und nicht „a german university“, sondern „a German university“.
Bei Überschriften könnt ihr euch entscheiden, ob ihr alles groß oder lieber klein schreiben möchtet. Im Beispiellebenslauf wären sowohl „Professional experience“ als auch „Professional Experience“ richtig. Wichtig ist nur, dass ihr euch im CV für eine Schreibweise entscheidet und diese dann konsequent durchhaltet. Im Beispiellebenslauf haben wir uns für Großbuchstaben entscheiden. Dies könnt ihr aber machen, wie ihr wollt.
Da das Englische die Umlaute ä, ö und ü sowie das ß nicht kennt, könnt ihr diese entsprechend auflösen.
Claudia Horn hatte in ihrem Lebenslauf viele Fehler gemacht: „Sprachlich war mein englischer CV soweit in Ordnung. Dafür habe ich einerseits meinen Familienstand genannt und andererseits persönliche Interessen und Referenzen weggelassen. Den Masterstudienplatz habe ich aber trotzdem erhalten.“
Anmerkung der Redaktion:
Dieser Artikel wurde am 10. Oktober 2011 auf Studis Online veröffentlicht. Der Status der zitierten Personen und die Zitate haben den Stand 2011. Das oben genannte Datum zeigt die letzte Bearbeitung der Redaktion an.
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