Was ist eigentlich …Eine Depression
Von Karl-Heinz Stange und Jens Wernicke
Eine Depression ist nicht vergleichbar mit der zum Leben gehörenden „Herabgestimmtheit“. Auch wenn ein Übergang zur Krankheit Depression fließend sein kann, sind die Symptome der Depression doch eindeutig: Neben der traurigen Grundhaltung leiden depressiv erkrankte Menschen vor allem an Antriebsmangel, sie sind oft nicht in der Lage Entscheidungen zu treffen und haben die Fähigkeit verloren Freude zu empfinden. Konzentrationsstörungen, Gedankenkreisen, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle, Angst, Schlafstörungen oder Appetitlosigkeit sind häufig, zwei Drittel der Betroffenen haben – zumindest zeitweise – Suizidgedanken.
Ungefähr fünf Prozent der BürgerInnen in Deutschland leiden an einer depressiven Störung, das sind ca. 4 Millionen Menschen. Jeder und jede Zehnte erkrankt im Laufe des Lebens einmal oder mehrmals an einer „depressiven Episode“. Weltweit deuten alle Zahlen auf eine weitere Zunahme hin. Eine Depression ist also nichts Seltenes, sondern geradezu eine „Volkskrankheit“.
Wie entsteht eine Depression?
Es gibt nicht „die Depression“, sondern verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Ursachen. Meist führt ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren zur Erkrankung. Eine Depression kann körperliche, psychologische und gesellschaftliche Ursachen haben.
Aus medizinisch-biologischer Sicht entsteht eine Depression aufgrund von Stoffwechselstörungen im Gehirn und durch genetische Faktoren. Außerdem kann sie eine Folge körperlicher Erkrankungen (Diabetes, Tumore, Entzündungen etc.) sein oder durch Medikamente (Rheumamittel, Psychopharmaka, Mittel gegen Bluthochdruck etc.) verursacht werden. Bedeutsam sind jedoch auch eine emotionale Mangelernährung im Elternhaus (zu frühe und zu lange Trennungen, Aggressionen gegen die Kinder etc.) und gesellschaftliche Bedingungen (häufige Entwurzelungen durch aufgezwungenen „Arbeitsmarkt-Flexibilisierungen“, Verlust der Lebensperspektive, Armut etc.).
Die unterschiedlichen Erklärungsansätze drehen sich dabei u. a. um die Frage, ob die Stoffwechselstörungen im Gehirn Ursache oder Folge der Depression sind. Fest steht, dass Studierende oft, aufgrund nicht hinreichender Studienfinanzierungsmöglichkeiten und schlechter Studienbedingungen, erheblichen psychosozialen Belastungen ausgesetzt sind (überfüllte Veranstaltungen, unangemessener Prüfungs- und Leistungsdruck etc.). Diese Überlastungssituationen können zu einem depressives "Ausgebranntsein" führen und die Entstehung einer depressiven Erkrankung bedingen.
Wenn schon das Aufstehen schwerfällt, man den Weg zur Uni einfach nicht mehr schafft und nicht weiter weiß. Dann steckt man vielleicht in einer Krise. weiter
Gute Behandlungschancen
Professioneller Standard sollte eine psychotherapeutische Behandlung sein. Sie wird von den Gesetzlichen Krankenkassen finanziert. Ab einer „mittleren Depressionstiefe“ wird zudem in der Regel eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva notwendig. Diese Medikamente machen nicht abhängig und führen nicht zu einer Persönlichkeitsveränderung.
Nach dem Abklingen der Depression können sie wieder abgesetzt werden. Wichtig sind außerdem eine soziale Unterstützung und die Beachtung der Suizidproblematik, sie sollte immer angesprochen werden. Auch wenn es – wie bei fast jeder Erkrankung – natürlich schwierige Verläufe geben kann: Depressionen sind gut und erfolgreich behandelbar.
Selbst betroffen?
Solltet Ihr Euch während Eures Studiums über längere Zeit chronisch überlastet fühlen, an Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten oder „Gedankenkarussellen“ leiden: Wendet Euch an die psychosoziale Beratungsstelle Eures Studentenwerks. Für solche Probleme sind sie da und bieten Hilfe an. Dort kann man Euch auch kompetente TherapeutInnen empfehlen.
Noch einmal: Depressionen sind kein „Randgruppenphänomen“ und selbst verschuldet, man braucht sich daher nicht zu schämen oder sich anzuklagen. Mittlerweile bieten viele seriöse Stellen und Quellen Hilfe an. Einen „Selbsttest“ der „Stiftung Deutsche Depressionshilfe“ findet Ihr hier. Bei Bedarf finden sich sogar seriöse Ratgeber für Betroffene sowie deren Angehörige im Netz.
Quellen und Literatur