Studieren in Belgien

Eine Spezialität: Belgische Waffeln
1. Gründe für ein Studium in Belgien
Mittendrin im Herzen Europas: Belgiens Lage, Geschichte und natürlich auch Bedeutung im europäischen Kontext garantieren dem kleinen Königreich Sonderstatus. An insgesamt elf Universitäten kann man in Belgien studieren, dazu kommen einige wenige den Universitäten gleichgestellte Einzelfakultäten, zahlreiche Hochschulen (Hautes Ecoles/Hogescholen) und mehrere Kunsthochschulen.
Interessant oder abschreckend? Der Konflikt zwischen den Sprachgemeinschaften
Belgien ist durch die Flämische (niederländischsprachig / Region Flandern) und Französischsprachige (Region Wallonien / im Süden Belgiens) Gemeinschaft geprägt. Daneben gibt es auch noch eine kleine deutschsprachige Gemeinschaft im Osten des Landes. Die Rivalität zwischen den beiden großen Regionen existiert bereit seit dem 19. Jahrhundert und durchzieht das gesamte öffentliche Leben.
Diverse Staatsreformen (1970, 1980, 1988–1989, 1993, 2001–2003, 2012) haben aus Belgien einen föderalen Staat gemacht, bei dem sehr viele Kompetenzen auf die Ebene der Sprachgemeinschaften (bzw. Regionen, was teilweise zusammenfällt) transferiert wurden. Einen Sonderstatus hat die Region Brüssel-Hauptstadt, dort sind sowohl Französisch als auch Niederländisch Amtssprache, die Sprachgemeinschaften teilen sich ihre Kompetenzen.
Auch auf Hochschulebene wirkt(e) sich der Konflikt aus, besonders deutlich zu sehen an der Universität in Löwen (liegt im flämischen Gebiet). Diese hatte bis Ende der 1960er Jahre eine französisch- und eine niederländischsprachige Abteilung. Im Rahmen der Studentenrevolten 1968 eskalierte der schon bestehende Konflikt derart, dass er nur dadurch gelöst werden konnte, dass der französischsprachige Teil als eigenständige Uni nach Wallonien in eine eine hierfür neu gegründete Retortenstadt (Louvain-la-Neuve; dt. Neu-Löwen) verlegt wurde.
Die Konflikte zwischen den Sprachgruppen mögen einige abschrecken – könnten aber auch als ein interessantes Studienobjekt verstanden oder einfach nur nebenbei beobachtet werden.
2. Studiensystem in Belgien
In Belgien existieren zwei Hochschultypen: der universitäre Bereich ist für die wissenschaftliche Ausbildung zuständig, während an den außeruniversitären Einrichtungen vor allem angewandte Kenntnisse vermittelt werden (ganz grob kann letzteres also mit den deutschen Fachhochschulen verglichen werden. Daneben zieht sich natürlich auch im Hochschulsystem die Trennung der Sprachgemeinschaften durch.
Universitäten findet man in Belgien nur in der französischen und der flämischen Gemeinschaft – im deutschsprachigen Teil gibt es nur eine Einrichtung, die mit einer Fachhochschule in Deutschland vergleichbar wäre. Das bedeutet natürlich auch, dass man als Deutscher keinen Sprachvorteil genießt, wenn man sich für ein universitäres Studium interessiert: im wallonischen Teil Belgiens ist Französisch Voraussetzung für die Zulassung an einer Hochschule, im flämischen Teil Niederländisch.
Bei den z.T. (vor allem im Master-Bereich) vorhandenen englischsprachigen Studiengängen ist dagegen normalerweise (nur) Englisch Voraussetzung, was durch entsprechende Testergebnisse (TOEFL oder IELTS – bei der jeweiligen Hochschule zu Details und nötigen Punktzahlen erkundigen!) nachgewiesen werden muss.
Außeruniversitärer Bereich: Professional und Advanced Bachelor
An den nichtuniversitären Hochschulen besteht ein entscheidender Unterschied zum deutschen System: Die Hochschulen bieten meist den Abschluss „Professional Bachelor". Dieser umfasst zwar wie die universitären Bachelor auch drei Studienjahre und 180 Credits, ermöglicht aber dennoch in der Regel keinen direkten Übergang zu einem Master-Studiengang. Stattdessen müssen erst noch Brückenkurse bestanden werden. Teilweise werden aufbauend auf dem „Professional Bachelor“ sogenannte „Advanced Bachelor“ angeboten, in selten Fällen gibt es auch dazu passende Master, die ohne Brückenkurse zugänglich sind.
Dagegen bietet der „Academic Bachelor“ grundsätzlich die Möglichkeit zu einem direkt anschließenden Masterstudium. Dieser wird aber in der Regel an Hochschulen nur im künstlerischen Bereich angeboten.
Im französischsprachigen Teil werden die unterschiedlichen Bachelor-Bezeichnungen nicht verwendet, es gibt aber auch dort die Erfordernis von Brückenkursen, wenn man nach einem Bachelor an einer nichtuniversitären Hochschule zu einem Master an einer Universität wechseln möchte.
3. Das Studium
Auch Belgien hat die Umstellung auf das Bachelor-Master-System hinter sich gebracht, an Universitäten ist das System ähnlich dem, wie man es auch aus Deutschland kennt. Allerdings muss auch hier von Region zu Region genau hingeschaut werden.
Im französischsprachigen Gebiet an den Universitäten, der Haute École, der École supérieure des Arts oder dem Institut supérieur d'Architecture ist das Studienjahr in drei Abschnitte geteilt. Die sogenannten quadrimestres dauern von September bis Januar, Februar bis Juni und von Juli bis Mitte September. Im letzten Abschnitt finden keine Vorlesungen und Seminare statt.
In Flandern hingegen ist das Studienjahr wie in Deutschland in zwei Semestern an der Universiteit oder der Hogeschool unterteilt.
Das Studium in Belgien ist sehr straff geregelt, was dazu beiträgt, dass das Studium auch problemlos in der Regelstudienzeit abgeschlossen werden kann, wenn man sein ganzes Studium in Belgien machen möchte.
4. Bewerbung und Zulassung
Grundsätzlich berechtigt das deutsche Abitur zur Aufnahme eines Studiums an einer belgischen Hochschule. Eine Sprachprüfung ist – außer bei den sehr wenigen deutschsprachigen Studiengängen – obligatorisch, je nach Landesteil in Niederländisch oder Französisch. Studiert man einen englischsprachigen Studiengang kommt man um einen Test in Niederländisch bzw. Französisch herum, muss aber natürlich ausreichende Englischkenntnisse vorweisen. Bei Medizin und Zahnmedizin existieren Aufnahmeprüfungen, ebenso bei künstlerischen Studiengängen. Inhaber der Fachhochschulreife sollten im Einzelfall klären, ob ihre Qualifikation ausreicht. Die Anlaufstelle bildet in jedem Fall die ausgesuchte Hochschule selbst.
In Wallonien muss neben dem Abiturzeugnis (als beglaubigte Kopie) und einem Auszug seiner Geburtsurkunde im Original aus noch ein selbstverfasstes Motivationsschreiben der Bewerbung beigefügt werden.
Die meisten Studiengänge sind nicht zulassungsbeschränkt, einige Fakultäten haben allerdings erschwerte Zulassungsbedingungen eingeführt, um eine Überfüllung des Studiengangs zu vermeiden.
5. Leben in Belgien
In Belgien sind die Lebenshaltungskosten etwas höher als in Deutschland, was an den höheren Lebensmittelpreisen liegt, obwohl die Miete in Belgien um knapp 4,6 % niedriger ist als in Deutschland. Außerdem sind die Energiepreise in Belgien recht hoch. Ein guter Durchschnitt sind um die 750 Euro, die man im Monat zum Leben braucht.
Die teuerste Stadt ist Brüssel, in den anderen Städten sind die Preise moderater. Von Vorteil ist auch ein internationaler Studierendenausweis, mit dem man einige Vorteile bekommt.
Nach anfänglicher Zurückhaltung sind die Menschen in Belgien sehr offen, aber auch die Vielfalt von Kulturen ist in Belgien sichtbar.
Visum und Krankenversicherung für Belgien
Als EU-Bürger benötigt man lediglich einen gültigen Personalausweis, um nach Belgien einreisen zu können. Allerdings muss man sich im Falle eines längeren Aufenthaltes bei der Kommunalverwaltung melden, bei der ein Eintrag ins Ausländerregister erfolgt.
Wie in Deutschland auch müssen Studierende in Belgien krankenversichert sein. Ein Krankenversicherungsabkommen zwischen Belgien und Deutschland garantiert, dass Studierende, die einer gesetzlichen deutschen Krankenversicherung angehören, nach Vorlage der notwendigen Dokumente (in der Regel Europäische Krankenversicherungskarte) auch Leistungen des belgischen Gesundheitswesens in Anspruch nehmen können. Nichtsdestotrotz ist es äußerst empfehlenswert, sich vor der Abreise mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzen und über die Details des Versicherungsschutzes zu informieren.
6. Finanzierungen
In Belgien werden Studiengebühren erhoben, die mit 570 € (Flandern/niederländischsprachige Hochschulen) bzw. 835 € pro Studienjahr im universitären Bachelor (im Master kann es auch mehr sein; an nichtuniversitären Hochschulen in Wallonien weniger) im Vergleich zu anderen Ländern durchaus moderat sind.
Es existieren viele Möglichkeiten, mit denen man den Auslandsaufenthalt zumindest teilfinanzieren kann: Finanzierungsmöglichkeiten sind beispielsweise universitäre Austauschprogramme wie Erasmus, die Teilstipendien zur Verfügung stellen. Aber auch Organisationen wie der DAAD, Stiftungsgelder oder Bildungskredite können beim Auslandsaufenthalt finanzielle Hilfestellung leisten.
Außerdem ist das Auslands-BAföG eine gute Möglichkeit, das Studium in Belgien zu finanzieren, wir haben alles wesentliche dazu in einem Artikel zusammengefasst.

Das Erasmus-Programm der Europäischen Union unterstützt seit über 30 Jahren junge Menschen während ihre Studiums u.a. mit einem Stipendium, um vor Ort mehr über die europäischen Nachbarn zu erfahren. weiter
7. Weiterführende Informationen
- Auslands-BAföG in Belgien
- Liste der Universitäten in Belgien (via wikipedia.org)
- Higher Education in Flanders (niederländisch+englischsprachig; deckt auch die niederländischsprachigen Institutionen in Brüssel ab)
- studyinbelgium.be (französisch+englischsprachig; entsprechend für Wallonien / Brüssel)
- Informationsüberblick des DAAD zu Belgien
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