Wunsch und Wirklichkeit
Gibt es genug Master-Studienplätze?
Die Zahlen der letzten Studien zeigen, dass viele Studierende an ihren Bachelorabschluss gern ein Masterstudium anschließen (möchten). Noch vor wenigen Jahren war oft von einem Master-Mangel die Rede. So schlimm ist es inzwischen nicht mehr, auch wenn es in einigen Fächern noch zu Engpässen kommen kann. Wir geben Tipps, wie man diese umschiffen kann.
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Hoffen: Die Zahl der Master-Studiengänge steigt stetig. Doch klappt es nicht für alle Studierenden, ihr Studium mit dem Master an Ihrer Wunsch-Hochschule fortzusetzen
Von Katrin Iost(mit Material von Sebastian Horndasch)
Mit der Einführung der Bolognareform gingen die Hochschulen dazu über die bis dahin weit verbreiteten Abschlüsse Diplom, Magister und Lehramt nach und nach in die Einzelabschlüsse Bachelor und Master aufzuteilen. Zu Beginn gingen die Macher der Reform davon aus, dass höchstens einer von drei Studierenden sein Studium mit einem Master fortsetzt. Schnell zeigte sich aber, dass das Interesse der Bachelorabsolventen deutlich höher liegt. Viele kritische Stimmen drängten auf einen Ausbau der Master-Studiengänge. Auch
Studis Online berichtete darüber.
Mittlerweile ist die Zahl der Master-Studiengänge parallel zum Angebot der Bachelors stetig gestiegen. Für das Wintersemester 2014/2015 wurden 7.685 Bachelor und 7.689 Masterangebote gezählt, 2017/2018 waren es schon 8.677 Bachelor und 8.703 Master.
Wie viele Studienplätze bei jedem der Master zur Verfügung stehen, erfährt man trotz Relevanz jedoch nicht. Denn auch die Zahl der Bachelorabsolventen ist hoch. Der aktuellste Wert liegt bei 249.561 Studierenden, die ihr Studium 2016 erfolgreich mit einem Bachelor abgeschlossen haben. Würde man jedem der Bachelorabsolventen einen Masterplatz anbieten wollen, so müssten bei jedem der über 8.000 Masterangebote ca. 31 Plätze zur Verfügung stehen. Nur sind weder Angebot noch Nachfrage wirklich gleich verteilt und natürlich gibt es Master mit hunderten Studienplätze und andere, die für gerade 10 Studierende gedacht sind.
Dazu kommt die Fluktuation bei den Master-Studienanfängern. Zum Teil kommen Master-Interessierte aus den Vorjahren oder dem Ausland hinzu. Und auch nicht alle Bachelor-Absolventen erwägen ihr Studium mit einem Master fortzusetzen oder ziehen dafür wieder in andere Länder.
Begehrte Universitäten
Universitäre Bachelor-Absolventen nutzen das Master-Angebot sehr gern. An den Universitäten ergänzten 82% der Studierenden aus dem Abschlussjahrgang 2013 ihren Bachelor mit einem Master (neuere Zahlen liegen leider noch nicht vor). Weitere 8% bekundeten Interesse daran und nur einer von zehn Studierenden erwog keinen weiteren Master.

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Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen mit ihren Absichten zum Master
Von den Zahlen der Universität weichen die Fachhochschulen stark ab. Gerade mal 44% der FH-Bachelor-Absolventen haben einen Master angefangen. Doch zusätzliche 20% bekundeten Interesse an einem Master-Studium, hatten es aber nicht in den auf den Abschluss folgenden eineinhalb Jahren begonnen.
Für den gesamten Hochschulbereich ergibt sich eine Übergangsquote von 64% Bachelor-Absolventen, die innerhalb von eineinhalb Jahren einen Master begonnen haben. Weitere 14% planten diesen.
Mit praktischen Erfahrungen punkten
Nur für wenige Master wird noch ein
Numerus Clausus vorgegeben. „An der Friedrich-Schiller-Universität ist lediglich ein Masterprogramm zulassungsbeschränkt mit einem NC, nämlich Psychologie,“ teilte 2017 Eva Schmitt-Rodermund, ständige Vertreterin des Kanzlers der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit.
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz beschränkte für 20 der 116 Master-Studiengänge ihre Platzzahl. Doch nur bei sechs Studiengängen konnte im Wintersemester 2015/2016 nicht für alle geeigneten Bewerber eine Zulassung ausgesprochen werden. Am begehrtesten war auch hier Psychologie mit einem Verhältnis von ca. 15 Bewerbern auf einen Platz. Danach folgten mit großem Abstand International Economics, Management, Kommunikation und Kulturanthropologie. Für diese Studiengänge bewegte sich der Anteil zwischen 2 und 5 Masterbewerbern auf einen Studienplatz. Deutschlandweit waren im Wintersemester 2017/2018 noch 38,8% der Masterstudiengänge zulassungsbeschränkt. (Dazu muss man aber wissen, dass es dennoch sein kann, dass alle Bewerber einen Platz erhalten, weil es normalerweise gar nicht so viele BewerberInnen gibt – die Zulassungsbeschränkung ist dann „nur“ ein Schutz gegen Überfüllung.)

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Doch auch wenn es keine vorgegebene Platzbeschränkung gibt, wird für einige Masterfächer unter den Bewerbern dennoch eine Auswahl getroffen. Die Kriterien für eine erfolgreiche Zulassung variieren zwischen den verschiedenen Hochschulen.
Ein einfaches Mittel ist die Begutachtung der Abschlussnote des vorhergehenden Abschlusses. An der Uni Jena spielt sie in manchen Fächern eine Rolle und liegt dann bevorzugt im Bereich von 2,5. Sie ist aber meist keine undurchlässige Grenze. „Vielfach kann man auch mit praktischen Erfahrungen punkten,“ ergänzte Eva Schmitt-Rodermund.
Die Uni Mainz setzt nur für einige wenige Fächer die Mindestnote voraus, die sich zwischen 2,5 und 3,5 bewegt. Hier entscheiden aber bei 37 Master-Studiengängen fachspezifische Sprach- oder andere Kompetenzen über die erfolgreiche Aufnahme ins Master-Studium.
An der Universität Bonn gilt wiederum in der Regel eine Mindestabschlussnote, teilte Andreas Archut vom Dezernat Hochschulkommunikation der Uni mit. Gelegentlich kommen noch Eignungsprüfungen hinzu.
Ortswechsel für den Master
Rund ein Drittel der Master-Studienanfänger wechseln beim Übergang nach dem Bachelor innerhalb Deutschlands die Hochschule. Es „kommen viele zu uns, die vorher anderswo studiert haben, auch aus dem Ausland. So ist es ja auch gedacht,“ berichtete Schmitt-Rodermund über die Masterneulinge.
Die Gründe variieren. Teilweise nutzen die Studierenden den ersten Abschluss für einen Ortswechsel, teilweise sind sie aber auch gezwungen sich wegen hoher Mitbewerberzahlen an andere Hochschulen zu wenden. „Bei der Auswahl der Master-Studierenden dürfen Bachelorabsolventen der eigenen Hochschule nicht bevorzugt werden," äußerte Archut zum Thema. „Für alle Bewerber gelten dieselben Maßstäbe." berichtet Schmitt-Rodermund ergänzend dazu.

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Ortswechsel bei Studienanfängerinnen und Studienanfängern im Master
Bei den Studierenden der Fachhochschulen betrifft der Hochschul-Wechsel die Hälfte der Masteranfänger, während es bei den Universitäten nur für ein Viertel gilt. Ein geringer Teil von 4% geht für den Master ins Ausland.
Die häufigsten Wechsel finden für Uni-Studierende in den Studienbereichen Achitektur- und Raumplanung, Anglistik, Psychologie, Kulturwissenschaften, Medien, Sozial- und Politikwissenschaften, Pädagogik und Wirtschaftswissenschaften statt. An den Fachhochschulen ist die Quote im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen recht hoch.
Ein Viertel der FH-Bachelor-Absolventen, die einen Master beginnen, wechseln außerdem zu einem universitären Abschluss, äußert Gregor Fabian, Projektleiter der kürzlich veröffentlichten DZHW-Absolventenstudie. Der Grund für den häufigen Wechsel zur Universität ist zum Teil auf den Unterschied in der Anzahl der Masterangebote für Fachhochschulen und Universitäten zurückzuführen. Während an den Universitäten im Wintersemester 2015/2016 5.430 Master-Studiengänge gezählt wurden, standen an Fachhochschulen nur 2.141 zur Verfügung – auch im Wintersemester 2018/2019 hat sich das Verhältnis (bei ingesamt ca. 900 Studiengängen mehr) nicht wesentlich geändert, wobei die Fachhochschulen etwas aufholen.
Was kann man als Student oder Studentin tun?
1. Frühzeitig kümmern
Der Mastermarkt ist komplex. Man kann sich spezialisieren oder einen generellen Master machen. Bewerbungsverfahren sind unterschiedlich. Viele Programme sind wenig bekannt. Wer sich nur für ein oder zwei besonders beliebte Programme bewirbt, kann Schwierigkeiten haben. Bewerbungen kosten Zeit, die man oft kaum mehr hat, wenn man sich zu spät kümmert. Wer sich breit bewirbt, sollte es schaffen, einen Master-Studienplatz zu ergattern.
Eine Recherchequelle für
Masterprogramme bietet die Studienfachdatenbank von
Studis Online, die alle in Deutschland angebotenen Studiengänge enthält – und die direkt nach Master-Studiengängen durchsucht werden kann – auch speziell nach
konsekutiven oder
weiterbildenden Mastern.
2. Realistisch bleiben
Nicht an jeder Hochschule haben alle Bachelorabsolventen ausreichende Chancen. Es gibt begehrte Städte mit sehr hohen Bewerberzahlen. Ist die Grenznote für den Numerus Clausus im Bachelor bereits sehr hoch, kann man davon ausgehen, dass auch am Masterprogramm zahlreiche Studierende interessiert sind. Doch im Zweifel solltet ihr euch davon nicht abschrecken lassen, sonst ärgert man sich am Ende. Denn viele der Masteranwärter bewerben sich an mehreren Hochschulen, nehmen ihren Platz letztendlich aber nur an einer an.
Auf das hohe Interesse am Master-Studium wird von den Hochschulen durchaus reagiert. Aber das braucht natürlich seine Zeit.
3. Die eigenen Grenzen erweitern
Wenn es an der eigenen Hochschule nichts wird oder man an einer besonderen Spezialisierung interessiert ist, bleibt die Möglichkeit über den eigenen Tellerrand zu schauen. Dies kann bedeuten, aus der angestammten Region wegzuziehen. Gerade in Ostdeutschland gibt es hervorragende Hochschulen mit guten Bedingungen, bei denen manche Bewerber größere Chancen auf einen Master haben.
Andere Möglichkeiten finden sich im Ausland:
Österreich und die
Schweiz bieten sich als deutschsprachige Länder an. Eine weitere Alternative sind die
Niederlande. Zwar zahlt man jährlich 2.060 Euro Studiengebühren (Stand 2018/19, jährliche Erhöhung), dafür sind die Betreuungsrelationen meist besser als in Deutschland. Skandinavische Länder verlangen in der Regel noch nicht einmal Studiengebühren (siehe unsere Artikel zu
Dänemark,
Schweden und
Finnland) und bieten ebenfalls gute Bedingungen.
Auch beliebt ist
Großbritannien, das mit Oxford und Cambridge einige der weltweit angesehensten Universitäten zu bieten hat. Viele Studierende schrecken jedoch die hohen Studiengebühren ab. Und welche Auswirkungen der Brexit auf innereuropäische Hochschulprogramme haben wird, ist immer noch nicht endgültig abzusehen.
Wenn Ihr mehr zum
Studieren im Ausland erfahren wollt, findet Ihr im Bereich
Auslandstudium zahlreiche Informationen.
4. Gut bewerben
Viele Bewerbungen zu schreiben ist gut – gute Bewerbungen zu schreiben ist besser. Bei Mastern, die rein nach NC entscheiden, kann man natürlich nichts ändern. Vielfach zählen allerdings auch Motivationsschreiben, Lebensläufe, Professorengutachten und praktische Erfahrungen.
Erfahrt hier, wie ihr ein gutes
Motivationsschreiben anfertigt und wir ihr euch auf ein
Auswahlgespräch der Hochschule vorbereitet. Manch weiteren Tipp findet ihr vielleicht im
Forum von Studis Online.
5. Reinklagen
Wenn trotz aller Bemühungen nur Absagen ins Haus flattern, bleibt die Möglichkeit einer Klage. Im Herbst 2010 hatten mehrere Bewerber für den BWL-Master an der Uni Münster erfolgreich auf Zulassung geklagt (
Studis Online berichtete). Das Gericht hatte das Aufnahmeverfahren der Universität gerügt, das neben der Bachelornote auch andere Kriterien wie das Bewerbungsschreiben und die Abiturnote miteinbezogen hatte. Die Kläger wurden allesamt aufgenommen. Auch an anderen Hochschulen waren einige Klagen erfolgreich.
Doch Vorsicht: Auch wenn eine
Studienplatzklage erfolgreich sein kann, handelt es sich rechtlich gesehen um Neuland. Höchstinstanzliche Urteile? Fehlanzeige, der Erfolg einer Klage ist alles andere als garantiert. Und wahrscheinlich haben inzwischen die Hochschulen ihre Verfahren rechtlich besser abgesichert als es bspw. 2010 noch war.
Schreib über Deinen Wechsel vom Bachelor zum Master
Welche Erfahrungen hast Du beim Übergang gemacht? Hast Du Dich an mehreren Hochschulen beworben? Hast Du letztendlich den Platz an Deiner Wunschhochschule bekommen? Wie aufwändig waren die von Dir abgeschickten Bewerbungen?
Über all das kannst Du uns und zukünftigen Master-Interessenten in einem
Kommentar zum Artikel berichten. Schreib gern als Gast, ein Login wird nicht benötigt.
Quellen
Linktipps
Freie Master-Studienplätze
Werbung – für den Inhalt ist die anbietende Hochschulen verantwortlich
Master Psychologie an der MHB Theodor Fontane
Mit Stipendium und mit Jobgarantie, aber ohne NC Psychologie studieren. Staatlich anerkannter Masterabschluss qualifiziert zur Psychologischen Psychotherapeutenausbildung. Weitere Infos hier.
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