Die größten Studentenstädte, Unis und Hochschulen 2020
Dass Gießen, Marburg oder Tübingen „Studentenstädte“ sind, ist bekannt. Aber wer hätte gewusst, dass Städte wie Furtwangen oder Mittweida Studierendenanteile von über 40% haben und damit unter den drei höchsten liegen? Oder dass die FOM die größte Fachhochschule Deutschlands mit über 50.000 Studierenden ist? Oder an welchen Hochschulen vor allem Frauen bzw. Männer studieren?
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Top Ten-Listen der größten Studentenstädte, Universitäten und Hochschulen und der mit den relativ meisten Männern, Frauen und internationalen Studis
Hochschul-Rankings sind beliebt, weil sie – vermeintlich – schnell sagen, welche Hochschule oder welcher Fachbereich „gut“ oder „schlecht“ seien. Meist ist das allerdings ein Trugschluss, denn jedes Ranking unterliegt diversen Verzerrungen und wird immer aus einer (oder auch mehreren) bestimmten Perspektiven gemacht – die nicht unbedingt dazu passen, was die / der Ratsuchende eigentlich gerade wissen will.
Die folgenden „Rankings“ haben denn auch gar nicht den Anspruch, direkt bei der Studienwahl zu helfen, sondern sollen lediglich die Extrema einiger Werte zeigen. Denn da ist auch manche Überraschung dabei.
Die Zahlen beruhen auf den neuesten verfügbaren Angaben des Statistischen Bundesamtes (Einwohnerzahlen Stand 31.12.2018 via wikipedia.de; vorläufige Studierendenzahlen WiSe 2019/2020). Details siehe hier. Sobald die endgültigen Studierendenzahlen oder aktuelle Einwohnerzahlen vorliegen, passen wir den Artikel möglicherweise an, an den Rankings dürfte sich aber nicht viel ändern.
Die 25 größten Studentenstädte (Städte mit den absolut meisten Studis)
Dass die Städte mit den meisten Studierenden teilweise den größten Städten Deutschlands entsprechen, verwundert wenig. In den Großstädten gibt es immer einige Hochschulen. Trotzdem ist die Rangfolge für manche vielleicht überraschend. Schon bei den Millionenstädten: München hat deutlich weniger Einwohner, aber über 20.000 Studierende mehr als Hamburg, welches sogar hinter dem noch „kleineren“ Köln liegt. Hamburg hat allerdings mehrere große Fernhochschulen, die wir bei der Zählung der Studierenden jedoch nicht berücksichtigen.
Bochum, Münster und vor allem Aachen haben überproportional viele Studis und sind alle in der Top Ten vertreten. Für die Top Ten der Städte mit höchstem Studentenanteil reicht es dennoch nicht.
Auf den Folgeplätzen bis 25 findet sich fast nur Städte mit über 100.000 Einwohnern. Die einzige Ausnahme ist Gießen mit unter 90.000 Einwohnern, womit es auf Rang 94 in der Liste der Groß- und Mittelstädte liegt. Durch seine Universität und den Standort der Technischen Hochschule Mittelhessen hat Gießen aber 40.000 Studierende und kommt damit auf Rang 17 der Städte, sortiert nach Zahl der Studierenden. Auch sonst sind noch einige Städte dabei, die nicht ganz so groß sind, aber große Hochschulen beherbergen, so Darmstadt, Göttingen, Heidelberg oder Würzburg.
Die 25 Städte mit dem höchsten Studentenanteil (Städte mit den relativ meisten Studis)
Hier finden sich in der Top Ten einige klassische, alte Unistädte wie Tübingen (Unigründung 1477), Marburg (1527), Gießen (1607) und Göttingen (1737) – Städte, die stark von „ihrer“ Uni geprägt und nicht zu groß geworden sind.
Dazu kommen diverse kleine Städte mit für ihrer Größe großen Hochschulen wie Mittweida, Wildau, Eichstätt, Furtwangen oder Weingarten. Dazu mit Birkenfeld ein Standort („Umweltcampus Birkenfeld“) der Hochschule Trier. Bei einigen der kleinen Städte mag natürlich die Frage sein, wie viele wirklich dort wohnen. Das gilt inbesondere für Wildau, das direkt neben Berlin liegt und bei Weingarten mit der Schwesterstadt Ravensburg. Trotzdem: Die Studierenden dürften in den aufgeführten Städten sehr prägend sein.
Auf den Plätzen 11 bis 25 folgen noch einige klassische, „alte“ Unistädte wie Erlangen, Heidelberg, Jena und Würzburg. Aber auch einige Standorte von größeren Fachhochschulen wie Dieburg, Deggendorf oder Friedberg (Hessen). Dazu Nordkirchen als Standort einer Verwaltungshochschule – hier dürften die Studierenden nur zeitweise anwesend sein und weniger prägend als in Städten mit „normalen“ Hochschulen sein.
Korrekzur 06.06.2020: Durch einen fehlerhafte Datenerfassung waren die Studierendenzahlen der Standorte der TU München durcheinandergeraten. So waren zwischenzeitlich Straubing zu viele Studierende zugeordnet und die Stadt in der TOP 25 aufgetaucht. Das ist falsch und wurde nun korrigiert, danke für den Hinweis von Tobias. Dadurch sind viele Städte einen Platz aufgerückt und auf Platz 25 nun Wismar zu finden.
Die größte Universität in Deutschland ist die einzige staatliche Fernuniversität – die FernUni Hagen. Ihre Studierendenzahlen sinken zwar weiter geringfügig, von der nächstplazierten Uni, der Uni Köln ist sie dennoch fast 15.000 Studierende entfernt.
Insgesamt gab es bei den größten Unis nur kleine Schwankungen. Da die RWTH einige Studierende dazu gewann, während die Uni Frankfurt geringfügig verlor, tauschten sie die Plätze. Gleiches gilt für die Unis in Hamburg und Bochum.
Die größte FH ist eine private – die FOM. Sie hat sich auf berufsbegleitende Studiengänge spezialisiert und ist an vielen Orten präsent. Sie baut ihr Angebot weiter aus und hat im Vergleich zum Vorjahr über 4.000 Studierende dazu gewonnen. Auch die nächste private Hochschule in der Liste, die IUBH baut aktuell stark aus und hat über 10.000 Studierende mehr als ein Jahr zuvor und ist nun bereits die zweitgrößte Fachhochschule.
Bei den folgenden, allesamt staatlichen Hochschulen, hat sich wenig verändert. Erst auf Platz 10 neu in der Top Ten: die FH Dortmund.
Berlin ist erst auf Platz 15 mit einer FH vertreten, Grund hierfür ist vor allem, dass es in Berlin eine ganze Reihe staatlicher FHs gibt (mit jeweils unterschiedlichen fachlichen Schwerpunkten). In Köln, München und Hamburg dagegen jeweils nur eine große, die praktisch alle Fachbereiche umfassen.
Die Bezeichnung „Fachhochschule“ haben die meisten Hochschulen bereits abgelegt. Am hochschulrechtlichen Status ändert das aber nichts, auch wenn es da Bewegung gibt und bspw. einige Fachhochschulen für einzelne „herausragende“ Fakultäten sogar das Promotionsrecht erhalten haben. Dieses ist ansonsten weiterhin ein Privileg der Universitäten sowie einiger spezieller Hochschulen (Kunst, Musik, PH). Genau so wie FHs nach wie vor stärker berufsqualifizierend orientiert sind und Universitäten (auch) der Forschung dienen.
Fachhochschulen gibt es übrigens weit mehr als Universitäten, so sind sie häufig in kleineren Orten vertreten. Viele FHs haben ihre Fakultäten auf verschiedene Orte verteilt, oft sogar so sehr, dass zwar der Sitz in einem Ort ist, im Namen der Hochschule aber keine Stadt (oder mehrere) erwähnt werden. Schon unter den zehn größten FHs sind vier, die keine Stadt im Namen tragen (FOM, TH Mittelhessen, HS Niederrhein und IUBH). Auch wenn in „IUBH“ genau genommen noch der Name des Sitzes (Bad Honnef) versteckt ist.
Hier sind eher kleine Hochschulen vertreten, die privat oder kirchlich getragen sind. Die meisten haben zwar über 1.000 Studierende, aber doch immer unter 4.000.
Der Spitzenreiter ist gleichgeblieben: die staatliche Hochschule für Gesundheit in Bochum. Dahinter hat sich die TiHo Hannover geschoben (letztes Jahr noch Platz 4).
Auch sonst gab es viele Verschiebungen: Platz 2 aus dem vergangenen Jahr, die FHCHP, liegt inzwischen auf Platz 23 mit noch 76,8% Studentinnen). Platz 6 des letzten Jahres können wir nicht mehr ausweisen: die AMD Akademie Mode & Design ist schon länger Teil der Fresenius Hochschule, ihre Studierenden werden nicht mehr extra gelistet.
Die Pädagogische Hochschule Karlsruhe, die vor allem Lehrerinnen und Lehrer für Grund- und Hauptschulen ausbildet, hat sich inzwischen auf Platz 7 geschoben. Neu in der Top Ten sind die Katholische Hochschule Mainz (gleich auf Platz 4!), die Katholische Stiftungshochschule München auf 8 und die IB Hochschule auf Platz 10.
Insgesamt decken die Hochschulen vor allem das Fächerspektrum ab, bei dem es seit langer Zeit hohe Frauenquoten gibt: Gesundheit, Soziales, Lehramt, Tiermedizin. Es verändert sich da leider kaum etwas. Die neu in der Top Ten vertretenen katholischen Hochschulen sind denn auch keine theologisch, sondern auf Fächer wie Soziale Arbeit, Pflege u.ä. ausgerichtete Hochschulen.
Auch hier sind es eher kleine Hochschulen mit einem bestimmten Fächerspektrum, das dazu führt, dass viele Männer, aber wenig Frauen dort studieren. Es sind aber durchaus auch einige Hochschulen mit Tausenden Studis dabei, mit der Wilhelm Büchner Hochschule auf Platz 2 sogar eine mit über 6.000. Verhältnismäßig groß ist auch die TH „Georg Agricola“ zu Bochum mit 2.538 Studierenden insgesamt, davon fast 85% Männern, die aber von Platz 1 auf 3 gefallen ist. Dafür ist neu in der Top Ten die TH Ulm mit 3.755 Studis, davon 77,2% Studenten.
Dass zwei Theologische Hochschulen in der Liste sind, ist wenig verwunderlich – können doch nur Männer katholische Priester werden. Auch bei einigen lutherischen Kirchen ist das so, daher der hohe Männeranteil an der LThH Oberursel. Akademische Qualifikationen sind für Frauen innerhalb dieser Kirchen dennoch in einigen Nischen möglich, daher gibt es keine 100%-Männerquoten.
An den Universitäten der Bundeswehr ist der hohe Männeranteil ebenso wenig überraschend, verpflichten sich doch nach wie vor hauptsächlich Männer. Alle anderen Hochschulen mit hohen Männerquoten sind technische Hochschulen oder solche, die vor allem technische Fächer im Angebot haben. Wie oben bei den Hochschulen mit den höchsten Frauenanteilen: Es ändert sich offenbar nur wenig. Bei der erst vor wenigen Jahren gegründeten CODE University steigt der Männeranteil sogar trotz steigender Studierendenzahlen. Und auch die erstmals vertretene (weil erst 2019 gestartete) XU Exponential University muss aufpassen, dass sie nicht vor allem Männer anspricht.
Die 10 Hochschulen mit dem höchsten Anteil internationaler Studierender
Bei den Hochschulen mit vielen internationalen Studierenden sind es bis auf eine Ausnahme nur kleine (weniger als 1.000 Studis), die sehr hohe Werte aufweisen. Auf Platz 1 hat sich die unter 100 Studierende aufweisende Fachhochschule für Interkulturelle Theologie geschoben. Die auf Platz 2 befindliche Barenboim-Said Akademie wurde erst vor wenigen Jahren gegründet, will Völkerverständigung durch Musik fördern und bietet ausschließlich englischsprachige Studiengänge an. Bei den staatlichen sind es vor allem die Hochschulen für Musik, bei den privaten einige sehr stark auf Internationalität orientierte mit englischsprachigen Studiengängen.
Einzige größere Hochschule (insgesamt 1.466 Studis) mit hohem Anteil von internationalen Studierenden ist die private Jacobs University Bremen. Neu in der Top Ten – und zweitgrößte unter diesen nach Studierenden insgesamt – ist auf Platz 6 die ESCP Business School aus Berlin, die ihren Anteil internationaler Studis leicht steigern konnte. Auf Grund sinkender Quoten vieler anderer Hochschulen reichte das, um so weit nach oben zu gelangen.
Wie wir die Zahlen ermittelt haben
Die Studierendenzahlen (auch für die Anteile von Frauen, Männern und internationalen Studierenden) sind der Fachserie 11 Reihe 4.1 - vorläufige Ergebnisse - Wintersemester 2019/2020 – Studierende an Hochschulen des Statistischen Bundesamtes entnommen, die im März 2020 erschienen ist.
Für die Ermittlung des Studentenanteils einer Stadt haben wir die Einwohnerzahl der Stadt mit den Studentenzahlen der Hochschulen (ohne reine Fernhochschulen, ohne IUBH in Erfurt) an diesem Ort ins Verhältnis gesetzt. Da die Statistik des statistischen Bundesamtes bei Hochschulen mit mehreren Studienorten meist jeden Studienort einzeln aufschlüsselt, sollten die Zahlen ziemlich genau sein. Natürlich ist es nicht so, dass alle Studierenden vor Ort wohnen müssen, aber das so ermittelte Verhältnis sollte zumindest eine gute Annäherung sein. Die Einwohnerzahlen sind Stand 31.12.2018 (entnommen der Liste der Groß- und Mittelstädte in Deutschland der Wikipedia oder bei den kleineren Städten den Wikipedia-Einträgen zu den Städten. Die Wikipedia hat die Zahlen wiederum Statistiken des Statistischen Bundesamtes und anderer statischer Landesämter entnommen).
Die Studierendenzahlen der Hochschulen an einem Ort wurden addiert und gerundet. Die Prozentzahlen wurden gerundet. Die Platzierungen ergaben sich im Zweifel aus den Originalzahlen vor Rundung.
Kommentare zu diesem Artikel
1. Kirsten W kommentierte am 23.05.2020 um 21:17:16 Uhr
Aktuelle Zahlen?
Guten Tag,
ich bin interessiert, ob diese Zahlen - mich interessieren dabei im Besonderen die Zahlen hinsichtlich internationaler Studierenden - tatsächlich aus dem WS 2019/20 stammen? Alle Daten, die sich auf den DESTATIS-Seiten finden lassen, stammen von WS 2018/19. Oder habe ich etwas übersehen? Danke!
Ja, Du hast was übersehen 😇 Wenn Du mit einer Suchmaschine nach „Fachserie 11 Reihe 4.1 - vorläufige Ergebnisse - Wintersemester 2019/2020 – Studierende an Hochschulen“ suchst, findest Du's direkt (hier in den Kommentaren sind Links nicht vorgesehen, daher verzichte ich auf die Angabe).
3. Kirsten W kommentierte am 02.06.2020 um 11:54:10 Uhr
Vielen herzlichen Dank!
Danke! Diese Ergebnisse hatte ich gesucht, aber sie sind schwer aufzufinden.
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