Das Hochschulranking
CHE-Uniranking 2008
Das CHE-Ranking (veröffentlicht wird es – neben der ausführlicheren Online-Fassung – im ZEIT-Studienführer) ist das umfassendste Uniranking im deutschsprachigen Raum. Gerade deswegen ist es aber auch einiger Kritik ausgesetzt, bis hin zu Boykottaufrufen. Auf der anderen Seite gibt es auch Versuche, die Ergebnisse zu Gunsten der "eigenen" Hochschule zu beeinflussen. Oliver Iost berichtet über die Vorgänge rund ums Ranking und fasst zusammen, was das aktuelle Ranking an Ergebnissen zu bieten hat. Besonders von Seiten der Studierendenvertretungen gab es im letzten Jahr (während die Befragungen von Studierenden für das nun veröffentlichte Ranking liefen) einige Boykott-Aufrufe. Besonders "aktiv" war hierbei der
AStA der Alice-Salomon Hochschule (ASFH) Berlin. Der AStA kritistierte dabei vor allem die Marktorientierung des Rankings und den Urheber des Rankings, das CHE und den Teilhaber daran, die Bertelsmann-Stiftung. "Mensch muss sich immer vor Augen führen, dass der Bertelsmann Konzern, der sich in der Öffentlichkeit gern als Samariter darstellt, natürlich seine eigenen unternehmerischen Interessen verfolgt. Das heißt, der Einfluss der Wirtschaft auf staatliche Bildungseinrichtungen soll erhöht werden." erklärt der AStA der ASFH in einem Aufruf.
Der Boykott hatte schließlich Erfolg, trotz oder gerade weil die Hochschulleitung ihn unterbinden wollte. Im aktuellen Ranking finden sich bei Sozialer Arbeit bei der ASFH bei allen Werten, die auf Befragung von Studierenden beruhen, nur graue Punkte – "nicht gerankt (keine Daten vorhanden, zu geringe Fallzahlen)".
Auf der anderen Seite gab es, gerade an kleineren Hochschulen, offenbar auch den umgekehrten Aufruf zur Teilnahme (verbunden mit der Erwartung, positiv zu stimmen, um die eigene Hochschule aufzuwerten). So hatte die Studierendenvertretung der Berufsakademie Mannheim in einem
Artikel zum Ranking geschrieben: " Ein positives Abschneiden der BA Mannheim in diesem Ranking erhöht also auch unsere späteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt. So konnten seit dem letzten positiven Ranking deutlich mehr Studierende in die Praxis vermittelt werden, als zuvor. Verrückt, aber so funktioniert es."
Übrigens hatten auch an der ASFH nach Angaben des AStAs die Hochschulverwaltung dafür geworben, am Ranking teilzunehmen und die eigene Hochschule gut zu bewerten.
Kritik (auch) aus dem Ausland
Die Teilnahme von Hochschulen aus Österreich und der Schweiz lief bis zur Erhebung für das Vorjahr über die Österreichische Qualitätssicherungsagentur AQA und die Schweizer Rektorenkonferenz. Beide Institutionen haben ihre Zusammenarbeit 2007 aufgekündigt, teilweise mit deutlicher Kritik an der Methodik des Rankings verbunden. Das CHE spricht inzwischen davon, dass es – "nach der Pilotphase" – völlig normal sei, dass man nun direkt mit den Hochschulen zusammenarbeite.
Tatsache ist jedoch, dass in den 2008 neu veröffentlichten Fachrankings aus Österreich und der Schweiz nur noch sehr wenige Unis auftauchen. Bei VWL waren 2005 noch neun Unis aus der Schweiz und vier aus Österreich dabei– diesmal nur noch eine einzige Uni aus der Schweiz. Ganz so "normal" scheint die Lage also nicht zu sein.
Ausführlich auf die Kritik aus dem Ausland geht der Artikel
Boykottieren oder mitmachen? CHE-Ranking in der Kritik ein (Stand 11/2007).
Auch sonst sollte man Rankings im Allgemeinen oder speziell das hier vorliegenden CHE-Ranking mit einiger Skepsis betrachten. Grundsätzliches dazu im Artikel
Unirankings - ein Instrument der Hochschulwahl?, speziell zum CHE-Ranking im
letztjährigen Artikel dazu.
Welche Fächer wann untersucht wurden
Fach | Stand | FH1 | Extra2 | A, CH3 |
Anglistik/Amerikanistik | 2007 | - | LA | A |
Architektur | 2007 | FH | - | A,CH |
Bauingenieurwesen | 2007 | FH | - | A,CH |
BWL/Wirtschaftswissenschaften | 2008 | FH | dual | A,CH |
Biologie | 2006 | - | - | A,CH |
Chemie | 2006 | - | - | A,CH |
Elektro- und Informationstechnik | 2007 | FH | - | A,CH |
Erziehungswissenschaft | 2007 | - | - | - |
Geografie | 2006 | - | LA | A,CH |
Geowissenschaften | 2006 | - | - | A,CH |
Germanistik | 2007 | - | LA | A |
Geschichte | 2007 | - | LA | A |
Informatik | 2006 | FH | - | A,CH |
Jura/Wirtschaftsrecht | 2008 | FH | - | - |
Maschinenbau | 2007 | FH | - | A,CH |
Mathematik | 2006 | - | - | A,CH |
Medien-/Kommunikationswiss./Journalistik | 2008 | FH | - | A |
Medizin | 2006 | - | - | CH |
Pflege (FH) | 2006 | FH | - | - |
Pharmazie | 2006 | - | - | A,CH |
Physik | 2006 | - | - | A,CH |
Politikwissenschaften | 2008 | - | - | CH |
Psychologie | 2007 | - | - | A |
Romanistik | 2007 | - | - | A |
Soziale Arbeit | 2008 | FH | - | - |
Soziologie/Sozialwissenschaften | 2008 | - | - | A |
Verfahrenstechnik/Chemieingenieurwesen (nur FH) | 2007 | FH | - | - |
Wirtschaftsinformatik | 2008 | FH | - | - |
VWL/Wirtschaftswissenschaften | 2008 | - | - | CH |
Wirtschaftsingenieurwesen | 2008 | FH | - | - |
Zahnmedizin | 2006 | CH | - | - |
1 Falls auch Studiengänge an Fachhochschulen im Ranking aufgeführt sind, steht ein "FH" in der entsprechenden Zeile.
2 Falls eine gesonderte Auswertung für das Lehramtsstudium vorhanden ist, steht ein "LA" in der entsprechenden Zeile. Wurden auch duale Studiengänge untersucht, findet sich ein "dual".
3 A=Österreich, CH=Schweiz - wenn diese Kürzel hinter einem Fach aufgeführt sind, enthält das CHE-Ranking auch Unis aus diesen Ländern. Bei der Erhebung 2008 sind es allerdings nur sehr wenige (vgl. Fachhochschulen und Lehramtsstudiengänge sind aber grundsätzlich nur aus Deutschland im Ranking.
Ausgewählte Ergebnisse
Im Folgenden haben wir zu den Fächern, deren Daten neu erhoben wurden, einige öffentliche Unis aufgelistet, die im Studierendenurteil ("Studiensituation insgesamt") und möglichst vielen anderen Punkten gut abgeschnitten haben – und nirgendwo unter den schlechteren. Sofern kein Punkt im Mittelfeld lag, haben wir nichts extra erwähnt.
Nicht berücksichtigt haben wir Fachhochschulen, private Universitäten sowie die Universitäten aus Österreich und der Schweiz. Die Hochschulen sind alphabetisch aufgelistet, ihre Reihenfolge stellt also keine Wertung dar. Die "Schwächen" laut Ranking sind in Klammern aufgeführt. Zu den Fächern, die 2006 bzw. 2007 bewertet wurden, gibt es entsprechende Listen in unseren Artikeln von damals – siehe Quellen und weitere Hintergründe am Ende dieses Artikels.
Die ausführlichen Daten (inkl. der Fachhochschulen) finden sich im
Internetangebot von CHE und ZEIT. Dort kann man auch eigene Gewichtungen vornehmen – was schon mal besser ist. Trotzdem immer daran denken, dass trotzdem das Ranking immer noch begrenzt bleibt auf vorgegebene Kriterien und mögliche Erhebungsfehler.
BWL/Wirtschaftswissenschaften
Uni Mannheim
TU München (bei Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Uni Münster (bei Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Jura
Uni Bayreuth (bei Forschungsgeldern und -reputation im Mittelfeld)
Uni Düsseldorf (bei Forschungsgeldern und -reputation im Mittelfeld)
Europa Uni Frankfurt / Oder (bei Forschungsreputation im Mittelfeld)
Uni Münster (bei Betreuung und Forschungsreputation im Mittelfeld)
Uni Passau (bei Forschungsgeldern und -reputation im Mittelfeld)
Medien-, Kommunikationswissenschaft, Journalistik
Uni Eichstätt-Ingolstadt (bei Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Uni Erfurt
HMT Hannover (bei Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Uni Hohenheim (bei Forschungsrepuation im Mittelfeld)
TU Illmenau (bei Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Uni Münster
Uni/FH Potsdam (bei Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Politikwissenschaft
Uni Bremen
Uni Konstanz (bei Betreuung im Mittelfeld)
Uni Mannheim
Uni Tübingen (bei Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Soziologie/Sozialwiss.
Uni Augsburg (bei Bibliotheksausstattung und Forschungsreputation im Mittelfeld)
Uni Jena (bei Bibliotheksausstattung und Forschungsreputation im Mittelfeld)
Uni Mannheim
VWL/Wirtschaftswissenschaften
Uni Bayreuth (bei Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Uni Erfurt (bei Publikationen und Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Uni Jena (bei Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Uni Kiel (bei Betreuung und Forschungsrepuation im Mittelfeld)
Uni Mannheim (bei Betreuung und Publikationen im Mittelfeld)
Uni Tübingen (bei Betreuung und Publikationen im Mittelfeld)
Wirtschaftsinformatik
Uni Magdeburg (bei Betreuung und Praxisbezug um Mittelfeld)
Uni Münster
Wirtschaftsingenieurwesen
TU Clausthal (keine Angaben zu Laborausstattung)
BTU Cottbus
Uni/FH Flensburg (bei Laborausstattung im Mittelfeld)
Uni Karlsruhe (bei Betreuung im Mittelfeld)
Uni Magdeburg (bei Betreuung im Mittelfeld)
Quellen und weitere Artikel und Hintergründe zum Thema
Kommentare zu diesem Artikel
1. Mein Name war schon reserviert kommentierte am 07.05.2008 um 19:47:58 Uhr
Ein kritischer Kommentar.
Diese Rankings sind schon ein ziemlicher Humbug. Z. B. die Reputation der Fachbereiche. Die Professoren nennen je fünf Fachbereiche, die sie für fachlich führend halten. Der eigene Fachbereich wird nicht gewertet. Und wie oft kommt der Fachbereich vor, an dem man sich habilitiert hat? Oder in dem man vorher beschäftigt war? Diese Fachbereiche sind mit Sicherheit führend, da man dort ja selber mitgewirkt hat. Alles andere wäre schließlich ein Armutszeugnis für die eigene Arbeit. Was ist mit Fachbereichen, zu denen man aus sonstigem Grund eine gute Beziehung hat, z. B. weil ein alter Kumpel aus der Habil-Zeit da lehrt? Und haben große Unis nicht mehr Habilitanden, so dass deren Verteilung und damit der Impact c.p. deutlich größer ist?
Was lehrt uns der Grand-Prix-Eurovision-de-la-Chanson-Effekt? Osteuropäische Länder bekommen immer die meisten Punkte aus den osteuropäischen Ländern. Könnte es nicht auch unter den Unis zu Cluster-Bildungen kommen, so dass private nur private Hochschulen toll finden? Oder staatliche nur staatliche? Und Hochschulen aus NRW nur Hochschulen aus NRW (oder wegen der Konkurrenz von meiner auch gerne umgekehrt)? Und das ggf. jenseits jeglicher Objektivität? Auch Professoren sind, entgegen mancher landläufigen Meinung, nicht dumm und könnten ihr Antwortverhalten strategisch gestalten (Was sie aufgrund ihrer absoluten moralischen Integrität natürlich nie auch nur in Erwägung ziehen würden!).
Jedem Studenten kann man nur raten: Wenn das CHE fragt, lügt, was das Zeug hält. Wenn potenzielle Arbeitgeber auf so ein Ranking sehen (und weiß Gott, der durchschnittliche Personalsachbearbeiter lässt sich davon beeindrucken) sollte man als rational handelnder Mensch seine Uni nur in den höchsten Tönen loben, egal wie schlecht sie ist. So steigt sie im Ranking auf und man kann den "Elite"-Ruf seiner Uni bei den Gehaltsverhandlungen einsetzen. Je weniger Studenten sich beteiligen, desto besser funktioniert die Manipulation übrigens. Nur falls alle Studenten rational handeln (d.h. defektieren) gibt es ein kleines Problem (Spieltheorie grüßt).
Auch das Phänomen der self-fulfilling prophecy sollte man nicht vernachlässigen. Funktioniert das Marketing einer Hochschule nach innen und nach außen (dort sind insbesondere die privaten Hochschulen stark), glauben Studenten selber auch, dass sie an einer hervorragenden Uni sind und werden diese Haltung in entsprechenden Fragebögen (und manche leider Gottes gerne auch bei sonst jeder Gelegenheit) kundtun. Die Uni klettert nach oben und das kann das Marketing der Hochschule wieder gut zur Außendarstellung nutzen, statt die Methodik oder das oft unsauberes Design zu hinterfragen. Ein netter, aufschaukelnder Regelkreis. Die Schwächen der Studien fallen nur den Unis auf, die schlecht gerankt sind (was lustigerweise bedeutet, dass diese im Gegensatz zu den gut gerankten Unis sich das Procedere auch einmal unter wissenschaftlichen Aspekten ansehen).
Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob nicht nur eine Erwartung/injizierte Haltung abgefragt wird. Die Leistung der eigenen Fakultät können nur diejenigen Studenten vergleichend einschätzen, die an mehreren Unis Erfahrungen sammeln konnten (was nicht heißt, dass diese nicht auch manipulierbar wären).
Über die sonstigen handwerklichen Schwächen der entsprechenden Rankings wurde schon genug gesagt und publiziert, so dass ich an dieser Stelle gerne auf eine weitere Darstellung verzichte. Die einzige Frage, die für mich wirklich noch offen ist, ist die danach, ob ein schlecht gemachtes Ranking besser ist als überhaupt kein Ranking.
P.S.: Falls jemand glaubt, das ist ein Frust-Kommentar von jemandem, der an einer "schlechten" Uni studiert hat, dann muss ich ihn enttäuschen. Meine Alma Mater gehört nach CHE zu den Hyper-Top-Elite-Kaderschmieden unter Deutschlands Himmeln. Und die Ausbildung dort ist zumindest gut genug, um Humbug zu erkennen, wenn man ihn sieht.
2. JayS kommentierte am 26.05.2008 um 01:06:42 Uhr
genialer Kommentar
Wo und was hast du studiert???
3. Max2342 kommentierte am 10.02.2009 um 12:54:01 Uhr
Interessanter Ansatz
Ich bin bei der Suche nach passenden Rankings auf http://www.uni-rank.de gestoßen. Das ist ein studentisches Projekt wo man seine Hochschule bewerten kann. Also zählt nur die Meinung von den Studis (ob das immer vorteilhaft ist sei mal dahingestellt) und man kann an Hand von Kommentaren nachvollziehen wie bewertet wurde.
Ich fand das ganze durchaus lohnend.
Max
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