HochschulzugangStudieren ohne Abitur – Wege zur „Hochschulreife“

Chris – unter anderem Nicknamen auch ein fleißiger Teilnehmer an unseren Foren – hatte sich bereits vor Jahren dankenswerter Weise die Mühe gemacht, die Möglichkeiten, auf dem zweiten Bildungsweg zum (Fach-)Abitur zu kommen, in einer Grafik zu veranschaulichen.

Wer an einer Hochschule studieren möchte und noch kein (Fach-)Abi hat, kann dies auf dem „Zweiten Bildungsweg“ nachholen. Also auf Deutsch: Büffeln!
Da Bildung Sache der Bundesländer ist, es also von Land zu Land Abweichungen geben kann und auch nicht alle Schulformen überall gleich sind, geht es nicht ohne zusätzliche Anmerkungen, die der besseren Lesbarkeit halber nicht in der Grafik selbst untergebracht sind. Bitte also auch den Rest unterhalb der Grafik lesen!
Berufserfahrung und berufliche Qualifikationen (z.B. Meister) können Ersatz für Schulabschluss mit Hochschulzugangsberechtigung sein
Die Kultusministerkonferenz (also das Treffen der Bildungsminister der Bundesländer) hat Anfang 2009 bundeseinheitliche Regelungen für all diejenigen getroffen, die bereits länger arbeitstätig sind oder Abschlüsse wie Meister oder Techniker erworben haben. Es geht hierbei um die Anerkennung bestimmter beruflicher Qualifikationen und Berufserfahrung als vollwertige oder fachlich eingeschränkte Hochschulzugangsberechtigung. Alle mit Berufserfahrung (aber ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung) sollten daher den Artikel Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte durchlesen.
Immaturenprüfung – vor allem eine niedersächsiche Spezialität
Man muss nicht zwangsläufig einen formalen Schulabschluss nachholen oder über berufliche Qualifikationen zu einer Hochschulzugangsberechtigung kommen.
In Niedersachsen gibt es eine Alternative, die Immaturen- bzw. Z-Prüfung (insbesondere auch dann, wenn man über die berufliche Qualifikation nur eine fachbezogene HZB erhält, man aber ein Studium eines anderen Fachbereiches anstrebt). Auf diese Prüfung muss man sich mittels von ver.di, „Arbeit und Leben“ und einigen VHS angebotenen Immaturen- bzw. Z-Kurse vorbereiten, die ungefähr acht Monate dauern. Nähere Informationen finden sich bspw. auf dieser Seite. Hat man die abschließende Prüfung bestanden, kann man an allen niedersächsischen Hochschulen ein entsprechend fachbezogenes Studium aufnehmen.
In anderen Bundesländern ist zwar unter Umständen über eine Aufnahmeprüfung ebenfalls ein Studium möglich, allerdings muss die Prüfung dann genau von der Hochschule abgenommen werden, an der man studieren will und ist nur für diese gültig. Beispielhaft hier Infos der Uni Hamburg.
Übersicht der klassischen Möglichkeiten im „Zweiten Bildungsweg“ zum (Fach-)Abitur zu kommen

* Unter Umständen wird anstelle der Mittleren Reife und des Berufsabschlusses auch der Hauptschulabschluss bzw. Berufspraxis akzeptiert. Vor Ort fragen!
** Der Zugang zu Berufsoberschule, Kolleg und Abendgymnasium ist im Gegensatz zur Fachoberschule grundsätzlich nur mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder einer als Ersatz dafür anerkannten Tätigkeit möglich. Details zum Abitur an Kollegs und Abendgymnasien gibt's in einem gesonderten Artikel.
*** Mit der Abschlussprüfung einer FH erwirbt man die allgemeine Studienberechtigung auch an Universitäten. Mit einem FH-Diplom oder Bachelor sollte man also jeden Bachelor, Diplom, Magister oder Staatsexamen-Studiengang an einer Uni studieren dürfen. Wenn der Master fachlich „passend“ ist (über das „passend“ kann es allerdings durchaus Streit geben), kann nach einem FH-Bachelor (oder Diplom) auch direkt mit einem Master an einer Uni weitergemacht werden.
Weitere Anmerkungen und Hinweise
In einigen Bundesländern reicht schon eine Fachhochschulreife für den direkten Studienbeginn an einer Uni: An allen Unis in Hessen kann man Bachelor-Studiengänge auch mit Fachhochschulreife beginnen (Näheres hier). In Niedersachsen zumindest zur Fachhochschulreife fachlich passende Bachelor.
Ein Realschulabschluss („mittlere Reife“) wird in dieser Darstellung vorausgesetzt. Dennoch gibt es natürlich auch für HauptschulabsolventInnen die Möglichkeit, das Abitur oder Fachabitur zu erwerben. I.a. müssen sie dazu zunächst den Realschulabschluss nachholen bzw. erhalten die mittlere Reife teilweise über den Abschluss einer Berufsfachschule.
Schulen und Schulsysteme fallen unter Landesrecht, jedes Land hat andere Regelungen. Diese Darstellung ist somit nicht bundesweit richtig, die 13. Klasse der FOS gibt es z.B. nur in Bayern und NRW. Bitte die Darstellung als Grundlage nehmen für eigene Erkundigungen! Weiterführende Links zum Thema Abitur an Kollegs und Abendgymnasien gibt's in einem gesonderten Artikel.
Es gibt (Fachschul)Ausbildungen (z.B. staatlich geprüfter Techniker) welche die Erlangung der Fachhochschulreife beinhalten, ebenso kann man im Fernlehrgang Abitur und Fachabitur erwerben.