Den Überblick behaltenWie geht man als Erstsemestler bei der Auswahl der Kurse vor?
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Ein Modul kann sich aus zwei oder gar vier Lehrveranstaltungen zusammensetzen. Es gibt bei der Kurswahl eine Unterscheidung zwischen Basismodulen und Aufbaumodulen zur Vertiefung.
Nur ein kurzer Blick auf den von den Lehrern ausgeteilten Stundenplan und schon weiß man, wann welcher Kurs stattfindet – aber jetzt ist die Schulzeit endlich vorbei und an der Uni entscheiden die Erstsemestler selbst, wann sie welchen Kurs besuchen. Aber nach welchen Kriterien soll man im ersten Semester eigentlich seine Kurse aussuchen? Wie findet man die richtigen Seminare und Vorlesungen für seinen ersten selbsterstellten Stundenplan?
Wenn man nicht gerade als Naturwissenschaftler einen festgeschriebenen Stundenplan bekommt, ist man ganz alleine für seine Kursauswahl zuständig. In den Kunst-, Geistes- oder Gesellschaftswissenschaften gibt es regulär überhaupt keine festen Stundenpläne. Viele Studenten brauchen deshalb oft ein oder sogar zwei Semester, bis sie endlich das Auswahlsystem durchblicken und wissen, was für Kurse sie eigentlich genau belegen müssen, um ihren Abschluss zu machen. Woher sollte man denn auch im ersten Semester schon wissen, welche Kurse einen am schnellsten ans Ziel bringen?
Damit euch die Kurswahl etwas leichter fällt, gibt es hier eine Checkliste, die euch beim Erstellen eures ersten eigenen Stundenplans helfen soll.
Kurz + knapp
Fast jeder Studiengang hat so etwas wie eine „Erstiwoche“. Dafür gibt es auch andere Namen wie zum Beispiel Orientierungs-/O-Phase. Hier kriegst du eine Einführung in vieles, was an der Uni für dich wichtig sein wirst und lernst auch gleich neue Leute kennen.
Module sind an immer mehr Unis und in mehr Studiengängen verfügbar. Es wird vorgeschrieben, welchen Umfang an Credits/Lernpunkten du erreichen musst. Ein Modul besteht dabei immer aus mehreren Kursen/Veranstaltungen. Ein Modul, sagen wir ein Mal Einführung in die Soziologie, gibt 15 Credits/Lernpunkte. Das Modul besteht dabei aus Vorlesung (5C/LP), einem Grundkurs (8C/LP) und einem Tutorium (2C/LP).
Dich mit dem Verwaltungssystem deiner Uni zu beschäftigen ist sehr wichtig. Grade während online Unterricht und beschränkter Präsenz. Im System findest du alles, was du für dein Studium brauchst, von Kursen bis zu Unterrichtsmaterialien deiner Dozent:innen.
Bei der Kursauswahl spielen folgende Punkte eine Rolle:
Einführungsveranstaltung vor Semesterbeginn
Es gibt für jeden Studiengang eine eigene kurze Einführungsveranstaltung. Also bekommt ihr schon mal von eurem zukünftigen Dozenten Tipps, die speziell für euer Fach gelten, ob das nun Kunstgeschichte ist, Musikwissenschaft, Philosophie oder auch ein anderes gesellschaftswissenschaftliches Studienfach. Kurz bevor das Semester beginnt, geben die Dozenten erste Anhaltspunkte zum allgemeinen Ablauf des Studiums. Allgemeine Fragen zum Studiengang werden geklärt:
Welche Prüfungsform gibt es (mündliche Prüfung, Klausuren, Hausarbeiten)?
Wie viele Module sind zu bestehen?
Wie viele Leistungspunkte (LP) müssen eingebracht werden?
In welchen Hörsälen finden die Vorlesungen hauptsächlich statt? (vor allem wenn es sich nicht um eine Campus-Uni handelt, sondern um externe bzw. nicht am Campus liegende Fakultäten)
Wo muss man sich einschreiben (online oder schwarzes Brett)?
Muss man Praktika verpflichtend absolvieren (und wie wird Kontakt zu den Unternehmen aufgenommen, wo man Praktikum macht)?
Natürlich könnt ihr jederzeit noch ergänzende Fragen stellen. Und seid bloß nicht schüchtern, stellt eure Fragen ruhig! Bestimmt gibt es viele andere, die dieselbe Frage haben und sich einfach nicht trauen sie zu stellen. Aber gerade am Kursanfang ist das wichtig. Wenn dir eine Information fehlt oder dir etwas nicht ganz klar ist, dann frag nach!
Recherche ist alles
Recherchieren ist bei jedem Themengebiet das erste, das es zu tun gilt, und das ist auch bei der Fächerwahl nicht anders. Am besten liest du dir die Studien- und Prüfungsordnung zu deinem Studiengang durch. Jede Fakultät hat ihre Verordnung online auf der Uni Website stehen, so dass alle Studenten darauf Zugriff haben. Sämtliche notwendigen Kursmodule, Prüfungen, und was man sonst noch so zu Anmeldungsformalitäten wissen muss, findet sich dort.
Dann lies dir im Vorlesungsverzeichnis in aller Ruhe die angebotenen Kurse durch und gleiche sie mit den Modulen ab, die du brauchst. Achte auch darauf, dass sich in deinem Stundenplan zeittechnisch keine Fächer überschneiden. Bei jeder Lehrveranstaltung findest du auch die Leistungspunkte (LP), die du dafür erhältst und die Semesterwochenstunden (SWS), die du dafür aufbringen musst. Denke auch daran, dass jeder Kurs vorbereitet und auch nachbereitet werden muss. Auf diese Weise kann man schon einmal überschlagen, wie viel Zeit für eine Veranstaltung investiert werden muss. Mute dir nicht zu viel auf einmal zu, denn Freizeit zum Abschalten zwischendurch, ist ebenso wichtig, damit man wieder Kraft tanken kann.
Gibt es Anwesenheitslisten?
Es ist ganz natürlich, dass sich viele anfangs ziemlich überfordert fühlen, wenn sie im ersten Semester an die Universität kommen. Manche haben vielleicht zuvor gearbeitet oder auch ein freiwilliges soziales Jahr absolviert, aber die meisten kommen gleich nach dem Schulabschluss frisch an die Uni – und plötzlich ist alles anders. Da ist kein Lehrer mehr, der dir sagt, dass du deine Hausaufgaben machen musst. Man lernt tatsächlich nur für sich – oder lässt es eben bleiben. Aber keiner wird dir nachrennen, wenn du nicht im Unterricht auftauchst. Die Verantwortung deine Kurse zu besuchen, liegt demnach ganz allein bei dir. Du musst selbst dafür sorgen, dass du sie bestehst. Jedenfalls, wenn du deinen Abschluss schaffen willst. Es wäre also ratsam, wenn du deine Kurse auch wirklich besuchst, auch wenn es keine Anwesenheitsliste mit Überprüfung der anwesenden Teilnehmer gibt.
Ob es überhaupt eine Anwesenheitspflicht gibt, lässt sich pauschal übrigens nicht beantworten. Die Bestimmungen der Präsenzpflicht können sich von einer Hochschule zur anderen unterscheiden und sogar von Fach zu Fach. Grundsätzlich ist die Anwesenheitspflicht an öffentlichen Universitäten in Deutschland also nicht einheitlich geregelt. Zunächst ist es Sache des jeweiligen Bundeslandes darüber zu entscheiden, ob überhaupt eine solche Pflicht besteht oder ob sie durch die Hochschule verhängt werden darf.
Nicht jeder Dozent achtet auf die Anwesenheit seiner Kursteilnehmer, während andere sogar Namenslisten durchgehen lassen. Informiere dich darüber, welche Seminare Anwesenheitspflicht haben. Dort darf man meistens auch nur drei Mal fehlen, andernfalls ist es unmöglich die Prüfung am Kursende mitzuschreiben. Viele Dozenten lassen eine Liste mit allen Namen der Kursteilnehmer durchgehen, die jeder unterschreiben muss. Aber Vorsicht: Manchmal gibt es nicht nur eine Liste, die durchgeht, sondern sogar zwei: Eine am Anfang und eine am Ende. Überlege also genau, ob du es dir wirklich leisten kannst, nach dem Unterschreiben der Liste hinauszuschleichen, um etwas Freizeit zu genießen.
Bei den Vorlesungen kommt es öfters vor, dass keine Anwesenheitspflicht besteht, im Gegensatz zu den Seminaren. Aber informiere dich zu Anfang, wie oft ein Fehlen im Kurs akzeptiert wird. Und wenn du die Fehlzeiten ausnutzt, aus welchem Grund auch immer, dann achte darauf, die restlichen Kursstunden teilzunehmen, sonst war der ganze Aufwand am Ende umsonst. Wähle möglichst die Kurse, die zu einer Zeit stattfinden, zu der du auch fit bist. Es gibt meistens eine Auswahl verschiedener Kurse zu unterschiedlichen Tageszeiten: Welche für die Frühaufsteher und welche für die Langschläfer unter euch.
Das Modulsystem verstehen
In Studiengängen der Geisteswissenschaften gibt es mittlerweile ein System, in dem die Studenten verschiedene Module auswählen. Es ist festgesetzt, wie viele Module man in seinem Fach absolvieren muss. Es gibt für den Anfang Basismodule, dann weiterführende Aufbaumodule, um die Thematiken noch weiter zu vertiefen. Ein Modul setzt sich aus mehreren Lehrveranstaltungen zusammen, das können nur zwei Kurse oder auch vier Kurse sein. Erst wenn alle Kurse bestanden sind - das heißt, wenn auch die Prüfungsleistung abgelegt wurde, gilt das Modul als abgeschlossen.
Ein Beispiel:
In Kunstgeschichte gibt es eine Auswahl aus drei Basismodulen: Mittelalter, Kunst nach 1800 und Kunst der frühen Neuzeit. Beim Auswählen vom Basismodul Mittelalter I wäre anschließend das Aufbaumodul Mittelalter II zu belegen. Bei Kunst nach 1800 I braucht man danach Kunst nach 1800 II. Wählt man nun das Basismodul Mittelalter I, stehen in diesem Fall drei verschiedene Lehrveranstaltungen zur Auswahl, die man für dieses Modul einbringen kann. In unserem Fall, setzt sich in Kunstgeschichte ein Modul immer aus einer Vorlesung und einem Seminar zusammen. Also müssen für Mittelalter I, von den drei Lehrveranstaltungen, eine Vorlesung und ein Seminar belegt werden. Sind Vorlesung und Seminar bestanden, so gilt das Modul Mittelalter I als abgeschlossen. Und weiter geht es mit dem nächsten Kurs.

Das Vorlesungsverzeichnis
Jede Uni hat einen Online-Campus, wo das Vorlesungsverzeichnis steht. Dort findest du unter deiner Fakultät die Module und Kurse, die zur Auswahl für das nächste Semester stehen. Oft schreiben die Dozenten sogar eine kleine Kursbeschreibung dazu, damit man weiß, worauf man sich einlässt und ob am Ende des Kurses eine Klausur oder Hausarbeit wartet. Am besten schreibst du dir deine Kurse auch gleich auf, so dass du alle zusammen im Blick hast und zeitliche Überschneidungen vermeiden kannst. Achte auch darauf, ob es eine Veranstaltung ist, die jede Woche stattfindet oder ein Kurs, der nur alle zwei Wochen ist. Manche Dozenten halten ihr Seminar auch als Blockkurs ab, der nur für eine kurze Zeitspanne, oft nur eine Woche lang, im ganzen Semester läuft. Zusammengefasst brauchst du für deinen Kurs:
Hörsaal
Tag und Zeit
Dozent
Prüfungsform
Wöchentlich oder Blockkurs
Anmeldephasen nicht vergessen
Hast du deine Traumkurse gefunden? Dann geht es weiter zur Anmeldung. Mittlerweile kann man sich für die meisten Kurse online anmelden. Nur in seltenen Fällen gibt es immer noch das altmodische Eintragen in die Listen, die auf dem schwarzen Brett in der jeweiligen Fakultät aushängen. Warte nicht zu lange mit dem Auswählen deiner Kurse, denn der Zeitraum der Anmeldung ist oft begrenzt. Solltest du in der ersten Anmeldephase noch keinen Kursplatz bekommen, lass dich nicht sofort entmutigen. Oft gibt es noch die Chance in einer zweiten Anmeldungsphase einen Platz zu ergattern. Des Weiteren hast du in den ersten Wochen nach Semesterbeginn auch die Möglichkeit, dich von den gewählten Kursen wieder abzumelden, falls du nach den ersten Veranstaltungen merkst, dass diese doch nicht ganz deinen Erwartungen entsprechen.
Vergiss nicht, dass es meistens notwendig ist, sich zur Prüfung am Ende des Kurses nochmal extra anzumelden, schriftlich oder online. Aber das klärt der Dozent mit euch gleich am Anfang des Kurses ab.
Wenn du einen richtigen Stundenplan wie früher zu Schulzeiten willst, dann gibt es für Studenten die Online-Funktion zum Stundenplan erstellen. Dort können die im Vorlesungsverzeichnis ausgewählten Kurse in den vorgefertigten leeren Stundenplan eingetragen werden. Das ist aber natürlich kein Muss, sondern nur eine Hilfestellung. Dass du alle Infos zu deinen Kursen notierst, ist natürlich wichtig, aber auf welche Art, bleibt selbstverständlich ganz dir überlassen.