Auf den Demos in Berlin, Essen, Hamburg, Leipzig und Mannheim haben - je nach Angaben - bis zu 30.000 Demonstrierende teilgenommen. "Bildung ist keine Ware" war ein Motto der Proteste. Studis Online berichtet und kommentiert. Bundeskanzler Schröder ist übrigens auch gegen Studiengebühren - im Wahlkampf.
Die Debatte um Studiengebühren wird von Befürworter- wie GegnerInnen oft mit eher schlechten Argumenten geführt. Die Online-Publikation UNiMUT aktuell an der Uni Heidelberg möchte keine Studiengebühren und hat nachgedacht, "welche Argumente fortschrittliche Menschen verwenden sollten und welche lieber nicht -- denn schlechte Argumente gibt es doch einige." Studis Online dokumentiert.
Im Zusammenhang mit der von vielen befürworteten Einführung von Studiengebühren wird insbesondere von CDU-Politikern (insbesondere von Jörg Dräger, Wissenschaftssenator aus Hamburg) die Abschaffung des BAföG gefordert. Für Studiengebühren wie für die Lebenshaltung selbst sollen elternunabhängige "Studiendarlehen" dienen. Das wird teuer: Bis zu 126 000 Euro Schulden könnten sich ansammeln. Oliver Iost berichtet.
Während Bayern seine vollmundigen Ankündigungen, schon im kommenden WiSe Studiengebühren einzuführen, so gut wie zurückgenommen hat, schwenkt Brandenburgs Ministerpräsident Platzeck (SPD) von der Linie seiner Partei-Kollegen ab und fordert „bundeseinheitliche sozialverträgliche Studiengebühren“. Das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren (ABS) beschloss am Freitag weitere Proteste. Erste bundesweit abgesprochene, dezentrale Demos finden am 3. Februar statt.
Nachdem das Bundesverfassungsgericht das Studiengebührenverbot im Hochschulrahmengesetz für nichtig erklärt hat, wird akut, was bisher nur Plan war. Studis Online stellt die Zeitpläne der einzelnen Bundesländer zusammen. Zuletzt aktualisiert am 29. Januar um 14:00 Uhr.
Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) rechnet in fünf Jahren mit 2500 Euro Studiengebühren - es sei klar, dass die jetzt diskutierten 500 Euro nur ein Einstieg seien. Während dessen sagt Bayerns Wissenschaftsminister, dass 500 Euro Gebühren auch ohne Kredite zu finanzieren seien. Unter den Studierenden wird der Egoismus zunehmen - denn studieren ist bald nur noch eine Investition ins eigene Humankapital. Eine Polemik von Oliver Iost.
Das Bundesverfassungsgericht hat das vom Bund ins HRG geschriebene Verbot allgemeiner Studiengebühren für nichtig erklärt. Wie den Berichten aus der Verkündung des Urteils zu entnehmen ist, nimmt das Gericht an, dass die Länder "sozialverträgliche" Gebühren einführen würden. Erst wenn große Wanderungsbewegungen ausgelöst würden und die Länder dieses Problem nicht selbst in den Griff bekommen würden, dürfte der Bund eingreifen. Diese Gefahr sei aber sehr gering, glauben die Richter.
Einige Tage vor der Urteilsverkündung überschlagen sich die Gebührenbefürworter mit Modellen und Wortmeldungen. 500 Euro werden dabei schon nur noch als Richtwert angesehen - die Debatte um höhere und "flexiblere" Gebühren beginnt also schon, bevor überhaupt feststeht, ob Gebühren eingeführt werden können. Nordrhein-Westfalen dagegen will beim Studienkonto bleiben und hofft damit die "Studenten-Elite" aus Baden-Württemberg und Bayern abziehen zu können, der es finanziell nicht so gut geht.
In einer Woche wird das Bundesverfassungsgericht die Entscheidung über die Regelungen im Hochschulrahmengesetz verkünden. Dabei geht es zum einen um das Verbot von allgemeinen Studiengebühren, aber auch um die Verfasste Studierendenschaft. Insbesondere die CDU-geführten Bundesländer meinten, durch diese Regelungen greife der Bund zu sehr in die Hochheit der Länder über den Bildungsbereich ein. Die Bundesregierung hat nochmals die Argumente für ein Gebührenverbot zusammengestellt.
Laut einem Bericht des FOCUS stellt sich die Bundesregierung darauf ein, dass das Studiengebührenverbot im Hochschulrahmengesetz durch das Bundesverfassungsgericht kassiert wird. Als "Kompromiss" mit den Ländern werde angeblich gehandelt, dass die Länder nicht generell Studiengebühren einführen, sondern dies den einzelnen Hochschulen überlassen. Währenddessen planen Studierende Proteste für den Fall der Fälle.