Kunst
Lehramt Uni Hildesheim
STUDIUM und ORGANISATION:
Ich habe Kunst und Politik auf Lehramt studiert. Insbesondere in der Kunst, welches überwiegend außerhalb der Stadt auf einem sehr schönen mittelalterlichen Campus gelehrt wird gibt es ein kleines sehr engagiertes Team in der Didaktik. In den Fächern ist die Auswahl an Seminaren der Größe der Uni entsprechend und wer die ultimative thematische Auswahlmöglichkeit sucht sollte sich eine der großen Unis in DE anschauen.
Der Grund warum ich das Studium an der Uni Hildesheim leider nicht empfehlen kann, liegt hauptsächlich in den Bildungswissenschaften und der Orga. Dort habe ich kaum etwas „mitgenommen“ und war am Ende nur noch genervt vom Umgang und der Orga. Im Teilbereich der Diagnostik ist leider die Leitung das Problem. Hier ist ein Herr in Verantwortung, der nicht daran interessiert ist, dass die Studierenden gut durch das Studium kommen und einen herablassenden Umgang mit den Leuten pflegt. Auf Mails wird von dort grundsätzlich nicht geantwortet. Telefonisch wurde mir bei einer Formalie Hilfe zugesagt, als ich nach einer Weile erneut anrief um nach dem Stand der Dinge zu fragen, wurde ich von einer Hilfskraft abgewiegelt. Wenn ihr euch für das Lehramtsstudium in Hi. entscheiden solltet, werdet ihr ganz sicher bald wissen, wer gemeint ist. Hat eigentlich jeder drüber geklagt. In einem Grundlagenmodul im Bereich Unterrichtsmethodik wurde man zudem gezwungen Studien abseits des Seminarinhalts auszufüllen - unter Androhung von Nichteintragung der Teilnahme, aber das nur nebenbei bemerkt…
Generell wirkte die Lehre in der Pädagogik auf mich eher verschult als akademisch. Die Uni ist klein und das spiegelt sich auch beim Personal wider. Der Draht ist dort kurz – teils zu kurz für meinen Geschmack. Ich hatte beispielsweise vor Beginn der Veranstaltungen eine inhaltliche Frage zu einem Seminar an die Dozentin persönlich (ohne irgendwen in cc zu setzen) gesendet und bekam nie eine Antwort, dafür aber eine Mail von der Verwaltung, ich solle mich doch bitte entscheiden ob ich das Seminar nun belegen möchte, ich hätte mich ja nicht angemeldet.
Die Lehre in Psychologie war in Ordnung. Gefühlt fanden die Module dort im Schnellverfahren und häufig online statt – mit sehr wenig Praxisbezug.
Während meines Studiums hat Covid leider ein Comeback gefeiert und ich fand das Management der Uni diesbezüglich nicht so fein. Die Mensa hat im Winter `21 ab einem gewissen Punkt nur noch To-Go-Essen ausgegeben, welches man dann in der eisigen Kälte auf dem Campus zu sich nehmen durfte. So gab es zu dem Zeitpunkt auch keinen Lockdown mehr und dennoch wurde die Lehre in vorauseilendem Gehorsam auf online umgestellt, bzw. es entstand ein ärgerliches Hin und Her. In einem Seminar wurde die Umstellung zu Video Calls leider auch von manchen Studierenden gefordert, wobei man den Eindruck gewann, dass die Situation genutzt wurde um sich den Weg nach Hildesheim zu sparen (zum Verkehr später mehr). Ärgerlich wird es, wenn man um 8:00 im Zoom sein soll und um 10:00 Uhr in Präsenz im Seminarraum… Zur Anwesenheitspflicht kann ich leider nicht genau sagen, ob diese formal gesehen existent ist. Ich hatte aber das Gefühl, dass an der Uni Hildesheim viele Dozierenden eine solche durchzusetzen versuchen. So hatte ich mich einmal 20 Minuten zu spät in einen Zoom Call eingewählt, was mir dann später als Fehlzeit angekreidet wurde.
Es wurden – gemessen an der kleinen Größe überdurchschnittlich viele Module auch geblockt angeboten werden, was natürlich voraussetzt, dass man einen Platz im Seminar erhält. Das hat natürlich Vorteile, führt aber meiner Meinung nach zu einer weiteren Entfremdung zur Institution, den Dozierenden und den anderen Studierenden, da man so ab und an mal ein Wochenende einen Blockkurs hat, aber weniger regelmäßige Treffen zum Austausch.
Die Onlineplattformen sind naja, ausbaufähig und eher unübersichtlich. Die eigene Abm. von Kursen ab einem gewissen Punkt z.B. nicht mehr möglich.
Die Verwaltung der Universität scheint in vielen Teilen überlastet zu sein und ist selten erreichbar. Die Kommunikation zwischen den verschiedenen Verwaltungsstellen funktioniert nicht. Die Leute im P-Amt sind schlecht gelaunt und patzig.
Positiv hervorzuheben ist hier aber das International Office. Mein Auslandsjahr ließ sich super unkompliziert und kurzfristig organisieren. Die Anrechnung von Leistungen klappte auch gut, auch wenn hier die Zuständigkeiten der Lehrenden anfangs unklar waren. Dies ist aber an jeder Uni ein Problem. Man muss immer davon ausgehen, dass man mehrmals vorbeikommen muss. :D
Die Bibliothek ist grundsätzlich brauchbar, aber leider nicht sehr groß und es wird ohne Konsequenz viel Krach gemacht. Ich habe auch einige Male in der Bib. Der HAWK gearbeitet. Eine Kooperation mit der Lehre dort wäre vielleicht auch sehr interessant.
FREIZEIT:
Der Hauptcampus wurde vor einiger Zeit aufwendig modernisiert und die Mensa bietet gutes Essen, mittlerweile auch abends an. Sollte man nutzen! Die Begehbarkeit von Gebäuden und Lernräumen ist aber dürftig (verschlossen). Die Uni sollte mehr Räumlichkeiten in der Innenstadt unterhalten um wirklich Teil der Stadt zu sein. So wirkt es, als hätte man den Campus einem abseits gelegenen Wohngebiet "aufgepfropft" An dieser Stelle sollte die Uni vielleicht nicht weiter expandieren.
Wer eher das Studentenleben genießen möchte ist hier aber falsch, beziehungsweise muss die Initiative ergreifen. Es gibt zwar einige größere Feste auf dem Campus pro Jahr (Mittsommerfest auf der Domäne Marienburg, Hauptcampusfest), aber nur sehr wenige Bars und Kneipen. Auch hier gilt: Viele Studis sind lieber einmal mehr nach Hannover rein gefahren um etwas zu unternehmen. Ein Tipp: Versucht mal über die Unikooperation den Hochschulport dort zu besuchen. Die Uni Hildesheim hat für seine Größe aber auch ein recht spannendes eigenes Hochschulsportprogramm.
Hildesheim ist nun mal keine wirkliche Studi Stadt und eher gemütlich. Ich fand es immer sehr schön, dass es so viel Grün in und um die Stadt herum gibt. Auch das Weserbergland und die Nähe zum Harz sind sicherlich Pluspunkte.
MOBILITÄT:
Hildesheim ist eine Autostadt. Die Wege sind zwar relativ kurz und es gibt ein paar tolle Radrouten um das Städtchen herum, aber für den täglichen Weg zur Vorlesung oder zum Job ist das manchmal nervig. Die Busse fahren nicht ausreichend oft und zum Campus der Domäne Marienburg sind die Studis mit Auto klar im Vorteil… Der Zug und die Bahn nach Hannover fahren in der Theorie relativ häufig, stehen aber gerne auch mal eine Zeit auf halber Strecke rum. Einen knappen Anschluss in H. sollte man jedenfalls nicht einplanen.
MIETEN:
Die Stadt scheint noch vergleichsweise günstige Mieten zu haben und es ist nicht schwer ein Zimmer zu bekommen. Wer in ein Studentenwerkswohnheim möchte, sollte sich das dennoch genau anschauen. In einem Ranking der ZEIT hat Hildesheim die höchsten Mieten in den Häusern des Studierendenwerks deutschlandweit.
Ich kann das Studium in Hildesheim leider nicht empfehlen. Einige meiner Einlassungen werden manche womöglich für sich positiv auslegen, aber für mich war studieren während meiner Bachelor Zeit immer mehr als ein bloßes runterrattern von formalen Anforderungen über einen Zoomcall um sich anschließend ein volles Transcript of Records an die Wand hängen zu können. Mit dem formalen Drumherum in Hildesheim hatte ich nur Ärger.
Für das Lehramtsstudium wünsche ich nachfolgenden Generationen, dass es spätestens für den Master AUCH duale oder berufsbegleitende Modelle gibt (etwa wie an der EUF in Flensburg) um A. insbesondere die Finanzierbarkeit des Studiums zu gewährleisten und B. dem teilweise doch sehr ausgeprägte Wiederholen von Stoff aus dem Bachelor etwas daneben zu stellen.