In einer Handvoll Walderde leben mehr Organismen als Menschen auf dem Planeten. Du bist fasziniert vom Wald und von der Tatsache, dass Bäume hunderte Jahre alt werden können?🌲🌳💚 Die Bücher von Peter Wohlleben lassen dein Herz höher schlagen? Dann wirf doch mal einen Blick auf die spannenden Studienfächer Forstwirtschaft und Forstwissenschaften!
Vorab: Wenn man Forst/Forstwirtschaft oder auch Forstwissenschaft studieren möchte, macht es einen großen Unterschied, ob man an einer Universität oder einer Fachhochschule studiert. Hat man das Ziel, Förster*in zu werden, dann ist man an letzterer besser aufgehoben. Kann man sich auch die Arbeit als Forstwissenschaftler*in vorstellen, so führt kein Weg an der Universität vorbei.
Wer Forstwirtschaft studiert, sollte eine große Leidenschaft für Bäume und den Wald mitbringen. Wer diese Passion mitbringt, wird es sehr viel leichter haben, später einen Job in der Branche zu ergattern, als jemand, der sich nur halbherzig mit Buchen, Eichen oder Fichten auseinandersetzt.
Allgemeine Studieninhalte
Naturwissenschaftliche Grundlagen
Mathematik, hier ist vor allem Statistik von Bedeutung
anorganische und organische Chemie, teilweise auch Holzchemie
biologische Module (z.B zur Physiologie)
Grundlagen der BWL und VWL
Physik (der Anteil ist nicht ganz so groß und umfasst hauptsächlich Inhalte aus der Kräftelehre oder Thermodynamik)
Meteorologie
Forst-spezifische Inhalte
Biologie: Zoologie, Botanik
Grundlagen der Bodenkunde
Forstinformatik
Forstliche Logistik
Waldwachstumskunde
Waldbau
Forstliche Betriebswirtschaftslehre
Nachhaltigkeit
Im Folgenden erklären wir noch einmal genauer, was es mit den forstspezifischen Modulen konkret auf sich hat. In der Bodenkunde lernst du beispielsweise, wie der Boden zusammengesetzt sein muss, damit bestimmte Bäume überhaupt die Chance haben zu wachsen. Auch die Botanik hilft dir hier, denn auch anhand der bereits vorhandenen Pflanzen kannst du Rückschlüsse auf den Boden ziehen. Für den Forstwirt ist vor allem die „Vegetationskunde“ innerhalb der Botanik von großer Bedeutung.
In den letzten Jahren fand in vielen Branchen ein Digitalisierungsprozess statt, so auch in der Forstwirtschaft. Daher gehört zum Studium oft das Modul Forstinformatik.
Zur Forstinformatik gehört z.B die Informationsbeschaffung aus Satelliten- oder Luftbildern, das Erlernen vom Umgang mit geographischen Informationssystemen oder auch das Kennenlernen von Holz-Datenbanken.
Da du als Förster*in auch dafür verantwortlich bist, wie das abgesägte Holz vom Wald auf einen mit dem Transportfahrzeug befahrbaren Weg gelangt und auch, wie es dann weiter ins Sägewerk transportiert wird, spielt das Fach Forstliche Logistik eine wesentliche Rolle in deinem Studium.
In der Waldwachstumskunde lernst du, wie schnell Bäume wachsen, wie und wann sie zu fällen sind und lernst die Waldinventur kennen. Auch hier wird viel digital bearbeitet, so lässt sich das Waldwachstum beispielsweise mit Computerprogrammen modellieren.
Der Waldbau ist das Herzstück 💚 des Studiums. Dir wird hier vermittelt, wie man mit Bäumen arbeitet und wie man einen Bestand erzielt, der am Ende (möglichst) gewinnenbringend verkauft werden kann. Wie funktioniert die Holzernte? Wie ist ein Wald aufgebaut? Wie beeinflusst das Wetter das Waldwachstum? Das sind nur wenige von vielen Fragen, auf die du in dieser Disziplin antworten erhältst.
Die Forstliche Betriebswirtschaftslehre lehrt dich, Kalkulationen über lange Zeiträume zu berechnen. Im Gegensatz zur klassischen BWL geht es hier nicht um ein Kalenderjahr, sondern um Jahrzehnte und Jahrhunderte.
Nachhaltigkeit
Das Wort Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Und im Wald sowieso. Wusstest du, dass der Begriff Nachhaltigkeit durch einen Förster geprägt wurde? Hans Carl von Carlowitz schrieb einst in seinem Werk Sylvicultura oeconomica:
„wie eine sothane [solche] Conservation und Anbau des Holzes anzustellen / daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende Nutzung gebe / weiln es eine unentbehrliche Sache ist / ohne welche das Land in seinem Esse nicht bleiben mag.“
Daraus entstand später das Wort Nachhaltigkeit, was auch heute von großer Bedeutung ist. Die Grundregel eines Försters lautet sowieso, dass nur so viele Bäume gefällt werden dürfen, wie auch wieder nachwachsen.
Zuweilen werden auch Module zur Waldpädagogik, zur Forstgeschichte, zum Naturschutz oder, vor allem an Fachhochschulen, auch zur Jagd- und Waffenhandhabung angeboten.
2. Dauer des Forstwirtschaft-Studiums, Studienabschlüsse und Voraussetzungen
In der Regel dauert das Forstwirtschaft Studium 7 Semester und wird als Bachelor of Science mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen. Insgesamt werden dabei 210 ECTS-Punkte (Credit Points) erbracht. Recht häufig werden auch 6-semestrige Studiengänge angeboten, diese mit 180 Credits.
Anschließend kann noch das Master-Studium in Forstwirtschaft oder einem ähnlichen Masterstudiengang absolviert werden. Der Master of Science kann in 4 Semestern abgeschlossen werden, wobei 120 Credits erbracht werden müssen.
In Deutschland sollten Bachelor und Master zusammen 300 ECTS auf 10 Semester Regelstudienzeit verteilt umfassen. Nach einem sechs-semestrigen Bachelor mit 180 ECTS kann also nicht direkt ein drei- oder gar zwei-semestriger Master mit jeweils weniger als 120 ECTS angeschlossen werden. Je nach Hochschule können die fehlenden Credits aber oft in einem Brückensemester nachgeholt werden.
Welche Voraussetzungen für das Forstwirtschaft-Studium gibt es?
Für das Studium der Forstwirtschaft ist an Universitäten in der Regel das Abitur (oder die fachgebundene Hochschulreife) notwendig, an Fachhochschulen die Fachhochschulreife.
Außerdem setzen einige Hochschulen einen Numerus Clausus fest, so dass in der Regel eine Mindestnote im Schulzeugnis erforderlich ist, um direkt einen Studienplatz zu erhalten. Näheres dazu im Artikel „Wie der Numerus Clausus funktioniert”. Es gibt aber auch Studienangebote ohne solche Zulassungsbeschränkung.
Studienformen des Forstwirtschaft-Studiums
Die klassische Form des Forstwirtschaft-Studiums ist das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Hochschule, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien, je nach Studienfach auch Projekte, Labor etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.
Eine Verbindung von Ausbildung und Studium stellt ein duales Studium dar, Forstwirtschaft kann auch so studiert werden.
3. Was kostet Studieren?
Lebenshaltungskosten insgesamt
Während eines Forstwirtschaft-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon & Internet sowie Bücher & Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben zwischen 630 € und über 1.500 €. Im Durchschnitt geben Studierende inzwischen über 850 € im Monat aus.
München ist Spitzenreiter, was die Mieten und die Lebenshaltungskosten an sich angeht, aber auch Frankfurt/Main, Hamburg, Köln und zunehmend Berlin sind deutlich über dem Durchschnitt. Günstiger lebt es sich in kleineren Städten abseits der Metropolen, insbesondere in den neuen Bundesländern.
Hauptkostenpunkt: Miete
Die Mieten für ein WG-Zimmer liegen je nach Stadt zwischen 269 Euro und 585 Euro (Werte von 2018 plus fünf Prozent). Seit dem Wintersemester 2019/20 liegt die Mietpauschale dank 26. BAföG-Änderungsgesetz bei immerhin 325 €. Trotz Erhöhung reicht dieser Betrag aber in vielen Städten nicht, um die Kosten für ein WG-Zimmer oder gar eine Wohnung zu decken.
Das Wintersemester 2020/21 wird wegen der Folgen der Corona-Pandemie für Erstsemester erst im November beginnen, also ein bis zwei Monate später als normal. Trotzdem schon ein Zimmer ab September oder Oktober anzumieten, würde also einerseits unnötige Kosten bedeuten. Andererseits ist es vielleicht möglich, sich noch ein günstiges Zimmer zu sichern. Einen allgemeingültigen Rat zu geben, ist leider schwierig.
Kosten je nach Ort und persönlicher Situation
Für das Studium ist halbjährlich noch ein Semesterbeitrag zu zahlen. Damit werden bspw. günstigere Mensapreise ermöglicht. In einigen Studienstädten ist ein Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr eingeschlossen, was zwar den Semesterbeitrag erhöht, aber deutlich günstiger als andere Dauerkarten für den jeweiligen Verkehrsverbund ist. An einigen größeren Unis gibt es auch studentische Fahrradwerkstätten.
Kosten für eine Krankenversicherung sind zu berücksichtigen, wenn eine Familienversicherung über die Eltern nicht mehr möglich ist.
Muss ich für ein Forstwirtschaft-Studium Studiengebühren zahlen?
Praktisch alle Bachelor und konsekutive Master können an staatlichen Hochschulen ohne Studiengebühren begonnen werden. Konsekutive Master schließen an ein fachgleiches (oder zumindest ähnliches) Bachelorstudium an und setzen keine Berufserfahrung voraus. Ein langes Studium oder ein Zweitstudium sind allerdings in einigen Bundesländern kostenpflichtig.
4. Wie kann ich mein Forstwirtschaft-Studium bezahlen?
Elterliche Unterstützung
Eine Aufgabe deiner Eltern – und das ist sogar im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB § 1610) explizit geregelt – ist es, dir eine angemessene Berufsausbildung zu ermöglichen. Dazu zählt auch, dir im Studium finanziell oder mit Kost und Logis unter die Arme zu greifen. Die Entscheidung, ob es ein Studium sein soll und welche Fachrichtung, liegt primär in deiner Hand, so dein Schulabschluss dir diesen Weg ermöglicht. Der Staat unterstützt deine Eltern u.a. mit Kindergeld, das im Ausnahmefall auch direkt an dich ausgezahlt werden kann.
Haben deine Eltern wenig Einkommen oder sind gar nicht mehr zu Unterhalt verpflichtet, kommt das BAföG ins Spiel.
BAföG: Staatliche Förderung, zur Hälfte geschenkt!
BAföG für Studenten soll einspringen, wenn deine Eltern – aus Sicht des Gesetzes – zu wenig Einkommen haben, um ausreichend Unterhalt für ein Studium zu leisten. Wenn du noch unter 30 Jahre alt bist und keine berufsqualifizierende Ausbildung angefangen hast, ist BAföG für das Studium in der Regel sicher – sonst prüfe deinen BAföG-Anspruch. Mit unserem BAföG-Rechner kannst du die Höhe deines BAföGs berechnen.
StudentInnen-BAföG ist eine Sozialleistung, von der höchstens 50 Prozent zurück zu zahlen sind. Die BAföG-Rückzahlung ist auf 10.010 € begrenzt, beginnt erst Jahre später und nur, wenn ausreichend verdient wird. Hast du bereits eine Ausbildung gemacht und danach mehrere Jahre gearbeitet sowie in wenigen anderen Ausnahmefällen könnte es sogar elternunabhängiges BAföG für dich geben.
Durch die Folgen der Corona-Pandemie startet das Wintersemester fast überall für Erstsemester erst im November. Normalerweise würde das bedeuten (BAföG § 15b Abs. 1), dass es erst ab November BAföG geben kann. Doch das BMBF hat – durchaus zu unserer freudigen Überraschung – inzwischen erklärt, dass „BAföG bereits ab dem Zeitpunkt des Beginns des Semesters geleistet werden [kann], zu dem die Immatrikulation erfolgt ist.“ (Quelle: Keine Nachteile beim BAföG wegen Corona, 11.)
Stipendien stehen einer viel kleineren Gruppe zur Verfügung als BAföG. Größter Vorteil eines Stipendiums: Die erhaltene Förderung ist geschenkt. Daneben gibt es oft eine ideelle Förderung. Für die Bewerbung auf ein Stipendium sind in der Regel Motivationsschreiben, Lebenslauf, Empfehlungen und Zeugnisse erforderlich.
Die großen Studienförderwerke vergeben Stipendien nach den BAföG-Regeln (also abhängig vom Einkommen der Eltern). Hinzu kommen 300 Euro „Büchergeld“ im Monat für alle. Das Bewerbungsverfahren beginnt mindestens ein halbes Jahr zuvor.
Neben den großen Studienförderwerke gibt es noch viele weitere Stiftungen, die jeweils eher wenige (oder wirklich nur einzelne) Stipendien vergeben. Solche kleinen Stiftungen verfolgen oft spezielle Förderzwecke, so dass nicht immer nur Leistung entscheidend ist.
Jobben als Werkstudent / Minijob / Selbständig sein
Die meisten Studierenden jobben zumindest zeitweise während des Studiums, oft als Mini-Jobber oder als Werkstudent/in. Während der Vorlesungszeit darf die Arbeitszeit 20 Wochenstunden nicht überschreiten.
Eine Anrechnung auf das BAföG erfolgt, wenn dein durchschnittlicher Verdienst über 450 Euro im Monat liegt. Entscheidend ist im Unterschied zur Steuer nicht das Kalenderjahr, sondern der Bewilligungszeitraum des BAföG.
Staatlicher Bildungskredit und weitere Möglichkeiten
Für Studierende in höheren Semestern oder im Master gibt es den staatlichen Bildungskredit mit günstigen Zinsen und einer Auszahlung von bis zu 300 Euro / Monat für höchstens zwei Jahre.
Studienkredite und Bildungsfonds sind dagegen nur als letzte Möglichkeit in Betracht zu ziehen, wenn die günstigeren Möglichkeiten nicht reichen oder bspw. am Studienende eine Konzentration auf das Studium ohne Jobben möglich sein soll.
Wenn du schon in den letzten Semestern des Studiums angelangt bist, kann u.U. – gerade in sozialen Notlagen – auch ein Studienabschlussdarlehen oder Überbrückungsdarlehen in Frage kommen. Scheue dich nicht, dich zu erkundigen und – wenn für dich möglich – ein solches in Anspruch zu nehmen. Die Konditionen sind deutlich besser als bei Bildungskredit oder gar Studienkrediten!
Die Berufsaussichten sind schwankend. Wer im Studium sehr gute Leistungen erzielt, findet in der Regel auch schnell eine Anstellung. Laut Einschätzung vom Forstwirt und Youtuber EinMannimWald finden die besten 10 Prozent eines Jahrgangs nach dem Studium ihren Traumjob, während ein Drittel bis die Hälfte eines Jahrgangs sich mit Alternativen zum Nonplusultra begnügt – was natürlich nicht heißen soll, dass diese Absolvent*innen unzufrieden in ihren Berufen sind. Das Problem ist, dass das Berufsfeld relativ begrenzt ist. Insbesondere dann, wenn man das Ziel hat, Förster*in zu werden – schließlich ist die Anzahl an Wäldern nicht unendlich groß.
Wer Forst/Forstwirtschaft/Forstwissenschaft studiert hat, kann des Weiteren Anstellung im Naturschutz finden oder den Weg in die Selbstständigkeit suchen.
Wer Forstwissenschaftler*in ist, kann natürlich auch an der Universität bleiben, ansonsten gibt es folgende Möglichkeiten:
Höherer Forstdienst
(Leitende) Positionen in Forstunternehmen
6. Gehalt von Forst-Absolvent/Innen
Wer Forstwirtschaft/Forstwissenschaften studiert, macht das in der Regel nicht, um reich zu werden, sondern aus Leidenschaft. Tatsächlich sind die Gehaltsaussichten überschaubar: Im öffentlichen Dienst beträgt das Einstiegsgehalt als Revierleiter etwa 2300 Euro brutto. Als Forstwirt*in" ohne Leitungsfunktion fällt das Gehalt sogar noch niedriger aus.
Wer einen Master in der Tasche hat oder zu den besten zehn Prozent des Jahrgangs gehört hat in jedem Fall bessere Aussichten. 2900 Euro beträgt das durchschnittliche Gehalt für Master-Absolvent*innen der Forstwirtschaft. Pauschalisieren lässt sich das Gehalt von Forstwirten allerdings nicht, da viele Absolvent*innen auch den Weg in die Selbstständigkeit bestreiten und beispielsweise Holzunternehmen gründen oder angestellt in der privaten Holzwirtschaft arbeiten.
Hinweis zu den hier beworbenen Studienangeboten Studis Online bietet den Hochschulen die Möglichkeit, ihre Studienfächer gegen ein Entgelt mit ausführlicheren Informationen als den von uns recherchierten Basisinformationen vorzustellen.