Wissenschaftliches SchreibenDas Literaturverzeichnis
1. Kurz + knapp
Ein Literaturverzeichnis ist wichtig, es zeigt die Quellen deiner Arbeit auf. Du musst dort alle Werke angeben, aus denen du für deine Arbeit zitierst. Ob du auch Literatur angeben musst die du benutzt, aber nicht zitiert hast, hängt vom Betreuer deiner Arbeit ab. Hier haben verschiedene Universitäten und Fakultäten unterschiedliche Regeln.
Es gibt einige Vor- und Nachteile an diesen Programmen. Viele Programme kosten Geld und sind nicht immer in gleicher Qualität kostenlos verfügbar. Du wirst Zeit brauchen um dich in das Programm einzuarbeiten. Abstürze können deiner Arbeit schaden (Immer Backups erstellen). Dafür kannst du in solchen Programmen Webseiten abspeichern, hast eine Notizfunktion für Zitate und ganze Exzerpte, du kannst das Verzeichnis automatisch aktualisieren und hast noch andere Vorteile.
Unterschiedliche Arten von Werken werden unterschiedlich eingetragen. Ein Standardformat ist folgendes: Name, Vorname (Erscheinungsjahr): Titel. Untertitel, Auflage (wenn nicht Erstauflage), Erscheinungsort(e): Verlag.. Bei Sammelbänden bedarf es aber auch andere Informationen. Einige Beispiele dazu findest du unten.
2. Zweck des Literaturverzeichnisses
Im Literaturverzeichnis sind die Quellen einer Arbeit aufzulisten. Zwingend anzugeben sind alle Werke, aus denen man in der eigenen Arbeit zitiert oder auf die man sich sinngemäß bezieht. Beides ist bereits im Text in geeigneter Form zu kennzeichnen (siehe Teil 4: Literaturangaben/Zitierweise).
Ob man darüber hinaus herangezogene Grundlagenliteratur anzugeben hat oder auch Fachliteratur, die man gelesen hat, ohne aus ihr zu zitieren, hängt von den Gepflogenheiten vor Ort ab – am besten die Betreuerin / den Betreuer fragen bzw. die vorhandenen Hinweise der Fakultät / des Studiengangs zur Anfertigung von wissenschaftlichen Arbeiten genau durchlesen.
🎸„Digital ist besser ...“
3. Mit Literaturverwaltungsprogrammen ein Literaturverzeichnis erstellen
Bei der Erstellung eines Verzeichnisses kannst du dir auch digitale Hilfe mit einem Literaturverwaltungsprogramm holen: In der Regel benötigst du nur einen Klick und das Verzeichnis wird dir im ausgewählten Zitationsstil in dein Dokument eingefügt. Hierfür musst du natürlich alle Quellen ordentlich in der Datenbank abgespeichert haben und während des Schreibens sofort hinter jeden Verweis die Quelle verknüpft haben. Manche Programme bieten auch die Funktion, dass du alle verwendeten Quellen auswählst und daraus ein Verzeichnis erstellt.
Für die Geistes- und Sozialwissenschaften sind die Programme EndNote, Citavi oder Zotero gängig, während in den Naturwissenschaften JabRef und Mendeley beliebt sind.
Mit den Programmen kannst du in der Regel mit einem Klick jede Quelle mit allen nötigen Angaben speichern – und du kannst sie mit Schlagwörtern, Zitaten und Notizen hinterlegen, was dir beim Schreiben der Arbeit helfen kann. Programme, die sich mit der Schreibsoftware integrieren lassen, bieten hier meist auch tolle Features, indem die Quellverweise leicht eingefügt werden können. Auch beim Literaturverzeichnis helfen die Programme natürlich und du kannst in der Regel den geforderten Zitationsstil auswählen.
Vorteile & Nachteile von Literaturverwaltungsprogrammen
Zentrale Speicherung aller nötiger bibliographischer Angaben.
Teilweise kannst du die kompletten Volltexte (oder auch Webseiten) darin speichern oder verknüpfen.
Notizfunktion für Zitate und ganze Exzerpte und Verschlagwortung der Quellen.
Keine Fehler im Literaturverzeichnis (wenn alles richtig gemacht wurde 😉).
Mit einer Datenbank kannst du einen Wissensspeicher für das gesamte Studium – und darüber hinaus – aufbauen und sogar leicht mit anderen teilen.
Kommerzielle Programme kosten Geld.
Du brauchst Zeit für die Einarbeitung.
Unvorhergesehene technische Probleme oder Inkompatibilitäten (sichere mit Backups deine wichtige Daten!).
Fazit: Wer eine kostenlose Lizenz der Hochschule nutzen kann, spart hier Geld (oder du nutzt die zahllosen kostenfreien und auch ausgereiften OpenSource-Programme, wie Zotero oder JabRef). Zudem bieten viele Uni-Bibs Kurse an, die in die Software einführen.
Wer mit Technik auf Kriegsfuß 🤬 steht und nur mit wenigen Quellen jonglieren muss, bleibt vielleicht besser bei Pen&Paper.
Hilfe zum Entscheiden, welche Software für dich geeignet ist:
4. Grundsätzliche Angaben eines Eintrages im Literaturverzeichnis
Name, Vorname (Erscheinungsjahr): Titel. Untertitel, Auflage (wenn nicht Erstauflage), Erscheinungsort(e): Verlag.
Nach Möglichkeit (auch um Verwechslungen auszuschließen) immer Vor- und Zuname vollständig angeben. Bei mehreren AutorInnen immer alle nennen, getrennt durch „/“. Ob der Autor in Versalien (Großbuchstaben) oder Kapitälchen geschrieben wird oder ohne Hervorhebung, ist Geschmackssache. Wurde die amerikanischen Zitierweise im Text mit Großbuchstaben verwendet, sollte das entsprechend im Literaturverzeichnis gehandhabt werden. Dass der Titel kursiv dargestellt werden soll (oder u.U. andere Bestandteile der Angaben), ist eine Option.
Am besten ist es, sich an die Gepflogenheiten der eigenen Fakultät bzw. des eigenen Instituts zu halten und im Zweifel die Betreuerin / den Betreuer zu fragen. Ist eine Darstellungsform festgelegt, muss diese durchgängig beibehalten werden.
Übliche Abkürzungen im Literaturverzeichnis
Fehlt der Ort (sofern beim jeweiligen Medium üblicherweise überhaupt anzugeben), wird o.O. (ohne Ortsangabe) geschrieben, fehlt das Jahr, gibt man o.J. (ohne Jahr) an. Im seltenen Fall, dass kein Verfasser (auch keine Institution) aufzufinden ist (in der Regel wohl nur bei Internet-Quellen – oder „grauer“ Literatur), würde o.V. (ohne Verfasser) verwendet.
„Seite(n)“ wird nie ausgeschrieben, sondern immer mit S. abgekürzt. Heft wird zu H., Jahrgang zu Jg.
5. Zitationsbeispiele
Bei Zeitschriftenaufsätzen
Autor/en (Erscheinungsjahr): Titel des Aufsatzes. Untertitel. In: Name der Zeitschrift, Jahrgang, Heftnummer, Seitenzahl(en).
Beispiele
Bähr, Jürgen (1999): Tag der 6 Milliarden Menschen. Zur jüngeren Entwicklung der Weltbevölkerung. In: Geographische Rundschau, 51, S. 570–573.
Wolf, Klaus (1995): Frei-Zeit und Raum. In: Spektrum Freizeit, Jg.17, H. 2/3, S. 46–51.
Bei Sammelbänden, die komplett genannt werden
Herausgeber/-innen (Hrsg.) (Jahr): Titel, ggf. Untertitel des Sammelbandes. Auflage (wenn nicht Erstauflage), Ort.
Beispiel
Monheim, Heiner / Zöpel, Christoph (Hrsg.) (1997): Raum für Zukunft. Zur Innovationsfähigkeit von Verkehrspolitik und Stadtentwicklung. Essen.
Bei einzelnen Aufsätzen aus Sammelbänden
Autor/-en des Aufsatzes (Jahr): Titel, ggf. Untertitel des Aufsatzes. In: Herausgeber: Titel, Untertitel des Sammelbandes, Ort. Seitenzahlen des zitierten Aufsatzes.
Beispiel
Monheim, Heiner (1997): Die Autofixierung der Verkehrspolitik. Warum die ökologische Verkehrswende bisher nicht vorankommt und wie sich das ändern ließe. - In: Monheim, Heiner / Zöpel, Christoph (Hrsg.): Raum für Zukunft. Zur Innovationsfähigkeit von Verkehrspolitik und Stadtentwicklung. Essen. S. 218–235.
Bei Online-Texten und Webseiten
Autor/-in der Seite (Jahr): Titel.
Pfad (Zugriffsdatum).
Falls auf der zu zitierenden Seite keine AutorInnen angegeben sind, gilt üblicherweise der Herausgeber der Internetseiten (z. B. Statistisches Bundesamt) als Autor/in. Wenn auf der Webseite selbst kein „Erscheinungsdatum“ angegeben ist, wird das laufende Jahr angegeben. Der komplette Pfad („URL“) wird sozusagen als Erscheinungsort angegeben. Die Angabe des Zugriffsdatums ist unbedingt notwendig, da Internetseiten von Zeit zu Zeit aktualisiert werden oder im ungünstigeren Fall nicht mehr zur Verfügung stehen.
Eine immer wieder beliebte Frage: Wikipedia im Studium
Wer Wikipedia in einer wissenschaftlichen Arbeit zitieren möchte, findet hier inhaltliche Gründe dagegen, wie auch Empfehlungen, in welchen Kontexten es doch in Ordnung ist:
Und was ist mit AI/KI wie ChatGPT?
Klar ist: Wer sich den ganzen Text von einer KI schreiben lässt, hat keine eigene Leistung erbracht und damit geschummelt. Doch für Anregungen und Hilfe, bei Denkblockaden weiterzukommen, könnte man sicher darauf zurückgreifen. Auf jeden Fall solltest du dich bei deiner Betreuerin bzw. deinem Betreuer erkunden, wie der Einsatz solcher Hilfsmittel gesehen wird und wie du ihren Einsatz kennzeichnen solltest. Ein paar Anregungen und Hintergründe finden sich in folgendem Interview:
6. Sortierung der Einträge im Literaturverzeichnis
Geordnet werden die Einträge nach dem Nachnamen der VerfasserInnen. Werden mehrere Arbeiten desselben Autors verwendet, werden diese nach Erscheinungsjahr geordnet. Sind gar mehrere Arbeiten desselben Autors im gleichen Jahr erschienen, werden diese mit Kleinbuchstaben auseinandergehalten.
Es kann auch inhaltlich sinnvoll oder von der Betreuerin gewünscht sein, dass das gesamte Verzeichnis nach zwischen Primär- und Sekundärquellen unterteilt wird.
Beispiel
Bultmann, Thorsten (1992): ...
Bultmann, Thorsten (1997a): ...
Bultmann, Thorsten (1997b): ...
Bei mehreren AutorInnen wird das Werk unter dem (im Werk selbst) zuerst genannten eingeordnet.
Beispiel
Kuls, Wolfgang / Kemper, Franz-Josef (2000): ...
Gibt es keine Autorenangabe, so wird der Name der veröffentlichenden Institution genannt.
Beispiel
Bundesamt für Strahlenschutz
Wenn eine Autorin / ein Autor sowohl mit Werken vertreten ist, für die sie/er alleine zeichnet, als auch mit weiteren Arbeiten, die zusammen mit anderen verfasst wurden, so werden zuerst die Einzelpublikationen aufgeführt.
Beispiel
Meyer, Wilhelm (1994): Geologie der Eifel. Stuttgart.
Meyer, Wilhelm / Stets, Johannes (1975): Das Rheinprofil zwischen Bonn und Bingen. In: Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, 126, S. 15–29.
Bei mehr als drei AutorInnen wird bei einer Literaturangabe im Text nur der erstaufgeführte genannt und „et al.“ (et alii: und andere) angeführt. Im Literaturverzeichnis selbst werden dagegen immer sämtliche AutorInnen genannt.
Weitere Angaben wie Erscheinungsort und -jahr, andere Abkürzungen
Durch die Verzögerung bei der Herausgabe einer (wissenschaftlichen) Zeitschrift kann es sein, dass der zitierte Aufsatz älter ist als die Zeitschrift. Dann sind beide Jahreszahlen anzugeben.
Bei der Verwendung von Abkürzungen in der Nennung von Zeitschriften im Literaturverzeichnis ist darauf zu achten, dass diese einheitlich verwendet werden.
Übersicht Artikelreihe
- Wahl des Themas, Literaturrecherche, Quellenarbeit
- Aufbau der Arbeit, Hinweise zum Layout
- Der Schreibprozess
- Literaturangaben, Zitierweise
Das Literaturverzeichnis (aktueller Artikel)
Quellen
Auch wir wollen korrekt sein und angeben, auf welche Quellen diese Zusammenfassung aufbaut. Wir halten uns dabei allerdings nicht an die Formalien eines Literaturverzeichnisses – schließlich ist dieser Artikel keine wissenschaftliche Arbeit.
- Institut für Geographische Wissenschaften der Freien Universität Berlin: Richtlinien zur Anfertigung von Referaten und Hausarbeiten.
- Mösgen, Peter: Wissenschaftliches Zitieren.
- Soziologie Universität Trier: Wissenschaftliches Arbeiten.
- Bachelor-Thesis und Protokolle in Biologie an der Uni Würzburg – Vorgaben und Tipps (Stand: 05/2018)
- Zitieren in der VWL – Teil II: Wie zitiert man Datenbanken, E-Books, YouTube und Co.?; Schreibberatung (Stand 20.05.2015)
Weiterführendes zum Thema
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Kognitive Verzerrungen & Denkfehler beim wissenschaftlichen Arbeiten vermeiden
Egal ob Alltag oder Wissenschaft – es gibt Fehler, mit denen man nicht alleine ist: Bestätigungsfehler, Dunning-Kruger-Effekt, der Over-Confidenz-Effekt and many more. Wie du diese erkennst und für deine wissenschaftliche Arbeit vermeidest, liest du hier. weiter
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