Die Literatur ist gesichtet, die Gliederung der Arbeit steht – nun muss der erste Satz zu Papier gebracht werden. Das ist manchmal kein leichtes Unterfangen. Deshalb sind hier ein paar Tipps, die das Schreiben einfacher machen.
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Keine Scheu vor „Halbformuliertem“ oder vor Rechtschreibfehlern: Erst einmal anfangen, dann überarbeiten, weiteres ergänzen, wieder überarbeiten ...
Am Anfang eines jeden Schreibprozesses steht das leere Blatt. Diese Aussicht ist für kaum einen Autor angenehm. Der eine füllt es sekundenschnell mit unstrukturiertem Inhalt, nur um gleich darauf die Löschtaste zu betätigen, der andere starrt stundenlang gehemmt auf den weißen Bildschirm. Beides ist wenig zielführend.
Gerade wenn man vor der ersten wissenschaftlichen Arbeit steht, ist es wichtig sich vor Augen zu halten, dass die Wenigsten aus dem Stegreif druckreife Sätze formulieren. Es wäre unrealistisch, diese Fähigkeit von sich selbst zu erwarten. Keine Scheu also vor Halbformuliertem oder vor Rechtschreibfehlern im Text – Hauptsache, der Sachverhalt kommt aufs Papier.
Das nimmt die Angst, die Seite nicht füllen zu können. In der Realität wird der Schreibprozess so ablaufen wie bei anderen Autoren auch: Du schreibst eine Seite Text, und dann überarbeitest Du diese. Nach dem ersten Kapitel überarbeitest Du wieder. Und nach dem letzten Kapitel nimmst Du dir den gesamten Text noch einmal vor, denn Schreiben bedeutet immer auch Überarbeiten.
Fahrplan für die Arbeit bereitlegen
Damit die Arbeit nicht schon auf der zweiten Seite aus dem Ruder läuft, legt man sich als Richtschnur die Gliederung neben den Computer – am besten ausgedruckt, damit der Fahrplan für die Arbeit jederzeit schwarz auf weiß vor Augen ist. Es ist nicht ratsam, mit dem Schreiben zu beginnen, bevor die Gliederung steht, auch wenn sie im Prozess vielleicht noch geändert werden muss.
Die Gliederung ist der Kompass, wenn Du einmal den Faden verlierst. Sie verhindert, dass Du ins Blaue hineinschreibt und am Ende bei einem ganz anderen Thema landest. Hier solltest Du also streng mit dir sein.
Auch Literaturnachweise sollten von Anfang an konsequent im Text festgehalten werden – sonst steht man am Ende vor einer Sisyphusarbeit, wenn es darum geht, nachträglich die entsprechenden Belege zu finden. Zitate kann man auch erst einmal wörtlich übernehmen (mit entsprechender Kennzeichnung) und später sprachlich in den entsprechenden Zusammenhang einbetten (natürlich immer noch mit entsprechender Kennzeichnung).
Und noch ein Tipp: Das Fachbuch, das der eigene Betreuer oder die Koryphäe des Fachbereichs gerade herausgebracht hat, sollte nicht als Vergleichsmaßstab dienen. Für die Fertigstellung des Manuskriptes hatten diese Autoren vielleicht mehrere Jahre Zeit, möglicherweise handelt es sich auch schon um die vierte überarbeitete Fassung.
Für eine wissenschaftliche Abschlussarbeit hast Du, abgesehen von der Dissertation, aber nur wenige Monate zur Verfügung. Du solltest also nicht den Anspruch an dich stellen, es den Fachbuchautoren gleich zu tun. Angemessen wäre, wenn überhaupt, ein Vergleich mit anderen Studierenden.
Der richtige Zeitpunkt für die Einleitung
Die Einleitung steht zwar am Anfang einer wissenschaftlichen Arbeit, aber nicht zwangsläufig am Anfang des Schreibprozesses. Es gibt unterschiedliche Schreibtypen: Der eine muss zunächst die Einleitung verfassen, um für sich selbst Fragestellung, Zielsetzung und Struktur der Arbeit klar zu fixieren.
Der andere hat das sprichwörtliche Brett vor dem Kopf, wenn er dem Leser eine Arbeit vorstellen soll, die noch gar nicht geschrieben wurde. Wenn Du Schwierigkeiten hast, mit der Einleitung zu starten, beginnst Du am besten bei Kapitel 2 und verfasst die Einleitung später, zum Beispiel dann, wenn das Fazit formuliert wird.
Das spart außerdem Arbeit, denn wer die Einleitung zu Beginn schreibt, wird sie am Schluss mit Sicherheit überarbeiten, wenn nicht gar neu schreiben müssen.
Wenn es trotzdem hakt
Falls der Schreibfluss einmal ins Stocken gerät oder ein Knoten im Kopf sich partout nicht entwirren lassen will, ist es besser, eine Pause einzulegen, statt verbissen auf den Bildschirm zu starren. Die Devise lautet abschalten und etwas ganz anderes tun, um den Kopf frei zu bekommen – Spazierengehen, Joggen, Tanzen, eine spontane Kurzreise übers Wochenende oder was sonst dabei hilft, Energie zu tanken. Das ist keine Zeitverschwendung oder Flucht vor der Arbeit, sondern gehört zum Schreibprozess dazu.
Für den Fall, dass Du gar nicht mehr ins Schreiben zurückfindest, kann Folgendes helfen: Statt dich gedanklich an einem Problem festzubeißen, schreibst Du auf, was dir durch den Kopf geht, egal, wie verworren es scheint. Oft löst sich dadurch der Knoten, in jedem Fall bringst Du etwas zu Papier, was sich vielleicht später überarbeiten lässt oder was hilft, das Problem zu erkennen und anzugehen.
Zu Beginn der Arbeit solltest Du dir einen Zeitplan anlegen und ihn – einigermaßen – einhalten. Bis wann soll Kapitel 2 fertig sein? Bis wann Kapitel 3? So behältst Du den Überblick über den Arbeitsprozess und musst kein schlechtes Gewissen haben, wenn Du einmal eine nicht geplante Pause brauchst.
Du selbst kontrollierst die Arbeit, nicht umgekehrt! Wenn ein Kapitel zu Papier gebracht ist, darfst Du dich ruhig dafür belohnen – Stichwort Motivation.
Ein letzter Rat: Dass man eine wissenschaftliche Arbeit in eigener Leistung erbringen soll, bedeutet nicht, dass man sich damit in eine stille Kammer einschließen muss. Wenn Du nicht weiterkommst, können Studienkollegen oder Freunde gute Ratgeber sein.
Oft wirst Du im Gespräch feststellen, dass Du nicht der/die einzige bist, der/die vor einem Problem steht – und dass es auch anderen gelungen ist, Lösungen zu finden. Selbst wenn Du gut mit der Arbeit vorankommst, ist der Austausch mit Kommilitonen hilfreich. Er hilft einzuschätzen, wo man steht und was man vielleicht noch verbessern kann. Übersicht Artikelreihe
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