Wer Nautik studiert, hat immer noch Chancen gleich nach dem Studium einen gut bezahlten Arbeitsplatz zu finden – auf See oder auf dem Festland. Voraussetzung: Gute Mathekenntnisse, gute Englischkenntnisse, eine hervorragende Grundkondition und ein belastbares Gemüt. Und möglicherweise die Bereitschaft, dauerhaft im Ausland zu arbeiten.
Als Leuchtturmwärter arbeitet heute fast niemand mehr – dennoch sind sie noch wichtige Schifffahrtszeichen. Und bestimmt ist der Besuch eines Leuchtturmes in jedem Nautik-Studium mal vorgesehen...
Zwar haben die angebotenen Studiengänge keinen NC und sind somit zulassungsfrei. Wenn du dich an einer dieser Hochschulen bewerben möchtest, solltest du allerdings trotzdem ein paar Voraussetzungen mitbringen: Die Hochschul- oder Fachhochschulreife, eine exzellente körperliche und seelische Gesundheit und eine Affinität zu Wirtschafts- und Naturwissenschaften.
Denn die Nautik ist die Wissenschaft und Lehre von der Führung eines Schiffs. Also von der Technik und Organisation, um einen Dampfer sicher durch die sieben Weltmeere zu navigieren. Das Nautikstudium ist dementsprechend ein klassisches Ingenieurstudium: Auf dem Lehrplan stehen Mathe, Physik, Chemie, BWL, Maschinentechnik, Meteorologie – und natürlich Navigation.
Daneben werden auch verschiedene Rechtsveranstaltungen, Gesundheitspflege oder maritimes Englisch gelehrt.
2. Dauer des Nautik-Studiums, Studienabschlüsse und Voraussetzungen
In der Regel dauert das Nautik Studium 8 Semester und wird als Bachelor of Science mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen. Insgesamt werden dabei 240 ECTS-Punkte (Credit Points) erbracht.
Master-Studiengänge gibt es bisher nicht, wer weiter studieren will, muss auf ähnliche Studiengänge ausweichen.
Welche Voraussetzungen für das Nautik-Studium gibt es?
Voraussetzung für das Studium der Nautik ist in der Regel die Fachhochschulreife.
Die Note spielt keine so große Rolle – es gibt diverse Studienangebote ohne Zulassungsbeschränkung.
Studienformen des Nautik-Studiums
Die klassische Form des Nautik-Studiums ist das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Hochschule, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien, je nach Studienfach auch Projekte, Labor etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.
3. Was kostet ein Nautik-Studium?
Lebenshaltungskosten insgesamt
Während eines Nautik-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon & Internet sowie Bücher & Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben zwischen 550 € und 1000 €.
Hauptkostenpunkt: Miete
Seit dem Wintersemester 2019/20 liegt die Mietpauschale dank 26. BAföG-Änderungsgesetz bei immerhin 325 €. In den Orten, in denen man Nautik in Deutschland studieren kann (Leer, Wismar, Flensburg und Ensfleth), dürfte dieser Betrag die Mietkosten ungefähr abdecken.
Kosten je nach Ort und persönlicher Situation
Für das Studium ist halbjährlich noch ein Semesterbeitrag zu zahlen. Damit werden bspw. günstigere Mensapreise ermöglicht.
Kosten für eine Krankenversicherung sind zu berücksichtigen, wenn eine Familienversicherung über die Eltern nicht mehr möglich ist. Das wäre z.B. der Fall, wenn du über 25 Jahre alt bist.
Eine Aufgabe deiner Eltern ist es, dir eine angemessene Berufsausbildung zu ermöglichen. Dazu zählt auch, dir im Studium finanziell oder mit Kost und Logis unter die Arme zu greifen. Die Entscheidung, ob es ein Studium sein soll und welche Fachrichtung, liegt primär in deiner Hand, so dein Schulabschluss dir diesen Weg ermöglicht. Der Staat unterstützt deine Eltern u.a. mit Kindergeld, das im Ausnahmefall auch direkt an dich ausgezahlt werden kann.
Haben deine Eltern wenig Einkommen oder sind gar nicht mehr zu Unterhalt verpflichtet, kommt das BAföG ins Spiel.
BAföG für Studierende soll einspringen, wenn deine Eltern – aus Sicht des Gesetzes – zu wenig Einkommen haben, um ausreichend Unterhalt für das (geplante) Studium zu leisten. Wenn du noch unter 30 Jahre alt bist und keine berufsqualifizierende Ausbildung angefangen hast, ist BAföG für das Studium in der Regel sicher – sonst prüfe deinen BAföG-Anspruch. Mit unserem BAföG-Rechner kannst du die Höhe deines BAföGs berechnen.
Studenten-BAföG ist eine Sozialleistung, von der höchstens 50 Prozent zurück zu zahlen sind. Die BAföG-Rückzahlung ist auf 10.010 € begrenzt, beginnt erst Jahre später und nur, wenn ausreichend verdient wird. Wenn du schon länger berufstätig warst, könnte es sogar elternunabhängiges BAföG für dich geben.
Durch die Folgen der Corona-Pandemie startet das Wintersemester fast überall für Erstsemester erst im November. Normalerweise würde das bedeuten (BAföG § 15b Abs. 1), dass es erst ab November BAföG geben kann. Doch das BMBF hat – durchaus zu unserer freudigen Überraschung – inzwischen erklärt, dass „BAföG bereits ab dem Zeitpunkt des Beginns des Semesters geleistet werden [kann], zu dem die Immatrikulation erfolgt ist.“ (Quelle: Keine Nachteile beim BAföG wegen Corona, 11.)
Stipendien stehen einer viel kleineren Gruppe zur Verfügung als BAföG. Größter Vorteil eines Stipendiums: Die erhaltene Förderung ist geschenkt. Daneben gibt es oft eine ideelle Förderung. Für die Bewerbung auf ein Stipendium sind in der Regel Motivationsschreiben, Lebenslauf, Empfehlungen und Zeugnisse erforderlich.
Die großen Studienförderwerke vergeben Stipendien nach den BAföG-Regeln (also abhängig vom Einkommen der Eltern). Hinzu kommen 300 Euro „Büchergeld“ im Monat für alle. Das Bewerbungsverfahren beginnt in der Regel ein halbes Jahr zuvor.
Neben den großen Studienförderwerke gibt es noch viele weitere Stiftungen, die jeweils eher wenige (oder wirklich nur einzelne) Stipendien vergeben. Solche kleinen Stiftungen verfolgen oft spezielle Förderzwecke, so dass nicht immer nur Leistung Vorzugsmerkmal ist.
Jobben als Werkstudent / Minijob / Selbständig sein
Die meisten Studierenden jobben zumindest zeitweise während des Studiums, oft als Mini-Jobber oder als Werkstudent. Während der Vorlesungszeit darf die Arbeitszeit 20 Wochenstunden nicht überschreiten.
Eine Verrechnung mit BAföG erfolgt, wenn dein durchschnittlicher Verdienst über 450 Euro im Monat liegt. Entscheidend ist im Unterschied zur Steuer nicht das Kalenderjahr, sondern der Bewilligungszeitraum des BAföG.
Staatlicher Bildungskredit und weitere Möglichkeiten
Für Studierende in höheren Semestern oder im Master gibt es den staatlichen Bildungskredit mit günstigen Zinsen und einer Auszahlung von bis zu 300 Euro / Monat für höchstens zwei Jahre.
Studienkredite und Bildungsfonds sind dagegen nur als letzte Möglichkeit in Betracht zu ziehen, wenn die günstigeren Möglichkeiten nicht reichen oder bspw. am Studienende eine Konzentration auf das Studium ohne Jobben möglich sein soll.
Wenn du schon in den letzten Semestern des Studiums angelangt bist, kann u.U. – gerade in sozialen Notlagen – auch ein Studienabschlussdarlehen oder Überbrückungsdarlehen in Frage kommen. Scheue dich nicht, dich zu erkundigen und – wenn für dich möglich – ein solches in Anspruch zu nehmen. Die Konditionen sind deutlich besser als bei Bildungskredit oder gar Studienkrediten!
Traumberuf Kapitän: Nach dem Studium müssen noch Patente erworben werden
Nach dem Studium steht dir eine Laufbahn als Nautischer Offizier oder sogar Kapitän frei – Schritt für Schritt musst du dir als Anwärter deine Patente erwerben. Im Schnitt dauert es fünf Jahre reine Seefahrtzeit, bis das Kapitänspatent erworben werden kann. Die Investition lohnt sich aber: Ein Kapitän verdient monatlich – so nach gültigem Heuertarifvertrag – je nach Schiffsgröße – zwischen 6.288 und 8.386 € brutto.
Das Gehalt wird natürlich auch gezahlt, wenn der Kapitän Zuhause an Land weilt – gar nicht so selten, denn für jeden Monat erhält ein Kapitän elf bis dreizehn Tage Urlaub. Als Entschädigung für den Vollzeit-Job auf See, der ziemlich anspruchsvoll ist: Der Kapitän manövriert und navigiert das Schiff, organisiert Wache und Sicherheit, managt Verwaltung, Personalführung und Ausbildung. Ein nautischer Wachoffizier ist übrigens immerhin noch mit 4.416 € bis 5.364 € monatlich dabei, der erste Nautische Offizier zw. 4.863 und 6.050 €.
Auch an Land bestehen mit einem Nautik-Studium Beschäftigungsmöglichkeiten
Doch auch für Landratten kann es sich lohnen, ein Nautik-Studium zu beginnen. Denn es gibt auch auf dem Festland eine Menge Beschäftigungsmöglichkeiten für Nautiker: Im Logistik- und Speditionsgewerbe, als Sachverständige oder Gutachter, als Inspektoren in Reedereien, als Lotsen oder beim Zoll finden sich viele Jobmöglichkeiten. Eines ist jedoch in diesem Beruf unabdinglich: Gute Englischkenntnisse. Nur ein Teil der Crew auf Containerschiffen ist deutsch, den größten Teil der Besatzung machen Asiaten, Russen oder Südamerikaner aus. Bordsprache ist immer Englisch.
6. Erfahrungsbericht: Auf Umwegen zur Kapitänslaufbahn
Für Martin Brandt lag der Traum, später mal Kapitän zu werden und auf dicken Pötten über die Weltmeere zu fahren für viele Jahre in weiter Ferne. Der Bremer entwickelte in seiner Kindheit ein Augenleiden, das es ihm verbot, eine Kapitänslaufbahn einzuschlagen. Wer heute auf Schiffen anheuert, muss weder aussehen wie Kapitän Iglu aus der Fischstäbchen-Werbung noch wie der spinatfressende Matrose Popeye – aber er muss gesund sein, gut hören und gut sehen können, das ist Voraussetzung. Also ließ sich der Bremer im Hamburger Hafen zum Speditionskaufmann ausbilden, um wenigstens so seinen Schiffen nahe sein zu können.
Mit 29 Jahren dann schlug das Glück zu: Martin Brandt erhielt die Chance sich einer revolutionären Augenoperation zu unterziehen, die seine Sehfähigkeit wieder vollständig herstellen würde. Er packte sie – und nahm wenige Monate später sein Studium der Nautik an der Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven (OOW) am Standort Elsfleth auf (inzwischen ist der Standort Elsfleth Teil der Jade Hochschule).
Dass die Seefahrt das Richtige für ihn ist, weiß der 33-jährige spätestens seit seinem sechsmonatigen Pflichtpraktikum an Bord eines großen Containerschiffes, währenddessen er halb um den Globus fuhr. Das Wasser, die Weite, das multikulturelle Team – für Martin Brandt die Erfüllung eines lebenslang gehegten Traums. Und seine kaufmännische Lehre war auch keine vertane Zeit: „Als Schiffsoffizier hat man heute jede Menge Verwaltungsarbeit zu leisten“, weiß er. „Da kann ich meine Berufspraxis bestens gebrauchen“.
Auch dass an Bord grundsätzlich Englisch gesprochen wird, findet Bremer wunderbar. "Wer kein Englisch spricht, kann den Beruf im Prinzip vergessen", erklärt Martin Brandt, "Die gesamte Verständigung zwischen den Nationalitäten läuft auf Englisch". Selbst auf hoher See, kein Land in Sicht, hat er so immer seinen Liebslingsduft in der Nase – den Geruch der großen, weiten Welt. Hinweis: Obiger Bericht stammt aus dem Jahr 2006
Wer sich über die Jobmöglichkeiten im Bereich Seeschifffahrt beraten lassen will, kann sich an folgende Stelle wenden:
Zentrale Heuerstelle Hamburg
Fachvermittlung für Seeleute
Berufsberatung für Seeschifffahrt
Nagelsweg 9, 20097 Hamburg
Tel: 040 / 2485-1313; Fax: 2485-1335
E-Mail:
Die Grundlage dieses Artikels war ein 2006 von Anne-Ev Ustorf geschriebener. Er war allerdings vollkommen anders aufgebaut als die nun vorliegende Fassung. Durch die vielen Ergänzungen und Aktualisierungen der Studis Online-Redaktion stammt inzwischen praktisch nur noch der Erfahrungsbericht aus der Urfassung.
Hinweis zu den hier beworbenen Studienangeboten Studis Online bietet den Hochschulen die Möglichkeit, ihre Studienfächer gegen ein Entgelt mit ausführlicheren Informationen als den von uns recherchierten Basisinformationen vorzustellen.