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26.01.2019
Politikwissenschaft studieren: Das Studium für Staatsliebhaber
Politisch interessiert – das sollten Studierende der Politikwissenschaft sein. Wer an den Lippen des Sozialkundelehrers hing und mit Leidenschaft den Politikteil einer Tageszeitung verschlingt, muss nur noch praktisch die Studienwahl vollziehen. Die Themen aus dem Unterricht und der Presse tauchen im Studium wieder auf – natürlich mit ihrer wissenschaftlichen Vertiefung.

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Im Reichstag machen eher Politiker als Politikwissenschaftler Karriere. Übrigens: die meisten Abgeordneten im Bundestag haben
Jura studiert.
1. Dauer des Politik-Studiums
In der Regel dauert das Politikwissenschaft Bachelor-Studium 6 Semester und wird als Bachelor of Arts mit einer Bachelor-Arbeit abgeschlossen. Insgesamt müssen dabei in der Regel 180 ECTS (Credit Points) erbracht werden.
Anschließend kann noch das Master-Studium in Politikwissenschaften oder einem ähnlichen Masterstudiengang absolviert werden. Der Master of Arts kann in 4 Semestern abgeschlossen werden, wobei 120 ECTS erbracht werden müssen.
2. Voraussetzungen
Neben der Allgemeinen Hochschulreife als Voraussetzung für ein Bachelor-Studium, fordern einige Universitäten auch einen Numerus Clausus, der von 1,1 bis 3,0 reicht. Der Numerus Clausus ist der Durchschnitt des Abitur-Zeugnisses.
Viele Universitäten bieten aber auch zulassungsfreie Politik-Studiengänge an, bei denen die Abiturnote keine Rolle spielt.
3. Inhalt des Studiums
Der Gegenstand der Politikwissenschaft lässt sich am besten durch die Beschreibung seiner Fachbereiche skizzieren.
Die Politische Ideengeschichte beschäftigt sich mit Theorien der Herrschaftslegitimation (z.B. Demokratietheorien), der politischen Partizipation (z.B. Zivilgesellschaft) und mit Theorien zur Einordnung politischer Systeme (z.B. Faschismustheorien).
Der Bereich Das Politische System der Bundesrepublik Deutschland spricht für sich: Die politischen Institutionen, Entscheidungsträger und -strukturen der Bundesrepublik sind hier Forschungsgegenstand.
Bei der Vergleichenden Politikwissenschaft wird fast alles miteinander verglichen: politische Systeme, Verfassungen und weitere Gesetzestexte, Bundeskanzler, Parteien, Wähler. Als Student lernt man Analysemethoden, die Grundwerkzeuge zum Vergleich, und die Bewertung der Ergebnisse kennen, zum Beispiel ob das politische System eines Landes als Demokratie, als eine mit Fehlern (defekte Demokratie) oder als Autokratie gewertet werden muss.
Der vierte Fachbereich Internationale Beziehungen beschäftigt sich mit der Außenpolitik der Bundesrepublik und auch anderer Staaten und thematisiert internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen (UN) oder die Welthandelsorganisation (WTO). Zugleich werden Theorien vermittelt, die der Einordnung und der Bewertung des internationalen Handelns von nationalen und supranationalen Akteuren dienen.
Je nach Hochschule heißen die Fachbereiche anders, letztendlich sind die genannten Inhalte bei jedem Studium der Politikwissenschaft gleich. Wer sich nach dem Abitur gefreut hat, Mathe aus seinem aktiven Wortschatz verbannen zu können, da er Geisteswissenschaftler wird, der irrt. Über einige Semester hinweg besucht der Student der Politikwissenschaft – und das gilt auch für den angehenden Soziologen – Methodenseminare und lernt beispielsweise Formeln für die Statistikerhebung.
Was Politikwissenschaft (meist) nicht bietet

Karl Marx kann der Interessierte abends lesen - nicht in der Uni
Wer glaubt, innerhalb der Politikwissenschaft würden Staat und Gesellschaftszustand auch kritisch und grundsätzlicher hinterfragt, der täuscht sich in der Regel. Nur noch in einzelnen Fachbereichen, bei einigen ProfessorInnen oder bei Nischenthemen kommt dies vor. Ein Klassiker wie die „Kritik der politischen Ökonomie“ von Karl Marx wird eher noch von Philosophen, Soziologinnen und Sozialwissenschaftlern bearbeiten (bei Interesse sollten die dementsprechenden Vorlesungsverzeichnisse dieser Fachbereiche durchblättert werden – oder man still das Interesse daran im Privaten). Bei den meisten VertreterInnen der Politikwissenschaft ist heutzutage Staatsaffirmation Grundlage ihres Denkens.
4. Mit welchen Kosten muss ich bei einem Politik-Studium rechnen?
Während eines Politik-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon & Internet sowie Bücher & Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben zwischen 550 € und 1250 €. Im Durchschnitt geben Studierende ca. 800 € im Monat aus.
Im BAföG wird die Miete mit einer Pauschale von 250 € berücksichtigt. Diese Pauschale deckt jedoch nur in wenigen deutschen Städten die Kosten für eine Unterkunft.
Außerdem ist für das Studium halbjährlich noch ein Semesterbeitrag zu zahlen, der vor allem an das Studierendenwerk geht, die u.a. Mensen und Wohnheime zur Verfügung stellen. Kosten für eine Krankenversicherung sind zu berücksichtigen, wenn eine Familienversicherung über die Eltern nicht möglich ist.
5. Wie kann ich mein Politik-Studium finanzieren?
Unterhalt der Eltern
Zur Aufgabe deiner Eltern gehört, dir eine angemessene Berufsausbildung zu ermöglichen. Dazu zählt auch dir im Studium finanziell oder mit Kost und Logis unter die Arme zu greifen. Die Entscheidung, ob es ein Studium sein soll und welche Fachrichtung, liegt primär in deiner Hand. Haben die Eltern wenig Einkommen oder sind gar nicht mehr zu Unterhalt verpflichtet, lohnt sich ein Antrag für Studierenden-BAföG.
BAföG für ein Politikwissenschafts-Studium
BAföG für Studentinnen und Studenten soll einspringen, wenn die Eltern – aus Sicht des Gesetzes – zu wenig Einkommen haben, um ausreichend Unterhalt für ein Studium zu leisten. Mit unserem BAföG-Rechner kannst du die Höhe deines Anspruchs berechnen. Der finanzielle Bedarf im Studium wird verglichen mit der Höhe deines Einkommens und Vermögens sowie dem Einkommen deiner Eltern oder eines Ehegatten.
Studierenden-BAföG ist eine Sozialleistung, von der in der Regel 50% zurück zu zahlen sind. Die Rückzahlung ist aber auf 10.000 € begrenzt, beginnt erst Jahre später und nur, wenn ausreichend verdient wird. Für Studierende, die bereits eine Ausbildung gemacht und mehrere Jahre gearbeitet haben und in wenigen anderen Ausnahmefällen, gibt es elternunabhängiges BAföG.
Studi-Jobs
Die meisten Studierenden jobben zumindest zeitweise während des Studiums. Du kannst als Mini-Jobber oder als Werkstudent jobben. Während der Vorlesungszeit darf die Arbeitszeit 20 Wochenstunden nicht überschreiten. Eine Verrechnung mit BAföG erfolgt, wenn dein Verdienst über 450 Euro im Monat liegt. Als Grundlage für die Berechnung gilt im Unterschied zur Steuer nicht das Kalenderjahr, sondern der Bewilligungszeitraum des BAföG.
6. Berufsaussichten
Die Perspektiven nach dem Studium lassen so manchen Absolventen verzweifeln. Verbleibstudien zeigen, dass gerade in den ersten drei Jahren der Berufseinstieg nicht problemlos und nicht auf Anhieb gelingt. Politologe ist kein Beruf wie Arzt oder Ingenieur und er ist auch nicht wie jene heiß begehrt und stark nachgefragt. Und doch trifft sich die Mehrzahl der Politologen nur als Fahrgäste am Taxistand wieder (sofern sie sich eine Fahrt leisten können).
Wie die Studien belegen, gibt es eine Vielzahl von Bereichen, in denen Politikwissenschaftler sich verdingen können. Ein Teil bleibt an der Universität und setzt seine Forschungstätigkeit mit einer Promotion oder der Mitarbeit in einem Projekt fort. In Medieneinrichtungen kommt der zweitgrößte Prozentsatz an Politologen unter. Dabei sind sie nicht immer als Journalisten für die Politik- und die Lokalsparte tätig, sondern auch mal für eine Fußballsendung im Fernsehen.
Da gerade der Journalistenberuf sich ungebremster Beliebtheit – und das nicht nur bei Hochschulabsolventen – erfreut, sind Praktika und freie Mitarbeit bei Redaktionen für den Berufseinstieg unerlässlich. In der öffentlichen Verwaltung arbeiten Politologen zumeist als Sachbearbeiter oder Referenten. Der Zugang zum höheren Dienst bleibt allerdings, wie Volker Jahr schreibt, eher Wirtschaftswissenschaftlern vorbehalten.
Wer Politikwissenschaft auf Lehramt studiert (oft auch in Kombi mit Wirtschaft), setzt auf eine relativ sichere Karte: Im Gegensatz zu befristeten Stellen von Kommilitonen, zum Beispiel in der Erwachsenenbildung oder der Volkshochschule, kann ein studierter Lehrer auf eine sichere Stelle hoffen.
Wie viele Stellen für LehrerInnen der Politikwissenschaften ausgeschrieben werden, ist jedoch selbst Gegenstand politischer Entscheidungen und damit nicht sicher abzusehen – und dazu noch je nach Bundesland und Schulart unterschiedlich. Einige Hinweise Stand 2017 finden sich hier.
Ein weiterer Tätigkeitsbereich sind die privaten Dienstleistungen. Politologen unterstützen Verbände oder Nichtregierungsorganisationen in ihrer Lobbyarbeit (Politikfeldberatung) oder stehen einem Parteikandidaten im Wahlkampf zur Seite (Kommunikative Politikberatung). PolitikwissenschaftlerInnen sind also auf dem Arbeitsmarkt nicht chancenlos, sie müssen aber gelegentlich Kompromisse machen.
Weiterführendes
Literaturtipps
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Weitere Links
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