1. Kurz + knapp: Das Polizeivollzugsdienst-Studium
Eine Ausbildung oder ein (duales) Studium ebnet dir den Weg in verschiedene Bereiche des Polizeivollzugsdienstes. Möglich ist beispielsweise eine Laufbahn bei der Kriminalpolizei. Hier hast du später die Möglichkeit, als Polizeikommissar:in tätig zu werden.
2. Die Inhalte: Was dich über die verschiedenen Ausbildungswege erwartet
Die Inhalte des Studiums beziehungsweise der Ausbildung variieren nach der Richtung, die du im Polizeivollzugsdienst einschlägst. Denn dementsprechend warten im späteren Beruf unterschiedliche Aufgabenfelder auf dich. Zudem kommt es darauf an, ob du dich für den mittleren oder den gehobenen Polizeivollzugsdienst ausbilden lässt. Anhand dessen lässt sich auch die Abgrenzung vom Studium zur Ausbildung vornehmen.
Für den mittleren Dienst absolvierst du zunächst eine Ausbildung. Während dieser Zeit setzt du dich mit Themen wie Führungslehre sowie Informations- und Kommunikationstechnik auseinander. Auch rechtliche Inhalte sind ein zentraler Aspekt deiner Ausbildung. Denn dein späteres Handeln und deine Befugnisse im Beruf basieren auf den Rahmenbedingungen, die unser demokratischer Rechtsstaat vorgibt.
Auch Themen wie politische Bildung oder Spurensicherung kommen vor. Ebenso stehen die Fächer Deutsch und Englisch, Einsatz- und Verhaltenstraining, Sport und PC-Anwendungen auf dem Programm.
Reizt dich ein gehobener Polizeivollzugsdienst, absolvierst du ein duales Studium. Damit erarbeitest du dir den Titel Polizeikommissar:in. Kriminalistik, Einsatzlehre und Rechtsmedizin sind Themen, die dich während dieser Zeit erwarten. Fahrtraining, Selbstverteidigung und Schießtraining gehören ebenfalls zu dieser weiterführenden Ausbildung. Studium und Ausbildung besitzen beide einen hohen Praxisbezug.
Du suchst nach einer Alternative zur Arbeit bei der Polizei? Wie wäre es beispielsweise mit einem Studium für den Zolldienst des Bundes? Möchtest du aktiv etwas bewirken, stellt auch der Studiengang "Kommunaler Verwaltungsdienst" eine Option dar.
Wie anspruchsvoll gestalten sich Studium und Ausbildung?
Es handelt sich in beiden Fällen um anspruchsvolle Ausbildungswege. Das liegt zum einen an der Vielfalt der Ausbildungsinhalte und deren theoretischer und praktischer Anwendung. Zum anderen auch daran, dass du neben den formalen Voraussetzungen eine gewisse physische Fitness und Sprachkenntnisse mitbringen musst.
Hinzu kommen bestimmte Grundüberzeugungen und Charaktereigenschaften. Denn immerhin bedeutet öffentlicher Dienst bei der Polizei, dass du den deutschen Rechtsstaat in deinem späteren Beruf repräsentierst. Denke auch daran, dass du später im Schichtdienst arbeitest, was schon grundlegend ein gewisses Maß an Belastbarkeit erfordert. Die späteren Einstellungsverfahren für den Berufseinstieg variieren nach Behörde und Bundesland. Möchtest du also beispielsweise Polizeikommissar:in werden, plane langfristig im Voraus.
Studium an einer Polizeihochschule
Will man z.B. Kommissar oder Kommissarin bei der Polizei werden, also in den gehobenen Dienst, benötigt man ein Studium an einer Polizeihochschule. Levin ist 21 Jahre alt und studiert seit 2 Jahren im dualen Studiengang “Polizeivollzugsdienst“ an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (kurz HSPV) in Dortmund.
Das Video können wir dank einer Partnerschaft mit alpha Uni zeigen, einem Format von ARD alpha.
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Welche formalen Voraussetzungen musst du mitbringen?
Das kommt auf die Branche beziehungsweise die Behörde an. Dementsprechend variieren die Zugangsbedingungen. Nehmen wir als Beispiel die Bundespolizei. Hier hast du die Auswahl zwischen einer Ausbildung im mittleren, gehobenen und höheren Dienst. Die Aufnahmevoraussetzungen für die ersten beiden Varianten:
mittlerer Dienst: Alter zwischen 16 und 27 Jahren (mit Ausnahmen); Mittlere Reife oder baldiger Realschulabschluss, alternativ: Hauptschule plus anerkannte, mindestens zwei Jahre andauernde und abgeschlossene Ausbildung; mindestens ein "ausreichend" in den Fächern Deutsch und Englisch sowie ein "befriedigend" in Sport.
gehobener Dienst: höchstens 33 Jahre als, mit Ausnahmen; Abitur oder Fachabitur oder kurz vor Abschluss; Noten siehe mittlerer Dienst.
3. Dauer des Polizeivollzugsdienst-Studiums und mögliche Studienabschlüsse
In der Regel dauert das Polizeivollzugsdienst Studium 6 Semester und wird als Bachelor of Arts mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen. Insgesamt werden dabei 180 ECTS-Punkte (Credit Points) erbracht.
Anschließend kann noch das Master-Studium in Polizeivollzugsdienst oder einem ähnlichen Masterstudiengang absolviert werden. Der Master of Arts kann in 4 Semestern abgeschlossen werden, wobei 120 Credits erbracht werden müssen.
Neben den konsekutiven Masterstudiengängen, die direkt im Anschluss an den Bachelor studiert werden können, werden auch einige weiterbildende Master angeboten. Weiterbildende Master setzen neben einem Hochschulabschluss meist noch mind. ein Jahr Berufstätigkeit nach diesem Abschluss voraus.
Polizeivollzugsdienst: Studiendauer (Regelstudienzeit) | |
---|---|
Bachelor | 6 Semester |
Master | 4 Semester |
Diplom | 6 Semester |
Studienformen des Polizeivollzugsdienst-Studiums
Die klassische Form des Polizeivollzugsdienst-Studiums ist das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Hochschule, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.
Eine Verbindung von Ausbildung und Studium stellt ein duales Studium dar, Polizeivollzugsdienst kann auch so studiert werden.
4. Studium und Beruf: der Übergang von der Lernphase in den aktiven Polizeivollzugsdienst
Eine Ausbildung oder ein (duales) Studium ebnet dir den Weg in verschiedene Bereiche des Polizeivollzugsdienstes. Möglich ist beispielsweise eine Laufbahn bei der Kriminalpolizei. Hier hast du später die Möglichkeit, als Polizeikommissar:in tätig zu werden.
Eine der häufigsten Formen, der wir im Alltag begegnen, ist die Schutzpolizei. Um es ganz salopp auszudrücken: Uniformierte Beamte und Beamtinnen, die in den Straßen für Recht und Ordnung sorgen. Das bedeutet, in diesem Beruf leistest du deinen Beitrag für die öffentliche Sicherheit und die Prävention von Kriminaldelikten. Die Schutzpolizei gliedert sich in weitere Teilbereiche, wie die Verkehrspolizei.
Eine spezielle Form des Polizeivollzugsdienstes ist die Wasserschutzpolizei. Sie kümmert sich auf den Wasserwegen um damit verbundene Kriminalitäts- und Umweltdelikte sowie Wilderei. Sie überwacht und überprüft den Schiffsverkehr, bearbeitet Unfälle und bestimmte Vorgänge und ist für die Wasserrettung zuständig.
Auch übernimmt sie wichtige präventive Aufgaben. Falls es dich im Polizeivollzugsdienst auf das Wasser dienst, durchläufst du zunächst eine "normale" Ausbildung. Mit erfolgreichem Abschluss und erster Berufserfahrung qualifizierst du dich dann für die Wasserschutzpolizei.
Aufgrund der vielen Bereiche und Abstufungen im Polizeiinformationsdienst verfügst du über vielseitige berufliche Chancen und Aufstiegsmöglichkeiten. Da du nach drei Jahren im Dienst lebenslang verbeamtet wirst, erlangst du eine zusätzliche Jobsicherheit. Je nach Bundesland ist die Nachfrage nach Nachwusch zudem teilweise sehr hoch.
Als Kriminalkommissar:innen arbeiten
Mit kugelsicherer Weste und geladener Waffe im Pistolenholster beginnt Lara oft ihren Dienst. Sie ist Kriminalkommissarin am Landeskriminalamt (LKA) Berlin und hat „Polizei und Sicherheitsmanagement“ studiert. Ihr Job ist es, belastbare Informationen zusammenzutragen, damit die Staatsanwälte und Richter am Ende entscheiden können. Verhaften, oder laufen lassen.
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Wichtig: Selbstkritisch bleiben – und Missstände benennen
Die Polizei übt in vielen Situationen das Gewaltmonopol des Staates aus. Das bedeutet auch eine große Verantwortung, denn wo immer Macht im Spiel ist, besteht die Gefahr des Machtmissbrauchs.
Wer sich – gerade auch wenn eine Karriere bei der Polizei angestrebt wird – mit Kritik an der Polizei befassen will, dem sei bspw. das Buch Kritik der Polizei aus dem Campus-Verlag Frankfurt empfohlen, das vom Verlag wie folgt zusammengefasst wird:
Die Polizei ist für einige Menschen "Freund und Helfer", andere erleben sie im täglichen Leben als Institution, die unterdrückt, vertreibt oder schikaniert. Im Zuge wachsender gesellschaftlicher Spannungen wird dieser Aspekt immer offensichtlicher. Insbesondere die US-amerikanische Black-Lives-Matter-Bewegung hat das Thema Polizeigewalt auf die Tagesordnung gehoben, aber auch hierzulande scheint die Polizei in eine grundlegende Krise geraten zu sein. Dieser Band versammelt erstmals wichtige Texte zur Polizeikritik von deutschen und internationalen Intellektuellen, Aktivistinnen und Aktivisten.
5. Was kostet ein Polizeivollzugsdienst-Studium 2023?
Lebenshaltungskosten insgesamt
Während eines Polizeivollzugsdienst-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon und Internet sowie Bücher und Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben zwischen 748 € und über 1.851 €. Im Durchschnitt geben Studierende inzwischen knapp 950 € im Monat für Studienkosten aus.
München ist Spitzenreiter, was die Mieten und die Lebenshaltungskosten an sich angeht, aber auch Berlin, Frankfurt/Main, Hamburg und Köln liegen deutlich über dem Durchschnitt. Günstiger lebt es sich in kleineren Städten abseits der Metropolen, insbesondere in den neuen Bundesländern.
Hauptkostenpunkt: Miete
Die Mieten für ein WG-Zimmer liegen je nach Stadt zwischen 253 Euro und 720 Euro (Werte von 2023 via wg-gesucht.de). Andere Wohnformen können billiger sein (günstige Wohnheimzimmer), aber auch teurer (eigene Wohnung, teure Studierenden-Appartments mit All-inclusive-Service).
Gerade durch die weiterhin hohen Energiekosten sollten die Nebenkosten bedacht werden. Wenig Kaltmiete aber sehr hohe Nebenkosten (schlimmstenfalls als überraschende Nachzahlungsforderung) helfen auch nicht wirklich …
Kosten je nach Ort und persönlicher Situation
Für das Studium ist halbjährlich noch ein Semesterbeitrag zu zahlen. Damit werden bspw. günstigere Mensapreise ermöglicht. In vielen Studienstädten ist ein Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr eingeschlossen, was zwar den Semesterbeitrag erhöht, aber deutlich günstiger als andere Dauerkarten für den jeweiligen Verkehrsverbund ist.
Mit Einführung des Deutschlandtickets („49-Euro-Ticket“) gibt es für Studierende mit Semesterticket aktuell noch Übergangsregelungen. Möglicherweise gibt es ab Wintersemester 23/24 oder Sommersemester auch ein vergünstigtes Studierenden-Deutschlandticket. An einigen größeren Unis gibt es übrigens auch studentische Fahrradwerkstätten.
Kosten für eine Krankenversicherung sind zu berücksichtigen, wenn eine Familienversicherung über die Eltern nicht mehr möglich ist.
Muss ich für ein Polizeivollzugsdienst-Studium Studiengebühren zahlen?
Praktisch alle Bachelor und konsekutiven Master können an staatlichen Hochschulen ohne Studiengebühren begonnen werden (anders ist das jedoch meist bei weiterbildenden Mastern oder berufsbegleitenden Studiengängen!). Konsekutive Master schließen meist an ein fachgleiches (oder zumindest fachlich passendes) Bachelorstudium an und setzen keine Berufserfahrung voraus. Ein langes Studium oder ein Zweitstudium sind allerdings in einigen Bundesländern kostenpflichtig.
6. Wie kann ich mein Polizeivollzugsdienst-Studium 2023 finanzieren?
Unterhalt der Eltern
Eine Aufgabe deiner Eltern – und das ist sogar im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB § 1610) explizit geregelt – ist es, dir eine angemessene Berufsausbildung zu ermöglichen. Dazu zählt auch, dir im Studium finanziell oder mit Kost und Logis unter die Arme zu greifen. Die Entscheidung, ob es ein Studium sein soll und welche Fachrichtung, liegt primär in deiner Hand, so dein Schulabschluss dir diesen Weg ermöglicht. Der Staat unterstützt deine Eltern u.a. mit Kindergeld, das im Ausnahmefall auch direkt an dich ausgezahlt werden kann.
BAföG-Leistungen: Antrag stellen lohnt
BAföG für Student:innen soll einspringen, wenn deine Eltern – aus Sicht des Gesetzes – zu wenig Einkommen haben, um ausreichend Unterhalt für das Studium zu leisten.
Die Verbesserungen beim BAföG seit Wintersemester 2022/2023 führen dazu, dass ein Antrag viel eher lohnt als bisher. So wurde der Freibetrag auf das Elterneinkommen um 20,75 Prozent erhöht, die Bedarfssätze um 5,75 Prozent (letzteres ist leider das schwächste Detail). Vor allem steigt die Altersgrenze auf 45 Jahre und die Vermögensgrenze für alle, die schon 30 Jahre alt sind, auf 45.000 € (für alle unter 30 immerhin noch auf 15.000 €).
Es ist zu hoffen, dass es zum Wintersemester 2023/2024 erneut eine BAföG-Erhöhung gibt. Sicher ist das aber leider noch nicht.
Die BAföG-Rückzahlung ist auf 10.010 € begrenzt, beginnt erst Jahre später und nur, wenn ausreichend verdient wird. Hast du bereits eine Ausbildung gemacht und danach mehrere Jahre gearbeitet sowie in wenigen anderen Ausnahmefällen könnte es sogar elternunabhängiges BAföG für dich geben. Das gilt auch, wenn du bei Studienbeginn schon 30 Jahre oder älter bist.
Stipendien für das Polizeivollzugsdienst-Studium
Stipendien stehen einer viel kleineren Gruppe zur Verfügung als BAföG. Größter Vorteil eines Stipendiums: Die erhaltene Förderung ist geschenkt. Dazu kommt oft eine ideelle Förderung. Die großen Studienförderwerke vergeben Stipendien nach den BAföG-Regeln (also abhängig vom Einkommen der Eltern). Hinzu kommen 300 Euro „Büchergeld“ im Monat für alle. Das Bewerbungsverfahren beginnt in der Regel ein halbes Jahr zuvor.
Für Auslandsaufenthalte im Studium kann es Förderung in Form von ERASMUS-Stipendien geben oder über den DAAD.
Jobben als Werkstudent / Minijob / Selbständig sein
Die meisten Studierenden jobben zumindest zeitweise während des Studiums, oft als Mini-Jobber oder als Werkstudent/in. Während der Vorlesungszeit darf die Arbeitszeit 20 Wochenstunden nicht überschreiten.
Eine Anrechnung auf das BAföG erfolgt, wenn dein durchschnittlicher Verdienst über 520 Euro im Monat liegt (seit Oktober 2022). Entscheidend ist im Unterschied zur Steuer nicht das Kalenderjahr, sondern der Bewilligungszeitraum des BAföG.
Staatlicher Bildungskredit und weitere Möglichkeiten
Für Studierende in höheren Semestern oder im Master gibt es den staatlichen Bildungskredit mit günstigen Zinsen und einer Auszahlung von bis zu 300 Euro / Monat für höchstens zwei Jahre.
Ein Studienkredit (oder ein Bildungsfonds) ist dagegen nur als letzte Möglichkeit in Betracht zu ziehen, wenn die günstigeren Möglichkeiten nicht reichen oder bspw. am Studienende eine Konzentration auf das Studium ohne Jobben möglich sein soll.
Wenn du schon in den letzten Semestern des Studiums angelangt bist, kann u.U. – gerade in sozialen Notlagen – auch ein Studienabschlussdarlehen oder Überbrückungsdarlehen in Frage kommen. Scheue dich nicht, dich zu erkundigen und – wenn für dich möglich – ein solches in Anspruch zu nehmen. Die Konditionen sind deutlich besser als bei Bildungskredit oder gar Studienkrediten!
7. Gehaltsaussichten
Nach dem Polizei-Studium hängt dein Gehalt von deinem Karriereweg ab. Nach dem Abschluss kann man zuerst durchschnittlich 39.500 Euro pro Jahr verdienen. Es ist auch wichtig, in welchem Bundesland du arbeiten wirst, da das Gehalt in verschiedenen Ländern unterschiedlich ist. Insgesamt sind die Gehaltsunterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern nicht sehr groß. Zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Gehalt liegen nur etwa 250 €. Quelle.