Systemfehler beim dialogorientierten Serviceverfahren
Zulassungschaos geht weiter
Mit dem dialogorientierten Serviceverfahren sollte ein für alle mal Schluss sein mit dem Einschreibewirrwarr an Deutschlands Hochschulen. Doch nach wie vor wird nichts daraus, die vollständige Einführung weiter verschoben. Immerhin gibt es jetzt einen, dem man die Schuld in die Schuhe schieben kann. Aber Vorsicht: Vielleicht ist das nur ein abgekartetes Spiel.

Gina Sanders - Fotolia.com
Ohne zentralen Abgleich (ein "Pilotbetrieb" mit wenigen Hochschulen wird da nicht helfen) bleibt es auch dieses Jahr leider dabei: Die Hochschulen werden in Bewerbungen geradezu ertrinken.
Es sollte der ganz große Wurf werden und bei der Zuteilung von Studienplätzen nicht nur hierzulande, sondern auch international neue Maßstäbe setzen. Und um das Projekt auch wirklich auf die Erfolgsspur zu bringen, machte die Bundesregierung mal eben 15 Millionen Euro locker. Aber wie so oft, wenn die Latte zu hoch gelegt und der Mund zu voll genommen wird, folgte auch in diesem Fall ein böses Erwachen. Eigentlich sollte das System mit dem sperrigen Namen "dialogorientiertes Serviceverfahren", kurz DoSV, im April des vorangegangen Jahres zum Einsatz kommen, nachdem bereits für 2010 ein geeignetes zentrales Onlineverfahren versprochen worden war, um den Widrigkeiten bei der Immatrikulation in Studienfächern mit Numerus clausus (NC) zu begegnen. Die Übergangslösung der Internetbörse freie-studienplaetze.de hatte jedenfalls keine wirkliche Verbesserung gebracht, trotzdem blieben schließlich tausende von Studienplätzen wegen der vielen Mehrfachbewerbungen auch nach allen Nachrückverfahren und Verlosungen unbesetzt.
Pleiten, Pech und Pannen
Aber statt endlich eine Lösung der Probleme herbeizuführen, setzte sich mit dem DoSV die Serie an Pleiten, Pech und Pannen nur nahtlos fort. Der Auftakt zum Wintersemester 2011/2012 musste wegen "Programmierfehlern"
abgeblasen werden. Für eine ganze Reihe von Bachelor- und sämtliche Lehramtsstudiengänge war sie nicht zu gebrauchen. Seine volle Funktionsfähigkeit, auch im Falle von Fächerkombinationen, sollte das System erst später erlangen, hieß es. Viele Hochschulen setzten lieber weiter auf ihr eigenes Vergabeverfahren, solange die Technik noch unausgereift und nicht unfallfrei zu betätigen ist.
Das vorerst letzte Eingeständnis des Scheiterns folgte Mitte Dezember. Da verkündete die federführende Stiftung für Hochschulzulassung (Hochschulstart.de,), dass der Pilotbetrieb erst zum Wintersemester 2012/13 starten würde. "Ein vollständiges Erreichen der mit dem DoSV angestrebten Effekte" könne aber zum avisierten Termin "nicht gewährleistet werden", verlautete in einer
Medienmitteilung. Um "mittelfristig eine flächendeckende Teilnahme zu realisieren", müsste zunächst eine fortschreitende Anbindung der Hochschulen "sukzessive zum Sommersemester 2013 bzw. Wintersemester 2013/14" vonstatten gehen. Im Klartext besagt dies: Das Ziel, alle Hochschulen ins Boot zu holen und einen reibungslosen Betrieb sicher zu stellen, wird wohl erst Mitte des laufenden Jahrzehnts umgesetzt sein, womöglich sogar noch später – wenn überhaupt.
Roulettespiel Studienzulassung
So weit, so schlecht – denn ein koordiniertes Vergabesystem tut bitter Not. Das war schon in der Vergangenheit so, aber niemals drückte der Schuh mehr als heute. Wegen der bestehenden Unzulänglichkeiten finden Hochschulen und Studierende erst in langwierigen Nachrückverfahren zueinander. Weil sich die Hochschulen ihre Studierenden inzwischen in über der Hälfte der Studiengänge selbst und nach eigenen Kriterien aussuchen können, gleicht das Bewerbungsverfahren einem Roulettespiel. Interessenten bewerben sich häufig in Serie, um am Ende wenigstens irgendeinen Studienplatz zu ergattern. Man nimmt das, was man kriegen kann, und sei es an der Hochschule der dritten, vierten oder zehnten Wahl. Es kommt aber auch vor, dass ein Anwärter den Zuschlag gleich mehrerer Hochschulen erhält. Genau hier wird es problematisch: Schlägt man bei einem Angebot zu, behalten die restlichen positiven Bescheide ihre Gültigkeit. Meldet man sich bei den entsprechenden Hochschulen nicht persönlich ab, können diese den Platz erst nach Ablauf der gesetzten Frist neu vergeben. Da die Hochschulen weder vom Aufwand noch von der Zeit her zu beliebig vielen Vergaberunden in der Lage sind (und eine Überbelegung auch unerwünscht ist), bleiben oft Plätze frei.
Die Praxis bringt viele Verlierer hervor. Die Hochschulen haben keine Planungssicherheit und vergeuden wertvolle Ressourcen, um die vakanten Plätze zu besetzen. Und nicht wenige Studierwillige bleiben im Bewerbungs- und Nachrückverfahren auf der Strecke, müssen ihre Zukunftspläne auf die lange Bank schieben oder gleich ganz aufgeben. Mehr denn je besteht diese Gefahr in heutigen Zeiten, in denen immer mehr junge Menschen an die Hochschulen streben und diese versucht sind, sich mit noch mehr Zugangs- und Zulassungshürden gegen den Ansturm zu wappnen (vgl. auch
Was tun? Studieren in Zeiten der Überfüllung). Bei über 2,5 Millionen Studierenden und erwartungsgemäß noch mehr in den kommenden Jahren wird sich das Durcheinander im Zulassungsdickicht mit Sicherheit weiter zuspitzen.
Viele Köche verderben den Brei
Dabei waren die Verantwortlichen des DoSV angetreten, alles besser zu machen. Ihre Verheißungen lauteten Transparenz und Effizienz: Jeder Teilnehmer würde online nachvollziehen können, wie der Stand des Verfahrens ist und wie es um seine Chancen bestellt ist. Sobald eine Hochschule eine Zusage und der Bewerber sein Okay gibt, würde das System ihn automatisch von der Interessentenliste streichen, und alles wäre in Butter. Dass es nicht so läuft wie geschmiert, hat mit der technischen Komplexität des Unternehmens ebenso zu tun wie mit mangelnder Konzeption und Koordination sowie auch damit, dass sich die Beteiligten untereinander nicht unbedingt grün sind und eher gegen-, statt miteinander arbeiten.
Vor allem zeigt sich aber einmal mehr: Viele Köche verderben den Brei. Über allem steht die Stiftung für Hochschulzulassung, hervorgegangen aus der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS), die das Gesamtprojektmanagement innehat. In ihrem Stiftungs- und Aufsichtsrat sitzen Vertreter von Ländern und Hochschulen. Das Fraunhofer Institut für Rechenarchitektur und Softwaretechnik (FIRST) war für die Erstellung des Lastenhefts für Hochschulstart.de zuständig, das die Funktionen der Software umschreibt. Die Entwicklung der zentralen bundesweiten Software wurde der Telekom-Tochter T-Systems übertragen, die Finanzierung erfolgte durch den Bund. Dazu kommen noch relevante Anbieter von Hochschulsoftware wie die Hamburger Datenlotsen und, nicht zuletzt, die Hochschul Informations System GmbH (HIS), ein staatliches Unternehmen in Trägerschaft von Bund und Ländern.
Staatliche HIS als Sündenbock
Die HIS mit Sitz in Hannover ist es auch, die mittlerweile in der Diskussion um die anhaltende Misere als Sündenbock herhalten muss. Vor allem Thüringens Kultusminister Christoph Matschie (SPD) legte mächtig los und hielt dem Unternehmen Versagen vor. Es habe "Geld verschlungen, aber nicht geliefert", behauptete er und drohte damit, den Geldhahn zu zuzudrehen. Zuletzt setzte sich mit Annette Schavan (CDU) sogar die Bundesbildungsministerin an die Spitze der Ankläger und meinte, die HIS habe an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Die Hannoveraner sind der führende Anbieter von Hochschulverwaltungs-EDV und versorgen rund 200 Hochschulen mit ihren Produkten. Die Kritiker werfen dem Unternehmen vor, es bis heute nicht geschafft zu haben, ihre örtliche Software nicht mit dem zentralen DoSV kompatibel zu machen.
Bei der HIS will man sich den Schuh nicht anziehen. Man könne wenig dafür, dass die Politik eine herausragende Verbesserung versprach, ohne vorab zu prüfen, ob die neue Software mit den dezentralen Systemen der einzelnen Hochschulen kompatibel sind, äußerte sich HIS-Geschäftsführer Bernhard Hartung am Mittwoch gegenüber dem
Hamburger Abendblatt. Und sein Kollege Martin Leitner erklärte vier Tage zuvor in
Zeit Online, die formulierten Ziele stellten "eine Überforderung aller Akteure" dar und sein Unternehmen "hätte dies früher erkennen und darauf hinweisen müssen".
Systeme nicht kompatibel
Das Hauptproblem besteht darin, dass heute beinahe jede Hochschule ihre eigene HIS-Version im Einsatz hat, die individuell auf die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten ist. Die Software wurde allerdings für die alten Diplomstudiengänge konzipiert und ist mit der Umstellung auf Bachelor und Master weitgehend überholt. Dass jetzt auch laut vernehmlich von den Hochschulen auf die HIS eingeprügelt wird, erscheint da ziemlich scheinheilig. Waren sie es doch, die stets individualisierte Lösungen eingefordert hatten und diese prompt aus Hannover geliefert bekamen. Und untätig waren die HIS-Forscher in der Zwischenzeit auch nicht gewesen: Wie das Unternehmen in einer
Stellungnahme erklärte, lässt sich die neu entwickelte webbasierte Software-Generation HISinOne sehr wohl an das DoSV anbinden. Wollten die Hochschulen mitmachen, müssten sie sich das neue System jedoch erst beschaffen. Aber das kostet Geld, das die chronisch unterfinanzierten Hochschulen vielfach nicht haben und von den politisch Verantwortlichen nicht erhalten.
Auch mit ihren 15 Millionen Euro, die die Bundesregierung ins DoSV gesteckt hat, könnte sie geknausert haben – zumindest war das Geld wohl ziemlich einseitig verteilt. Das Gros der Mittel sei der Entwicklung des zentralen Portals Hochschulstart.de zugute gekommen und damit bei T-Systems gelandet, erfuhr Studis online von einem Insider, der beruflich mit der Einführung des DoSV befasst ist. Dagegen sei "deutlich zu wenig und zu spät" Geld zur Herstellung der Anbindungstauglichkeit der lokalen Software geflossen. Die HIS habe bis heute vom Bund und den Ländern "noch nicht einmal einen klar formulierten Entwicklungsauftrag und erst recht kein verlässliches Entwicklungsbudget".
HIS-IT vor der Privatisierung?
Aber warum ist das so? Als besagter Insider mit
Studis Online erstmals Anfang November in Kontakt kam, machte er auf den Aspekt einer "gallopierenden Privatisierung der Hochschul-IT" aufmerksam. Eine Schlüsselrolle spielten dabei insbesondere die Hamburger Datenlotsen, die sich mit dem Image eines jungen Startup-Unternehmens als "fortschrittliche Alternative zum schwerfälligen Tanker HIS" aufbauten. Die Datenlotsen sind, wie oben geschildert, ein Akteur im DoSV-Prozess und vertreiben mit wachsenden Marktanteilen das System CampusNet. In einer
Stellungnahme preist Geschäftsführer Stephan Sachse daseigene Produkt in den höchsten Tönen, um gleich darauf mit dem Finger auf die HIS-Konkurrenz zu zeigen: "Aus unserer Sicht ist dies ein erneuter Nachweis dafür, dass staatlich subventionierte IT-Infrastrukturdienstleistungen für Hochschulen nicht mehr geeignet sind, flexibel auf die heutigen Anforderungen an moderne IT-Systeme zu reagieren."
Nicht einmal eine Woche später wurde Sachse von höchster Stelle erhört. In einem Schreiben des Bundesbildungsministeriums an die Wissenschaftsministerien der Länder vom 22. Dezember, das
Studis Online vorliegt, lässt Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen (CDU) die Katze aus dem Sack. "Als einer der insgesamt 17 Gesellschafter der HIS GmbH hält der Bund eine Privatisierung der HIS-IT für einen geeigneten Weg. Der Aufsichtsrat hat einvernehmlich entschieden, dass eine Unternehmensberatung die hierfür in Frage kommenden Optionen aufzeigt." Damit gibt das BMBF die Richtung für eine auf den 12. Januar terminierte Sitzung des HIS-Aufsichtsrats vor. Dabei soll im Rahmen einer Evaluierung festgestellt werden, ob die Technik und Handhabung der IT-Produkte den Anforderungen der Zeit noch genügen. Wird gegenteilig befunden, solle eine Privatisierung in Kürze auf den Weg gebracht werden.
Entstaatlichung von Staats wegen
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Staatsunternehmen von Staats wegen in private Hand überführt wird. Der Chef des HIS-Aufsichtsrats Peter Greisler ist zugleich der Ministerialdirigent im Bundesbildungsministerium (BMBF) und gilt als eine zentrale Figur bei der Demontage der HIS. Seiner rechten Tasche verweigere er Entwicklungsgelder, die er in seiner linken Tasche habe, sagte dazu der
Studis Online-Informant. Für ihn ist der ganze Vorgang ein abgekartetes Spiel. Das vermeintliche HIS-Desaster bei der Einführung des DoSV sei von interessierter Seite öffentlich lanciert worden, "um den Laden sturmreif zu schießen". Man habe die HIS "ins offenen Messer laufen lassen".
Kommentare zu diesem Artikel
1. porge kommentierte am 06.01.2012 um 11:51:11 Uhr
Ganz so schlimm ist das "Chaos" nicht
"Meldet man sich bei den entsprechenden Hochschulen nicht persönlich ab, müssen die damit rechnen, dass man den Studienplatz zu Semesteranfang antritt." So nicht ganz richtig. es gibt eine Frist, innerhalb der man den Platz annehmen muss, sonst wird der neu vergeben.
2. Oli (Studis Online) kommentierte am 06.01.2012 um 12:16:58 Uhr
Formulierung geändert
In der Tat war die ursprüngliche Formulierung so nicht richtig. Tatsache bleibt aber, dass der Platz ohne Rückmeldung (und das sich die BewerberInnen eher weniger darum kümmern, Plätze abzusagen, dürfte verständlich sein) eine Zeit lang blockiert wird. Daher also die verbesserte Formulierung:
Meldet man sich bei den entsprechenden Hochschulen nicht persönlich ab, können diese den Platz erst nach Ablauf der gesetzten Frist neu vergeben. Da die Hochschulen weder vom Aufwand noch von der Zeit her zu beliebig vielen Vergaberunden in der Lage ist (und eine Überbelegung auch unerwünscht ist), bleiben oft Plätze frei.
3. Ray kommentierte am 07.01.2012 um 18:10:21 Uhr
Zum Abschuss freigegeben
In dem Zusammenhang interessant ist auch der Artikel hier in der 'jungen welt' von heute: "Zum Abschuss freigegeben" (http://www.jungewelt.de/2012/01-07/053.php). Darin wird in eine ähnliche Richtung argumentiert.
Und eine mögliche Alternative zur Privatisierung und zum Status Quo wäre doch die Entwicklung eines quell-offenen Systems zur Studienplatzvergabe. Ließe sich doch bestimmt durch geeignete Formen der (Anschub-)Finanzierung machen, oder?
Cheers,
Ray
4. Thomas Bleibtreu kommentierte am 08.01.2012 um 17:32:09 Uhr
Überfällige Entscheidung
Die Entschiedung, HIS zu privatisieren ist nun wirklich überfällig.
Die HIS-Produkte sind nun wirklich seit Jahren ein konstantes Ärgernis - es kommt nicht von ungefähr, daß fast alle Unis, die es einsetzen müssen (meist weil der Systemwechsel einer alternative politisch nicht gewollt ist oder war, so sehr die technisch zuständigen Fachleute auch drüber jammern). Die Unis investieren seit Jahren sehr viel Geld und Stellen darin, HIS-POS/ZUL/SOS und co am laufen zu halten und es einigermaßen zeitgerecht anzubieten. Dafür tragen nicht die Hochschulen die Verantwortung, sondern HIS selbst.
Das diese jetzt über vermeintlich anonym auftretene Informierte den Hochschulen den schwarzen Peter zuschieben will für derren notwendige Modifikationen ist zynisch:
Die Software ohne Modifikation einzusetzen ist unmöglich. Die Usability und Technik ist auf den Stand von vor über 10 Jahren. Selbst gesetzlich erforderte Grundvoraussetzungen von IT-Anwendungen, wie die Barrierefreiheit der Anwendungen sind nur mangelhaft umgesetzt.
Und dies ist nicht erst ein Thema der im Beitrag genannten Schnittstelle.
Wäre HIS bereits vor 10 Jahren zerschlagen worden, würde der Markt heute genügend Alternativen anbieten.
Es gab von sehr vielen Software-Unternehmen Ansätze auf den deutschen Markt zu kommen. Doch durch den Charakter eines Monopols einerseits und durch gute Verbindungen und gutes PR von HIS in Verwaltung und Politik andererseits, hatten diese trotz besserer technischen Qualität so gut wie keine Chancen.
5. Mark Wolf kommentierte am 08.01.2012 um 20:57:19 Uhr
webbasierte Software-Generation HISinOne
Kein Wunder, daß keine Hochschule so was haben will. Wie alle webbasierten Systeme, z. B. auch SAP usw., haben sie eine erheblichen mangel und der ist schlicht Performance. Wer möchte denn von einem Dialogsystem Antwortzeiten im Bereich von 10- 30 Sekunden haben? Ein Dialogsystem muß Antwortzeiten von deutlich unter einer Sekunde bringen, sonst taugt es nicht zur Arbeit. Alles andere ist Spielerei.
6. Oli (Studis Online) kommentierte am 09.01.2012 um 10:18:13 Uhr
Software-Qualität / Weitere Artikel
@Thomas Bleibtreu
Auch ein privater Anbieter muss nicht besser sein. Vgl.
http://www.campusgruen.org/news/STiNE_Schrecken_ohne_Ende/
http://fsr.mafiasi.de/index.php?/archives/56-Klarstellung-zu-STiNE.html
HIS kann auch nur begrenzt etwas dafür, wenn die Hochschulen an den alten Systemen festhalten (müssen). Das kann durchaus auch an den Hochschulen selbst liegen bzw. an fehlendem Geld, eine große Umstellung finanzieren zu können und daher an einer eigentlich veralteten Version festzuhalten.
Eine große Umstellung ist sicher auf Dauer der einzige Weg, aber kostet halt erst einmal auch viel Geld und Zeit, die Ersparnis kommt erst später (im dümmsten Fall auch nie ;)).
Und wie ja gerade die Links oben zeigen: Die Uni Hamburg hat die große Umstellung gewagt – einfach war es nicht. Auch nicht mit einer privaten Firma.
@Mark Wolf
Was ist das für eine pauschale Aussage? Webbasierte Systeme sind doch nicht per se langsam. Es kommt auf das Gesamtpaket aus Software und Hardware und der richtigen Abstimmung aller Komponenten an.
7. Oli (Studis Online) kommentierte am 09.01.2012 um 10:21:38 Uhr
Hier noch weitere Artikel zum Thema
Auf Grund unseres Artikels haben noch weitere Online-Medien das Thema aufgegriffen und ergänzen weitere Aspekte:
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,807612,00.html
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Bericht-Staatlicher-Hochschul-IT-droht-Privatisierung-1405131.html
8. xwolf kommentierte am 09.01.2012 um 12:47:49 Uhr
Wirklich unfaire Geldverteilung?
Es ist ja klar, daß jemand der für HIS arbeitet für sein Produkt eingenommen ist und es unfair findet, wenn für eine neue angeforderte Funktion kein Geld kommt. Als einer der wenigen beteiligten Entwickler wird er sicher auch etwas Herzblut dabei haben.
Nur: Haben etwa die Datenlotsen Geld bekommen um ihr Produkt an die Schnittstellen anzupassen? Wohl kaum.
Oder gar andere Anbieter? Unsinn.
Und wurde die HIS nicht etwa mit über 100 Stellen ausgestattet und hat ein eigenes Budget? Wofür mag dieses wohl gut sein, wenn nicht um die eigene Software weiterzuentwickeln und auf die aktuellen Bedürfnisse anzupassen?
Und wieso müssen dann die Universitäten für dieses vermeintlich kostenlose Produkt dann noch Extra Schulungskosten (mehr als 3 Stellig pro Person) zahlen?
Eine abgekartetes Spiel ist das ganze sicher nicht.
Hier bricht eher der Frust gegenüber die HIS hervor, der sich in vielen Jahren aufgebaut hat. Wie oben gesagt: Das war längst überfällig, daß dieser Laden unter Druck gesetzt wird.
HIS könnte sicher das Ruder rumreissen. Bzw. hatte dazu Gelegenheit.
Aber wenn man lieber in Marketing und Politikpflege und weniger in echte ausgebildete Entwickler investiert, dann ist es logisch, daß die ganze schöne Pracht irgendwann mangels stabilen Background zusammenbricht.
9. Locke kommentierte am 09.01.2012 um 13:14:42 Uhr
Schuld ist nicht die IT
Schuld ist nicht die IT,
sondern der absolute Wirrwarr in den Zugangsbedingungen an Deutschen Universitäten.
Zunächst einmal gilt es die Prozesse an den Unis zu verbessern,
dann kann die IT das auch abbilden.IT setzet nun mal Widerspruchsfreiheit in den Prozessen voraus.
10. ywolf kommentierte am 09.01.2012 um 18:27:54 Uhr
Wirklich unfaire Geldverteilung?
Als HIS-Mitarbeiter möchte ich kurz auf den Beitrag von xwolf eingehen:
> Wirklich unfaire Geldverteilung?
Diese Frage lässt sich nun wirklich nur mit 'Ja' beantworten. Wie
kann man von der HIS erwarten, dass sie mal eben nebenbei und
umsonst eine hochkomplexe Anbindung realisiert?
> Es ist ja klar, daß jemand der für HIS arbeitet für sein Produkt
> eingenommen ist ...
Es ist nirgends erwähnt und höchst unwahrscheinlich, dass der
Informant ein HIS-Mitarbeiter ist.
> Haben etwa die Datenlotsen Geld bekommen um ihr Produkt an die
> Schnittstellen anzupassen?
Es ist absolut sicher, dass die Datenlotsen oder irgendein anderer
privater Anbieter keinen Finger krummachen würden, bevor
die eigene Entlohnung nicht geklärt ist. Nebenbei wüsste ich
auch nicht, warum sie es tun sollten.
> Und wurde die HIS nicht etwa mit über 100 Stellen ausgestattet
> und hat ein eigenes Budget?
Schon mal was von operativem Geschäft gehört? Unsere Mitarbeiter
sind eingebunden in die Weiterentwicklung und den Support
diverser Systeme an über 100 Hochschulen. Wir hosten und warten
die Software für unsere Kunden und veranstalten Schulungen und
Einführungen.
Wenn Thüringens Bildungsminister jetzt vehement auf HIS schimpft,
steht das nicht unbedingt im Einklang mit der intensiven und guten
Zusammenarbeit, die wir im Moment mit seinen Hochschulen führen.
Aber er kann ja schon mal anfangen zu sparen, wenn er das alles
lieber aus privater Hand möchte.
> Eine abgekartetes Spiel ist das ganze sicher nicht.
Oder Sie möchten nicht, dass dies all zu deutlich wird ... !?
> Hier bricht eher der Frust gegenüber die HIS hervor, der sich in
> vielen Jahren aufgebaut hat.
Natürlich gibt es auch Kritik an unseren Systemen. Die gibt es aber
auch reichlich bei privatwirtschaftlichen Produkten. Demgegenüber
steht jedoch auch vielfach ein große Zufriedenheit unsrerer Nutzer
und vor allem eine beispiellose Zusammenarbeit.
> Aber wenn man lieber in Marketing und Politikpflege und weniger
> in echte ausgebildete Entwickler investiert ...
Ja ja, einfach mal irgendwas dahinbehaupten, wovon man keine
Ahnung hat. Wenn wir uns nicht auf unsere Arbeit, sondern
verstärkt auf die Politik konzentriert hätten, hätten wir jetzt
wahrscheinlich deutlich weniger Probleme. Und wie um Himmels
Willen kommen Sie zu dem Fehlglauben unsere Mitarbeiter wären
schlecht ausgebildet. Bei uns sind fast nur Hochschulinformatiker
beschäftigt, es herscht eine sehr gute Teamarbeit und hohes
Engagement.
Es ist bereits heute so, dass HIS mehr als die Hälfte seiner
Einnahmen selbst generiert. Nur sollte jedem, der nach
Privatisierung ruft, klar sein, dass eine private HIS diese Mittel
nicht mehr den Hochschulen und somit der allgemeinen Bildung
wieder zu Gute kommen lässt, sondern privaten Gesellschaftern
Gewinne ermöglicht. Die Software wird dann sichlich nicht
besser sein. Nur deutlich teurer.
11. Oli (Studis Online) kommentierte am 09.01.2012 um 22:10:25 Uhr
"Informant" / weitere Artikel
Der Informant ist kein Mitarbeiter von HIS.
Inzwischen gibt es noch weitere Meldungen mit weiteren, teilweise neuen Details zum Thema
http://www.nachdenkseiten.de/?p=11804#h12
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/campus/1648113/
http://www.jungewelt.de/2012/01-10/016.php
12. Eddi313 kommentierte am 10.01.2012 um 08:55:58 Uhr
Video zur Präsentation HIS...05.10.2011
Bin gerade auf diesen Artikel, im Zuge meiner Studienbewerbung, gestossen und habe mich auch dahingehend auf der Seite der HIS mal umgeschaut.
Sooo will zwar Maschinenbau im SS2012 studieren, bin aber auch frisch gebackener "Certified IT Consultant" (Höhö ;-)!) und mein Statement zu der ganzen Sache....
Ihr habt eigentlich alle Recht, die Software zu entwickeln kostet nun mal Zeit und soll (jedenfalls aus meiner Sicht!) auch seine Mark kosten! Schau ich mir dann noch die Einschreibungsverfahren der einzelnen Uni´s und FH´s an, sowie die unterschiedlichen Studienvoraussetzungen wird mir schlecht und ich frage mich grade aktuell, warum braucht man an der TU in Berlin 6 Wochen Vorpraktikum und an der FH in Berlin 13 und wieso ist Bildungssache - Ländersache???
(jaja weil der Bund so die Kosten auf die Länder abdrücken kann! Trotzdem will ich ne einheitliche Ausbildung und wenn ich von M-V nach Bayern ziehe nicht gleich noch neue Studienbücher kaufen müssen!!!)
Und aus diesem Grund kann ich mir auch vorstellen das man so ne Software/Portal nicht von heute auf morgen aus dem Boden stampft!
Trotzdem muß ich sagen, das permanente Verschiebungen für ein nicht professionales Projektmanagement sprechen und um auf meine Überschrift zurück zukommen (schaut euch das Video an! ich hab nach 4min dicht gemacht...ne Presi in Flash? wieso? die Schrift bei der Software kaum zu lesen! ich hoffe sie wurde so keinem Publikum vorgeführt...denn das würde einiges erklären!!!)
http://www.his.de/abt1/dosv/downloads
in diesem Sinne!!!
13. zwolf kommentierte am 11.01.2012 um 14:04:24 Uhr
Folgen des Vorschriftenwirrwarrs
Bund, Bundesländer, hunderte Hochschulen mit unterschiedlichsten Vorschriften im Studentenleben - und bei den meisten Hochschulen läuft HIS-Software. Bislang hat sich jeder gefreut, daß die HIS-Anwendungen so anpaßbar waren und man sich keine Gedanken darüber machen mußte, ob es nicht sinnvoller ist, die vielen Vorschriften, Prozesse - also wie die Software einzusetzen ist - zu ändern. Effiziente Verwaltbarkeit der gesetzlichen Vorschriften und der Studienorganisation vs. grenzenlose Gestaltungsfreiheit von Politikern, Hochschulgremien, Fakultäten usw. Jeder mußte irgendwas anders und besser als die anderen machen.
Wenn HIS wie Datenlotsen nur zwei Handvoll Hochschulen unter Vertrag hätte, wobei mit Hamburg und Mainz nur 2 wirklich große mit entsprechender Vielfalt darunter sind, würde man heute ebenso gut wie DL dastehen. Dem ist nicht so, die Vielfalt war bislang gewollt und HIS hat viele Hochschulen entsprechend den eigenen Möglichkeiten sehr gut unterstützt.
Da können sich Bund und Länder an die eigene Nase fassen, wenn man jetzt statt Vielfalt mal schnell Einheitlichkeit im Bewerbungs- und Zulassungsverfahren verordnet und IT als auch die Hochschulprozesse darauf gar nicht ausgelegt sind. HIS läßt im neuen HISinOne den Hochschulen wenig Freiheit, die Anwendung auf eigene Bedürfnisse umzustricken, im Gegensatz zu den klassischen GX- und QIS-Anwendungen, die man an vielen Stellen, von den Hochschulen so gefordert, völlig umkrempeln kann. Kein Wunder, daß sich ein einheitliches Verfahren wie DoSV dann nicht mehr andocken läßt.
Aus meiner Sicht müßten erstmal Politik und Hochschulen ihre Hausaufgaben machen. Zum Einsatz von IT gehört ein sinnvolle Prozeßgestaltung. Die lebt wiederum von in Grenzen einheitlichen Vorschriften und Koordination aller Beteiligten. Gestaltungswille für einen effizienten IT-Einsatz ist weder in der Politik noch vielfach in den Hochschulen zu finden. Die Umgestaltung kostet viel Zeit und Energie der Beteiligten und auch Geld. Der Zeithorizont von Politikern und Rektoren, Dekanen usw. von 2 bis 5 Jahren ist da viel zu kurz.
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