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Religionswissenschaft studieren

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18.01.2024
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Religionswissenschaft ist ein recht unbekanntes Studium – und gehört zu den sogenannten Orchideenfächern. Es besteht eine Verwechslungsgefahr mit der Theologie. In der Religionswissenschaft werden nicht nur Weltreligionen, sondern auch kleinere religiöse Gemeinschaften untersucht, die einem nicht tagtäglich über den Weg laufen.

Von Linda Flür




1. Kurz + knapp

Die Regelstudienzeit der meisten Bachelor-Studiengänge beträgt 6 Semester (180 Credit Points). Master-Studiengänge der Religionswissenschaft werden meistens 4-semestrig (120 Credit Points) angeboten.

Religionswissenschaften kann in über 20 Städten studiert werden, u. a. in Berlin, Bochum, Frankfurt / Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig und München.

In Religionswissenschaften lernst du methodisches Forschen, vieles über mono- und polytheistische Religionen und verschiedene Unterdisziplinen, die von Hochschule zu Hochschule stark variieren können. Mehr zu Schwerpunkten und Studienverlauf erfährst du hier.


2. Studieninhalte

Was ist Religionswissenschaft?

„Was studierst du denn?“

„Religionswissenschaft“

„Evangelisch oder katholisch?“

„Nichts von beidem!“

So oder so ähnlich laufen die meisten Gespräche ab, wenn Studierende der Religionswissenschaft nach ihrem Fach gefragt werden. Die Religionswissenschaft ist ein recht neues und unbekanntes Fach im Vergleich zu Geschichte, Mathematik oder Philosophie.

Gerade deshalb lohnt sich ein Blick auf dieses Fach, denn auch wenn der Name zunächst auf Theologie oder Religionslehre schließen lässt, ist die (vergleichende oder allgemeine) Religionswissenschaft in den Kulturwissenschaften angesiedelt.

Denn im Gegensatz zu den Theologien, egal ob evangelische, katholische oder islamische, die ReligionswissenschaftlerInnen sind dazu angehalten ihren eigenen Glauben – so gut es eben geht – auszublenden und wertfrei die Religionen zu untersuchen. Dies wirft allerdings weitere, der religionswissenschaftlichen Forschung durchaus bewusste, Fragen auf: Was sind eigentlich Religionen, wie definiert man Religionen und wann ist eine Religion eine Religion?

Wenn du jetzt auf klare Antworten gehofft hast, ist das leider ein Trugschluss. In der Religionswissenschaft gibt es viele Definitionen von Religionen, religiöse Zusammenschlüsse oder Ähnlichem.

Denn es gibt nicht die eine Proto-Religion, mit der du andere Religionen definieren kannst. Religionen mögen vielleicht Gemeinsamkeiten haben, sind jedoch auch unterschiedlich. So gibt es im Christentum, Judentum und Islam (monotheistische Religionen) nur einen Gott. Im Hinduismus oder Shintoismus (polytheistische Religion) gibt es jedoch unzählige Götter.

Diese Vielzahl der Definitionsmöglichkeiten macht das Fach gerade so spannend, denn auch kleinere religiösen Bewegungen können dadurch untersucht und betrachtet werden, sogar der Sport, u.A. Fussball wurde schon religionswissenschaftlich beleuchtet.

Studienaufbau

Ganz ohne Theorien und Methoden kommt aber auch die Religionswissenschaft nicht aus. Meistens werden diese zunächst in den ersten beiden Semestern des Bachelors intensiv besprochen.

Dann kannst du dich in den übrig gebliebenen Semestern mit den einzelnen Religionen auseinandersetzen und schließlich auch auf eine Religion oder religiöse Bewegung spezialisieren und deine Abschlussarbeit zu deinem ausgesuchten Thema schreiben.

An den meisten Unis sieht der Verlaufsplan für ein Bachelor-Studiengang in Religionswissenschaft so oder so ähnlich aus:

  • Einführung in die Religionswissenschaft

  • Methoden und Theorien

  • Monotheistische Religionen

  • Polytheistische Religionen

  • eigene Spezialisierung

  • Abschlussarbeit

Natürlich variieren der Ablauf und die jeweiligen Schwerpunkte an den Unis durch die Dozenten und Professoren und deren Interessen und Fokus auf einzelne Themengebiete. Dazu gibt es innerhalb der Religionswissenschaft auch Unterdisziplinen, die zum Teil mittlerweile eigenständig studiert werden können:

  • Religionssoziologie

  • Religionspsychologie

  • Religionsgeschichte

  • Religionsästhetik

  • Religionsethonologie

  • Religionsökonomie

Das Feld ist sehr groß und die Möglichkeiten vielfältig, es kommt aber auch hier wieder auf die jeweiligen Angebote der Uni deiner Wahl an.

Verwandte Fächer der Religionswissenschaft

Du interessierst dich speziell für eine Religion? Dann könnten für dich auch Judaistik oder Islamwissenschaften infrage kommen.

Du bist selber religiös und möchtest als Geistliche*r oder Religionslehrer*in arbeiten? Dann solltest du dich eher in der Fachgruppe Theologie umschauen. Ohne religiöses Bekenntnis kannst du aber auch Ethik bzw Werte & Normen an der Schule unterrichten.


3. Dauer des Religionswissenschaft-Studiums und mögliche Studienabschlüsse

In der Regel dauert das Religionswissenschaft Studium 6 Semester und wird als Bachelor of Arts mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen. Insgesamt werden dabei 180 ECTS-Punkte (Credit Points) erbracht.

Religionswissenschaft wird oft im Rahmen eines Mehrfach-Bachelors studiert. Es kann dabei Haupt- oder Nebenfach sein. Es gibt auch Studienangebote, bei denen es eine Hälfte eines 2-Fach-Bachelors ist.

Anschließend kann noch das Master-Studium in Religionswissenschaft oder einem ähnlichen Masterstudiengang absolviert werden. Der Master of Arts kann in 4 Semestern abgeschlossen werden, wobei 120 Credits erbracht werden müssen.

Religionswissenschaft: Studiendauer (Regelstudienzeit)
Bachelor6 Semester
Master4 Semester
Master (Teilzeit)8 Semester

Studienformen des Religionswissenschaft-Studiums

Die klassische Form des Religionswissenschaft-Studiums ist das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Hochschule, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.

Daneben gibt es Studienangebote in Teilzeit, d.h. das Studium ist dabei so organisiert, dass man mit geringerem Zeitaufwand pro Woche, aber entsprechend längerer Studienzeit zum Studienabschluss kommen kann.


4. Wo kann Religionswissenschaft studiert werden?

Du kannst Religionswissenschaft an vielen Hochschulen in Deutschland studieren. Das Studienangebot ist recht groß. Insgesamt kann Religionswissenschaft in 27 Städten studiert werden.


5. Was kostet ein Religionswissenschaft-Studium und wie finanziere ich es?

Was das Studentenleben kostet

Während eines Religionswissenschaft-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon und Internet sowie Bücher und Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben – wenn nicht bei den Eltern gewohnt wird – zwischen 748 € und über 1.851 €. Im Durchschnitt geben Studierende inzwischen knapp 950 € im Monat aus.

Der Hauptkostenpunkt ist in der Regel die Miete. Anhaltspunkte zur Höhe im Artikel Mieten für ein WG-Zimmer.

Und wie bezahle ich das alles?

Für alle, die mit knapp 20 ein Studium beginnen, dürfte der gerade angesprochene Studienfinanzierungs-Check gar nicht nötig sein. Für sie sind meist die Eltern die erste Finanzquelle – Details dazu im Artikel Unterhalt von den Eltern.

Haben die Eltern wenig Einkommen, springt das Studenten-BAföG ein. Für einige kann auch ein Stipendium in Frage kommen.

Ansonsten jobbt die große Mehrheit der Studierende noch neben dem Studium.

Weitere Möglichkeiten der Studienfinanzierung findest du in unserer Übersicht Geld für das Studium. Oder nutze den Studienfinanzierungs-Check – dann weißt du schneller, was überhaupt für dich in Frage kommt.


6. Berufsaussichten für Religionswissenschaftler/Innen

Für Religionswissenschaftler und Religionswissenschaftlerinnen gibt es nicht den einen Beruf. Wie in anderen Geisteswissenschaften auch, bietet sich dir eine große Vielzahl an Möglichkeiten nach dem Studium der Religionswissenschaft in der Berufswelt.

Natürlich kannst du eine Laufbahn an der Universität einschlagen und forschen und lehren. Doch die Angebote sind stark begrenzt und ohne vorherige Erfahrung als HiWi schwierig zu bekommen. Dennoch hast du hier die Möglichkeit zu deiner Spezialisierung weiter zu forschen und neue Erkenntnisse zu Tage zu bringen.

Außerhalb der universitären Laufbahn sind dir praktisch keine Grenzen gesetzt. So sind diese Berufe möglich:

  • JournalistIn

  • BeraterIn in öffentlichen Einrichtungen und in der Politik

  • Öffentlichkeitsarbeit

  • BeraterIn in multikulturellen Unternehmen

  • QuereinsteigerIn als Lehrer oder Lehrerin

  • Lehrerin oder Lehrer in der Erwachsenenbildung

  • Kurator/In in Museen

  • Arbeit in Kirchen oder anderen religiösen Institute

ReligionswissenschaftlerInnen zeichnen sich gerade durch das Verständnis von komplexen Sachverhalten aus, die sich nicht nur auf Religionen beziehen und können daher sich auch gut auf für sie noch unbekannte Arbeitsfelder einzuarbeiten.

Gerade in Zeiten, in denen der alltägliche Austausch von Kulturen und auch Religionen immer wichtiger und sichtbarer wird, hast du als Religionswissenschaftler eine gute Basis, um dich beruflich zu verwirklichen.

Dabei zählen auch die Fähigkeiten, sich objektiv mit kulturellen Unterschieden auseinanderzusetzen und die Perspektive zu wechseln.

Eine gute Möglichkeit zum Austausch zwischen ReligionswissenschaftlerInnen, die am Anfang ihrer beruflichen Karriere stehen, aber auch zwischen denjenigen, die schon im Berufsleben stehen, bietet das Projekt „Religionswissenschaft im Beruf“, welches von REMID e.V. ins Leben gerufen wurde. Jährlich treffen sich ReligionswissenschaftlerInnen an zwei Tagen, um sich auszutauschen, Tipps zu geben und ein Netzwerk aufzubauen.

Deiner Kreativität und Phantasie, was deine berufliche Zukunft angeht, sind also kaum Grenzen gesetzt.


7. Gehalt von Religionswissenschaft-Absolventen und -Absolventinnen

Gehalt in € Master Uni
24.500
Einstieg
50.100
5 Jahre
54.000
10 Jahre
Ø Fachgruppe Geisteswissenschaften / Religionswissenschaft; Befragung: DZHW.

AbsolventInnen, die in Religionswissenschaft oder einer anderen Geisteswissenschaft ihren Master-Abschluss machen, können mit einem Einstiegsgehalt von 24.500 € rechnen (Zahl bezieht sich auf Uni-Abschluss).

Mit einem Bachelor-Abschluss beträgt das Einstiegsgehalt 23.400 €. Der Unterschied zu dem Einstiegsgehalt eines Master-Absolventen/In ist in den Geisteswissenschaften gering.

Diese Zahlen erscheinen dir sehr klein? Das mag daran liegen, dass viele Absolvent*innen nach ihrem Abschluss noch ein Volontariat machen oder als Trainee einsteigen.

Fünf Jahre nach Master-Abschluss liegt das Jahresgehalt von Religionswissenschaftler und Religionswissenschaftlerinnen bei 50.040 €. Verglichen mit dem Einstiegsgehalt hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Es gilt aber zu berücksichtigen, dass dieses Gehalt für alle Geisteswissenschaftler gilt.

Weitere fünf Jahre später, also 10 Jahre nach Abschluss beträgt das Jahresgehalt etwa 54.390 €

Bei (angehenden) Lehrern hängt das Gehalt von Beamtenstatus, Referendariat und Bundesland ab. Weitere Informationen zum Gehalt eines Lehrers findest du hier: Gehalt von Lehrer/Innen.

Wie bei allen Gehaltsangaben gilt: Je nach konkreter Position im Unternehmen, Branche, Größe des Unternehmens, Ort der Beschäftigung und noch manchem mehr unterscheiden sich konkrete Gehälter mehr oder weniger stark von Durchschnittszahlen. Da die Zahlen bereits einige Jahre alt sind, sollten die aktuellen Gehälter sogar höher liegen.


Weiterführende Informationen

Studienfach-Datenbank von Studis Online

Weiterführende Links

Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmalig 2019 veröffentlicht. Seitdem wird er regelmäßig von der Studis Online-Redaktion aktualisiert, zuletzt am oben angegebenen Datum.





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