Wie wird man eigentlich ...Personaler?

Das Führen von Vorstellungsgesprächen ist meist eine der Aufgaben einer Personalerin.
Simone Gölz: Was haben Sie studiert?
Petra Wirt*: Wirtschaftspsychologie (Schwerpunkt Personal & Organisation)
Wie war Ihr bisheriger Berufsweg?
Nach dem Studium generalistischer Einstieg in ein mittelständisches Unternehmen mit den Schwerpunkten:
Personalentwicklung, Personalbetreuung, Ausbildungsleitung
Danach Wechsel in einen internationalen Konzern mit Spezialisierung auf die Themen:
Führungskräfteentwicklung
Personalentwicklung + Weiterbildung
Hochschulmarketing
Welche Studienrichtung würden Sie angehenden „Personalern“ empfehlen?
Je nachdem, welcher Schwerpunkt im Personalbereich angestrebt wird …
In der Personalbetreuung:
Human Resource Management / Personalmanagement
(meist Master-Studiengänge, gut im Anschluss an einen BWL-Bachelor)
In der Personalentwicklung:
Aber auch im Bereich Personal gibt es „Quereinsteiger“ mit anderen Studienhintergründen.
Sollte / Muss man studieren?
Ja definitiv. Neben den theoretischen Grundlagen ist das Studium immer ein „Türöffner“ ohne den man, wenn überhaupt, nur schwer den Einstieg in den Personalbereich findet.
Mit einer Ausbildung und/oder einer Zusatzqualifikation sind die Aufstiegsmöglichkeiten sehr begrenzt.

Simone Gölz arbeitet als Coach und Karriereberaterin in Hamburg.
Haben Sie Praktika absolviert?
Ja, neben dem Pflichtpraktikum habe ich zwei weitere Praktika absolviert. Zudem war ich während des kompletten Studiums als Werkstudentin in unterschiedlichen Unternehmen tätig. Dies ermöglichte es mir, bereits während des Studiums die vielfältigen Möglichkeiten im HR kennen zu lernen.
Ich rate jedem möglichst viel „mitzunehmen“ und sich somit ein erstes Bild davon zu machen, wo die Einstiegsmöglichkeiten als Personaler liegen. Darüber hinaus ist erste Praxiserfahrung neben einem guten Abschluss ein wichtiges Auswahlkriterium beim Jobeinstieg.
Welche Quellen (z.B. Jobbörsen) haben Sie während der Praktikums- bzw. Jobsuche genutzt?
Stepstone
Monster
Xing (warum nicht einfach Personalleiter direkt anschreiben, ob momentan ein Praktikum zu vergeben ist? So kommt man evtl. an eine spannende Stelle, die gar nicht ausgeschrieben ist)
Personaldienstleister (gerade für den Berufseinstieg/die Jobsuche ist es ratsam auch über Personaldienstleister zu suchen. Selbst ein erster Einstieg über Zeitarbeit kann einem die Tür in ein spannendes Unternehmen öffnen, welches vielleicht nicht über die gängigen Wege Stellen ausgeschrieben hat. Außerdem sind hier die Chancen m.E. nach höher, da sich auf die Stellen in den gängigen Jobbörsen bis zu 400 Kandidaten bewerben. Man muss bedenken, dass sich Absolventen aus den unterschiedlichsten Studiengängen für den Personalbereich entscheiden und somit die Auswahl aus Unternehmenssicht sehr groß ist)
Wie sieht der Einstieg in den Beruf aus?
Man sollte nicht erwarten, dass man nach dem Studium gleich das Zeug zum HR Manager hat. Neben dem Handwerkszeug, welches man im Studium erlangt hat, gilt es nun in der Praxis zu bestehen. Da gehört erst einmal eine Menge „Learning by Doing“ dazu.
Ein sinnvoller Einstieg ist meiner Meinung nach in einer generalistischen Position in der man so viel wie möglich aus den unterschiedlichsten Bereichen lernen kann. Nach drei bis fünf Jahren hat man dann beste Chancen auf eine Spezialistenfunktion.
Welche Persönlichkeitsmerkmale halten Sie für wichtig?
Offenheit für Neues und Offenheit für Menschen, Neugierde und Lust etwas zu bewegen. Die oft beschriebene Hands-on-Mentalität ist für den Personalbereich absolut wichtig. Man muss Lust haben sich stetig weiterzubilden, da gerade der Personalbereich in Zeiten des Human Capitals sehr vielseitige und immer neue Möglichkeiten bietet. Merkmale wie Kommunikationsstärke, Konflikt- und Teamfähigkeit klingen abgedroschen sind aber unverzichtbar.
Wie sieht ein Arbeitstag/ Tagesablauf bei Ihnen aus?
Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht. Je nachdem welches Thema Priorität hat/aktuell ist, kümmere ich mich um unterschiedliche Projekte wie zum Beispiel die Organisation, Durchführung und Auswertung von jährlich stattfindenden Führungskräftebewertungen mit anschließender Planung und Dokumentation der daraus abgeleiteten Entwicklungsmaßnahmen.
Oder auch die Planung und Durchführung von Hochschulmarketingaktivitäten inkl. Betreuung vor Ort an diversen Hochschulen.
Mein jetziger Job im Konzern bringt auch relativ viel Reisetätigkeit mit sich. Ich bin durchschnittlich zwei bis drei Mal im Monat unterwegs (meist 1 – 3 Tage).
Was sind die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Führungskräfteentwicklung:
Dieses Thema beinhaltet Bereiche wie Nachfolgeplanung, Planung von Weiterbildungsmaßnahmen in Abstimmung mit der Konzernzentrale, Kompetenzmanagement
Personalentwicklung:
Dazu gehören Themen wie die jährliche Durchführung von Mitarbeitergesprächen inkl. der daraus resultierenden Bildungsplanung und die Organisation von Weiterbildungsmaßnahmen
Hochschulmarketing:
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit mehreren Schwerpunktuniversitäten gehört die Planung, Organisation, Durchführung und Betreuung vor Ort unterschiedlicher Hochschulveranstaltungen zu meinem Aufgabengebiet.
Wie ist das mit dem Verdienst?
Je nach Branche und Unternehmensgröße wird im Personalbereich sehr unterschiedlich gezahlt. Ein durchschnittliches Einstiegsgehalt als Junior-Personalreferent liegt bei etwa brutto EUR 35.000 – 40.000.
Gibt es etwas, was Sie an Ihrem Beruf nicht mögen?
Zahlen, Statistiken, Auswertungen
Was mögen Sie besonders an Ihrem Beruf?
Die Vielfältigkeit und Abwechslung, die meine Arbeit mit sich bringt. Ich arbeite an unterschiedlichen Themen, die jedes für sich spannend und immer herausfordernd sind. Schön ist auch, dass viele der Themen bereits im Studium für mich die interessantesten waren. Dieser jetzige Transfer von der Theorie in die Praxis ist schön und sehr motivierend. Die Arbeit im Konzern bietet darüber hinaus Möglichkeiten, Personalarbeit ganzheitlich zu betrachten und zu leben.
Ich habe das Gefühl ein Teil im großen Ganzen zu sein und mich sinnvoll einbringen zu können.
Wo kann man arbeiten?
Wie bereits erwähnt gibt es vielfältige Möglichkeiten als Personaler zu arbeiten. Diese wären:
Klassische Personalbetreuung (Personalsachbearbeiter/Personalreferent)
Personalentwicklung, Aus- und Weiterbildung
Führungskräfteentwicklung
Personalberatung
Personaldienstleistung
Was sind die typischen Klischees über Personalmanager?
Die Personalabteilung hat oft den Ruf zu den „Bösen“ zu gehören. Gerade wenn es um Themen wie Kündigung und Entlassungen aber auch um Mitarbeiterbeurteilungen geht. Dieser „Rolle“ muss man sich bewusst sein und damit auch umgehen können. Als Personaler kann man nicht mit allen „befreundet“ sein, man ist immer etwas außen vor, da man eher die Unternehmensseite als die Mitarbeiterseite repräsentiert.
Wer ist für den Beruf ungeeignet?
Siehe vorherigen Punkt. Wer damit ein Problem hat auch mal der Buhmann zu sein ist sicherlich fehl am Platz. Als Personaler gehört es dazu, negative Entscheidungen (für die Mitarbeiter) zu treffen und diese auch durchzusetzen. Ein zu großes Bedürfnis an Harmonie ist da eher störend.
Was waren Ihre Motive im Personalbereich zu arbeiten?
Ich hatte ganz hochtrabende Motive und wollte die Unternehmenswelt mit Hilfe von Personalarbeit zu einer besseren machen.😊
* Expert Management Development + Human Resources; Name von der Redaktion geändert