„Gott ist tot!“ – „Ich denke also bin ich.“ – „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ – Na, kannst du diese berühmten Zitate den richtigen Philosophen zuordnen? Wenn ja, dann interessierst du dich vielleicht für ein Philosophie-Studium? Und auch wenn du nicht erkannt hast, dass sie von Nietzsche, Descartes und Kant stammen – Philosophie ist ein wunderbares Fach und unglaublich vielschichtig. 📚👀
Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch? – dies sind grundlegende Fragen, aus denen die Kernbereiche der Philosophie entstanden sind. Die Philosophie auf eine einfache Definition hinunter zu brechen, ist eigentlich gar nicht möglich. Ganz vereinfacht gesprochen beschäftigt sie sich mit der auf das Grundsätzliche zielenden Reflexion des Lebens.
Wer Philosophie studiert, der sollte sich gern mit sehr theoretischen und komplexen – nicht immer ganz unkomplizierten Texten beschäftigen wollen. Du erlernst innerhalb des Studiums kritisch und abstrakt zu denken und Probleme zu analysieren.
Du wirst dich mit komplexen Fragestellungen auseinandersetzen und lernen diese einzuordnen, aber auch sie präzise zu vermitteln. Generell ist das Fach sehr vielseitig und hat unzählige Teilbereiche, da man „über alles philosophieren kann.“ Generell solltest du nicht nur eine große Lese-Leidenschaft mitbringen, sondern auch Freude am Schreiben haben. Denn – wie in den Geisteswissenschaften üblich – müssen auch im Fach Philosophie viele Hausarbeiten angefertigt werden.
Das Philosophie-Studium umfasst die theoretische und die praktische Philosophie.
Theoretische Philosophie
Erkenntnistheorie: Lehre vom Wissen
Logik: Lehre vom ordnungsgemäßen Denken
Metaphysik/Ontologie: Hat alles hinter der sinnlich erfahrbaren Welt zum Gegenstand, sie untersucht die Grundstrukturen der Wirklichkeit und beschäftigt sich mit der Frage der Existenz
Sprachphilosopie: Hier geht es um die Sprache und ihre Differenz zur Wirklichkeit sowie ihrer Bedeutung allgemein
Praktische Philosophie
Ethik, Meta-Ethik: Hier beschäftigst du dich mit Moral und mit der Frage, wie man menschliches Handeln bewerten kann. Meta-Ethik hingegen analysiert moralische Urteile ohne eine Bewertung
Rechtsphilosophie: Innerhalb dieser Disziplin werden die Erkenntnisse aus den anderen Bereichen der Philosophie, vor allem aus der Wissenschaftstheorie oder Logik, auf das Recht und die Rechtswissenschaft angewandt. Sie beschäftigt sich viel mit den Gedanken, die sich Philosophen in den vergangenen Jahrhunderten zum Thema Recht gestellt haben
Politische Philosophie: Der Bereich geht Fragen nach à la: Was sind die sozialen und politischen Herausforderungen der Gegenwart? Wie sollte Politik sein? Was ist gesellschaftliche Ordnung? Wie entsteht sie?
Praxiserfahrungen sammeln!
Sofern du keine akademische Laufbahn einschlagen möchtest, ist es für angehende Philosoph*innen sehr wichtig, neben dem Studium Praxiserfahrungen zu sammeln.
Oft heißt es, dass das Philosophie-Studium dem Selbstzweck diene und das ist nicht ganz falsch, denn ohne starkes Interesse an der Philosophie (auch sehr weit zurückliegender Jahrhunderte) ist vom Philosophie-Studium eher abzuraten. Dennoch erwirbst du mit deinem Studienabschluss Kompetenzen, die dich zu verschiedensten Berufen befähigen. Was genau du mit deinem Studium machen kannst, erfährst du unter 5..
Unter Anderem kannst du ja versuchen die Welt zu einem besseren Ort zu machen, denn wie sagte Marx einst so schön:
„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“
Das soll jetzt aber nicht heißen, dass du das als angehende*r Philosoph*in nicht kannst – im Gegenteil. Schließlich muss man erst einmal verstehen, bevor man etwas verändern kann.
Lehramt
Wenn du Philosophie auf Lehramt studierst sind die Inhalte etwas abgespeckter, da du ja auch didaktische Veranstaltungen besuchst. Du solltest dich vorher darüber informieren, ob Philosophie in dem Bundesland, in dem du arbeiten möchtest, auch als Schulfach angeboten wird. Denn jedes Bundesland kann frei über sein Schulsystem entscheiden. Teilweise gibt es das Schulfach „Ethik“ als Ersatzfach für den Religionsunterricht. Das Lehramts-Studium nennt sich deshalb an einigen Hochschulen auch „Philosophie/Ethik“. Genau genommen ist Ethik aber ein Teilbereich der Philosophie, daher kannst du mit deiner Philosophie-Ausbildung auch Ethik-Lehrer*in werden. Bedenke aber, dass Philosophie/Ethik oft nur ein Wahlfach ist und an einigen Schulen gar nicht angeboten wird.
2. Dauer, mögliche Studienabschlüsse und Formen des Philosophie-Studiums
Die meisten Hochschulen bieten Philosophie als 6-semestrige Bachelorstudiengänge mit 180 ECTS an.
Darauf aufbauend werden Masterstudiengänge angeboten.
Im Normalfall sollten Bachelor und Master zusammen 300 ECTS auf 10 Semester verteilt umfassen.
Außerdem kann Philosophie auch auf Lehramt studiert werden, meist als Bachelor und Master of Education, seltener noch direkt auf Staatsexamen.
Neben den konsekutiven Masterstudiengängen, die direkt im Anschluss an den Bachelor studiert werden können, werden auch einige weiterbildende Master angeboten. Die Regelstudiendauer liegt bei einem Vollzeitstudium bei zwei bis vier Semestern.
Voraussetzung für das Studium der Philosophie ist die allgemeine Hochschulreife. Außerdem erheben einige Unis auch einen Numerus Clausus, der sich aus der Durchschnitts-Abi-Note zusammensetzt. Und Fremdsprachenkenntnisse? Für ein Bachelorstudium sind in der Regel nur Englisch-Kenntnisse wichtig, während für den Master teilweise eine zweite Fremdsprache oder sogar Altgriechisch bzw. Latein vonnöten ist (allerdings kannst du das oft nachholen, während du schon eingeschrieben bist).
Philosophie: Studiendauer (Regelstudienzeit)
Abschluss
Dauer
Bachelor
6-8 Semester
Master
2-4 Semester
Staatsexamen (Lehramt)
8-10 Semester
Studienformen des Philosophie-Studiums
Die klassischen Form ist und bleibt das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Hochschule, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien, Projekten, Labor etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.
Bei einem berufsbegleitenden Studium hat man eine Ausbildung meist schon hinter sich und möchte – oft mit Unterstützung des Arbeitgebers – seine Kenntnisse ausbauen und studiert daher parallel zur (Weiter-)Beschäftigung im Abendstudium oder in Wochenendblöcken. Manchmal will man aber auch die Sicherheit des festen Einkommens nicht aufgeben und mittels des Studiums eine andere Richtung einschlagen.
Ein Fernstudium schließlich ist – bis auf die Prüfungszeiträume – orts- und zeitunabhängig, erfordert daher aber auch ausreichend Selbstdisziplin. Für praktische Übungen gibt es dann manchmal doch Präsenztermine.
Während du Philosophie studierst, brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon & Internet sowie Bücher & Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben zwischen 550 € und 1250 €. Im Durchschnitt geben Studierende ca. 800 € im Monat aus. Das BAföG alleine reicht in vielen Fällen nicht.
München ist Spitzenreiter, was die Lebenshaltungskosten angeht, aber auch Frankfurt/Main, Hamburg, Köln und zunehmend Berlin sind deutlich über dem Durchschnitt. Günstiger lebt es sich häufig in kleineren Städten und in den neuen Bundesländern.
Die Mieten für ein WG-Zimmer liegen je nach Stadt zwischen 256 Euro und 557 Euro (Stand 2018). Ab dem Wintersemester 2019/20 steigt die Mietpauschale dank 26. BAföG-Änderungsgesetz auf immerhin 325 €. Trotz Erhöhung reicht die Pauschale in vielen Städten nicht, um die Kosten für ein WG-Zimmer oder gar eine Wohnung zu decken.
Für das Studium ist halbjährlich noch ein Semesterbeitrag zu zahlen, der in einigen Studienstädten ein Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr einschließt und damit die Fahrtkosten senkt. Kosten für eine Krankenversicherung sind zu berücksichtigen, wenn eine Familienversicherung über die Eltern nicht möglich ist.
Viele Philosophie-Bachelor und konsekutive Master können an staatlichen Hochschulen ohne Studiengebühren begonnen werden. Konsekutive Master schließen häufig an ein fachgleiches Bachelorstudium an und setzen keine Berufserfahrung voraus. Ein langes Studium oder ein Zweitstudium sind in einigen Bundesländern kostenpflichtig.
An privaten Hochschulen werden Studiengebühren erhoben. An staatlichen Hochschulen und Unis sind Studiengebühren nur für weiterbildende Master mit Berufserfahrung als Voraussetzung üblich. Die bisher an staatlichen Hochschulen eher seltenen berufsbegleitende Bachelor sind auch gebührenpflichtig. Die Höhe variiert je nach Studienangebot.
4. Wie komme ich für mein Philosophie-Studium auf?
Unterhalt der Eltern
Zur Aufgabe deiner Eltern gehört, dir eine angemessene Berufsausbildung zu ermöglichen. Dazu zählt auch dir im Studium finanziell oder mit Kost und Logis unter die Arme zu greifen. Die Entscheidung, ob es ein Studium sein soll und welche Fachrichtung, liegt primär in deiner Hand. Haben die Eltern wenig Einkommen oder sind gar nicht mehr zu Unterhalt verpflichtet, lohnt sich ein Antrag für Studierenden-BAföG.
BAföG für Studentinnen und Studenten soll einspringen, wenn die Eltern – aus Sicht des Gesetzes – zu wenig Einkommen haben, um ausreichend Unterhalt für ein Studium zu leisten. Mit unserem BAföG-Rechner kannst du die Höhe deines Anspruchs berechnen. Der finanzielle Bedarf im Studium wird verglichen mit der Höhe deines Einkommens und Vermögens sowie dem Einkommen deiner Eltern oder eines Ehegatten.
Studierenden-BAföG ist eine Sozialleistung, von der in der Regel 50% zurück zu zahlen sind. Die Rückzahlung ist aber auf 10.000 € begrenzt, beginnt erst Jahre später und nur, wenn ausreichend verdient wird. Für Studierende, die bereits eine Ausbildung gemacht und mehrere Jahre gearbeitet haben und in wenigen anderen Ausnahmefällen, gibt es elternunabhängiges BAföG.
Stipendien stehen einer viel kleineren Gruppe zur Verfügung als BAföG. Größter Vorteil: Über Stipendien erhaltenes Geld muss nicht zurückgezahlt werden. Für ein Stipendium ist in der Regel eine Bewerbung notwendig (für einige wenige kann man auch nur vorgeschlagen werden). Meist sind für die Bewerbungen Motivationsschreiben, Lebenslauf, Empfehlungen und Zeugnisse erforderlich.
Die großen Studienförderwerke vergeben Stipendien nach den BAföG-Regeln (also abhängig vom Einkommen der Eltern), hinzu kommen 300 Euro „Büchergeld“ im Monat. Das Bewerbungsverfahren beginnt mindestens ein halbes Jahr zuvor.
Neben den „Großen“ gibt es noch hunderte weitere Stiftungen, die jeweils eher wenige (oder wirklich nur einzelne) Stipendien vergeben, dabei aber auch sehr spezielle Förderzwecke verfolgen, so dass nicht immer nur Leistung Vorzugsmerkmal ist. Auch für bestimmte Projekte oder Auslandsaufenthalte kann es Förderung in Form von Stipendien geben, wie über Erasmus oder den DAAD.
Die meisten Studierenden jobben zumindest zeitweise während des Studiums. Du kannst als Mini-Jobber oder als Werkstudent jobben. Während der Vorlesungszeit darf die Arbeitszeit 20 Wochenstunden nicht überschreiten. Eine Verrechnung mit BAföG erfolgt, wenn dein Verdienst über 450 Euro im Monat liegt. Als Grundlage für die Berechnung gilt im Unterschied zur Steuer nicht das Kalenderjahr, sondern der Bewilligungszeitraum des BAföG.
Für Studierende in höheren Semestern oder im Master gibt es den staatlichen Bildungskredit mit günstigen Zinsen und einer Auszahlung bis zu 300 Euro / Monat und 24 Monaten. Studienkredite und Bildungsfonds sind dagegen nur als letzte Möglichkeit in Betracht zu ziehen, wenn die günstigeren Möglichkeiten nicht reichen oder bspw. am Studienende eine Konzentration auf das Studium ohne Jobben möglich sein soll.
Und was sollst du nach deinem Abschluss machen? Pizza ausliefern? Nein, nein, auch wenn es wirklich viele Vorurteile gegenüber dem Philosophie-Studium gibt, du musst nicht arbeitslos werden. Natürlich gehört immer etwas Selbstdisziplin und -organisation dazu, aber als Philosoph*in bieten sich dir eine Menge Möglichkeiten, zum Beispiel in folgenden Bereichen:
Erwachsenenbildung/ allgemeines Bildungswesen
Journalismus
Verlagshäuser
Kulturwesen
Unternehmensberatung
Publizistik
soziale/politische/kulturelle Organisationen und Verbände
Marketing und Werbung
Das Gehalt fällt leider gerade zu Beginn nicht ganz so üppig aus, wie der nächste Abschnitt zeigt. Je nachdem in welcher Branche du schließlich arbeitest – und natürlich in welcher Position, kann dein Gehalt innerhalb der ersten Jahre aber deutlich steigen.
Philosoph/Innen können zum Berufseinstieg mit einem Universitäts-Abschluss mit einem Einkommen von 24.000 € rechnen.
Fünf Jahre nach dem Master-Abschluss an einer Universität liegt das Jahreseinkommen von Philosophen und Philosophinnen bei rund 50.090 €.
10 Jahre nach dem Abschluss haben Philosophen und Philosophinnen ungefähre Einkünfte von rund 54.390 €, wenn sie an einer Uni den Abschluss gemacht haben.
Bei (angehenden) Lehrern hängt das Gehalt von Beamtenstatus, Referendariat und Bundesland ab. Weitere Informationen zum Gehalt eines Lehrers findet ihr hier: Gehalt von Lehrer/Innen.
Es muss nochmal betont werden, dass diese Zahlen für die komplette Fachrichtung Geisteswissenschaften, gelten und wie bei allen Gehaltsangaben gilt: Je nach konkreter Position im Unternehmen, Branche, Größe des Unternehmens, Ort der Beschäftigung und noch manchem mehr unterscheiden sich konkrete Gehälter mehr oder weniger stark von Durchschnittszahlen.
Da die Zahlen bereits einige Jahre alt sind, sollten die aktuellen Gehälter sogar höher liegen.
Quelle: Absolventenbefragungen des DZHW. Alle Gehälter für Vollzeitbeschäftigte inkl. Zuschläge, auf Hunderter gerundet. Einstiegsgehalt Stand 2013. Gehalt nach 5 Jahren Stand 2014. Gehalt nach 10 Jahren Stand 2015. Zuschläge für 5/10-Jahre selbst geschätzt.
Hinweis zu den hier beworbenen Studienangeboten Studis Online bietet den Hochschulen die Möglichkeit, ihre Studienfächer gegen ein Entgelt mit ausführlicheren Informationen als den von uns recherchierten Basisinformationen vorzustellen.