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Interdisziplinäre Studien zum östlichen Europa

Unzufrieden

Erfahrungsbericht von Alfred, 09.10.2022

Studieninhalt

Studieninhalte überschneiden sich mit dem was man auch sonst in der westlichen Presse und Medien findet über Zentralasien und Osteuropa. Heimische Wissenschaftler und wissenschaftliche Arbeiten werden kaum gelesen, es erfolgt komplett auf Deutsch der Unterricht. Natürlich weiß man das vor dem Studium, aber dann hofft man wenigstens inhaltlich auf etwas was mit dem östlichen Europa zutun hat im entferntesten Sinne zu stoßen. Die Dozenten waren zum Teil selber nur zeitweise dort und berichten aus Ihrer eigenen Sichtweise, die wirklich wenig zutun hat mit dem Leben dort. Der Studiengang ist leider zusammengewürfelt aus unterschiedlichen Fächern von unterschiedlichen Fachbereichen, was sich sehr schlecht auf die Qualität auswirkt.
In Wirtschaft hat man einfach nur 3 Einführungsveranstaltungen aus dem Bachelor, der Professor der für Integrationsökonomik in Osteuropa zuständig ist, ist in seiner Beurteilung fernab der Realität der Menschen und hat ein sehr falsches Bild von der Atmosphäre in diesen Ländern, wirkt regelrecht abgeschreckt. Fachlich sehr kompetent, aber auf das östliche Europa bezogen schlecht.
Besser ein längeres Auslandssemester einlegen und was anderes studieren oder an einer anderen Uni, wo es vielleicht mehr Auswahl auch bei den Sprachkursen gibt.
An den Unis im Ausland hat man eine große Auswahl zu der Volkswirtschaft in anderen Ländern und explizit die Wirtschaft dort. An den Unis in Moskau und Petersburg findet man duzende Vorlesungen zum Steuersystem, Sozialpolitik nicht nur Russlands sondern auch China, Zentralasien und der ganzen GUS Region. Sehr wissenschaftlich und mit echten Quellen und Hintergrundwissen, keine europäischen Standarte für östliche Länder.
Geschichte ist mehr als enttäuschend, was ich auch von anderen erfahren habe. Es ist so ein spannendes Fach und gerade im östlichen Europa unglaublich hoch geschätzt. Hier wird es alles als Propaganda, leere Worte und die Menschen dort zu Unwissenden deklariert, was sie übrigens auch mit ihrer eigenen Vergangenheit geneigt sind zu tun. Es hört sich an wie eine Vorlesung über Mathe oder Algometrie, anstatt über die Schicksale von Millionen von Menschen, ihr Leben und ihre Vergangenheit. Es werden nur solche Schicksale behandelt, welche in den Gulags ums Leben kamen, aber dem allem keine tiefere Bedeutung beigegeben. Die Lehrverantwortlichen sind so bestürzt darüber, dass sie generell das ganze System ablehnen, obwohl sie selbst offensichtlich nicht davon betroffen waren.
Könnte auch von den Einflüssen aus der USA herrühren, Statistiken sind auch oft nicht repräsentabel und unvollständig in der Geschichtsveranstaltung. Stattdessen wird über Grundwerte und Politik diskutiert, was wieder auf eine persönliche Wertung des Geschehend schließen lässt. Sprachsequenzen von ehemaligen Politikern des östlichen Europas anhand der Stimme und ihrem Tonfall zu beurteilen, ohne deren Inhalt zu analysieren und alles ständig mit dem Nationalsozialismus zu vergleichen halte ich nicht für sinnvoll und zielführend, es steht im Gegenspruch zu dem was in Osteuropa praktiziert wird. Wo man versucht die positiven Sachen weiterzuentwickeln und nicht nur die Vergangenheit zum Tabu zu erklären.
Von der Fülle und Tiefe der Kultur und der Vielseitigkeit und Reichweite spürt man rein nichts, selbst für Menschen die hier geboren sind aber mal damit in Berührung kamen wird es hier wenig Neues geben. Bis auf Daten und Fakten, die man auch selbst nachlesen kann in vielen Büchern.
Einzig der Bereich Slavistik hat die Erwartungen getroffen und sogar übertroffen teilweise, jedoch ist der komplette Unterricht einfach in Deutsch, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann.
Selbst der Schulunterricht war immer auf der Sprache, die man unterrichtet und ich sehe ehrlich gesagt wenig Mehrwert darin ein englisches Buch zu lesen um es dann auf Deutsch zu diskutieren.
Also wirklich eintauchen in die Sprache und in Kontakt kommen mit Menschen die mit der Kultur vertraut sind kann man hier nicht, es ist alles auf Deutsch.
Womöglich ist es an anderen Fachbereichen gleich, aber selbst in Wirtschaft gibt es Vorlesungen auf Englisch, dann ist für mich nicht ersichtlich wie ein regionaler Studiengang nicht in der Sprache der Region sein kann. Und auch inhaltlich vorbei daran, bis auf die Literatur Veranstaltungen.

An der Universität wird jetzt der Fachbereich Slavistik eingeführt und in den Veranstaltung das Erbe Stepan Banderas mit ukrainischen Dozenten durchgesprochen. Das ist das letzte was man dazu sagen kann, es ist einfach ungeheuerlich dass sowas in einer Bildungseinrichtung der Bundesrepublik stattfinden kann. Gerade wenn man selbst Wurzeln in der Ukraine hat und die heutige Ukraine nicht für demokratisch hält, wie im Prinzip viele die nur aufgrund dieser historischen Ereignisse ihre deutsche Staatsangehörigkeit erhalten haben ursprünglich.
Zur Linguistik kann man sagen, es ist fachlich sehr gut aber sprachlich wirklich schlecht aufgestellt. Es gibt wenige Muttersprachler und es war sehr schlecht organisiert. Man hat erst nach über einem Semester eine Einstufung bekommen und am Anfang nicht verstanden welche Kurse man wählen muss.
Selbst die Themen im sprachlichen Bereich waren nicht frei von politischer Wertung, was man auch über ähnliche Studiengänge in Deutschland an anderen Unis liest. Also wirklich überlegen ob sich das lohnt, und wofür ihr das braucht... in den betreffenden Ländern stoßt ihr sicherlich nicht auf Zustimmung darauf und könnt nicht als Experten auftreten. Außer ihr wollt ein Referat darüber halten, was Demokratie ist.

Betreuung und Lehre

Die Betreuung war immer ausgesprochen herzlich und es wurde viel Wert darauf gelegt, die Studenten in den Unterrichtsprozess miteinzubeziehen, ähnlich wie in der Oberstufe.
Das unterrichten während Corona und die ganze Organisation war schlimmer als in der Vollzugsanstalt, was jedoch nicht an den einzelnen Personen und Lehrenden lag, die sich bemüht haben daraus das Beste zu machen.
Die Möglichkeit Unterrichtseinheiten per Internet wiederaufzurufen während der Coronapandemie war gut.

Ausstattung

Kann ich nicht gut beurteilen, aber während der Pandemie konnte man sich nicht in den Räumen aufhalten, was ich für eine Frechheit halte wenn man die Gebühren für die Verwaltung und andere angeblichen Privilegien wie die Nutzung der Räume zum lernen, zahlen soll. Online Lehre wäre eh schon lange überfällig gewesen neben der eigentlichen und ist in anderen Universitäten und Ländern schon längst Praxis in vielen Bereichen.

Organisation

Katastrophal Unmöglich alles Zeitverzögert, nie jemand zu erreichen. Im Kontrast zu meiner früheren Uni konnte man nirgendwo die Telefonnummern von Verantwortlichen finden. Studiengänge unflexibel, Auswahl an beiden Fachbereichen wo ich war schlechter als unterer Durchschnitt. Womöglich Fachkräftemangel. Eigentlich können sie die Uni einfach schließen.
Dafür waren die einzelnen Fachbereiche und Studienberater immer gut zu erreichen und sehr nah an den Studenten.

Berufsorientierung

Schwer zu sagen. Es gab eine Informationsveranstaltung. Liegt wohl eher an der allgemeinen Distanzierung von allen Ländern bis auf die Ukraine und Balten, das ist aber überall in Deutschland so. Und war es teilweise schon immer.

Über Alfred
Alter bei Studienbeginn:
21 bis 25 Jahre
Beginn des Studiums:
2021
Status:
Studium 2022 abgebrochen

Bitte immer daran denken: Erfahrungsberichte sind subjektive Schilderungen. Achtet auch auf das Datum – vielleicht hat sich in der Zwischenzeit schon etwas geändert.



Hochschule und Hochschulleben: Justus-Liebig-Universität Gießen

Qualität zu schlecht im Vergleich, Campus schön


Stadt und Umland: Gießen

Schöne Landschaft, einige internationale Studenten

Atmosphäre

Stadt ist nicht so schlecht aber wirklich langweilig. Hat echt nichts zu bieten, aber Kneipen, ein Schwimmbad und Kino.

Lebenshaltungskosten

Relativ gut, wobei es noch günstiger geht und trotzdem nicht reicht ohne Job.






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