Gerade jetzt in der Corona-Zeit haben Gesundheitswissenschaftler*innen eine Menge zu tun: Sei es in der Erforschung der Verbreitung des Virus oder in deren Eindämmung. Das Fach Public Health, wie es auch genannt wird, bietet durch seinen interdisziplinären Ansatz viele berufliche Möglichkeiten. Erfahrt hier mehr über die Studienmöglichkeiten und die Perspektiven nach dem Studium.
1. Was erwartet mich in einem Studium der Gesundheitswissenschaften?
Das allgemeine Ziel der Gesundheitswissenschaften und Public Health ist es, die Gesundheit der Bevölkerung im Ganzen durch Prävention und Gesundheitsförderung zu stärken. Das Fach ist stark interdisziplinär geprägt – das heißt, dass unterschiedliche Disziplinen im Fach versammelt sind.
„Das Erkenntnisinteresse liegt dabei zum einen in der Analyse der körperlichen, psychischen und sozialen Ausgangsbedingungen und Ursachen für Gesundheit und Krankheit in verschiedenen Bevölkerungsgruppen und zum anderen in der Analyse der daraus erwachsenden Konsequenzen für Versorgungssysteme, Gesundheitspolitik, Gesundheitsmanagement und Gesundheitssystemgestaltung.“
Wer also das Fach studieren möchte, sollte sich für naturwissenschaftliche sowie auch sozialwissenschaftliche Themen und Herangehensweisen interessieren.
Gerade jetzt in der Phase der COVID-19-Pandemie wird deutlich, dass eine einseitig medizinische Betrachtung nicht ausreichend ist in ihrer Bekämpfung: Sei es in der Betrachtung und Nachverfolgung der Infektionswege, der Versorgung von Schutzausrüstung, der Berücksichtigung von sozialen und psychischen Folgen der Maßnahmen, der Kommunikation von Eindämmungsmaßnahmen und vielem mehr. Hier kann der breite Blick der Gesundheitswissenschaften auf unterschiedliche Faktoren wichtige Fragen stellen, die besonders anfänglich im Corona-Trubel untergegangen sind.
Studieninhalte
Folgende Module können euch im Studium Public Health erwarten:
Die konkreten Inhalte der Studiengänge können teilweise stark variieren. Manche Hochschulen bieten explizit Schwerpunkte in den Naturwissenschaften an, während manche zum Beispiel einen starken Fokus auf Gesundheitsökonomie legen.
So kann es auch sein, dass einzelne Hochschulen eine Ausbildung im Gesundheitssektor als Zulassungsvoraussetzung oder mindestens ein Vorpraktikum verlangen.
Verwandte Studiengänge
Public Health und die Gesundheitswissenschaften werden von vielen deutschen Hochschulen synonym verwendet. Im medizinischen Nachschlagewerk Pschyrembel wird erwähnt, dass Public Health einen etwas stärkeren politischen Anwendungsbezug hat.
Den Gesundheitswissenschaften sehr ähnliche beziehungsweise spezialisiertere Studiengänge sind:
2. Dauer des Gesundheitswissenschaften / Public Health-Studiums, Studienabschlüsse und Voraussetzungen
Gesundheitswissenschaften / Public Health wird vor allem als Masterstudiengang angeboten. Der Master of Science kann meist in 4 Semestern abgeschlossen werden, wobei 120 Credits erbracht werden müssen.
Es gibt aber auch schon entsprechende Bachelor, meist mit einer Studiendauer von 6 Semestern und 180 ECTS-Punkten (Credit Points).
Gesundheitswissenschaften / Public Health: Studiendauer (Regelstudienzeit)
Welche Voraussetzungen für das Gesundheitswissenschaften / Public Health-Studium gibt es?
Für das Studium der Gesundheitswissenschaften / Public Health ist an Universitäten in der Regel das Abitur (oder die fachgebundene Hochschulreife) notwendig, an Fachhochschulen die Fachhochschulreife.
Außerdem setzen einige Hochschulen einen Numerus Clausus fest, so dass in der Regel eine Mindestnote im Schulzeugnis erforderlich ist, um direkt einen Studienplatz zu erhalten. Näheres dazu im Artikel „Wie der Numerus Clausus funktioniert”. Es gibt aber auch Studienangebote ohne solche Zulassungsbeschränkung.
Studienformen des Gesundheitswissenschaften / Public Health-Studiums
Die klassische Form des Gesundheitswissenschaften / Public Health-Studiums ist das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Hochschule, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien, je nach Studienfach auch Projekte, Labor etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.
Daneben gibt es Studienangebote in Teilzeit, d.h. das Studium ist dabei so organisiert, dass man mit geringerem Zeitaufwand pro Woche, aber entsprechend längerer Studienzeit zum Studienabschluss kommen kann.
Gesundheitswissenschaften / Public Health kann berufsbegleitend studiert werden. Das kann sinnvoll sein, wenn du eine Ausbildung schon hinter dir hast und – vielleicht sogar mit Unterstützung des Arbeitgebers – deine Kenntnisse ausbauen willst.
Schließlich kann Gesundheitswissenschaften / Public Health im Fernstudium absolviert werden. Das macht ein – bis auf die Prüfungszeiträume – orts- und zeitunabhängiges Studium möglich, erfordert daher aber auch ausreichend Selbstdisziplin. Für praktische Übungen gibt es dann manchmal doch Präsenztermine.
Eine Verbindung von Ausbildung und Studium stellt ein duales Studium dar, Gesundheitswissenschaften / Public Health kann auch so studiert werden.
3. Was kostet Studieren?
Lebenshaltungskosten insgesamt
Während eines Gesundheitswissenschaften / Public Health-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon & Internet sowie Bücher & Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben zwischen 630 € und über 1.500 €. Im Durchschnitt geben Studierende inzwischen über 850 € im Monat aus.
München ist Spitzenreiter, was die Mieten und die Lebenshaltungskosten an sich angeht, aber auch Frankfurt/Main, Hamburg, Köln und zunehmend Berlin sind deutlich über dem Durchschnitt. Günstiger lebt es sich in kleineren Städten abseits der Metropolen, insbesondere in den neuen Bundesländern.
Hauptkostenpunkt: Miete
Die Mieten für ein WG-Zimmer liegen je nach Stadt zwischen 269 Euro und 585 Euro (Werte von 2018 plus fünf Prozent). Seit dem Wintersemester 2019/20 liegt die Mietpauschale dank 26. BAföG-Änderungsgesetz bei immerhin 325 €. Trotz Erhöhung reicht dieser Betrag aber in vielen Städten nicht, um die Kosten für ein WG-Zimmer oder gar eine Wohnung zu decken.
Das Wintersemester 2020/21 wird wegen der Folgen der Corona-Pandemie für Erstsemester erst im November beginnen, also ein bis zwei Monate später als normal. Trotzdem schon ein Zimmer ab September oder Oktober anzumieten, würde also einerseits unnötige Kosten bedeuten. Andererseits ist es vielleicht möglich, sich noch ein günstiges Zimmer zu sichern. Einen allgemeingültigen Rat zu geben, ist leider schwierig.
Kosten je nach Ort und persönlicher Situation
Für das Studium ist halbjährlich noch ein Semesterbeitrag zu zahlen. Damit werden bspw. günstigere Mensapreise ermöglicht. In einigen Studienstädten ist ein Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr eingeschlossen, was zwar den Semesterbeitrag erhöht, aber deutlich günstiger als andere Dauerkarten für den jeweiligen Verkehrsverbund ist. An einigen größeren Unis gibt es auch studentische Fahrradwerkstätten.
Kosten für eine Krankenversicherung sind zu berücksichtigen, wenn eine Familienversicherung über die Eltern nicht mehr möglich ist.
Muss ich für ein Gesundheitswissenschaften / Public Health-Studium Studiengebühren zahlen?
Praktisch alle Bachelor und konsekutive Master können an staatlichen Hochschulen ohne Studiengebühren begonnen werden. Konsekutive Master schließen an ein fachgleiches (oder zumindest ähnliches) Bachelorstudium an und setzen keine Berufserfahrung voraus. Ein langes Studium oder ein Zweitstudium sind allerdings in einigen Bundesländern kostenpflichtig. Gleiches gilt für die bisher an staatlichen Hochschulen eher seltenen berufsbegleitende Bachelor.
An privaten Hochschulen werden Studiengebühren erhoben. Die Höhe variiert je nach Studienangebot und Hochschule.
4. Wie kann ich mein Gesundheitswissenschaften / Public Health-Studium finanzieren?
Unterstützung durch die Eltern
Eine Aufgabe deiner Eltern ist es, dir eine angemessene Berufsausbildung zu ermöglichen. Dazu zählt auch, dir im Studium finanziell oder mit Kost und Logis unter die Arme zu greifen. Die Entscheidung, ob es ein Studium sein soll und welche Fachrichtung, liegt primär in deiner Hand, so dein Schulabschluss dir diesen Weg ermöglicht. Der Staat unterstützt deine Eltern u.a. mit Kindergeld, das im Ausnahmefall auch direkt an dich ausgezahlt werden kann.
Haben deine Eltern wenig Einkommen oder sind gar nicht mehr zu Unterhalt verpflichtet, kommt das BAföG ins Spiel.
BAföG für Studierende soll einspringen, wenn deine Eltern – aus Sicht des Gesetzes – zu wenig Einkommen haben, um ausreichend Unterhalt für ein Studium zu leisten. Wenn du noch unter 30 Jahre alt bist und keine berufsqualifizierende Ausbildung angefangen hast, ist BAföG für das Studium in der Regel sicher – sonst prüfe deinen BAföG-Anspruch. Mit unserem BAföG-Rechner kannst du die Höhe deines BAföGs berechnen.
Studenten-BAföG ist eine Sozialleistung, von der höchstens 50 Prozent zurück zu zahlen sind. Die BAföG-Rückzahlung ist auf 10.010 € begrenzt, beginnt erst Jahre später und nur, wenn ausreichend verdient wird. Hast du bereits eine Ausbildung gemacht und danach mehrere Jahre gearbeitet sowie in wenigen anderen Ausnahmefällen könnte es sogar elternunabhängiges BAföG für dich geben.
Durch die Folgen der Corona-Pandemie startet das Wintersemester fast überall für Erstsemester erst im November. Normalerweise würde das bedeuten (BAföG § 15b Abs. 1), dass es erst ab November BAföG geben kann. Doch das BMBF hat – durchaus zu unserer freudigen Überraschung – inzwischen erklärt, dass „BAföG bereits ab dem Zeitpunkt des Beginns des Semesters geleistet werden [kann], zu dem die Immatrikulation erfolgt ist.“ (Quelle: Keine Nachteile beim BAföG wegen Corona, 11.)
Stipendien für das Gesundheitswissenschaften / Public Health-Studium
Stipendien stehen einer viel kleineren Gruppe zur Verfügung als BAföG. Größter Vorteil: Durch Stipendien erhaltene Förderung ist geschenkt. Daneben gibt es oft eine ideelle Förderung. Für die Bewerbung auf ein Stipendium sind in der Regel Motivationsschreiben, Lebenslauf, Empfehlungen und Zeugnisse erforderlich.
Die großen Studienförderwerke vergeben Stipendien nach den BAföG-Regeln (also abhängig vom Einkommen der Eltern). Hinzu kommen noch 300 Euro „Büchergeld“ im Monat für alle. Das Bewerbungsverfahren beginnt in der Regel ein halbes Jahr zuvor.
Neben den großen Studienförderwerke gibt es noch viele weitere Stiftungen, die jeweils eher wenige (oder wirklich nur einzelne) Stipendien vergeben. Solche kleinen Stiftungen verfolgen oft sehr spezielle Förderzwecke, so dass nicht immer nur Leistung Vorzugsmerkmal ist.
Jobben als Werkstudent / Minijob / Selbständig sein
Die meisten Studierenden jobben zumindest zeitweise während des Studiums, oft als Mini-Jobber oder als Werkstudent/in. Während der Vorlesungszeit darf die Arbeitszeit 20 Wochenstunden nicht überschreiten.
Eine Verrechnung mit BAföG erfolgt, wenn dein durchschnittlicher Verdienst über 450 Euro im Monat liegt. Entscheidend ist im Unterschied zur Steuer nicht das Kalenderjahr, sondern der Bewilligungszeitraum des BAföG.
Staatlicher Bildungskredit und weitere Möglichkeiten
Für Studierende in höheren Semestern oder im Master gibt es den staatlichen Bildungskredit mit günstigen Zinsen und einer Auszahlung von bis zu 300 Euro / Monat für höchstens zwei Jahre.
Studienkredite und Bildungsfonds sind dagegen nur als letzte Möglichkeit in Betracht zu ziehen, wenn die günstigeren Möglichkeiten nicht reichen oder bspw. am Studienende eine Konzentration auf das Studium ohne Jobben möglich sein soll.
Wenn du schon in den letzten Semestern des Studiums angelangt bist, kann u.U. – gerade in sozialen Notlagen – auch ein Studienabschlussdarlehen oder Überbrückungsdarlehen in Frage kommen. Scheue dich nicht, dich zu erkundigen und – wenn für dich möglich – ein solches in Anspruch zu nehmen. Die Konditionen sind deutlich besser als bei Bildungskredit oder gar Studienkrediten!
Tätigkeiten aus dem Bereich Gesundheitswissenschaften (je nach Schwerpunktsetzung im Studium):
Gesundheitsförderung & Prävention (z.B. für Schulen, Betriebe, Altenheime usw.)
Kommunale Gesundheitsförderung
Management im Gesundheitswesen
Epidemiologische Forschung und Gesundheitsberichterstattung
Mögliche Arbeitsorte können sein:
Kranken-, Pflege-, Unfallversicherungen
Wohlfahrts- und Interessenverbände
Hochschulen und Forschungseinrichtungen
Berufsgenossenschaften
Gehalt im Gesundheitswesen
Die Absolventenstudie des DZHW liefert leider keine Zahlen, was die Einkommensmöglichkeiten in den Gesundheitswissenschaften sind.
Deswegen können wir hier nur auf allgemeine Zahlen des Entgeldatlas der Arbeitsagentur verweisen, ohne unterscheiden zu können, was die Personen konkret studiert haben oder nach wie vielen Jahren nach Studienabschluss das durchschnittliche Einkommen erreicht wird.
Laut Arbeitstagentur verdienen Gesundheitswissenschaftler/innen im öffentliches Gesundheitswesen durchschnittlich 4405 Euro im Monat. In verwaltenden Berufen des Sozial- & Gesundheitswesen (komplexe Spezialistentätigkeiten) liegt das Gehalt nur bei 3164 Euro (Stand: Januar 2020).
Hinweis zu den hier beworbenen Studienangeboten Studis Online bietet den Hochschulen die Möglichkeit, ihre Studienfächer gegen ein Entgelt mit ausführlicheren Informationen als den von uns recherchierten Basisinformationen vorzustellen.