Die Biotechnologie umgibt uns in fast allen Lebensbereichen – von genmanipulierten Pflanzen in der Landwirtschaft, über die Produktion von Waschmitteln bis hin zur Aufbereitung von Trinkwasser. Wenn du dich dafür interessiert, wie biologische Prozesse technisch nutzbar gemacht werden, dann könnte ein Biotechnologie-Studium das Richtige für dich sein.
Die Biotechnologie wird oft als eine der „Schlüsseltechnologien unserer Zeit“ beschrieben. Wobei Biotechnologien eigentlich schon seit Jahrhunderten genutzt werden. Schon lange werden z.B Mikroorganismen für die Herstellung von Bier, Wein oder Brot verwendet. Die moderne Biotechnologie basiert allerdings hauptsächlich auf der Molekularbiologie. In Deutschland gibt es einige Hundert Biotech-Unternehmen. Die meisten sind im medizinischen Bereich angesiedelt.
Zentrale Frage der Biotechnologie ist:
Wie kann man biologische Systeme nutzen, um technische Verfahren zur industriellen Produktion zu entwickeln?
Und diese Frage stellt man sich in sehr vielen verschiedenen Bereichen. Im großen Feld der Biotechnologie unterscheidet man daher zwischen:
grüner Biotechnologie: auch Agro-Biotechnologie genannt, Pflanzen stehen hier im Fokus.
roter Biotechnologie: beschäftigt sich mit der Entwicklung neuer medizinischer Verfahren.
weißer Biotechnologie: hier geht es um die Nutzung von Mikroorganismen in der Industrie.
grauer Biotechnologie: wird auch Umweltbiotechnologie genannt. Hier dreht sich allles um die Abfallwirtschaft, z.B Behandlung von Abfällen, Aufbereitung von Trinkwasser oder Abwasserreinigung. Innerhalb der Umweltbiotechnologie gibt es noch die braune Biotechnologie, in der es hauptsächlich um die Bereinigung kontaminierter Böden geht.
blauer Biotechnologie: beschäftigt sich mit der Frage nach der Nutzung von Meeresressourcen.
Teilweise überschneiden sich diese „Disziplinen“ aber auch.
Doch was lernt man in einem Studium der Biotechnologie? Erst einmal: Basics! In den ersten Semestern wirst du mit den naturwissenschaftlich-technischen Grundlagen der Biotechnologie vertraut gemacht. Mathematik, Physik, Biologie und Chemie (anorganische, organische, physikalische) stehen auf dem Stundenplan. Auch ingenieurwissenschaftliche Kenntnisse werden vermittelt.
Darüber hinaus beschäftigst du dich mit:
Verfahrenstechnik
Mikrobiologie
Genetik
Molekulare Zellbiologie & Biotechnologie
Statistik
Bioinformatik
Elektrotechnik
Biochemie
Zellkulturtechnik
Je nach Hochschule kannst du unterschiedliche Schwerpunkte in deinem Studium setzen, wenn du dich z.B insbesondere für die rote Biotechnologie interessierst, ist es ratsam, sich eine Hochschule auszusuchen, an der du diesen Schwerpunkt studieren kannst. Überhaupt: sich vorher genau über die angebotenen Module zu informieren, ist in diesem vielseitigen Studiengang dringend zu empfehlen.
Nicht selten haben Biotechnologie-Studiengänge auch eine internationale Ausrichtung oder integrierte Auslandssemester.
Für wen ist das Biotechnologie-Studium geeignet?
Wer in Erwägung zieht, Biotechnologie zu studieren, sollte sich gern mit Naturwissenschaften beschäftigen. Grundlagenwissen in Biologie, Chemie und Physik solltest du für das Studium mitbringen. Auch Mathematik ist gefragt. Wenn du zudem über analytische Versiertheit und Abstraktionsvermögen verfügst, dann ist Biotechnologie wohl genau dein Ding!
Ähnliche Studiengänge
Um später in der Biotech-Branche zu arbeiten, musst du nicht zwangsläufig Biotechnologie studieren. Je nachdem für welche Schwerpunkte du dich interessierst, kommen vielleicht auch folgende Studiengänge in Frage:
2. Dauer des Biotechnologie-Studiums, Studienabschlüsse und Voraussetzungen
In der Regel dauert das Biotechnologie Studium 7 Semester und wird als Bachelor of Science mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen. Insgesamt werden dabei 210 ECTS-Punkte (Credit Points) erbracht. Recht häufig werden auch 6-semestrige Studiengänge angeboten, diese mit 180 Credits.
Anschließend kann noch das Master-Studium in Biotechnologie oder einem ähnlichen Masterstudiengang absolviert werden. Der Master of Science kann in 4 Semestern abgeschlossen werden, wobei 120 Credits erbracht werden müssen.
In Deutschland sollten Bachelor und Master zusammen 300 ECTS auf 10 Semester Regelstudienzeit verteilt umfassen. Nach einem sechs-semestrigen Bachelor mit 180 ECTS kann also nicht direkt ein drei- oder gar zwei-semestriger Master mit jeweils weniger als 120 ECTS angeschlossen werden. Je nach Hochschule können die fehlenden Credits aber oft in einem Brückensemester nachgeholt werden.
Welche Voraussetzungen für das Biotechnologie-Studium gibt es?
Für das Studium der Biotechnologie ist an Universitäten in der Regel das Abitur (oder die fachgebundene Hochschulreife) notwendig, an Fachhochschulen die Fachhochschulreife.
Außerdem setzen einige Hochschulen einen Numerus Clausus fest, so dass in der Regel eine Mindestnote im Schulzeugnis erforderlich ist, um direkt einen Studienplatz zu erhalten. Näheres dazu im Artikel „Wie der Numerus Clausus funktioniert”. Es gibt aber auch Studienangebote ohne solche Zulassungsbeschränkung.
Studienformen des Biotechnologie-Studiums
Die klassische Form des Biotechnologie-Studiums ist das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Hochschule, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien, je nach Studienfach auch Projekte, Labor etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.
Daneben gibt es einige wenige Studienangebote in Teilzeit, d.h. das Studium ist dabei so organisiert, dass man mit geringerem Zeitaufwand pro Woche, aber entsprechend längerer Studienzeit zum Studienabschluss kommen kann.
Biotechnologie kann – wenn auch selten – berufsbegleitend studiert werden. Das kann sinnvoll sein, wenn du eine Ausbildung schon hinter dir hast und – vielleicht sogar mit Unterstützung des Arbeitgebers – deine Kenntnisse ausbauen willst.
Schließlich kann Biotechnologie im Fernstudium absolviert werden. Das macht ein – bis auf die Prüfungszeiträume – orts- und zeitunabhängiges Studium möglich, erfordert daher aber auch ausreichend Selbstdisziplin. Für praktische Übungen gibt es dann manchmal doch Präsenztermine.
Eine Verbindung von Ausbildung und Studium stellt ein duales Studium dar, Biotechnologie kann auch so studiert werden.
3. Was kostet ein Biotechnologie-Studium?
Lebenshaltungskosten insgesamt
Während eines Biotechnologie-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon & Internet sowie Bücher & Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben zwischen 630 € und über 1.500 €. Im Durchschnitt geben Studierende inzwischen über 850 € im Monat aus.
München ist Spitzenreiter, was die Mieten und die Lebenshaltungskosten an sich angeht, aber auch Frankfurt/Main, Hamburg, Köln und zunehmend Berlin sind deutlich über dem Durchschnitt. Günstiger lebt es sich in kleineren Städten abseits der Metropolen, insbesondere in den neuen Bundesländern.
Hauptkostenpunkt: Miete
Die Mieten für ein WG-Zimmer liegen je nach Stadt zwischen 269 Euro und 585 Euro (Werte von 2018 plus fünf Prozent). Seit dem Wintersemester 2019/20 liegt die Mietpauschale dank 26. BAföG-Änderungsgesetz bei immerhin 325 €. Trotz Erhöhung reicht dieser Betrag aber in vielen Städten nicht, um die Kosten für ein WG-Zimmer oder gar eine Wohnung zu decken.
Das Wintersemester 2020/21 wird wegen der Folgen der Corona-Pandemie für Erstsemester erst im November beginnen, also ein bis zwei Monate später als normal. Trotzdem schon ein Zimmer ab September oder Oktober anzumieten, würde also einerseits unnötige Kosten bedeuten. Andererseits ist es vielleicht möglich, sich noch ein günstiges Zimmer zu sichern. Einen allgemeingültigen Rat zu geben, ist leider schwierig.
Kosten je nach Ort und persönlicher Situation
Für das Studium ist halbjährlich noch ein Semesterbeitrag zu zahlen. Damit werden bspw. günstigere Mensapreise ermöglicht. In einigen Studienstädten ist ein Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr eingeschlossen, was zwar den Semesterbeitrag erhöht, aber deutlich günstiger als andere Dauerkarten für den jeweiligen Verkehrsverbund ist. An einigen größeren Unis gibt es auch studentische Fahrradwerkstätten.
Kosten für eine Krankenversicherung sind zu berücksichtigen, wenn eine Familienversicherung über die Eltern nicht mehr möglich ist.
Muss ich für ein Biotechnologie-Studium Studiengebühren zahlen?
Praktisch alle Bachelor und konsekutive Master können an staatlichen Hochschulen ohne Studiengebühren begonnen werden. Konsekutive Master schließen an ein fachgleiches (oder zumindest ähnliches) Bachelorstudium an und setzen keine Berufserfahrung voraus. Ein langes Studium oder ein Zweitstudium sind allerdings in einigen Bundesländern kostenpflichtig.
An privaten Hochschulen werden Studiengebühren erhoben. Die Höhe variiert je nach Studienangebot und Hochschule.
4. Wie kann ich mein Biotechnologie-Studium finanzieren?
Elterliche Unterstützung
Eine Aufgabe deiner Eltern – und das ist sogar im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB § 1610) explizit geregelt – ist es, dir eine angemessene Berufsausbildung zu ermöglichen. Dazu zählt auch, dir im Studium finanziell oder mit Kost und Logis unter die Arme zu greifen. Die Entscheidung, ob es ein Studium sein soll und welche Fachrichtung, liegt primär in deiner Hand, so dein Schulabschluss dir diesen Weg ermöglicht. Der Staat unterstützt deine Eltern u.a. mit Kindergeld, das im Ausnahmefall auch direkt an dich ausgezahlt werden kann.
Haben deine Eltern wenig Einkommen oder sind gar nicht mehr zu Unterhalt verpflichtet, kommt das BAföG ins Spiel.
BAföG für Studentinnen und Studenten soll einspringen, wenn deine Eltern – aus Sicht des Gesetzes – zu wenig Einkommen haben, um ausreichend Unterhalt für das (geplante) Studium zu leisten. Wenn du noch unter 30 Jahre alt bist und keine berufsqualifizierende Ausbildung angefangen hast, ist BAföG für das Studium in der Regel sicher – sonst prüfe deinen BAföG-Anspruch. Mit unserem BAföG-Rechner kannst du die Höhe deines BAföGs berechnen.
Studenten-BAföG ist eine Sozialleistung, von der höchstens 50 Prozent zurück zu zahlen sind. Die BAföG-Rückzahlung ist auf 10.010 € begrenzt, beginnt erst Jahre später und nur, wenn ausreichend verdient wird. Wenn du schon länger berufstätig warst, könnte es sogar elternunabhängiges BAföG für dich geben.
Durch die Folgen der Corona-Pandemie startet das Wintersemester fast überall für Erstsemester erst im November. Normalerweise würde das bedeuten (BAföG § 15b Abs. 1), dass es erst ab November BAföG geben kann. Doch das BMBF hat – durchaus zu unserer freudigen Überraschung – inzwischen erklärt, dass „BAföG bereits ab dem Zeitpunkt des Beginns des Semesters geleistet werden [kann], zu dem die Immatrikulation erfolgt ist.“ (Quelle: Keine Nachteile beim BAföG wegen Corona, 11.)
Stipendien stehen einer viel kleineren Gruppe zur Verfügung als BAföG. Größter Vorteil eines Stipendiums: Die erhaltene Förderung ist geschenkt. Dazu kommt oft eine ideelle Förderung. Für die Bewerbung auf ein Stipendium sind in der Regel Motivationsschreiben, Lebenslauf, Empfehlungen und Zeugnisse erforderlich. Für einige wenige Stipendien kannst du nur vorgeschlagen werden.
Die großen Studienförderwerke vergeben Stipendien nach den BAföG-Regeln (also abhängig vom Einkommen der Eltern). Hinzu kommen 300 Euro „Büchergeld“ im Monat für alle. Das Bewerbungsverfahren beginnt mindestens ein halbes Jahr zuvor.
Neben den großen Studienförderwerke gibt es noch viele weitere Stiftungen, die jeweils eher wenige (oder wirklich nur einzelne) Stipendien vergeben. Solche kleinen Stiftungen verfolgen oft spezielle Förderzwecke, so dass nicht immer nur Leistung entscheidend ist.
Jobben als Werkstudent / Minijob / Selbständig sein
Die meisten Studierenden jobben zumindest zeitweise während des Studiums, oft als Mini-Jobber oder als Werkstudent. Während der Vorlesungszeit darf die Arbeitszeit 20 Wochenstunden nicht überschreiten.
Eine Anrechnung auf das BAföG erfolgt, wenn dein durchschnittlicher Verdienst über 450 Euro im Monat liegt. Entscheidend ist im Unterschied zur Steuer nicht das Kalenderjahr, sondern der Bewilligungszeitraum des BAföG.
Staatlicher Bildungskredit und weitere Möglichkeiten
Für Studierende in höheren Semestern oder im Master gibt es den staatlichen Bildungskredit mit günstigen Zinsen und einer Auszahlung von bis zu 300 Euro / Monat für höchstens zwei Jahre.
Studienkredite und Bildungsfonds sind dagegen nur als letzte Möglichkeit in Betracht zu ziehen, wenn die günstigeren Möglichkeiten nicht reichen oder bspw. am Studienende eine Konzentration auf das Studium ohne Jobben möglich sein soll.
Wenn du schon in den letzten Semestern des Studiums angelangt bist, kann u.U. – gerade in sozialen Notlagen – auch ein Studienabschlussdarlehen oder Überbrückungsdarlehen in Frage kommen. Scheue dich nicht, dich zu erkundigen und – wenn für dich möglich – ein solches in Anspruch zu nehmen. Die Konditionen sind deutlich besser als bei Bildungskredit oder gar Studienkrediten!
Wie du bereits gesehen hast, ist das Feld der Biotechnologie sehr groß. Dementsprechend hast du auch viele verschiedene Möglichkeiten, beruflich unterzukommen. Sei es z.B in der Pharmazeutik, der Lebensmittelbranche oder der Abfallwirtschaft. Allerdings: Trotz der Vielfalt an Biotech-Unternehmen, ist die Kapazität an Arbeitsstellen in der kommerziellen Branche nicht riesig. Andererseits befindet sich der Markt im Wachstum und insbesondere in der Pharmaindustrie werden gut qualifizierte Kräfte gesucht. Du kannst natürlich auch in der akademischen Forschung tätig werden, hierfür sind sehr gute Noten gefragt.
Örtlich solltest du allerdings flexibel sein, wenn du nach einer passenden Stelle suchst. Wer hier ungebunden ist, kann sich auch nach Stellen im Ausland umgucken.
Hier ein kleiner Überblick, in welchen Feldern du später tätig werden könntest:
Chemische oder pharmazeutische Unternehmen
Nahrungsmittelindustrie
Kosmetik- und Textilbranche
Maschinen- und Anlagebau
Forschung
Abfallwirtschaft
Landwirtschaft
Meereswissenschaften
6. Gehalt von Biotechnologie-Absolventen und -Absolventinnen
Das Gehalt von Biotechnolog*innen ist sehr abhängig von der Position und dem Grad der Verantwortung. Mit einem Master liegt das Einstiegsgehalt durchschnittlich bei 42.000 Euro (brutto) pro Jahr. Bei kleineren Unternehmen liegt das Gehalt in der Regel darunter, ebenso ist mit einem Bachelor-Abschluss deutlich weniger zu erwarten.
Mit steigender Berufserfahrung steigt das Gehalt auf etwa 5.000 Euro brutto an. Generell gilt, dass du bei staatlichen Unternehmen etwas weniger bekommen wirst als in der freien Wirtschaft.
Laut dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt das Gehalt von Ingenieur*innen der Biotechnologie bei 4.477 Euro brutto (diese Zahl gilt für „Berufe im biologisch-technischen Laboratorium - hoch komplexe Tätigkeiten“).*
Wie bei allen Gehaltsangaben gilt: Je nach konkreter Position im Unternehmen, Branche, Größe des Unternehmens, Ort der Beschäftigung und noch manchem mehr unterscheiden sich konkrete Gehälter mehr oder weniger stark von Durchschnittszahlen.
Hinweis zu den hier beworbenen Studienangeboten Studis Online bietet den Hochschulen die Möglichkeit, ihre Studienfächer gegen ein Entgelt mit ausführlicheren Informationen als den von uns recherchierten Basisinformationen vorzustellen.