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Philosophy & Economics


Geistige Monokultur und ethische Selbstbeweihräucherung

Erfahrungsbericht von Gunder, 13.03.2023

Studieninhalt

1. Die Philosophie in Bayreuth besteht leider nur aus der Lehre einer einzigen theoretische Strömung, von den vielen unzähligen Philosophien die es gibt, welche sich analytische Philosophie nennt. Andere philosophische Strömungen wie zum Beispiel Existenzialismus, Phänomologie, deutscher Idealismus, marxistische Philosophie, Kritische Theorie, Poststrukturalismus, Antike, Scholastik kommen in den Lehrveranstaltungen praktisch nicht vor, aber auch alle nicht westlichen Philosophietraditionen. Was auch bedeutet das Philosophen die dich vielleicht interessieren oder von denen du schon einmal gehört haben könntest wie zum Beispiel Aristoteles, Hobbes, Spinoza, Hegel, Marx, Satre, Heidegger, Arendt, Adorno, Foucault, Butler du im Studium nie lesen wirst. Sagt dir das alles nichts, was sehr verständlich ist - du überlegst ja schließlich gerade erst es zu studieren - dann kannst du ja mal ein paar Schlagwörter googln oder dir das Vorlesungs- und Seminarverezichnis von unterschiedlichen Unis anschauen. Dadurch kann man gut merken, was es an Vielfalt gibt und wo sie vielleicht nicht vorkommt.

2. Die Wirtschaftswisseschaft ist nicht weniger einseitig als die Philosophie. Neoklassik heißt hier dir vorherrschende Theorieströmung, die den Menschen, als egoistisch und nutzenmaximerend annimmt und damit versucht die Welt zu Erklären. Der unkontrollierte Markt ist der effiziente. Ungleichheit? Gibt es nicht. Macht? leider auch nicht. Keynes, Marx, Schumpeter, Raworth, Felber - Fehlanzeige. Leider sind die Wirtschaftswissenschaften in ganz Deutschland nicht diverser, hier hilft leider auch kein Uniwechsel. Mehr findest du dazu zum Beispiel bei "exploring economics" und beim Netzwerk Plurale Ökonomik.

3. Die Verzahnung ist leider auch nicht nach dem was sie klingt. Die Wirtschaftswissenschaften machen Stur ihr Ding, für eine Schnittmenge hat sich die Philosophie in Bayreuth deswegen in eine ökonomisierte Philosophie verwandelt. Die Themen der Neoklassik werden einfach nur variert, eine Reflexion über die Gesellschaft und das mächtige Wirtschaftssystem findet nicht statt. Stattdessen wird die Methodik der Neoklassik als gegeben verhandelt und fast auschließlich interne Diskussionen aus der Rational Choice, Utilitarismus, Wohlfahrtsökonomik und Wissenschaftstheorie widergegeben. Findest du die Neoklassik unzureichend wirst du wahrscheinlich auch die anschließenden Debatten sinnlos empfinden.

Betreuung und Lehre

Die übliche Organisation läuft ganz gut ab, möchte man aber aus dem eng gesteckten Curriculum ausbrechen, wird es schnell zu Problemen kommen. In Wirtschaftswissenschaftlichen Teil war es, aber mit der neuen Studienordnung ist das glaube ich auch nicht mehr gut möglich, noch ganz gut möglich sich Kurse aus den anderen Disziplinen anrechnen zu lassen (Wirtschatsgeographie, -anthropologie, -geschichte), aber in der Philosophie ist es kaum möglich sich andere Kurse anzurechnen. Was bedesonders schade ist, weil dort teilweise die Philosoph*innen unterrichtet werden (zum Beispiel Kritische Theorie) die in P&E fehlen. Grundsätzliche Gegenvorschläge und Feedback wird übergangen, selbst studentisches Engegement mit offenen Briefen, welche einen wesentlichen Teil der Studierenden Gemeinschaft versammelt hatten, kleingespielt und ignoriert. Hier soll das eigene Programm durchgezogen werden. Perspektivität und Pluralität fehlanzeige.

Berufsorientierung

Beantwortest du die folgende Fragen mit Ja, dann könnte P&E etwas für dich sein:
Du möchtest Karriere machen wie alle anderen auch, suchst aber eine moralische Rechtfertigung warum das nicht nur aus egoistischen Gründen machst?

Du willst Unternehmensberatung für kapitalistische Unternehmen machen, in dem du darüber nachdenkst, wie sie in der Öffentlichkeit sich als ein nachhaltiges, ethisches und sinnvolles Unternehmen positionieren können?

Du willst dich Innovativ und Avantgard fühlen, weil du Argumente kennst, warum du weißt wie man Werte benutzen kannst, um den Gewinn von Unternehmen zu steigern?

Wenn bei dir ein schlechtes Gefühl ensteht und eher Themen wie soziale Ungleichheit, Klimakrise, Rassismus oder Sexismus eine Rolle spielen, dann wird P&E nicht diese Interessen erfüllen und damit auch nicht dir die Begriffe und Ressourcen an die Hand geben, welche einen Beruf in diese Richtung ermöglicht.

Über Gunder
Alter bei Studienbeginn:
18 bis 20 Jahre
Beginn des Studiums:
Schon länger her (2018)
Status:
Studium 2022 abgeschlossen

Bitte immer daran denken: Erfahrungsberichte sind subjektive Schilderungen. Achtet auch auf das Datum – vielleicht hat sich in der Zwischenzeit schon etwas geändert.



Zu diesem Studiengang gibt es weitere 3 Erfahrungsberichte:

Es gibt keinen besseren Studiengang für die Zukunft

von Nur am 15.11.2016 (4 Semester, Alter (bei Studienbeginn) 18 bis 20, im Studium)

Alles in allem sehr interessant.

von Balu am 15.11.2016 (3 Semester, Alter (bei Studienbeginn) 18 bis 20, im Studium)

Ich bin einfach ein sehr zufriedener P&Eler ;)

von astuo am 15.11.2016 (8 Semester, Alter (bei Studienbeginn) 21 bis 25, Studium 2016 abgeschlossen)






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