1. Oft gestellte Fragen
Wer Spuren von Verbrechen analysieren möchte, sollte Forensik studieren. Das Studium beinhaltet u.a Naturwissenschaften, Forensische Bildbearbeitung oder Kriminologie.
In der Regel dauert das Forensik Studium (Bachelor of Science) 6 Semester. Der Master of Arts kann in 4 Semestern abgeschlossen werden.
Forensik kann in insgesamt 9 Städten studiert werden, u.a. in Berlin und Hamburg.
Das Durchschnittsgehalt für Forensiker in Deutschland liegt bei 6.624 € brutto. Das Einstiegsgehalt im öffentlichen Dienst liegt ca. bei 3.500 € brutto.*
Worum geht es im Forensik-Studium?
Forensiker*innen sind nicht zwangsläufig am Tatort anzutreffen, wie es so manch Netflix-Serie vermuten lässt. Ihr Arbeitsplatz ist vielmehr das Labor oder der Schreibtisch. Dort werden dann beispielsweise Fasern ausgewertet, die am Tatort gefunden wurden.
Das Feld der Spurenkunde ist riesig: Durch neue Technologien und Cyber-Kriminalität haben sich in den letzten Jahren zum Einen neue Arten von Verbrechen entwickelt, zum Anderen haben sich auch neue Möglichkeiten zur Aufdeckung von Verbrechen ergeben.
Inhalte
Wer klassische Forensik studieren möchte, muss sich auf einen interdisziplinären Studiengang einstellen, der sehr von den Naturwissenschaften geprägt ist. Inhalte des Studiums sind beispielsweise:
(forensische) Chemie
(forensische) Biologie
(forensische) Physik
Mathematik / forensische Analytik
Pharmakologie und Toxikologie
Analyseverfahren im Labor / Praxis/ Umgang mit Proben
Forensische Bildbearbeitung
Kriminologie
Auch rechtswissenschaftliche Module sind oft Bestandteil des Studiums.
Cyber-Forensik
Während Forensik an der HS Bonn-Rhein-Sieg beispielsweise rein naturwissenschaftlich ausgelegt ist, gibt es auch das „digitale Pendant“: Forensikstudiengänge, die sich vor allem mit den digitalen Spuren befassen. Für die Aufklärung von Verbrechen sind diese Spuren oft von großer Bedeutung, dementsprechend hoch ist hier ein Bedarf an Fachpersonal.
Inhalte eines Studiums der IT-Forensik sind u.a:
Betriebssysteme / Spuren
Verschlüsselungstechniken
Analysieren von Big Data
Computerstrafrecht
Browser- und Anwendungsforensik
Erst Bachelor, dann Forensik
Übrigens ist es nicht ungewöhnlich, sich erst nach dem Bachelor für das spannende Feld der Spurenkunde zu entscheiden. Wer das tut, sollte allerdings bereits ein abgeschlossenes Grundstudium in Natur-, Wirtschafts- oder Rechtswissenschaften absolviert haben. Auch das Medizin- oder Psychologiestudium sind solide Grundvoraussetzungen für einen Fprensik-Master. Die konkreten Anforderungen der Hochschule solltest du jedoch deren jeweiligen Zugangsvoraussetzungen entnehmen.
Gut zu wissen:
In die Gerichtsmedizin kannst du als Forensiker nicht gehen, dazu ist i.d.R ein Studium der Humanmedizin vonnöten.
3. Dauer des Forensik-Studiums und mögliche Studienabschlüsse
In der Regel dauert das Forensik Studium 6 Semester und wird als Bachelor of Science mit einer Bachelorarbeit abgeschlossen. Insgesamt werden dabei 180 ECTS-Punkte (Credit Points) erbracht.
Anschließend kann noch das Master-Studium in Forensik oder einem ähnlichen Masterstudiengang absolviert werden. Der Master of Arts kann in 4 Semestern abgeschlossen werden, wobei 120 Credits erbracht werden müssen.
Neben den konsekutiven Masterstudiengängen, die direkt im Anschluss an den Bachelor studiert werden können, werden auch einige weiterbildende Master angeboten. Weiterbildende Master setzen neben einem Hochschulabschluss meist noch mind. ein Jahr Berufstätigkeit nach diesem Abschluss voraus.
Studienformen des Forensik-Studiums
Die klassische Form des Forensik-Studiums ist das Vollzeit-Präsenzstudium. Man studiert Vollzeit an einer Hochschule, an der man praktisch täglich zu Veranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Tutorien etc.) geht und wo auch die Prüfungen stattfinden. Vollzeit bedeutet grob 40 Stunden / Woche, wobei in der Realität meist Phasen mit weniger Zeitaufwand anderen (vor allem vor größeren Prüfungen) gegenüberstehen, in denen evt. auch mehr Zeit pro Woche mit dem Studium verbracht wird.
Forensik kann berufsbegleitend studiert werden. Das kann sinnvoll sein, wenn du eine Ausbildung schon hinter dir hast und – vielleicht sogar mit Unterstützung des Arbeitgebers – deine Kenntnisse ausbauen willst.
4. Was kostet ein Forensik-Studium 2023?
Lebenshaltungskosten insgesamt
Während eines Forensik-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon und Internet sowie Bücher und Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben – wenn nicht bei den Eltern gewohnt wird – zwischen 748 € und über 1.851 €. Im Durchschnitt geben Studierende inzwischen knapp 950 € im Monat für Studienkosten aus.
München ist Spitzenreiter, was die Mieten und die Lebenshaltungskosten an sich angeht, aber auch Berlin, Frankfurt/Main, Hamburg und Köln liegen deutlich über dem Durchschnitt. Günstiger lebt es sich in kleineren Städten abseits der Metropolen, insbesondere in den neuen Bundesländern.
Macht am meisten aus: Miete
Die Mieten für ein WG-Zimmer liegen je nach Stadt zwischen 253 Euro und 720 Euro (Werte von 2023 via wg-gesucht.de). Andere Wohnformen können billiger sein (günstige Wohnheimzimmer), aber auch teurer (eigene Wohnung, teure Studierenden-Appartments mit All-inclusive-Service).
Gerade durch die weiterhin hohen Energiekosten sollten die Nebenkosten bedacht werden. Wenig Kaltmiete aber sehr hohe Nebenkosten (schlimmstenfalls als überraschende Nachzahlungsforderung) helfen auch nicht wirklich …
Kosten je nach Ort und persönlicher Situation
Für das Studium ist halbjährlich noch ein Semesterbeitrag zu zahlen. Damit werden bspw. günstigere Mensapreise ermöglicht. In vielen Studienstädten ist ein Semesterticket für den öffentlichen Nahverkehr eingeschlossen, was zwar den Semesterbeitrag erhöht, aber deutlich günstiger als andere Dauerkarten für den jeweiligen Verkehrsverbund ist.
Mit Einführung des Deutschlandtickets („49-Euro-Ticket“) gibt es für Studierende mit Semesterticket aktuell noch Übergangsregelungen. Diese werden vermutlich auch im Wintersemester 23/24 bleiben. Zum Sommersemester 2024 könnte es ein vergünstigtes Studierenden-Deutschlandticket geben – aber sicher ist das noch nicht. An einigen größeren Unis gibt es übrigens auch studentische Fahrradwerkstätten.
Kosten für eine Krankenversicherung sind zu berücksichtigen, wenn eine Familienversicherung über die Eltern nicht mehr möglich ist.
Muss ich für ein Forensik-Studium Studiengebühren zahlen?
Forensik ist auch an staatlichen Hochschulen oft mit Studiengebühren verbunden. Berufsbegleitende oder weiterbildende Studiengänge sind nämlich auch an staatlichen Hochschulen gebührenpflichtig. Du kannst bei uns aber auch nur die gebührenfreien Studienangebote auflisten.
Dass private Hochschulen Studiengebühren erheben, dürfte dagegen allgemein bekannt sein. Die Höhe variiert je nach konkretem Studienangebot und Hochschule.
5. Wie kann ich mein Forensik-Studium bezahlen?
Geld von den Eltern
Eine Aufgabe deiner Eltern – und das ist sogar im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB § 1610) explizit geregelt – ist es, dir eine angemessene Berufsausbildung zu ermöglichen. Dazu zählt auch, dir im Studium finanziell oder mit Kost und Logis unter die Arme zu greifen. Die Entscheidung, ob es ein Studium sein soll und welche Fachrichtung, liegt primär in deiner Hand, so dein Schulabschluss dir diesen Weg ermöglicht. Der Staat unterstützt deine Eltern u.a. mit Kindergeld, das im Ausnahmefall auch direkt an dich ausgezahlt werden kann.
BAföG-Leistungen: Antrag stellen lohnt
BAföG für Studierende soll einspringen, wenn deine Eltern – aus Sicht des Gesetzes – zu wenig Einkommen haben, um ausreichend Unterhalt für das Studium zu leisten.
Die Verbesserungen beim BAföG seit Wintersemester 2022/2023 führen dazu, dass sich ein Antrag eher lohnt als bisher. So wurde der Freibetrag auf das Elterneinkommen um 20,75 Prozent erhöht, die Bedarfssätze um 5,75 Prozent (letzteres ist leider das schwächste Detail). Vor allem aber ist die Altersgrenze auf 45 Jahre und die Vermögensgrenze für alle, die schon 30 Jahre alt sind, auf 45.000 € gestiegen (für alle unter 30 immerhin noch auf 15.000 €).
Zum Wintersemester 2023/2024 wird es leider keine BAföG-Erhöhung geben. Selbst 2024/2025 sieht es aktuell sehr schlecht aus – das BMBF soll die Ausgaben beim BAföG 2024 deutlich kürzen.
Die BAföG-Rückzahlung ist auf 10.010 € begrenzt, beginnt erst Jahre später und nur, wenn ausreichend verdient wird. Hast du bereits eine Ausbildung gemacht und danach mehrere Jahre gearbeitet sowie in wenigen anderen Ausnahmefällen könnte es sogar elternunabhängiges BAföG für dich geben. Das gilt auch, wenn du bei Studienbeginn schon 30 Jahre oder älter bist.
Stipendien für das Forensik-Studium
Stipendien stehen einer viel kleineren Gruppe zur Verfügung als BAföG. Größter Vorteil: Durch Stipendien erhaltene Förderung ist geschenkt. Dazu kommt oft eine ideelle Förderung. Die großen Studienförderwerke vergeben Stipendien nach den BAföG-Regeln (also abhängig vom Einkommen der Eltern). Hinzu kommen 300 Euro „Büchergeld“ im Monat für alle. Das Bewerbungsverfahren beginnt mindestens ein halbes Jahr zuvor.
Für Auslandsaufenthalte im Studium kann es Förderung in Form von ERASMUS-Stipendien geben oder über den DAAD.
Jobben als Werkstudent / Minijob / Selbständig sein
Die meisten Studierenden jobben zumindest zeitweise während des Studiums, oft als Mini-Jobber oder als WerkstudentIn. Während der Vorlesungszeit darf die Arbeitszeit 20 Wochenstunden nicht überschreiten.
Eine Verrechnung mit BAföG erfolgt, wenn dein durchschnittlicher Verdienst über 522,50 Euro im Monat liegt (seit Januar 2023). Entscheidend ist im Unterschied zur Steuer nicht das Kalenderjahr, sondern der Bewilligungszeitraum des BAföG.
Staatlicher Bildungskredit und weitere Möglichkeiten
Für Studierende in höheren Semestern oder im Master gibt es den staatlichen Bildungskredit mit günstigen Zinsen und einer Auszahlung von bis zu 300 Euro / Monat für höchstens zwei Jahre.
Ein Studienkredit (oder ein Bildungsfonds) ist dagegen nur als letzte Möglichkeit in Betracht zu ziehen, wenn die günstigeren Möglichkeiten nicht reichen oder bspw. am Studienende eine Konzentration auf das Studium ohne Jobben möglich sein soll.
Wenn du schon in den letzten Semestern des Studiums angelangt bist, kann u.U. – gerade in sozialen Notlagen – auch ein Studienabschlussdarlehen oder Überbrückungsdarlehen in Frage kommen. Scheue dich nicht, dich zu erkundigen und – wenn für dich möglich – ein solches in Anspruch zu nehmen. Die Konditionen sind deutlich besser als bei Bildungskredit oder gar Studienkrediten!
6. Berufsaussichten
Wo finden ein*e Forensiker*in Arbeit? Generell ist festzuhalten, dass reine Forensik-Stellen doch recht begrenzt sind. Forensische Abteilungen findest du bei Polizei, Staatsanwaltschaft, Geheimdiensten, Bundeswehr oder auch bei Finanzämtern.
Mit deinen naturwissenschaftlichen Kenntnissen kannst du auch in Laboren oder Pharmakonzernen unterkommen.
Wer seinen Schwerpunkt auf die Cyberkriminalität gelegt hat, hat die Möglichkeit, in verschiedensten Unternehmen unterzukommen. IT-Security ist aktuell sehr gefragt.
7. Gehalt von Forensik-Absolventen und -Absolventinnen
Es ist schwierig allgemeingültige Aussage zum Gehalt von Forensiker*innen zu treffen. Das Gehalt ist stark abhängig von Branche, Unternehmensgröße und Berufserfahrung. Wer im öffentlichen Dienst arbeitet, wird nach Tarif bezahlt. Die Einstiegsstufe liegt etwa bei Entgeltgruppe 11 TV-L, das entspricht etwa 3.500 € brutto. In der freien Wirtschaft kann es sowohl mehr, als auch weniger sein, je nach Betrieb. Die Chancen auf einen raschen Aufstieg stehen hier jedoch gut. Nach fünf Jahren kann dein Gehalt schon deutlich angestiegen sein. Das Durchschnittsgehalt für Forensiker in Deutschland liegt bei 6.624 €.
Quelle: Gehalt.de
Weiterführende Informationen
- Studiengänge Forensik in Deutschland
- Bachelor
- Master
- Studienbeginn zum Sommersemester möglich
- NC-Werte (Zulassungsbeschränkungen) bei Studiengängen der Forensik