Psychotherapeut:in werden
Wie werde ich Psychotherapeut:in?
Wenn du Psychotherapeut:in werden möchtest, kannst du seit der Reform des Psychotherapeutengesetzes 2020 im Direktstudium zunächst ein Bachelorabstudium in Psychotherapie oder polyvalenter Psychologie absolvieren und anschließend den Masterabschluss in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Dein Studium schließt du mit der staatlichen psychotherapeutischen Prüfung ab und erhältst die Approbation. Bevor du selbstständig als Psychotherapeut:in arbeiten und direkt mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen darfst, ist außerdem eine mehrjährige finanzierte Weiterbildung in einer stationären oder ambulanten Einrichtungen im Anschluss an dein Studium vorgesehen. Damit erlangst du die sog. „Fachkunde“.
Passende Studienfächer
Spezialisierungen
In der Verhaltenstherapie konzentrierst du dich darauf, unerwünschte Verhaltensweisen und die zugrunde liegenden Denkmuster deiner Klient:innen zu verändern. Du arbeitest mit Ihnen gemeinsam daran, konkrete Probleme anzugehen und praktische Fähigkeiten zur Bewältigung zu entwickeln. Dazu nutzt du verschiedene Techniken wie Verhaltensanalysen, Entspannungsübungen, Rollenspiele und Hausaufgaben.
In dieser Therapierichtung beschäftigst du dich mit den unbewussten Aspekten des menschlichen Geistes. Du versuchst gemeinsam mit deinen Klient:innen unbewusste Konflikte und Erfahrungen zu erforschen und zu bearbeiten. Dazu gehört die Analyse wiederkehrender Muster im Denken, Fühlen und Verhalten deiner Klient:innen sowie der Dynamiken ihrer Beziehungen. Dein Ziel ist es, diesen verborgenen Konflikten auf den Grund zu gehen, sie zu verstehen und aktiv zu bearbeiten, um langfristige Veränderungen im Denken, Fühlen und Handeln zu bewirken.
Die Psychoanalyse ist eine tiefenpsychologische Theorie und Therapiemethode, die von Sigmund Freud entwickelt wurde. Sie basiert auf der Annahme, dass viele psychische Probleme aus unbewussten Konflikten und Erfahrungen resultieren, die oft in der Kindheit entstehen. Durch den Einsatz verschiedener Techniken wie freie Assoziation, Traumdeutung und Übertragung versuchst du als Psychoanalytiker:in, diese verborgenen Konflikte zu erkennen und zu bearbeiten. Dein Ziel ist den Klient:innen dabei zu helfen, ein tieferes Verständnis für sich selbst zu entwickeln und die Ursachen Ihrer Probleme zu verstehen.
Die Psychoanalyse hat historisch einen starken Einfluss auf die moderne Psychologie und Psychotherapie gehabt, wird aber mittlerweile eher selten als Therapiemethode eingesetzt. Das liegt unter anderem daran, dass sie sehr zeit- und kostenintensiv ist und es heute einige alternative Heilansätze gibt, die schneller wirkungsvolle Ergebnisse erzielen können. Dennoch gibt es nach wie vor Therapeut:innen, die die Methode anwenden oder Teile davon in Ihre Therapien integrieren. Insbesondere bei der Behandlung von schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen oder tiefgreifenden psychischen Problemen kann eine gründliche Exploration durch Psychoanalyse nötig sein.
Als eine weit verbreitete und effektive Therapiemethode wird hingegen die systemische Therapie angesehen. Sie wird in verschiedenen therapeutischen Kontexten eingesetzt, darunter Familientherapie, Paartherapie, Einzeltherapie und Gruppentherapie. Dabei findet sie nicht nur Verwendung in der Behandlung von psychischen Störungen, sondern auch zur Bewältigung von Beziehungsproblemen, zur Unterstützung von Familien in Krisensituationen und zur Förderung des persönlichen Wachstums. Durch verschiedene systemsicher Techniken wie z.B. zirkuläres Fragen, Genogramarbeit, Rollenspiele oder Externalisierung kannst du als Therapeut:in dazu beitragen, Dynamiken innerhalb des Systems zu aufzudecken und positive Veränderungen herbeizuführen.
Die Gestalttherapie ist eine Methode, die in verschiedenen therapeutischen Kontexten eingesetzt wird. Besonders in der Arbeit mit individuellen Problemen wie Angststörungen, Depressionen, zwischenmenschlichen Konflikten und Selbstwertproblemen sowie in der Arbeit mit Gruppen und Paaren hat sich diese Therapieform als effektiv erwiesen. Ihr erlebnisorientierter Ansatz, der den Fokus auf den gegenwärtigen Moment und den Prozess des Selbstausdrucks legt, ermöglicht den Klient:innen, ihre persönlichen Herausforderungen auf eine tiefere Ebene zu verstehen und konstruktive Veränderungen herbeizuführen.
Als Gestalttherapeut förderst du das Bewusstsein deiner Klient:innen für den gegenwärtigen Moment. Du nutzt Techniken wie Rollenspiele, Traumarbeit und kreative Experimente, um Selbstakzeptanz und Selbstausdruck zu fördern.
Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) wird heutzutage als eine der am häufigsten eingesetzten und gut etablierten Therapiemethoden angesehen. Sie wird weltweit in einer Vielzahl von therapeutischen Kontexten angewendet, darunter die Behandlung von Angststörungen, Depressionen, Zwangsstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), Essstörungen und vielen anderen psychischen Problemen. Die CBT hat sich aufgrund ihrer evidenzbasierten Wirksamkeit und ihres strukturierten, zielorientierten Ansatzes als äußerst wirksam erwiesen.
Wenn du diese Therapiemethode anwendest, konzentriert du dich darauf, konkrete Probleme und Symptome deiner Klient:innen anzugehen, indem du negative Denkmuster und Verhaltensweisen identifizierst und durch positive Alternativen ersetzt. Durch die Arbeit an Gedanken, Emotionen und Verhalten zielt die CBT darauf ab, langfristige Veränderungen herbeizuführen und den Klienten dabei zu unterstützen, ihre Lebensqualität zu verbessern.
Als integrative:r Therapeut:in kombinierst du Techniken und Prinzipien aus verschiedenen therapeutischen Traditionen. Du entwickelst eine maßgeschneiderte Behandlung für die individuellen Bedürfnisse deiner Klienten. Dein Ziel ist es, eine ganzheitliche Behandlung anzubieten, die alle Aspekte des Menschen berücksichtigt.
Voraussetzungen
Empathie
Authentizität
Kommunikationsfähigkeiten
Selbstreflexion
Geduld und Ausdauer
Ethik und Professionalität
Emotionale Stabilität
Belastbarkeit
Wo arbeitet ein:e Psychotherapeut:in?
Privatpraxen
Krankenhäuser und Kliniken
Ambulante Behandlungszentren
Beratungsstellen und Therapiezentren
Schulen und Universitäten
Forschung und Lehre
Online-Plattformen
Was macht ein:e Psychotherapeut:in?
Als Psychotherapeut:in führst du klinische Interviews und Bewertungen durch, um die individuellen Bedürfnisse und Probleme deiner Klient:innen zu verstehen. Du könntest beispielsweise strukturierte Interviews oder standardisierte Fragebögen verwenden, um Informationen über die psychische Gesundheit, Lebensgeschichte und aktuelle Symptome deiner Klient:innen zu sammeln.
Du wendest diagnostische Kriterien an, um psychische Störungen zu identifizieren und eine angemessene Behandlungsplanung deiner Klient:innen zu ermöglichen. Du verwendest standardisierte Diagnosemanuals wie das DSM-5 oder ICD-10, um eine genaue Diagnose zu stellen. Zum Beispiel identifizierst du nach der klinischen Evaluation bei einem Klienten Symptome von Depression gemäß den Kriterien des DSM-5 und stellst eine entsprechende Diagnose.
Dank der gestellten Diagnose kannst du schließlich therapeutisch mit deinen Klient:innen arbeiten. Du führst du psychotherapeutische Sitzungen mit ihnen durch, um dabei zu helfen, ihre Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zu verstehen und positive Veränderungen herbeizuführen. Du könntest verschiedene Therapieansätze und Techniken wie kognitive Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie oder Gestalttherapie anwenden.
Als Psychotherapeut:in bietest du deinen Klient:innen emotionale Unterstützung, Beratung und Anleitung während ihres therapeutischen Prozesses. Du bist einfühlsam und unterstützend und stehst deinen Klient:innen bei, wenn sie schwierige Situationen durchleben oder schwierige Entscheidungen treffen müssen.
Als Psychotherapeut:in führst du auch Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben aus, die einen wichtigen Teil deiner Arbeit ausmachen. Zu diesen Aufgaben gehört die sorgfältige Führung von Behandlungsakten, in denen du alle relevanten Informationen zu den Sitzungen mit deinen Klient:innen festhältst. Dies umfasst Details zu den besprochenen Themen, den angewandten Therapiemethoden, den Fortschritten und den vereinbarten Zielen.
Darüber hinaus erstellst du regelmäßig Berichte und Fortschrittsdokumentationen für deine Klient:innen sowie für andere Fachkräfte im Gesundheitswesen, wie Ärz:innen, Psychiater:innen oder Sozialarbeiter.:innen Diese Berichte dienen dazu, den Verlauf der Therapie zu dokumentieren, Fortschritte zu veranschaulichen und gegebenenfalls Empfehlungen für weitere Behandlungen zu geben.
Du achtest darauf, dass deine Dokumentationen den ethischen Standards und Datenschutzrichtlinien entsprechen, um die Vertraulichkeit und den Schutz der persönlichen Daten deiner Klient:innen zu gewährleisten. Dazu gehört auch die ordnungsgemäße Aufbewahrung und Sicherung der Behandlungsakten gemäß den gesetzlichen Vorschriften.
Zusätzlich zu den Dokumentationsaufgaben bist du auch für die Verwaltung und Organisation deiner Praxis oder deines Arbeitsplatzes verantwortlich. Dazu gehören die Terminplanung, die Abrechnung von Leistungen, die Kommunikation mit Klient:innen und anderen Fachkräften sowie die allgemeine Büroorganisation.
Eine effektive Dokumentation und Verwaltung ermöglicht es dir, den Überblick über deine Klient:innen und den Fortschritt ihrer Therapie zu behalten, eine qualitativ hochwertige Versorgung zu gewährleisten und die rechtlichen Anforderungen zu erfüllen.
Dinge, die man wissen sollte
Doktor der Psychotherapie: Wer Psychotherapeut:in werden möchte kann aber muss nicht promovieren, um therapeutisch tätig zu sein. Eine Promotion macht vor allem dann Sinn, wenn du in der Forschung und Lehre tätig sein willst oder eine leitende Funktion in einer Klink etc. einnehmen möchtest. Abseits dessen ist die Promotion eine tolle Gelegenheit sich mit einem spezifischen Thema, wie z.B. einer psychischen Störung, intensiv auseinander zu setzen. So erlangst du nicht nur den Titel, sondern auch eine Menge Expert:innenwissen in einem bestimmten Bereich und kannst deine Karrierechancen dadurch verbessern.
Psychische Stabilität: Nicht selten werden Menschen Therapeut:in, um sich selbst zu therapieren – das ist nicht empfehlenswert. Wer als Psychotherapeut arbeiten möchte, sollte mental stabil sein und ein großes Maß an Selbstreflexion mitbringen, um den teils belastenden Therapieerfahrungen standhalten zu können und den Klient:innen auch wirklich eine Stütze und Hilfe zu sein.
Aussichten: Der Bedarf an Psychotherapeut:innen wird in den kommenden Jahren nicht sinken. Hat schon die Corona-Pandemie die psychische Gesundheit vieler erschüttert und wird ob der zeitweisen Schulschließungen auch später noch Folgen zeigen, sind der Krieg in der Ukraine und seine Folgen (teurere Energie, hohe Inflation) sicher nichts, was die Psyche entlasten würde.
Gehalt Psychologische:r Psychotherapeut:in
Das Brutto-Monatsgehalt (Median) aller abhängig Beschäftigten im Beruf Psychologische:r Psychotherapeut:in beträgt laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur € 4.314. Wie bei nach wie vor fast allen Berufen liegt der Verdienst von Männern mit € 4.792 höher als der von Frauen mit € 4.131. Männer verdienen also 16,0 % mehr. Das ist im Vergleich zu anderen Berufen ein besonders hoher Unterschied.
Die abhängig Beschäftigten im Alter von über 55 in diesem Beruf verdienen übrigens brutto € 5.021. Werden nur diejenigen im Alter zwischen 25 und 55 betrachtet, so liegt deren Verdienst (Median) bei brutto € 4.186.
Fallzahl 3.121 (dabei wurden mehrere ähnliche Berufe zusammengefasst: Supervisor/in (Psychotherapie), Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/in, Psychologische/r Psychotherapeut/in, Psychoanalytiker/in, Familien-/Paartherapeut/in, Verhaltenstherapeut/in, Logotherapeut/in, Psychotherapeut/in, Fachpsychotherapeut/in - Kinder und Jugendliche, Fachpsychotherapeut/in - Erwachsene, Fachpsychotherapeut/in - Neuropsychologische Psychotherapie). Die Gehälter beziehen sich auf am Jahresende Vollzeitbeschäftigte (Angestellte), wobei die genaue Stundenzahl nicht bekannt ist. Ein Teil der Differenz zwischen Frauen und Männern kann evtl. auch daher kommen.
Weitere ähnliche Berufe
©2024 Studis Online / Oliver+Katrin Iost GbR, Hamburg
URL dieser Seite: https://www.studis-online.dehttps://www.studis-online.de/beruf/psychotherapeut/