Ingenieur:in für Medizintechnik werden
Wie werde ich Ingenieur:in für Medizintechnik?
Um Ingenieur:in für Medizintechnik zu werden, eignet sich typischerweise ein Studium in Medizintechnik oder verwandten Fächern, wie beispielsweise medizinische Informatik, Dentaltechnologie, Lasertechnik oder technische Orthopädie. Auch ein "Quereinstieg" über ein technisch-naturwissenschaftliches Fach wie Maschinenbau, Mechatronik oder Physik ist möglich, wenn du es mit einem Masterstudium im Bereich Medizintechnik kombinierst.
Generell wird in der Branche ein Masterabschluss bevorzugt – wenn nicht sogar vorausgesetzt, sodass sich diese zwei zusätzlichen Studienjahre i.d.R. lohnen.
Passendes Studienfach
Voraussetzungen
Naturwissenschaftliches Verständnis
Technisches Verständnis
Programmierkenntnisse
Analytische Fähigkeiten
Problemlösungsfähigkeiten
Teamfähigkeit
Organisationsfähigkeit
Verantwortungsbewusstsein
Spezialisierungen
Mit einer Spezialisierung in der medizinischen Bildgebung entwickelst und verbesserst du bildgebende Verfahren wie MRT (Magnetresonanztomographie), CT (Computertomographie) und Ultraschall. Diese Technologien sind entscheidend für die Diagnose und Überwachung einer Vielzahl von Krankheiten. Fortschritte in der Bildqualität, der Reduzierung der Strahlenbelastung und der Entwicklung neuer Bildgebungstechniken haben erhebliche Auswirkungen auf die Patient:innenversorgung. Du arbeitest daran, präzisere und detailliertere Bilder zu erzeugen, die Ärzt:innen helfen, Krankheiten früher und genauer zu erkennen und zu behandeln.
Du kannst deinen Schwerpunkt auch auf die biomedizinische Signalverarbeitung legen. In diesem Bereich geht es um die Entwicklung von Techniken zur Analyse und Überwachung von biologischen Signalen wie Herzschlag, Gehirnaktivität und Muskelbewegungen. Diese Daten sind wichtig, um medizinische Diagnosen zu stellen und Behandlungen zu überwachen. Deine Kernaufgabe ist dabei die (Weiter-) Entwicklung von Geräten wie EKGs (Elektrokardiogramme) und EEGs (Elektroenzephalogramme). Oft arbeitest du mit Datenwissenschaftler:innen zusammen, um Algorithmen zu erschaffen, die diese Signale interpretieren und nützliche Informationen liefern. Fortschritte in der Signalverarbeitung ermöglichen es Ärzten und Ärztinnen, Krankheiten früher zu erkennen und präziser zu behandeln.
Dieses Feld ist noch relativ jung und besonders innovativ. Wenn du dich auf "Tissue Engineering" spezialisierst, arbeitest du an der Entwicklung von Materialien und Technologien, die es ermöglichen, funktionsfähige Ersatzorgane und Gewebe zu schaffen. Dies ist besonders wichtig, um dem Mangel an Spenderorganen entgegenzuwirken. Diese künstlichen Organe sollen Patient:innen helfen, die auf Spenderorgane warten, oder als temporäre Lösung dienen. Fortschritte in der Stammzellforschung und der Bioprinting-Technologie sind zentrale Elemente deiner Arbeit. Für Forschende aus der Biomedizin sowie Ingenieur:innen der Medizintechnik wird diese Entwicklung in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
In der medizinischen Robotik entwickelst du robotergestützte Systeme für chirurgische Eingriffe, Diagnosen und Rehabilitation. Du entwirfst Roboter, die präziser und weniger invasiv arbeiten als menschliche Hände. Diese Roboter können komplizierte Operationen mit hoher Genauigkeit durchführen, was im Optimalfall zu besseren Ergebnissen und kürzeren Erholungszeiten führt. In der Rehabilitation unterstützen robotische Systeme wie sogenannte Exoskelette Patient:innen bei Übungen und Bewegungen, die sie nicht alleine ausführen könnten. Beispielsweise wird daran geforscht, wie Exoskelette Personen mit Querschnittlähmung dabei helfen können, wieder laufen zu können. Die Integration von Künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen verbessert kontinuierlich die Fähigkeiten dieser Roboter.
Was macht ein:e Ingenieur:in für Medizintechnik?
Du arbeitest an der Entwicklung neuer Medizingeräte, wie z.B. Herzschrittmacher, Dialysemaschinen oder MRT-Geräte. Dabei erstellst du Prototypen, führst Simulationen durch und testest die Geräte auf ihre Funktionalität und Sicherheit. Du achtest darauf, dass die Geräte den medizinischen Standards und Vorschriften entsprechen. Im Rahmen der Qualitätssicherung musst du außerdem die Produktion der Geräte überwachen. Stichwort "Produktion": auch die Anlagen zur Herstellung bzw. Produktion medizinischer Geräte werden von Ingenieur:innen für Medizintechnik entwickelt und überwacht.
Du forschst an der Weiterentwicklung und Verbesserung bestehender medizinischer Geräte und Technologien. Das kann beinhalten, die Lebensdauer von Batterien in Implantaten zu verlängern oder die Bildqualität von Diagnosegeräten zu erhöhen. Oft arbeitest du dabei eng mit Ärzt:innen und anderen medizinischen Fachkräften zusammen, um deren Feedback zu nutzen und die Geräte an die praktischen Anforderungen anzupassen – Stichwort: Produktspezifikation.
Als Ingenieur:in für Medizintechnik kannst du für die Installation, die regelmäßige Wartung und die Funktions- und Betriebssicherheit von medizinischen Geräten in Krankenhäusern oder anderen medizinischen Einrichtungen verantwortlich sein. Dabei stellst du sicher, dass Neu-Geräte korrekt montiert werden und kümmerst dich um die Inbetriebnahme. Am medizinischen Gerätebestand der Einrichtung führst du regelmäßig Kalibrierungen durch, behebst etwaige technische Probleme und schulst das medizinische Personal in der sachgerechten Bedienung der Geräte.
Auch die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften und Normen für medizinische Geräte wird durch Ingenieur:innen für Medizintechnik sichergestellt. Das bedeutet, du erstellst und pflegst die technische Dokumentation, bereitest Zulassungsunterlagen für nationale und internationale Behörden vor und führst Risikobewertungen durch. Du sorgst dafür, dass alle Prozesse und Produkte den regulatorischen Anforderungen entsprechen.
Im Vertrieb als Ingenieur für Medizintechnik hast du eine zentrale Rolle. Du erstellst Marktanalysen und entwickelst Vertriebsstrategien, um die Produkte deines Unternehmens erfolgreich zu positionieren. Dabei präsentierst du Medizingeräte und -technologien potenziellen Kund:innen, z.B. in Krankenhäusern oder Arztpraxen, und berätst sie umfassend über die Einsatzmöglichkeiten und Vorteile der Produkte. Du verfasst Angebote und führst Verkaufsverhandlungen, um Verträge abzuschließen. Zudem organisierst du den technischen Service, indem du sicherstellst, dass bereits installierte Geräte regelmäßig gewartet und nach den geltenden Vorschriften zertifiziert werden. Dabei schulst du das Bedienpersonal und sorgst dafür, dass die Anwender:innen die Geräte optimal nutzen können.
Innerhalb von Verkaufs- und Beratungsgesprächen kannst du die Bedürfnisse und Anforderungen der Kund:innen genau erfassen. Indem du diese Informationen an die Entwicklungsabteilung weitergibst, kannst du zur Weiterentwicklung der Produkte beitragen. Damit bildest damit eine wichtige Schnittstelle zwischen Produktentwicklung und Kundenbetreuung für dein Unternehmen.
Wo arbeitet ein:e Ingenieur:in für Medizintechnik?
Produktentwicklung, -management, -vertrieb, -marketing , -beratung und -schulung in Medizintechnologie Unternehmen
Betreuung, Wartung und Bedienung von komplexen Geräten in medizinischen Einrichtungen
Planung und Einrichtung von Anlagen in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen
Zertifizierung und Zulassung von Geräten und Anlagen im Auftrag von Behörden
Medizinische Forschung und Weiterentwicklung medizinischer Verfahren
Mitarbeit in Prüf,- Überwachungs- und Normungsgremien (Qualitätsmanagement)
Aussichten
Die Ingenieurverbände VDI und VDE bezeichnen die Berufsperspektiven für Absolvent:innen der Medizintechnik als ‚‚hervorragend‘‘. Da der Markt an medizintechnischen Produkten stetig wächst, verwundert das nicht. Die Medizintechnik gehört sogar weltweit zu den größten Wachstumsbranchen.
Dinge, die man wissen sollte
Die Bezeichnung "Ingenieur:in" ist geschützt. Beratende:r Ingenieur:in darf sich nur nennen, wer einige Jahre Berufspraxis und eine Kammermitgliedschaft hat.
Der Frauenanteil in der Berufsgruppe ist, im Verhältnis zur Gesamtheit der Ingenieurberufe, mit über einem Drittel der Beschäftigten, relativ hoch.
Gehalt Ingenieur:in für Medizintechnik
Das Brutto-Monatsgehalt (Median) aller abhängig Beschäftigten im Beruf Ingenieur:in für Medizintechnik beträgt laut Entgeltatlas der Arbeitsagentur € 5.451. Wie bei nach wie vor fast allen Berufen liegt der Verdienst von Männern mit € 5.813 höher als der von Frauen mit € 4.916. Männer verdienen also 18,2 % mehr. Das ist im Vergleich zu anderen Berufen ein besonders hoher Unterschied.
Werden nur diejenigen im Alter zwischen 25 und 55 betrachtet, so liegt deren Verdienst (Median) bei brutto € 5.408.
Datenstand: 2022. Fallzahl 2.300 („Ingenieur/in - Medizintechnik“). Die Gehälter beziehen sich auf am Jahresende Vollzeitbeschäftigte (Angestellte), wobei die genaue Stundenzahl nicht bekannt ist. Ein Teil der Differenz zwischen Frauen und Männern kann evtl. auch daher kommen.
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