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27.01.2023
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Die Humanmedizin ist nach wie vor einer der beliebtesten Studiengänge – trotz hoher Hürden bis zur Zulassung und lernintensiven 12 Semestern. Viele Interessierte treibt die Motivation an, einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen zu können, bei der man Menschen helfen kann. Was dich im Studium erwartet, erfährst du hier.

Von Claus-Henning Bley, aktualisiert und ergänzt durch die Redaktion von Studis Online

Mit lautem Knall wird die durchsichtige Schwingtür aufgestoßen und ein lebloser Körper auf einer Trage in den Raum gefahren. Das EKG zeigt keine Herzaktivität. Ein junger gut aussehender Arzt kommt ins Bild: „Defi laden, alle weg und ... Schock!" Mit erlösenden Piepstönen meldet sich das EKG wieder zurück – der Patient lebt ...

… so oder so ähnlich kennt es jeder aus den wöchentlich im Fernsehen laufenden Krankenhaus-Serien. Doch tatsächlich besteht das wahre Leben eines Arztes aus weit weniger Action und dafür weitaus mehr Routine und Bürokratie, auch wenn einige interessante Aspekte nicht von der Hand zu weisen sind.

1. Kurz + knapp

Von den verfügbaren Plätzen werden 30 % über die Abiturnote vergeben. 10 % der Plätze werden nach von Hochschule zu Hochschule unterschiedlichen Kriterien über die zusätzliche Eignungsquote (ZEQ) vergeben (ab 2022 spielen die Wartesemester hier KEINE Rolle mehr). Die restlichen 60 % der Plätze gehen über das Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH). Hier haben die Hochschulen ihre eigenen Regelungen.

Die Regelstudienzeit für ein Medizinstudium beträgt 12 Semester bzw. 6 Jahre. In dieser Dauer inbegriffen sind theorieintensive und praxisnahe Phasen (unter anderem das praktische Jahr am Ende des Studiums) und drei ärztliche Prüfungen.

Nach der 3. Ärztlichen Prüfung liegt das durchschnittliche Einstiegsgehalt bei etwa 58.600 €. Fünf Jahre nach der 3. Ärztlichen Prüfung liegt das Durchschnittsgehalt bei ca. 80.000 €, wenn dem Abschluss eine Facharztausbildung folgte. Zehn Jahre nach Abschluss kann das Jahresgehalt von Humanmedizinern und Humanmedizinerinnen 112.000 € erreichen.


Medizinstudium Kurzübersicht
SemesterAbschnittPrüfung
1-5Vorklinik1. Ärztliche Prüfung (M1), „Physikum“
6-10Klinik2. Ärztliche Prüfung (M2)
11-12Praktisches Jahr3. Ärztliche Prüfung (M3)

2. Erste Hürde: Zulassungsbedingungen

Doch bereits der Weg ins Studium ist nicht ganz so einfach, wie die meisten es sich vorstellen: Der Studiengang Humanmedizin wird bundesweit von 34 Universitäten angeboten; einzige Einschränkung ist, dass nur 9 Hochschulen den Studienbeginn zum Sommersemester zulassen.

Humanmedizin ist ein zulassungsbeschränkter Studiengang, d.h. die Vergabe der Studienplätze wird zentral über hochschulstart.de geregelt; Bewerbungsvoraussetzung ist wie bei fast allen Studiengängen die Allgemeine Hochschulreife (Abitur). Von Jahr zu Jahr ändert sich allerdings der Notendurchschnitt, bis zu dem Bewerber noch zum genannten Studiengang zugelassen werden. Dieser oft fälschlich als Numerus clausus bezeichnete Notenschnitt ist allerdings kein von hochschulstart.de vorher festgelegter Wert, sondern er ist immer das Ergebnis der aktuellen Konkurrenz der Bewerber um die knappen Studienplätze.

In der letzten Zeit lagen hier die Grenzen bundeslandabhängig zwischen 1,0 und 1,4 – wobei die Hochschulen hier zwischen 130 und mehr als 300 Bewerber zum Studienbeginn aufnahmen. Nach Abzug von einigen Vorabquoten (u.a. der Landarztquote) mit speziellen Voraussetzungen und Vergabeverfahren wird die große Menge der Plätze wie folgt verteilt:

30% an jeder Hochschule gehen an die Abiturbesten. Dann werden 10% der Plätze nach von Hochschule zu Hochschule unterschiedlichen Kriterien über die Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ) vergeben. Die restlichen 60% der Plätze gehen über das Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH). Auch bei diesem legt jede Hochschule ihre eigenen Kriterien fest, die Abinote darf nur einen Teil der Verfahrenspunkte ergeben.

Detaillierte Informationen finden sich in unserem Ratgeber NC, Grenznoten: Was bei der Bewerbung für Medizin zu beachten ist.

Im neuen Vergabeverfahren ist das nicht mehr so offensichtlich, dennoch: Wenn du keine so tolle Abinote hast und auch bei den möglichen weiteren Kriterien (z.B. Ergebnis TMS, Berufsausbildung in einem Medizin-nahen Bereich) wenig Punkte für das Vergabeverfahren erzielst, wirst du nur schwer oder gar nicht einen Platz an einer staatlichen Uni in Deutschland bekommen können. Dann findest du in unserem Artikel Medizinstudium ohne NC alle denkbaren Alternativen, an einen Studienplatz zu kommen – von Studienplatzklage (Erfolg nicht sicher) über private Hochschulen in Deutschland bis hin zum Studium im Ausland (eher kostspielig).


Tierversuche im Studium

Im Rahmen des Studiums der Medizin kommst du unter Umständen auch mit Tierversuchen und -verbrauch in Berührung. In unserem Artikel Welche Alternativen gibt es? – Tierverbrauch im Studium erfährst du, wo und wie es ohne geht.

3. Wo kann Medizin studiert werden?

Du kannst Medizin an vielen Hochschulen in Deutschland studieren. Das Studienangebot ist recht groß. Insgesamt kann Medizin in 45 Städten studiert werden.


4. Die ersten Semester bis zum Physikum

Ist diese Hürde erst einmal geschafft wirst du als „Ersti" in den Vorlesungen recht bald merken, dass das „neue Uni-Leben" nicht zu vergleichen ist mit dem Arbeiten und Lernen in der Schule.

Rettungshubschrauber Christoph 77 auf Tieflader
Claus-Henning Bley

Rettungshubschrauber Christoph 77 – nur für wenige MedizinerInnen wirklich Einsatzort

Auch sonst solltest du dich recht zügig von falschen Vorstellungen freimachen: Medizin studieren heißt primär erst einmal: ein voller Stundenplan, in dem mehr als 30 Wochenstunden keine Seltenheit sind und der zu alledem in der Regel auch noch vom Studierendensekretariat fest vorgegeben wird; gerade im Anfang des Studiums stehen lernintensive Fächer wie Biologie, Chemie, Biochemie, Physiologie, Anatomie (jeweils mit medizinischer Ausrichtung) auf dem Lehrplan mit den entsprechenden Pflichtpraktika.

Studiert wird nach der neuen Approbationsordnung (neue AO), die genau vorschreibt, welche Seminare und Kurse in welchem Semester zu belegen sind. Es ist – im Gegensatz zu vielen anderen Studienfächern – nicht möglich, Kurse aus höheren Semestern vorzuziehen, was jedoch aufgrund des Pensums sowieso nur in den seltensten Fällen möglich wäre.

Neben dem Studium, bzw. wenn Zeit vorhanden ist – idealerweise davor – musst du ein insgesamt dreimonatiges Pflegepraktikum im Krankenhaus absolvieren. Dieses musst du bis spätestens zur 1. Ärztlichen Prüfung abgeleistet haben.

Ob du die drei Monate am Stück arbeitest oder das Pflegepraktikum in Blöcke à vier Wochen aufteilst, ist dabei dir überlassen. Sinn und Inhalt ist es, grundlegende Fähigkeiten aus der Pflege kennen zu lernen und selbst anwenden zu können.

Zur Bewerbung reicht meist eine formlose Anfrage an die Pflegedirektion des jeweiligen Krankenhauses. Dieses Praktikum erfolgt, abgesehen von einigen Ausnahmen (Privatkliniken) ohne Entgelt.

Medizin studieren

Ömür studiert Medizin an der LMU München. Dass er Notarzt werden will, das wusste er schon mit 11 Jahren. Jetzt ist er 26, studiert Medizin im 5. Semester und fährt regelmäßig Einsätze im Rettungsdienst.

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1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (ugs. Physikum)

Nach vier Semestern wird der vorklinische Bereich mit dem sogenannten 1. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung abgeschlossen (1. ÄP), dem ehemaligen „1. Staatsexamen“, umgangssprachlich nach wie vor als Physikum geläufig. Wie auch die beiden anderen Prüfung ist sie bundeseinheitlich geregelt und wird jährlich neu konzipiert von den einzelnen Prüfungsämtern.

Der schriftliche Teil findet an zwei aufeinanderfolgenden Tagen statt und wird bundesweit an allen Hochschulen gleichzeitig geschrieben. Es gilt 320 Multiple Choice-Fragen (MC) aus allen vorklinischen Fächern zu beantworten, das macht 160 Fragen pro Tag. Es heißt nun also: kreuzen, kreuzen, kreuzen.

Das mündliche Prüfungsgespräch findet meistens ein paar Tage später statt und dauert pro Prüfling eine Stunde. Die Themen kommen gemäß der Approbationsordnung aus den Bereichen Anatomie, Physiologie und Biochemie.

Mündlicher und schriftlicher Teil werden gleich gewichtet. Die Note beider Prüfungen fließt zu einem Drittel in die Gesamtnote der Ärztlichen Prüfung ein.

Das Physikum ist bei den Studis besonders gefürchtet, denn die Durchquallquote liegt hier höher als bei anderen Prüfungen. Rund 9,5 % der Studis fallen durch. Dennoch kein Grund zur Sorge: Die Durchquallquote von Medizinstudierenden im Vergleich zu anderen Studienfächern ist sehr gering.

Zusammenfassung Vorklinik

In der Vorklinik beschäftigst du dich intensiv mit den Fächern Biologie, Chemie, Biochemie, Physiologie, Anatomie – natürlich immer medizinbezogen. Vor oder während der Vorklinik ist ein 3monatiges Pflegepraktikum im Krankenhaus zu absolvieren. Du schließt den ersten Studienabschnitt nach vier Semestern mit der 1. ÄP ab, die aus 320 Multiple Choice-Fragen und einer mündlichen Prüfung besteht.


5. Nach dem Physikum: der klinische Abschnitt

Operationssaal in einem Krankenhaus, Patient durch Ärzte verdeckt
Claus-Henning Bley

Blick auf eine Transplations-OP ...

Nach Ablegen des Physikums verlagert sich in den meisten Fällen das Studi-Leben der angehenden Mediziner und Medizinerinnen vom Campus komplett in das Universitätsklinikum.

Hier ist das Studium wesentlich praxisnäher aufgebaut; in den meisten Studienkursen findet Bed-Side-Teaching (also als Studiengruppe direkt am Patientenbett) statt; Ärzte zeigen hautnah verschiedene Techniken; in so genannten Skills-Lab-Kursen kann man seine persönlichen Fähigkeiten z.B. beim Nähen von Wunden oder in Anästhesie-Simulator-Kursen weiterentwickeln. Auch die klinikeigene Bibliothek hält meistens sehr viel spezifischere Fachliteratur zu den einzelnen klinischen Fächern bereit, als es die Campusbibliothek leisten kann.

Auf dem Stundenplan stehen die Grundlagen der klinischen Medizin. Die großen Fächer bilden dabei Innere Medizin, Neurologie, Chirurgie, Gynäkologie und Kinderheilkunde. In diesen fünf Fächern müssen Blockpraktika absolviert werden, die eine Mischung aus Theorie und Praxis darstellen und in Kleingruppen direkt im Krankenhaus stattfinden. Im Gegensatz zu den Famulaturen, musst du dich um die Blockpraktika nicht selbst bemühen, sondern sie werden von der Uni vorgegeben.

Fächer, die während des klinischen Abschnittes behandelt werden sind:

  • Allgemeinmedizin

  • Anästhesiologie

  • Arbeitsmedizin und Sozialmedizin

  • Augenheilkunde

  • Chirurgie

  • Dermatologie und Venerologie

  • Frauenheilkunde / Geburtshilfe

  • Hals-Nasen-Ohrenheilkunde

  • Humangenetik

  • Hygiene, Mikrobiologie und Virologie

  • Innere Medizin

  • Kinderheilkunde

  • Klinische Chemie und Laboratoriumsdiagnostik

  • Neurologie

  • Orthopädie

  • Pathologie

  • Pharmakologie und Toxikologie

  • Psychiatrie und Psychotherapie

  • Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

  • Rechtsmedizin

  • Urologie

Neben den klinischen Fächern gibt es noch Querschnittsfächer (z.B. Notfallmedizin), außerdem ist ein Wahlfach zu absolvieren.

Famulaturen: Pflichtpraktika mit der Garantie zum „Selber-machen"

Im klinischen Abschnitt des Studiums wird von den Studierenden erwartet, dass sie insgesamt vier Monate Praktikum absolvieren – hier dann Famulatur genannt. Sie dient dazu, einen Einblick in die ärztliche Patientenversorgung zu bekommen; gleichzeitig kann man einige praktische Tätigkeiten unter der Anleitung von Ärzten lernen, angefangen vom Anamnese erheben, Patienten und Patientinnen untersuchen, über Blut abnehmen bis hin zum berühmten „Haken-Halten" in der Chirurgie... Was man genau machen darf und kann hängt zum Einen vom persönlichen Engagement der Studentinnen und Studenten ab, jedoch nicht minder von der Einsatzbereitschaft der zuständigen Ärzte und Ärztinnen.

Die vier Monate gliedern sich in Blöcke à mindestens 30 Kalendertage.

  • Praxisfamulatur: Ein Monat muss in einer Einrichtung der ambulanten Krankenversorgung, die ärztlich geleitet wird, oder einer geeigneten ärztlichen Praxis, absolviert werden (Arztpraxen, Polikliniken, Ambulanzen oder Notaufnahmen)

  • Krankenhausfamulatur: Zwei weitere Monate finden in einem Krankenhaus statt, wobei den Studentinnen und Studenten hier die Wahl des Krankenhauses und der entsprechenden Fachrichtung vollkommen freigestellt ist; auch Einrichtungen im Ausland kommen also in Frage, gute und frühzeitige persönliche Organisation vorausgesetzt. Grundsätzliche Bedingung ist allerdings, dass das Krankenhaus Patienten und Patientinnen stationär aufnimmt. Nicht anerkannte Bereiche sind weiterhin (teilweise) die Pathologie/Rechtsmedizin, spezielle Laboreinrichtungen, sowie Famulaturen die an Pharmaunternehmen angegliedert sind, wobei hier eine Rücksprache mit dem zuständigen Landesprüfungsamt schnell Aufklärung bringen kann.

  • Hausarztfamulatur: Ein weiterer Monat kann z.B bei Allgemeinarzt, Allgemeinärztin, Kinderarzt, Kinderärztin, Internist oder Internistin absolviert werden.

Mit den Famulaturen ist es dir also möglich, frühzeitig in Bereiche hineinzuschauen, die dich im Hinblick auf dein späteres Arbeiten verstärkt interessieren. Zum Ende des klinischen Studienabschnittes findet der zweite Abschnitt der Ärztlichen Prüfung statt. Früher gab es an dieser Stelle noch keine Prüfung, sondern das „Hammerexamen“ bzw. „2. Staatsexamen“ folgte erst am Ende des Studiums. Mittlerweile ist diese Prüfung aber in zwei Teile gesplittet – einen schriftlichen und einen mündlich-praktischen. Der schriftliche Teil ist heutzutage der 2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung und wird umgangssprachlich weiterhin als „2. Staatsexamen“ betitelt.

2. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung

Die 2. Ärztliche Prüfung (2. ÄP) findet an drei aufeinanderfolgenden Tagen statt. Insgesamt sind auch hier rund 320 Fragen aus allen klinischen Fächern im Multiple Choice-Verfahren (MC) zu beantworten. Es müssen also etwas über 100 Fragen pro Tag beantwortet werden. Dabei bildet die Innere Medizin mit etwa 20 Prozent das größte Fach ab, gefolgt von der Pharmakologie mit 10 Prozent. Die anderen größeren Fächer, darunter Kinderheilkunde, Neurologie oder Chirugie machen rund 5-7 Prozent der Fragen aus, während die restlichen Fächer einen Anteil von 1-5 Prozent ausmachen.

Der Fokus der Fragestellungen liegt auf verschiedenen Krankheitsbilder sowie deren Diagnostik und Therapie als auch auf der Berufspraxis eines Mediziners. 50 Prozent der Fragen bestehen aus komplexeren Fallstudien, die mit einem längeren Einleitungstext einhergehen.

Auch die Note der 2. ÄP fließt zu einem Drittel in die Gesamtnote ein.

Zusammenfassung Klinik

Im klinischen Abschnitt des Studiums lernst du die Grundlagen der klinischen Medizin kennen. In den fünf großen Fächern Innere Medizin, Neurologie, Chirurgie, Gynäkologie und Kinderheilkunde sind Blockpraktika zu absolvieren. Insgesamt ist der klinische Abschnitt sehr praxisorientiert. Neben den Blockpraktika gehören auch drei Famulaturen in verschiedenen ärztlichen Einrichtung zum klinischen Abschnitt. Hier lernst du den Berufsalltag des Arztes, der Ärztin intensiv kennen. Der Studienabschnitt Klinik wird mit der 2. ÄP beendet, auch hier gilt es wieder Multiple Choice-Fragen zu beantworten.


6. Praktisches Jahr und dritte Ärztliche Prüfung

Das Praktische Jahr (PJ)

Nach 10 Semestern folgt für die letzten zwei Semester des Studiums das so genannte Praktische Jahr (PJ). Dieses ist aufgeteilt in Tertiale, die jedes für sich genommen vier Monate dauern. Zwei davon sind festgelegt auf die Fächer Innere Medizin und Chirurgie; für das dritte Tertial ist der Bereich, in dem man arbeiten möchte frei wählbar. Auch die Klinik ist weitestgehend frei wählbar; zu beachten ist, dass das Landesprüfungsamt jeweils eine Liste mit Lehrkrankenhäusern im Bundesland vorhält, an die man sich bei der Auswahl halten muss.

Die Plätze werden nach Bedarf bzw. im Zweifel per Los vergeben, im Großteil der Fälle können die einzelnen Wünsche der Studentinnen und Studenten jedoch berücksichtigt werden. Ebenso wie für die Famulatur gilt hier, dass grundsätzlich auch das PJ in Teilen oder sogar gänzlich im Ausland absolviert werden kann. Allerdings gelten hier strengere Bedingungen für die jeweiligen Krankenhäuser, in denen das PJ absolviert wird:
Frühzeitige Bewerbung und unbedingte Rücksprache mit dem zuständigen Landesprüfungsamt wegen der Anerkennung sind hier von Nöten.

Im PJ arbeiten Medizinstudierende wie „normale" Ärzte auf Station im täglichen Betrieb mit, immer unter der Aufsicht und Anleitung von erfahrenen Kollegen. Parallel zum Arbeitstag findet vielfach Unterricht in Form von Vorlesungen oder Seminaren speziell für die PJler statt.

Lange Zeit war das PJ allgemein unbezahlt, das ändert sich inzwischen. Allerdings hängt es vom einzelnen Lehrkrankenhaus ab, ob und wie viel genau gezahlt wird und ob Verpflegung und Unterkunft kostenlos, vergünstigt oder selbst zu bezahlen sind. Die Spannbreite ist sehr groß – es gibt offenbar immer noch Krankenhäuser die gar nichts zahlen und weder Verpflegung noch Unterkunft stellen. Details finden sich auf der PJ-Aufwandsentschädigungsliste des Hartmannbundes.

Übrigens: In der Schweiz wird das PJ besser bezahlt. Fairerweise muss man sagen, dass die Lebenshaltungskosten in der Schweiz auch um Einiges höher sind, als in Deutschland und man dort als PJler den Status eines Unterassistenten hat und somit mehr Verantwortung trägt. Nichtsdestotrotz sind die PJ-Plätze insbesondere in der deutschsprachigen Schweiz unter hiesigen Studierenden sehr beliebt und meistens schon länger im Voraus vergriffen.

Übrigens: Während des gesamten Praktischen Jahres (48 Wochen insgesamt) hast du 30 Fehltage. Dazu zählen sowohl Urlaubstage als auch krankheitsbedingte Fehltage. Du kannst maximal 20 Tage innerhalb eines Abschnittes nehmen. Zu empfehlen ist es jedoch, sich die Fehltage möglichst lange „auszusparen“, falls eine längere Krankheit eintreten sollte.

3. Abschnitt der Ärztlichen Prüfung

Der letzte Abschnitt des Medizinstudiums endet mit der dritten Ärztlichen Prüfung, umgangssprachlich auch „3. Staatsexamen“. Nach dieser Prüfung wirst du in die Berufspraxis „entlassen“, weshalb du deine Befähigung hierzu unter Beweis stellen musst. Jetzt geht es nicht mehr ums Auswendiglernen. Stattdessen sollst du unter Beweis stellen, dass du klinische Zusammenhänge verstehst und in die Praxis umsetzen kannst. Von der Anamneseerhebung über die Diagnostik und Therapie bis hin zur ärztliche Gesprächsführung, werden deine Fertigkeiten überprüft.

Die Prüfung erstreckt sich über zwei aufeinanderfolgende Tage. Wie genau sich die Prüfung gestaltet, hängt letztlich immer etwas von der Einrichtung ab, fest steht jedoch, dass du in den Fächern Innere Medizin, Chirurgie, deinem Wahlfach und einem weiteren, zufällig ausgewählten Fach, geprüft wirst.

Am ersten Prüfungstag wird dir ein Patient vorgestellt, den du untersuchst. Anschließend gilt es, einen kompletten Fallbericht anzufertigen, inklusive Folgerungen zu Diagnose und Therapie. Am zweiten Prüfungstag wird i.d.R kein Bezug mehr zu diesem Fall genommen und du wirst gemeinsam mit deinen Kommilitonen und Kommilitoninnen in den vier Fächern geprüft.

Die Note der 3. ÄP bildet das letzte Drittel deiner Gesamtnote.

Mit dem erfolgreichen Abschluss der letzten Prüfung können Absolventen und Absolventinnen die Approbation beantragen. Neben des erfolgreich absolvierten Medizinstudiums ist diese an drei weitere Bedingungen geknüpft: Es müssen ausreichende Sprachkenntnisse vorliegen, die Person muss gesundheitlich geeignet sein und darf sich keines Verhaltens schuldig gemacht haben, aus welcher sich die Unwürdigkeit oder Unzuverlässigkeit zur Ausübung des Berufs ergibt. Nach erfolgreicher Approbation beginnt die Berufslaufbahn in der Regel als Assistenzarzt oder Assistenzärztin.

Zusammenfassung PJ

Im Praktischen Jahr arbeitest du 48 Wochen lang im täglichen Betrieb auf Station. Du arbeitest zwar unter Aufsicht und Anleitung, kannst jedoch bereits autonom agieren. Das Praktische Jahr findet in den Bereichen Innere Medizin, Chirurgie sowie einem Wahlfach statt. Am Ende des Jahres steht die letzte ärztliche Prüfung an, welche mündlich erfolgt, sich über zwei Tage erstreckt und praxisnah gestaltet ist. Mit dem erfolgreichen Abschluss der 3. ÄP ist das Medizinstudium beendet.

Ärztin oder Arzt werden:

Medizin ist für viele ein Traumstudium. Aber nicht nur das Medizinstudium dauert lange und erfordert viel Ausdauer, auch der Beruf als Ärztin bleibt richtig anstrengend. Für Neurochirurgin Mareike hat sich damit trotzdem ein Traum erfüllt. Sie erzählt wie ihr Weg vom Medizinstudium in den OP verlaufen ist

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7. Neue Prüfungs- und Lehransätze – Von OSCE bis Modellstudiengang

Eine bestimmte Art, Kurse und Prüfungen abzuhalten, setzt sich in der letzten Zeit immer mehr durch: OSCE (Objective Structured Clinical Examintion). Hier werden keine der allseits beliebten MC-Fragen gestellt; stattdessen kommt es bei dieser Art von Prüfung nicht nur auf theoretisches Wissen, sondern auch auf die Anwendung von klinisch-praktischen Tätigkeiten an.

Beim OSCE rotieren die Studierenden durch einen Parcours von Prüfungsstationen. An diesen müssen sie ihre erworbenen klinisch-praktischen Fertigkeiten unterschiedlichster Art unter Beweis stellen. Die Prüfungsdauer an den einzelnen Prüfungsstationen muss für alle Stationen gleich sein und wird vor der Prüfung exakt festgelegt.

An den einzelnen Stationen wird die Aufgabenstellung vorgelesen oder sie liegt in schriftlicher Form vor. Jede Station ist mit einer Person besetzt, welche die Prüfungsleistung des Studenten oder der Studentin mittels einer Checkliste beurteilt. Aus diesem Grunde wird OSCE als relativ „faires" Prüfungsmittel angesehen und etabliert sich bundesweit immer mehr – gerade für Fächer wie Innere Medizin, Augen-, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde erscheint diese Prüfungsform sehr interessant.

Einige Hochschulen in Deutschland – Vorreiter war hier die Charité in Berlin – bieten einer kleineren Zahl von Studierenden die Möglichkeit Medizin im sogenannten „Reform bzw. Modellstudiengang" zu studieren. Dieses Studium ist gänzlich anders aufgebaut, als das landläufig bekannte:

Die Gliederung erfolgt nicht wie beim Regelstudiengang in Abschnitte (Vorklinik, Physikum, Klinik), sondern ist in Themenblöcken aufgebaut. Anhand konkreter Fallbeispiele (Problemorientiertes Lernen [POL]) wird von Anfang an fächerübergreifend studiert sowie mit Patienten und Patientinnen gearbeitet. Die oben erwähnte Methode der OSCE-Prüfungen ist hier bereits Standard. Der Reform- bzw. Modellstudiengang schließt ebenso wie der Regelstudiengang mit dem dritten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung ab.

An folgenden Universitäten gibt es Reform- bzw. Modellstudiengänge:

Eine Mischung aus Regel- und Modellstudiengang gibt es an der Uni Bochum


8. Was kostet ein Medizin-Studium und wie finanziere ich es?

Was das Leben als Student:in kostet

Während eines Medizin-Studiums brauchst du eine finanzielle Grundlage für eine Unterkunft am Studienort, für Nahrung, Kleidung, Fahrtkosten, Telefon und Internet sowie Bücher und Arbeitshefte. Je nach Ort und eigener Sparsamkeit liegen die monatlichen Ausgaben – wenn nicht bei den Eltern gewohnt wird – zwischen 748 € und über 1.851 €. Im Durchschnitt geben Studierende inzwischen knapp 950 € im Monat aus.

Der Hauptkostenpunkt ist in der Regel die Miete. Anhaltspunkte zur Höhe im Artikel Mieten für ein WG-Zimmer.

Und wie bezahle ich das alles?

Für alle, die mit knapp 20 ein Studium beginnen, dürfte der gerade angesprochene Studienfinanzierungs-Check gar nicht nötig sein. Für sie sind meist die Eltern die erste Finanzquelle – Details dazu im Artikel Unterhalt von den Eltern.

Haben die Eltern wenig Einkommen, springt das BAföG für Studierende ein. Für einige kann auch ein Stipendium in Frage kommen.

Ansonsten jobbt die große Mehrheit der Studierende noch neben dem Studium.

Weitere Möglichkeiten der Studienfinanzierung findest du in unserer Übersicht Geld für das Studium. Oder nutze den Studienfinanzierungs-Check – dann weißt du schneller, was überhaupt für dich in Frage kommt.


9. Chancen im Berufsleben, Facharztweiterbildung

Hast du dann endlich den Abschluss in der Tasche, kannst du dich auf die Suche nach Arbeit machen, der Einstieg erfolgt in der Regel als Assistenzarzt bzw. Assistentärztin.

Facharztausbildungen in den unterschiedlichen Bereichen werden von Kliniken bundesweit angeboten und dauern je nach Art zwischen drei und sechs Jahren. Während der Facharztausbildung arbeitet man als Assistenzarzt bzw. -ärztin und legt sich auf ein Fach fest, darunter beispielsweise Allgemeinmedizin, Chirugie oder Innere Medizin. Die Facharztausbildung ist somit in den Karriereweg integriert. Die Ausbildung endet mit der Facharztprüfung.

Warum einen Facharzt machen? Das ist ganz einfach: Der Titel wird hierzulande benötigt, um bestimmte medizinische Tätigkeiten ausüben zu können. So kann man beispielsweise nur mit Facharzt als Vertragsarzt für Patienten und Patientinnen der gesetzlichen Krankenkassen arbeiten. Auch für die Erlangung des Ober- oder Chefarzttitels ist er vonnöten.

In den letzten Jahren ist die Entlohnung von Ärzten und Ärztinnen immer wieder Gegenstand auch politischer Diskussionen gewesen. Sicherlich kann der Beruf des Arztes, der Ärztin nicht mit jedem x-beliebigen anderen 8-Stunden-Arbeitstag so ohne Weiteres verglichen werden; sicherlich hast du relativ viel Verantwortung für das Wohl deiner Patienten und Patientinnen, aber rein aus monetären Gründen den Arztberuf zu ergreifen, erscheint auch wenig sinnvoll.

Eine gesunde Portion eigenen Elan und Zutrauen musst du schon mitbringen und die Bereitschaft, Wege auch drei- oder viermal zu gehen, dich mit Patienten, Patientinnen und Angehörigen auseinanderzusetzen, alles was gemacht wird vielfach zu dokumentieren …

Wenn jedoch die Grundvoraussetzungen vorhanden sind, steht dem nichts mehr im Wege.


10. Gehalt von Humanmedizin-Absolventen und -Absolventinnen

Gehalt in € Staatsexamen Uni
58.600
Einstieg
80.000
5 Jahre
112.000
10 Jahre
Ø Fachgruppe Medizin / Humanmedizin; Befragung: DZHW.

Absolventinnen sowie Absolventen, die nach ihrem Abschluss als Assistenzarzt, Assistenzärztin an einem Universitätsklinikum anfangen, können mit einem Einstiegsgehalt von 4.938 € brutto monatlich rechnen (Tarifvertrag). In kommunalen oder privaten Kliniken beträgt das Einstiegsgehalt meist etwa 200 Euro weniger.

Fünf Jahre nach dem Abschluss liegt das Jahresgehalt von Ärzten und Ärztinnen bei 80.000 €, wenn eine Facharztausbildung erfolgt ist.

Weitere fünf Jahre später, also 10 Jahre nach Abschluss kann das Jahresgehalt beispielsweise schon 112.000 € betragen. Eine konkrete Summe lässt sich hier nur schwer nennen, da die Berufswege von Ärztinnen und Ärzten sehr unterschiedlich sein können.

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Anmerkung der Redaktion: Die Ursprungsfassung des Artikels ist schon einige Jahre alt, die jüngsten Aktualisierungen wurden am oben genannten Datum von der Studis Online-Redaktion vorgenommen.





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