Wie wird man eigentlich...
Rechtsanwalt?
Wie sieht der Tagesablauf eines Rechtsanwalts aus? Welche Voraussetzungen sollte man für diese Tätigkeit mitbringen? Diese und andere Fragen werden im Interview von Simone Gölz mit dem Rechtsanwalt Thomas Schmidt beantwortet.Simone Gölz: Was für eine Ausbildung haben Sie?
Thomas Schmidt*: Ich habe nach dem Abitur an den Universitäten in Bonn, Kiel und Münster
Jura studiert. Nach dem ersten Examen habe ich die Referendarzeit beim Landgericht in Aachen absolviert und dann das zweite Examen (Assessorexamen) beim Oberlandesgericht in Köln abgelegt.

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„Sehr befriedigend ist das Gefühl, jemandem geholfen zu haben, dem Unrecht getan wurde oder dem Unheil drohte.“
Wie war Ihr bisheriger Berufsweg?
Ich habe während der Referendarzeit regelmäßig in einem Rechtsanwaltsbüro gearbeitet und habe dann nach dem Assessorexamen und der Zulassung zur Rechtsanwaltschaft in einem Büro mit zwei weiteren Rechtsanwälten als angestellter Rechtsanwalt begonnen. Nach sechs Jahren wurde ich Partner in diesem Büro, habe nach 12 Jahren die Partnerschaft aufgekündigt und als Einzelanwalt in einer Bürogemeinschaft weitergearbeitet. Zur Zeit führe ich das Büro gemeinsam mit meinem Sohn, der inzwischen auch Rechtsanwalt ist.
Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?
Die Bereitschaft auch länger als 8 Stunden und auch am Wochenende zu arbeiten, Gesetzeskenntnisse, zumindest aber das Wissen, wo die einschlägigen Vorschriften zu finden sind, logisches Denken und die Fähigkeit anderen zu zuhören.
Welche Persönlichkeitsmerkmale halten Sie für wichtig?
Selbstsicheres Auftreten, Ehrlichkeit den Mandanten gegenüber, d. h. ihm auch klipp und klar zu sagen, wenn seine Sache aussichtslos ist.
Wie sieht ein Arbeitstag / Tagesablauf bei Ihnen aus?
Vormittags entweder Gerichtstermine wahrnehmen, Mandantengespräche führen oder Schriftsätze diktieren. Am Nachmittag Besprechungen mit Mandanten führen, gegebenenfalls Ortstermine wahrnehmen, Post erledigen und Schriftsätze fertigen.
Wie ist das mit dem Verdienst?
Hier bestehen erhebliche Unterschiede, ob man in einem renommierten, großen, z. B. bundesweit tätigen Büro einsteigt oder in einem kleinen Büro oder ob man sich als Einzelanwalt selbständig macht. In großen Büros wird, wenn möglicherweise auch eine Promotion abgeschlossen ist, ein Bruttoeinstiegsgehalt bis zu 80.000 € pro anno gezahlt, in kleinen Büros liegt die Einstandsvergütung bei 25.000 bis 40.000 € pro anno. Alles weitere ist natürlich Verhandlungssache. Als Berufsanfänger und Einzelanwalt wird man sicherlich zwei Jahre brauchen, um von einem gesicherten Einkommen sprechen zu können.

Simone Gölz arbeitet als Coach und Karriereberaterin in Hamburg.
Was würden Sie sagen sind die typischen Klischees über den Beruf Rechtsanwalt?
Ein typisches Klischee ist sicher, der Anwalt würde z. B. aus Gebührengründen eine juristische Auseinandersetzung, sei es gerichtlich oder außergerichtlich, in die Länge ziehen. Hierbei wird jedoch übersehen, dass der Anwalt z. B. die gleichen Gebühren bekommt für den Fall, dass ein Mandant in einer Angelegenheit einen Besprechungstermin oder zehn Besprechungstermine wahrnimmt.
Gibt es an Ihrem Beruf etwas, was sie nicht mögen?
Mandanten, die ihre Termine nicht einhalten, Richter, die eine Sache vor sich herschieben und zu keiner Entscheidung kommen, Kollegen/Kolleginnen, die sich zum Büttel ihrer Mandanten machen und entsprechend reagieren und vortragen.
Was mögen Sie besonders?
Sehr befriedigend ist das Gefühl, jemandem geholfen zu haben, dem Unrecht getan wurde oder dem Unheil drohte.
Wer ist für den Beruf ungeeignet?
Jemand der unsicher ist im Auftreten, nicht entscheidungsfreudig ist und natürlich jemand, der nicht bereits ist, sich ausreichend, gegebenenfalls auch zeitintensiv, mit einem Problem auseinander zu setzen.
Welche Spezialisierungen gibt es in Ihrem Beruf?
Früher sollte der Rechtsanwalt ein Allrounder sein und sich in allen Rechtsgebieten auskennen. Inzwischen hat sich hier einiges geändert. Es gibt eine Vielzahl von Fachanwälten, d. h. von Anwälten, die sich spezialisiert haben auf Themen wie Strafrecht, Steuerrecht, Verkehrsrecht, Miet- und Immobilienrecht, Versicherungsrecht und weiteres mehr.
Welche Gründe haben Sie bewegt, Rechtsanwalt zu werden?
Es hat hier keinen speziellen Grund gegeben. Bereits zur Schulzeit stand für mich fest, dass ich Rechtsanwalt werden wollte. Meine Eltern hatten einen Bekannten, der häufig bei uns zu Besuch war. Der hat seinen Beruf sehr positiv dargestellt, interessant erzählt und mich wohl sehr früh für diesen Beruf interessiert.
* Rechtsanwalt
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