Wie wird man eigentlich ...Schauspielerin?
Simone Gölz: Was haben Sie studiert?
Hanna Kant*: Schauspiel an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Stuttgart.
Wie war Ihr bisheriger Berufsweg?

Als Schauspielerin hat man viele Gesichter ...
Während der Schauspielschule habe ich am Staatstheater Stuttgart in einigen Produktionen gastiert. Nach dem Studium hatte ich dann mein erstes Festengagement am Theater Baden-Baden, dort bin ich drei Jahre geblieben, dann habe ich mich entschieden eine Weile frei zu arbeiten und habe einige Gastengagements gehabt, z.B. am Theater Basel und am Theater Baden-Baden und danach war ich noch mal drei Jahre am Staatstheater Karlsruhe fest engagiert. Während dieser sieben Jahre habe ich auch öfters als Sprecherin für den SWR oder Arte gearbeitet.
Momentan arbeite ich freiberuflich als Sprecherin, Synchronsprecherin, habe ab und zu Drehtage und Gastengagements am Theater.
Sollte, muss man studieren?
Ich finde ja.
Schauspieler ist im besten Fall ein Beruf, der verschiedene Seiten von einem fordert. Und es ist einfach ein Beruf der mit viel Handwerk zu tun hat. Du musst egal wie es dir geht immer eine gute Leistung bringen, so dass es Menschen auch Wert ist eine teure Theaterkarte zu bezahlen. Ich glaube wenn man keine Ausbildung hat, ist man da zu sehr seinen Tagesschwankungen unterlegen.
Man sollte schon sehen, dass man Sprechen lernt, einen klassischen Text interpretieren kann und Werkzeuge an die Hand bekommt sich eine Rolle zu erarbeiten.
Es gibt bestimmt den ein oder anderen Ausnahmefall beim Film, beim Theater ohne Studium ist es eher schwierig. Oft spielen diese Ausnahmefälle aber auch immer die gleichen Rollen und haben es schwer sich auch mal eine Figur zu erarbeiten die ihnen nicht so liegt.
Wie sieht der Tagesablauf bei Ihnen aus?
Am Theater muss ich von 10.00 Uhr bis 14.00 Uhr und von 18.00 Uhr bis 22.00 Uhr zur Probenarbeit oder für Vorstellungen zur Verfügung stehen. Das heißt aber nicht, dass man jeden Tag bei jeder Probe dran kommt, sondern das ist immer abhängig von der Größe der Rolle und von dem was auf dem Probenplan steht.
Nebenher muss man natürlich Text lernen und sich vorbereiten.

Simone Gölz arbeitet als Coach und Karriereberaterin in Hamburg.
Welche Persönlichkeitsmerkmale halten Sie für wichtig?
Man sollte schon ein extrovertierter Mensch sein, der Lust hat im Mittelpunkt zu stehen und anderen Leuten Geschichten zu erzählen.
Und meiner Meinung nach, ich arbeite jetzt aber auch schwerpunktmäßig fürs Theater, sollte man auch ein Interesse für Literatur haben, auch an klassischer Literatur.
Weiterhin muss man dieses Leben wollen: viel unterwegs sein, mehrmals umziehen, seinem Beruf hinterherreisen. Es ist schwierig zu sagen, ich möchte gerne in der und der Stadt leben. Flexibilität ist wichtig.
Was mögen Sie an Ihrem Beruf?
Mir macht es Spaß mich zu verkleiden und in andere Rollen zu schlüpfen
Ergreifend und unterhaltsam Geschichten rüber zu bringen
Dass es kein Bürojob ist
Ich mag die Auseinandersetzung mit Literatur und dass die Arbeit tiefgehend sein kann. In Theaterstücken geht es ja eher selten um Kartoffeln schälen sondern eher um große existentielle Emotionen oder Themen. Das halte ich für ein Privileg sich mit Liebe,Tod oder Schmerz auseinanderzusetzen. Auch gesellschaftliche und politische Themen, kann man unterhaltsam, ironisch und klug behandeln, das ist sehr reizvoll.
Ich mag das Leben am Theater, in der Maske sitzen, mit Kollegen Quatsch machen und hinterher gemeinsam mit den Kollegen ein Bier in der Kantine trinken.
Was mögen Sie nicht?
Ich tue mich schwer mit der Reiserei, in einer Stadt zu wohnen die einem eventuell nicht gefällt, wo meine Freunde nicht wohnen.
Durch die viele Arbeit an Wochenenden und Feiertagen ist es natürlich auch schwierig seine Freunde oder Familie zu besuchen. Es kommt z.b. durchaus vor, dass man an Weihnachten oder Sylvester auf der Bühne steht.
Weiterhin mag ich nicht, vor allem wenn man fest engagiert ist, das zu Spielen was man vorgesetzt bekommt, auch wenn die Produktion dann mal nicht zu einem passt oder man diese selber nicht so gelungen findet.
Wer ist für den Beruf ungeeignet?
Menschen, deren Hauptmotiv es ist den Beruf zu ergreifen um Anerkennung und Erfolg zu bekommen. Die Sache selbst sollte einem auch Freude machen, das Spielen und sich Rollen zu erarbeiten.
Wie ist das mit dem Verdienst?
Als Anfängerin im Festengagement (an einer staatlich subventionierten Bühne) verdient man 1650€ Brutto. Sehr reiche Theater zahlen manchmal mehr, das ist aber die Ausnahme. Nach den ersten zwei Jahren kann man dann frei verhandeln.
Die Gagen schwanken sehr stark von Theater zu Theater. Informationen darüber bietet das Deutsche Bühnenjahrbuch, welches jährlich erscheint (oder gegen Gebühr online eingesehen werden kann).
Wo kann man arbeiten?
Am Theater, bei Film und Fernsehen, als Sprecher, einige werden auch irgendwann Regisseur oder Intendant.
Was sind die Schwerpunkte Ihrer Arbeit?
Die Proben und die Vorstellungen.
Ich erarbeite in 6-8 Wochen eine Rolle in Zusammenarbeit mit dem Regisseur und beeinflusst durch sein Konzept. Dann spiele ich diese Rolle im Schnitt in 15-25 Vorstellungen und bin selbst dafür verantwortlich den Text und die getroffenen Probenverabredungen zu erinnern und immer wieder glaubwürdig zu liefern.
Was sind die typischen Klischees über Schauspieler?
Die völlig um sich selbst kreisende, eitle Diva (gibt’s auch in männlich) die sensibel für sich selbst aber nicht für die anderen ist. Wein trinken, rauchen und Kunstgeschwafel bis spät in die Nacht.
Welche Quellen empfehlen Sie für mehr Informationen und zur Jobsuche?
Wer sich fürs Theater interessiert und herausfinden möchte ob der Job zu ihm passt, dem empfehle ich eine Regiehospitanz. Auf den Homepages der einzelnen Theater findet man häufig Gesuche nach Hospitanten. Informationen über die Theater in Deutschland (welche es gibt, wie sie aufgestellt sind etc.) entnimmt man am Besten dem Deutschen Bühnenjahrbuch.
Weitere Links:
Was hat Sie bewegt Schauspielerin zu werden?
Das Gefühl auf der Bühne zu stehen und mit den Zuschauern diesen Moment zu erleben. Ich war auf der Walddorfschule und habe da früh gemerkt, dass mir das Spielen viel Spaß macht und auch liegt. Wenn die Leute lachen und mitgehen ist das für mich das schönste Gefühl!
* Diplom-Schaupspielerin; Name von der Redaktion geändert
Hinweis: Das Interview wurde vor der ersten Online-Veröffentlichung im Sommer 2013 geführt, ist aber nach wie vor inhaltlich relevant. Andere Inhalte (u.a. Links) wurden zuletzt am 24. August 2023 aktualisiert.