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Wissenschafts- und Hochschulpolitik: Von Hochschulmanagern und ExzelLenzen – und Protesten dagegen
Hochschulen sollen – nach Ansicht mancher Think Tanks – wie Wirtschaftsunternehmen geführt werden und "im Wettbewerb" untereinander stehen. Nicht mehr Rektoren, sondern "Hochschulmanager" sollen die Universitäten "führen". Demokratie und die Idee der Bildung als Menschenrecht bleiben dabei zunehmend auf der Strecke. Dieter Lenzen, "Hochschulmanager des Jahres 2008" und bisher Präsident an der FU Berlin, ist dieser Tage als neuer Präsident der Uni Hamburg vorgesehen. Studis Online zeigt, warum das zu Protesten führt und was die Hintergründe sind.
Bisherige Kommentare
1. Simon... kommentierte am 03.12.2009 um 17:05:32 Uhr
CHE und Gesetzbegung
Interessant wäre noch eine Verknüpfung zwischen dem CHE und der aktiven Anteilnahme bei dem Hochschulfreiheitsgesetz in NRW. Das muss man sich mal vorstellen: da legt eine Stiftung ein 10. Punkte Programm für die Umgestaltung der Universitäten zum Nutzen der Privatwirtschaft vor und Pinkwart hat nicht mehr zu bieten, als dieses abzukupfern und in Gesetzesform zu gießen.
2. D’Artagnan kommentierte am 03.12.2009 um 22:04:20 Uhr
Na ja,...
... dass - bzw. falls - NRW das 10 Punkte-Programm des CHE ins Hochschulfreiheitsgesetz übernommen hat, könnte ja auch daran gelegen haben, dass es für den NRW-Landtag einfach überzeugend war. Erscheint mir jedenfalls irgendwie am plausibelsten...
3. SH kommentierte am 03.12.2009 um 22:49:18 Uhr
Kirche bitte im Dorf lassen
Es gibt generell ein paar Fakten zum Thema ExzelLenzen, "Ökonomisierung" der Bildung und Demokratie, die ich mal einwerfen möchte nach diesem Beitrag.
1. Unis sind im Wettbewerb, u.a. in der Exzellenzinitiative, weil sie die Spitzenleistungen in Forschung und die immer mehr Studierenden irgendwie finanzieren müssen. Die Grundfinanzierung der Länder reicht einfach nicht. Deswegen bitte einfach mal gegen DIESES politische/finanzielle Problem protestieren und nicht dagegen, dass Wissenschaftler, Leitungen und Verwaltung sich den A**** aufreißen, um zusätzliche Mittel z.T. in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe zu akquirieren - und sich dann auch noch anhören müssen, dass das alles ganz böse ist. 2. Demokratie. Ja, gerade als Politikwissenschaftlerin halte ich das auch für ein sehr erstrebenswertes Gut. Fakt ist aber auch, dass so große Organisationen wie Hochschulen mit faktischer Mitsprache für alle einfach nicht steuerbar sind. Nimmt man z.B. die FU Berlin müsste man bei jedem einzelnen Projekt, will man basisdemokratisch sein, immer alle ca. 37000 Mitarbeiter und Studierende fragen. Überlegt mal bitte, wie weit man damit kommt...Und für die Mitsprache gibt`s dann immer noch Gremien, wo sich jeder wählen lassen kann! 3. "Ökonomisierung". Ja, das Leben nach Bologna ist härter geworden und das alte Humboldt`sche Bildungsideal (ich entscheide frei, was mich interessiert, was nicht) gibt es so nicht mehr. Trotzdem: Wer keine Studiengebühren will, keine Ökonomisierung und auch nicht für mehr Finanzierung sorgen kann seitens der Länder muss sich überlegen, ob es nicht eine Illusion ist, dass alle so lange studieren können, was immer sie wollen. Irgendwer muss nämlich Forscher, Labore und Lehrende auch zahlen - und die sind bekanntlich nicht billig...
4. Simon... kommentierte am 04.12.2009 um 11:48:08 Uhr
Entschuldige bitte, aber
@D’Artagnan:
"Das lässt sich etwa beim nordrhein-westfälischen „Hochschulfreiheitsgesetz“ gut belegen. Dieses Gesetz wurde nicht nur am Schreibtisch des CHE entworfen, sondern auch noch bis zu seiner Umsetzung in die Hochschulen durch das Haus Bertelsmann gesteuert: ausgehend von den „Zehn CHE-Anforderungen an ein Hochschulfreiheitsgesetz für Nordrhein-Westfalen“ vom 15. Dezember 2005 über deren getreuliche Umsetzung in die „Eckpunkte des geplanten Hochschulfreiheitsgesetzes“ durch „Innovationsminister“ Andreas Pinkwart (FDP) vom 25. Januar 2006 und deren schulmeisterliche Bewertung aus Gütersloh bis hin zur Beauftragung des CHE durch das Ministerium, die Hochschulen bei der Umsetzung des Gesetzes zu „unterstützen“."
http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/Bologna_Prozess.pdf Seite 5.
5. F M kommentierte am 06.12.2009 um 01:21:15 Uhr
Dörfer ohne Kirche sind auch schön
@ SH:
zu 1.: Dass die Grundfinanzierung der Bildungseinrichtungen durch die Länder nicht ausreichend ist, wird sicher niemand bestreiten. Stellt sich jedoch die Frage, warum dies so ist. Durch die Zusammenstreichung der Etats für Bildung werden die Universitäten bzw. ihre Leitungen bzw. die Forschenden an den Unis quasi unter Druck gesetzt werden. Und dies passiert nicht zufällig, sondern aus einem konkreten politischen Programm heraus (das CHE und die INSM sind ja gemeinnützig und neutral), wird aber als Sachzwang verkauft - die Haushalte seien ja alle so leer...
Zu 2.: Zunächst einmal: Demokratie ist definitiv mehr als ein Gut (~ eine Ware)! [...] Demokratie ist außerdem nicht gleichbedeutend mit Basisdemokratie. Eine paritätische Besetzung von allen relevanten Gremien mit Mitgliedern aller Statusgruppen der Universität wäre bereits ein wichtiger Schritt in eine demokratischere Richtung der Verfassung von Universitäten und würde sicherlich nicht zu HAndlungsunfähigkeit führen. Zu der Äußerung "Für die Mitsprache gibt`s dann immer noch Gremien, wo sich jeder wählen lassen kann!": Versuche mal, dich als Studierende_n in den Hochschulrat wählen zu lassen....
Zu 3.: siehe 1. / Wenn man der Ansicht ist, dass Bildung ein Menschenrecht ist und wenn man weiterhin der Ansicht ist, dass Bildung eine öffentliche Angelegenheit ist, dann kann die Antwort nur lauten: Man muss dafür sorgen, dass dies möglich wird!!! Gegenfrage: Was für ein Sachzwang spricht dagegen, z.B. kurzfristig Vermögenssteuern einzuführen. Im Zuge der Wirtschaftskrise war es schließlich - vollkommen gegen alle "Die Kassen sind ja ach so leer"-Rhetorik - ohne Weiteres möglich, finanzielle Mittel in Milliarden-Höhe aus dem Hut zu zaubern... Oder wäre das in Bezug auf die Bildungseinrichtungen deiner Ansicht nur die Befriedigung von Partikularinteressen?!
Gruß
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