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Was ist eigentlich: Neoliberalismus?
Spätestens seit Mitte der 70er Jahre wurde in der BRD damit begonnen, den gewachsenen Sozial- und Wohlfahrtsstaat umzubauen, zu modernisieren. Wobei "Umbau" und "Modernisierung" in aller Regel einen Abbau sozialer Leistungen und Standards meinte - zunehmend auch im Bildungsbereich. Das Politikmodell, unter dem all diese "Reformen" durchgesetzt wurden und werden, nennt sich Neoliberalismus. Doch was meint das eigentlich? Und was bewirkt es für Studium und Studierende?
Bisherige Kommentare
1. T.L. kommentierte am 29.11.2015 um 17:47:32 Uhr
Zusätzliche weiterführende Literatur
Als weiterführende Literatur sollte auf alle Fälle noch "Untote leben länger - Warum der Neoliberalismus nach der Krise noch stärker ist" von Philip Mirowski (Universität von Notre Dame, USA) stehen. Mirowski schreibt von einer "doppelten Wahrheit" des Neoliberalismus: Der Öffentlichkeit wird eine exoterische Version erzählt: Der Markt soll frei sein, wir sind alle unwissend und sollten den Markt alle Entscheidungen überlassen, da er der perfekte Informationsverarbeiter aller Zeiten ist, der jedem Menschen überlegen ist. Es ist also ein Aufruf, alle Anstrengungen fahren zu lassen und unwissend zu bleiben und nur auf den Markt zu vertrauen.
Die esoterische (für Eingeweihte) Erzählung ist jedoch eine andere: Neoliberale glauben nicht an laissez-faire und einen Nachtwächterstaat. Der Staat muss im Gegenteil von ihnen eingenommen und für ihre Zwecke benutzt werden, um eine Gesellschaft nach ihrem Ideal zu schaffen, mit Regulierungen, die ihren Vorstellung von Märkten entgegen kommt. Denn der Markt besteht nicht von sich aus, in ihm funktioniert nichts spontan, anders als F. A. von Hayek in "Kosmos und Taxis" behauptete. Vielmehr muss man den Staat dazu bringen, all das zu tun, was im Interesse einer neoliberalen Marktordnung steht, es muss überall eingegriffen und so konstruiert werden, dass ihr Ideal immer weiter erreicht wird. Was geschieht, sind also keine Deregulierungen, sondern Re-Regulierungen. Neben der "doppelten Wahrheit" ist zudem die Organisation des Neoliberalen Denkkolektivs sehr wichtig zu verstehen, die wie eine russische Schachtelpuppe aufgebaut ist: Im Kern die Mont Pelerin Society, innerhalb derer der Neoliberalismus sich ab dem Jahr 1947 ausformte. Danach kommen wirtschaftsnahe Institute an den Universitäten (Chicago, London, Freiburg etc.), danach die think-tanks und weitere äußere Schichten.
Wichtig zu verstehen ist außerdem, dass die Perspektive der Neoliberalen eine langfristige ist, die es kurz- und mittelfristig vorzubereiten gilt, was unter anderem dazu führt, dass "wissenschaftliche" "Dispute" angeheizt werden, wo es eigentlich Konsens gibt, z.B. beim Klimawandel. Das langfristige Ziel bei der ganzen Strategie zu diesem Thema ist eine Art Science-Fiction-Lösung (Geoengineering).
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