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Forschung fest in Männerhand: Frauen in der Wissenschaft
Heute ist der „internationale Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“. Die Karriereleiter an deutschen Hochschulen und Forschungsinstituten wird immer noch vornehmlich von Männern erklommen. Fortschritte sind zwar erkennbar, bleiben aber weit hinter den Ansprüchen zurück. Durchgreifende Besserung verspricht eine Quote. Aber die Politik macht bisher nicht mit.
Bisherige Kommentare
1. fredholm kommentierte am 14.02.2020 um 09:39:58 Uhr
Wissenschaftspräkariat anprangern
So wahr und bekämpfenswert die beschriebenen Disparitäten sind, so essentiell wäre es gewesen, die dem deutschen System inhärente Präkarität durch Befristung anzuprangern. Welchen Wert hat dieser Artikel, wenn er den zentralen, insbesondere auch für Frauen abschreckenden skandalösen Aspekt im Wissensvhaftsbetrieb nicht angemessen thematisiert?
2. Matze21 kommentierte am 15.02.2020 um 18:53:04 Uhr
Nachweis für Diskriminierung
"Insbesondere betrifft das die Chancen, als Frau in eine führende Position an den höchsten Lehranstalten sowie staatlichen und privaten Forschungseinrichtungen zu gelangen."
Wie viele Frauen bewerben sich den auf sowas und wie viele werden angenommen. Solange ersteres prozentual nicht deutlich geringer ist wie letzteres im Vergleich zu Männern, sind die besonders schlechten Chancen für Frauen erstmal eine Behauptung.
" Gleichwohl ist die Vormachtstellung der Männer" "männerbeherrschten" " festgefahrenen Machtstrukturen"
Woher dieses Bedürfnis Männer immer mit Macht und Dominanz in Verbindung zu bringen. Es gibt aktuell mehr männliche Professoren. Die sind wahrscheinlich auch alle schon etwas älter. Schaut man sich die Geschlechtsverteilung bei den Studenten an, gibt es einen deutlichen Frauenüberhang, der zudem auch noch immer größer wird. In den USA schon fast 2 Studentinnen auf einen Studenten. (Das sieht in der Politik und den Medien niemand als Problem an, da es ja nur Männer sind die immer weiter zurückfallen.). Also, das ist m.M.n. einfach nur eine Frage der Zeit, die auch ganz ohne das man jetzt anfängt Männer noch zusätzlich zu diskriminieren in einem höheren Frauenanteil resultieren wird.
"Ein mögliches Instrument wären Quotenregelungen, also quantitative Vorgaben, wie viele Frauen im Wissenschaftsbetrieb auf welchen Positionen zum Zug kommen müssen."
Es gibt Bereich, in denen Frauen die "Vormachtstellung" haben, teilweise sogar deutlicher wie in den Männerstudiengängen.
https://twitter.com/SteveStuWill/status/992019796685344768
Wird es dort dann eine Männerquote geben? Wenn man die gleichen Maßstäbe ansetzt wie bei Frauen, das also eine geringerer Männeranteil gleichgesetzt wird mit einer Männerdiskriminierung, sollten hier doch die gleichen Werkzeuge (Quote) verwendet werden wie bei Frauen. Wenn man vorgibt für mehr Chancengleichheit zu kämpfen, wäre doch alles andere Heuchelei.
3. uepsi kommentierte am 15.02.2020 um 19:23:03 Uhr
Mütterpflichten und -rechte / Qualifikation
Frauen haben nun mal weniger Interesse an einer wissenschaftlichen Karriere, "die Frauen" träumen eben nicht davon. Um so "gendergerechter" ein Land, umso weniger Frauen finden sich in den Naturwissenschaften, nennt sich Genderparadox - die Frauen folgen mehr ihren Neigungen, wenn sie die Freiheit dazu haben. Untersuchungen zufolge wollen gerade mal 14% der Studentinnen eine Laufbahn an der Uni einschlagen. Dem Wert nach wären Frauen überrepräsentiert. Sie sind also nicht "skandalös" benachteiligt: Sie wollen einfach nicht.
Und was die Mutterpflichten angeht, die Frauen angeblich hindern: Keine ist bereit, das ganze Leben lang malochen zu gehen und die Kinder und das Geld dem Vater zu überlassen. Und sie stellt das sicher, indem sie sich stets sozial nach oben interessiert.
Und Frauenquoten führen zu Quotenfrauen. Ironischerweise ging Frau Chebli - die sich für Quoten stark macht - erst kürzlich juristisch gegen einen Mann vor, der ihr unterstellte, eine Quotenfrau zu sein. Quoten schaden nicht nur der Wissenschaft sondern auch dem Ruf der Frauen - u.a. weil das mantraartige Versprechen, dass Frauen nur bei "gleicher Qualifikation" bevorzugt werden, schlicht nicht stimmt. So wurde bereits höchstrichterlich geurteilt, dass eine Frau auch nur bei "ausreichender" Qualifikation einem höherqualifiziertem Mann vorzuziehen sei (Urteil des Europäischen Gerichtshofs in der Rechtssache C-407/98 (Abrahamsson und Anderson/Elisabeth Fogelqvist)). Quoten haben nichts mit "Gleichberechtigung" zu tun, sie unterminieren das Prinzip, dass jeder "gleichberechtigt" am Rennen teilnehmen kann indem sie Ergebnisgleichheit vorschreiben.
Und der Wissenschaft schadet es auch. Die Frauenveranstaltung "Gender Studies" ist unwissenschaftlicher Humbug, aber das sind "weiche" Disziplinen; aber keine Quotenfrau baut eine Maschine, die dann auch tatsächlich abhebt - es schadet dem Standort Deutschland. Wenn man aber einer Genderistin sagt, sie sei unwissenschaftlich, ist sie beleidigt. Gleichzeitig wird im Genderismus gelehrt, Wissenschaft, Qualifikation, Logik, Empirie etc.. seien patriarchale Konstrukte zur Unterdrückung der Frau.
Übrigens wäre es mal Zeit, die systematische Benachteiligung von Jungen in den Schulen anzugehen. Das ist moralisch nicht hinnehmbar, dass ihnen die Zukunft versaut wird. So erhalten sie bei gleichen Kompetenzen schlechtere Noten und auch seltener Empfehlungen für höhere Schulen - wie u.a. das Bundesministerium für Bildung und Forschung in einer eigenen Studie feststellte. Und bevor das Argument kommt, "Die Jungen würden später die Mädchen im Berufsleben abhängen": Das ist ungefähr so logisch, wie zu behaupten, Beschneidung von Mädchen gingen in Ordnung, weil späte viele (nicht beschnittene) Frauen nicht unter den Folgen einer Beschneidung zu leiden hätten.
6. Robin17x kommentierte am 16.02.2020 um 09:45:35 Uhr
Leider sehr einseitig
Der Artikel listet zwar viele Statistiken, gibt aber insgesamt kein angemessenes Bild der Lage. Er ist hinsichtlich der reinen Meinungsäußerungen sehr einseitig: es kommen nur überzeugte Feministinnen mit ihrer subjektiven Wahrnehmung (von denen ich einige für äußerst fragwürdig halte) zu Wort, wie üblich bei allen Geschlechterthemen.
Besonders ärgerlich ist, daß der Text wieder mal bei Frauen den Eindruck erzeugt, sie würden benachteiligt werden. Korrekt ist das Gegenteil.
Einige Punkte im einzelnen:
1. Der Verweis auf die Frauenanteile (bei Studenten, Wiss. Mitarb., Professoren) in den fächerübergreifenden Gesamtpopulationen ist wenig sinnvoll, weil viele Fächer stark frauen- bzw. männerdominiert sind. Dementsprechend ist die pauschale Forderung nach 50% Frauen nicht sinnvoll. NRW hat dazu das Kaskadenmodell erfunden. Das führt zwar auch zu erheblichen Problemen, ist aber grundsätzlich sinnvoller.
2. "Zu erklären ist dies vornehmlich mit strukturellen Ungleichheiten..."
Nein. Solche Schlagworte wie "strukturelle Ungleichheiten / Diskriminierungen" erinnern mich immer an die dunkle Materie in der Astrophysik: keiner sieht sie, sie muss aber da sein, weil sonst bestimmte Theorien kollabieren. Es gibt durchaus sehr gut sichtbare Strukturen, die "strukturelle Ungleichheiten" erzeugen, und zwar zahllose Frauenförderprogramme, Frauenbeauftragte, Frauenquoten, das Professorinnenprogramm usw.usw. Frauen haben durch diese Strukturen nach der Promotion bis in die Berufungsverfahren klare, gesetzlich garantierte Verfahrensvorteile. Deren Wirkung sieht man in den <a href= "https://www.gwk-bonn.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/Papers/Druckfassung_Heft_65_23_Fortschreibung_CHAG.PDF" >Berufungsstatistiken der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK)</a> (darin Tabelle 5.1): die Daten zeigen eindeutig, dass Frauen seit über 20 Jahren eine deutlich höhere Chance als Männer haben, auf eine Berufungsliste zu kommen, berufen und ernannt zu werden. Sofern Sie sich überhaupt bewerben.
3. Dass sich weniger Frauen als Männer bewerben, hat gute Gründe. Journalisten und Politiker stellen sich den Job als Professor i.d.R. ziemlich rosig und extrem attraktiv vor: wenn man es irgendwie rein geschafft hat, man hat viel frei verfügbare Zeit, wird gut bezahlt, braucht sich nicht mehr anzustrengen usw. Das ist das Gegenteil der Realität.
Die gleichen Politiker setzen die Unis und indirekt die Professoren ständig massiv unter Druck, in jeder Hinsicht überdurchschnittliche Leistung zu zeigen. Drittmittel werden nur im Wettbewerb an die besten vergeben, zum Teil kaum studierfähige Studenten sollen zu Supernachwuchs herangezüchtet werden, dazu kommt so viel Bürokratie (Studienordnungen, Frauenförderpläne, Berichtsunwesen usw.), dass dafür ca. 20 - 30% der Arbeitszeit drauf geht.
Diese politisch bestimmte Unattraktivität dämmert den meisten Nachwuchsforschern erst, wenn sie nach dem Master auf einer Promotionsstelle sitzen und mitbekommen, wie der Alltag und speziell Berufungen verlaufen. Ich war selber mal als Student Mitglied einer Kommission für eine W2-Stelle im Bereich Grundschullehramt. Ca. 90% Frauen unter den Studenten und Grundschullehrern, aber keine einzige Frau unter den Bewerbern. Wegen des massiven Drucks der Uni-Leitung, die Stelle mit einer Frau zu besetzen, wurde überlegt, "gestandene" Grundschullehrerinnen anzusprechen, sich zu bewerben. Das wurde als aussichtslos angesehen, wegen 50% mehr Bruttogehalt (vor Steuern) macht man sich keinen Dauerstress mit 50-Stundenwoche, ständigen Evaluierungen, Kampf um Mittel für Tutoren usw. Eine Beamtenstelle als Grundschullehrer ist schlicht attraktiver als eine W2-Stelle, wenn man nicht gerade in die Wissenschaft als solche verliebt ist.
Hier noch ein <a href= "https://medium.com/@kjmorenz/is-it-really-just-sexism-an-alternative-argument-for-why-women-leave-stem-cccdf066d8b1" >Bericht einer Chemikerin</a>, der i.w. die gleichen Argumente bringt, aber im Fach Chemie.
Die drei o.g. Punkte (und weitere) fehlen leider in dem Artikel, weswegen er letztlich wieder nur auf das Beschwören des finstren Patriarchats hinausläuft. Die zentrale Frage ist m.E., ob man eine rein leistungsorientierte Auswahl anhand fachlicher Erfolge haben will und damit großenteils Professoren (m/w) bekommt, die sich bedingungslos für den Job opfern. Das ist weniger Mann vs. Frau, sondern weitaus mehr Kinderlose vs. Eltern.
7. Renton kommentierte am 16.02.2020 um 11:37:39 Uhr
Falsches Ziel
Eine Erhöhung des Frauenanteils in der Wissenschaft sollte man nicht anstreben. Der Frauen (bzw. Männer-)anteil sollte schlicht egal sein. Wichtig ist nur, dass man a) die fähigsten Köpfe b) auf diskriminierungsfreie Art und Weise gewinnt.
Eine Quote einzuführen diskriminiert die, die nicht von ihr profitieren. Für jede Frau, die eine Stelle aufgrund einer Quote erhält, geht ein Mann leer aus, der es verdient hätte. Professuren "nur für Frauen" sind ein handfester Skandal. Was kommt als nächstes - "nur für Weiße", "nicht für Juden",...?
Die Vorstellung, Frauen würden in der Wissenschaft "strukturell" benachteiligt, ist abwegig. Schlagwörter wie "fest in Männerhand", "Vormachtstellung der Männer", "Frauen haben in der Gesamtbevölkerung zahlenmäßig die Überhand", "männerbeherrscht" und "festgefahrene Machtstrukturen" sind keine Belege, sondern offenbaren ein dichotomes Denken der Autoren. Der einzige echte Nachteil von Frauen, den sie anführen können, betrifft Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit eines Kindes. Dieser Nachteil ist aber keine Diskriminierung, sondern biologisch bedingt. Hier einen Nachteilsausgleich für Frauen zu verlangen, ist sicherlich gerechtfertigt; dafür genügen aber "kosmetische" Korrekturen wie die Verlängerung von Abgabefristen. Schon die Forderung nach besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Frauenförderung zu begreifen zeigt wieder das dichotome Denken der Autoren auf - schließlich müssen Männer Familie und Beruf ebenso vereinbaren.
Am Ende einer diskriminierungsfreien Auslese nach Befähigung steht nicht notwendigerweise eine 50-50-Verteilung von Männern und Frauen, wie sie dem Bevölkerungsanteil entspricht. Männer und Frauen sind auf vielfache Weise verschieden, was ihre Interessen und Fähigkeiten betrifft. Die "im Kinder- und Jugendlichenalter sozialisierten Rollen- und Verhaltensmuster" sind in der Regel eine Reaktion auf diese unterschiedlichen Veranlagungen, nicht umgekehrt. (Beispiel: Jungen sind technikinteressierter, Mädchen sozial interessierter.*) Hier werden Ursache und Wirkung vertauscht. Ob diese sozialisierten Rollen- und Verhaltensmuster irgendjemand davon abhalten, seine Interessen zu verfolgen, erscheint angesichts der Tatsache, dass gerade in liberalen, "geschlechtergerechten" Gesellschaften/Ländern sich die Geschlechter an den Universitäten stark nach Fächern aufteilen, höchst zweifelhaft.
*Solche Aussagen sind immer zu verstehen wie die Aussage "Männer sind größer (=länger) als Frauen". Nicht jeder Mann ist größer als jede Frau, aber ein zufällig ausgewählter Mann ist mit hoher Wahrscheinlichkeit größer als eine zufällig ausgewählte Frau.
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