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Baden-Württemberg kopiert Sachsen: Bezahlstudium für Nicht-EU-Ausländer im Ländle
Baden-Württembergs grün-schwarze Regierung hat die Einführung von Gebühren für Nicht-EU-Ausländer sowie für ein Zweitstudium beschlossen. Dazu noch höhere Verwaltungskostenbeiträge für alle Studis. Demnächst soll der Landtag darüber entscheiden. Ein Gerichtsurteil aus Leipzig lässt derweil hoffen, dass das Vorhaben schwieriger wird, als sich die Verantwortlichen das vorstellen. Hilfreich wären dabei auch Proteste.
Bisherige Kommentare
1. Halmo kommentierte am 27.10.2016 um 13:02:37 Uhr
Eigene Studiengebührenfreiheit verteidigen.
Was in anderen Bereichen gilt, muss natürlich auch für die Hochschulen zutreffen. Wenn der Sozialtourismus aus EU-Ländern nach Deutschland unterbunden wird, was andere Länder auch umgekehrt so machen, muss man aus wohlbegründeten Interessen die eigene Studiengebührenfreiheit verteidigen, und zwar auch und gerade gegen Bürger anderer Staaten. Denn jeder Cent kann nur einmal ausgegeben werden. Verglichen mit den Studiengebühren anderer EU-Länder für Nicht-EU-Ausländer sind das auch noch recht moderate Kosten, von den Kosten eines Studiums in den USA ganz zu schweigen. Natürlich ist es nach wie vor wichtig, gleichzeitig die Einführung von Studiengebühren für Einheimische zu verhindern.
2. edi kommentierte am 27.10.2016 um 17:44:05 Uhr
Im Artikel ist alles schön zusammengefasst.
http://www.abs-bund.de/aktuelles/ansicht/gemeinsame-stellungnahme-bildung-muss-offen-fuer-alle-sein-gemeinschaftliche-finanzierung-statt/
3. MelFox kommentierte am 30.10.2016 um 10:56:22 Uhr
Langzeitperspektive
Liebe Unterstützer des ius sanguinis,
Entscheidungen auf dieser Ebene haben folgenschwere Auswirkungen. Zumindest unter bestimmten Voraussetzungen.
Studiengebühren in der angesprochenen Höhe sind für einen Großteil der Nicht-EU-BürgerInnen nicht stemmbar.
Auch wenn im Artikel einschränkend festgehalten ist, dass in Sachsen nur eine Universität Gebrauch von der Möglichkeit gemacht hat eine 'Abstammungs-Studiengebühr' zu erheben, so sind die Auswirkungen unter bestimmten Voraussetzungen folgenschwer.
Erste wichtige Bedingung ist die Frage, wie diese Zahlungen zu leisten sind. Eine Zahlung im Nachhinein wie bspw. beim BAföG ist für Studierende grundverschieden gegenüber der jährlichen Zahlbarkeit während des Studiums. Letztere ist für einen Großteil der Studierenden (und Studieninteressierten in der Zukunft) aus ärmeren und aufstiegsorientierten Familien aus dem EU-Ausland (vor allem Afrika, Asien, Lateinamerika) nicht möglich. Diese zumeist sehr leistungsbereiten Menschen (die oftmals ihr Studium über parallele Niedriglohnjobs finanzieren und/oder Verwandte die in Europa studiert haben), könnten dann ohne Stipendium oder vergleichbares nicht mehr nach Europa kommen. Sie könnten sich nicht mehr hier etablieren, ihre Verwandtschaft nicht mehr unterstützen und nicht mehr die europäische Bildung, das Know-how und auch das Kennenlernen eines relativ gut funktionerenden demokratischen Staatsapparats nicht mehr ins Heimatland mitnehmen.
Andererseits ändert dies nichts am Anreiz nach Europa zu kommen. Zumindest für Absolventen von nicht-EU-Universitäten oder vor allem Menschen ohne akademischen Hintergrund oder Ambitionen. Letztere sind aber potentiell weniger an einer Rückkehr ins Heimatland, geschweige denn einer Unterstüzung der Entwicklung des Heimatlandes interessiert. Wozu auch? In ein Land zurückkehren in welchem es keine Perspektive gibt. Ein Aderlass an Akademikern (diese werden vermehrt Studienfächer auswählen, welche in Europa benötigt werden) sowie eine erheblich geringere Anzahl an akademischen Rückkehrern und Besserverdienern die finanzielle Unterstützung ins Heimatland schicken, haben Auswirkungen.
Die ökonomische Entwicklung der betroffenen Niedriglohnländer wird verlangsamt. Der Anreiz diese Länder zu verlassen aber vegrößert sich. Zudem sucht der Mensch immer nach Lösungen. Ist die Staatsbürgerschaft entscheidend für die Chance auf ein Studium in Europa, so werden manche auch in dieser Weise aktiv. Komme was wolle.
Während meines Studiums haben wir Studierenden gemeinsam, wenn auch ineffektiv, gegen Studiengebühren protestiert. Ein Motto dabei war "Bildung für alle und zwar umsonst". Ich hoffe, dass wir diesen Geist irgendwann wiederfinden. Denn selbst alle diejeinigen die Deutschland nicht als Einwanderungsland sehen, sollten diese Langzeitperspektive im Hinterkopf haben.
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