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Neuer Name für nachlaufende Studiengebühren: CHE schlägt "Absolventengebühren" vor
Not macht erfinderisch. Wird die Campusmaut im nächsten Jahr wie geplant auch in Niedersachsen fallen, ist das allgemeine Bezahlstudium hierzulande fürs erste passé. Das Centrum für Hochschulentwicklung will das nicht wahrhaben und setzt auf eine pfiffige Wortschöpfung: "Absolventengebühren". Die zauberte der Bertelsmann-Ableger pünktlich zur Bundestagswahl aus dem Hut. Neu ist das Konzept freilich nicht, sondern bloß von den Australiern abgekupfert. Die Vordenker aus Gütersloh nennen es "gerecht und effektiv" – und ein Vorbild für Deutschland.
Bisherige Kommentare
1. Martin Calcifer kommentierte am 21.02.2014 um 13:56:35 Uhr
Unterschiede für unterschiedl. Einkommensgruppen
Nachlaufende Studiengebühren = Belastung für Mittel-Verdiener, Mini-Steuern für Gutverdiener.
Steuern sind nichts anderes als nachlaufende Studiengebühren, denn ein aus dem allgemeinen Steueraufkommen finanziertes Bildungssystem wird eben von den Absoventen von Studien- und Ausbildungsgängen finanziert.
Allerdings gibt es einen wichtigen Unterschied:
Es ist doch wohl jedem klar, dass eine Änderung der Finanzierung des Hochschulsektors weg von Steuern hin zu nachlaufenden Studiengebühren diejenigen benachteiligt, die gehaltsmäßig im Mittelfeld liegen. Das ist eigentlich ganz einfach, denn das Modell der nachlaufenden Studiengebühren legt jedem Absolventen eine prozentual oder absolut gleiche Last auf, aber es belastet die Gutverdiener eben nicht höher.
niedriges Gehalt = keine nachlaufenden Studiengebühren, unter Mindesteinkommensgrenze
mittleres Gehalt = nachlaufende Studiengebühren, die einen spürbaren Teil des Gehaltes ausmachen
höheres Gehalt = nachlaufende Studiengebühren, die einen nicht spürbaren Teil des Gehaltes ausmachen, eben weil das Gehalt so hoch ist, dass es unwesentlich ist, ob 1% oder 5% abgezogen werden.
Mit nachlaufenden Studiengebühren wird dem Prinzip, dass Gutverdiener mehr Steuern zahlen, wiedersprochen. Das ist moralisch falsch. Denn Gutverdiener sind in der Regel diejenigen, die von der Leistung des Mittelfeldes profitieren. Kein Manager kommt ohne seine Zuarbeiter aus, die häufig auch einen Uniabschluss haben. Nur verdienen die Zuarbeiter eben entsprechend wenig, obwohl sie die "Leistung" des Managers erst ermöglichen. Zynischerweise legt der Manager über Boni oft noch fest, was seine Zuarbeiter verdienen. Also könnte der Manager seinen Zuarbeitern den Geldhahn abdrehen, sich selber ein großzügiges Gehalt gönnen und dann zusehen, wie seine Zuarbeiter durch nachlaufende Studiengebühren belastet werden, während er selber keine Einschränkungen durch nachlaufende Studiengebühren hinnehmen muss. 5% nachlaufende Studiengebühren tun halt nicht weh, wenn man eine sechsstellige Summe verdient. Aber 5% Studiengebühren tun weh, wenn man nur 50.000€ verdient.
Zudem, wer glaubt denn ernsthaft, dass die Bedingungen für nachlaufende Studiengebühren "günstig" für Studenten bleiben? Da wird dann die Mindestverdienstgrenze angehoben und die Rückzahlungsmodalitäten verschärft. Dann lieber das ganze Bildungssystem über allgemeine Steuern finanzieren und es für alle frei nutzbar machen.
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