Artikel kommentieren
Aus Fehlern lernen: Müder Bildungsstreik
Zugegeben, ein waschechter Bildungsstreik geht anders. Nicht wie vor zwei Jahren Hunderttausende Schüler, Studierende und Azubis sind am Donnerstag gegen die Misere an Schulen und Hochschulen auf die Straße gegangen. Aber weit über zehntausend waren es schon, die ihrem Unmut über Unterrichtsausfall, volle Hörsäle und Lehrstellenmangel Luft machten.
Bisherige Kommentare
1. Realist kommentierte am 19.11.2011 um 11:47:50 Uhr
Durch protestieren wird sich kaum etwas ändern
Ist es nicht so, dass Proteste kaum etwas an den Studienbedingungen ändern? Warum sollten die Verantwortlichen auch etwas tun, wenn die Studierendenzahlen immer neue Rekorde erreichen? Auch hier ist es wie überall in der Wirtschaft: Angebot und Nachfrage regeln den Preis und solange eben mehr Menschen studieren wollen als überhaupt auf dem Arbeitsmarkt benötigt werden wird sich kaum etwas tun. Nur wenn drastisch weniger Leute studieren würden (wegen der schlechten Bedingungen), dann würden Politik und Hochschulen Studienanreize schaffen (Studiengebühren abschaffen und BAföG erhöhen oder ähnliches); Das Gedränge in den Hörsälen wäre damit automatisch erledigt.
Bei der gegenwärtigen Lage (einerseits massive Klagen über Schulreformen und Studienbedingungen aber andererseits immer mehr Gymnasiasten und Studenten) können sich die Verantwortlichen an den Hochschulen und er Politik sowieso fragen, warum denn dann soviele überhaupt aufs Gymnasium gehen und Studieren, wenn doch die Bedingungen so schlecht sind.
2. Realist1 kommentierte am 19.11.2011 um 21:54:14 Uhr
Zurück in die Steinzeit
Als ob die Proteste nicht schwach genug ausgefallen wären, kommt noch ein vermeintlicher Realist im ersten Kommentar daher, der die Proteste generell anzweifelt und stattdessen diese abschaffen will, weil es zu viele Studierenden gäbe. Ausgrenzender und menschenverachtender geht es kaum! Des weiteren kommt er mit dem falschen Argument daher, es würden nicht so viele Akademiker gebraucht. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die OECD mahnt seit einigen Jahren ständig an, daß Dtld hinterherhängt! Hierzulande mauert sich jedoch das Gros der Eliten in einer eigenen Welt ein, an der andere Schichten nicht teilhaben sollen, was sich jeden Tag aufs Neue- gerade an Schulen und Hochschulen seit den letzten Jahren zeigt. Doch das lässt sich nicht mit Däumchendrehen und Hinnahme seitens der Studierenden und weitere Ausgrenzung durch gewisse Eliten, die nicht mehr Studierende wollen, lösen. Da hilft nur mehr Widerstand durch Studierende und die breite Öffentlichkeit wachgerüttelt, um diese Verschärfung sozialer Ungleichheit abzuschaffen!
3. Realist kommentierte am 20.11.2011 um 10:10:57 Uhr
Nachtrag
Um das richtig zu stellen: Auch mich stört die Benachteiligung großer Bevölkerungsschichten anderen gegenüber in Bezug auf Bildungs- und Aufstiegschancen, sowie hinsichtlich Einkommen etc. Diese Ungerechtigkeiten gab es schon seit Anbeginn der Menschheit und in unserer ach so fortschrittlichen Epoche werden sie auch eher wieder größer als kleiner. Nur haben wir wirklich einen Mangel an Studierten? Wenn man sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt selbst für "technische" Akademiker in der Praxis anschaut (und nicht blindlings der Propaganda aus der Wirtschaft glaubt), dann sieht es eher nach einem Überangebot aus. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Staat kaum auf Proteste von Studierenden reagiert. Schließlich haben wir ja eine Marktwirtschaft und keinen Wohlfahrtsstaat (wiederum keine Forderung von mir, sondern schlichte Tatsache) und solange ein großes Angebot (an Bildungswilligen) herrscht, brauchen Unis und öffentliche Hand keinen hohen Preis dafür zu bezahlen (in Form besserer Studienbedingungen). Außerdem nützt es weder der Öffentlichkeit noch dem einzelnen Studierenden, wenn er nach einem langen Studium auf dem Arbeitsmarkt nicht gebraucht wird.
Eine Schritt dahin, die Dominanz bestimmter Gesellschaftschichten an Unis zu verringern, wäre die Einführung von umfangreichen Eignungstests durch die Universitäten für alle Studiengänge. Die darin besten sollten ein Studium vom Staat oder der Wirtschaft finanziert bekommen.
4. WoodpeckerT kommentierte am 20.11.2011 um 11:55:47 Uhr
Wann denn auch streiken..?
Aus eigener Sicht (als Studierender) ist das Problem der geringen Streikbeteiligung wohl eher, dass man schlicht kaum in der Lage dazu ist. Gerade weil die Hörsäle überfüllt sind und gerade weil man in den Vorlesungen mehr Gemurmel von tausenden fehlplatzierten, baldigen Abbrechen mitbekommt, als vom Dozenten selbst, ist es ohnehin schon schwierig genug auf dem nötigen Wissensstand zu bleiben und irgendwie seine Module zu bestehen.
Da fragt sich doch jeder einzelne Student: warum sollte ich nun streiken? Die im Artikel erwähnten Massenstreiks haben doch auch zu keiner Verbesserung geführt. Im eigenen Interesse kann man leider kaum mehr machen, als sich den schlechten Bedingungen hingeben, sein eigenes Studium irgendwie bewerkstelligen und für die späteren Studierenden auf eine Besserung hoffen. Wer aber jetzt streikt, damit sich in Zukunft etwas ändert, der opfert nur seine eigene Qualifikation, ohne realistische Besserungschancen im eigenen Studium.
Für mich persönlich ist es sowieso weniger ein Problem, dass auf Ebene der Hochschulen entsteht, sondern schon viel früher. Hätten wir noch G9, hätten wir noch eine Wehrpflicht / den Wehrersatzdienst und würden die Unternehmen nicht am liebsten 20 jährige Akademiker einstellen, dann hätten wir Jugendlichen auch mehr Zeit uns vor dem Studium zu überlegen, was wir wirklichen machen wollen, was und ob wir studieren wollen und es gäbe weder 20 Bewerbungen pro Student, noch diese enormen Abbruchquoten. Die Krönung des Ganzen ist ja ohnehin die Abschaffung der Hauptschule. Warum müssen denn Menschen, die einen handwerklichen Beruf ergreifen wollen Realschulabschluss machen..? Und was genau soll der Realschulabschluss für jemanden bringen, der weder studieren, noch einen handwerklichen Beruf ergreifen will?
Solange die Schulen von ihrer Seite nichts ändern, ändert sich nichts.
Abschließend kann man wenigstens für die Psychologie-Studenten einen positiven Blick in die Zukunft betrachten. Immerhin werden bei derzeitigen Situationen schon bald mehr Menschen nervlich am Ende sein, als körperlich. Burnout im Beruf ist Vergangenheit, wir schaffen das schon an der Uni.
5. Streik damals kommentierte am 20.11.2011 um 20:14:58 Uhr
Protest ist möglich-aber so nicht
WoodpeckerT,
viele Leute denken heute wie Du und schwimmen einfach mit. Außerdem ist das ziemlich bequem! Es hat uns damals Null interessiert, ob wir dadurch Stoff versäumen. VL und SE fanden mangels Studierender garnicht statt!!! Wenn aber Leute weiterhin so angepasst denken wie Du, wird das keine Verbesserung der Studienbedingungen geben- und schon garnicht, wenn Personen wie Realist dem Glauben aufsitzen, es gäbe zu viele Studierende!
Vielen Studierenden fehlt heute etwas: Solidarität, Kreativität und die Fähigkeit unbequem zu sein!
Die Forderung von mehr Eigenständigkeit und Freiheit lässt sich unter solchen Zuständen kaum verkaufen! Des weiteren fallen Rechte nicht vom Himmel! Sie sind nicht selbstverständlich! Rechte wie Freiheit müssen erkämpft werden! Unsere Vorfahren können davon ein Liedchen singen.
Also sitzt nicht weiter dem Irrglauben auf sondern engagiert Euch! Nur so kann sich etwas bewegen!
6. Mo_ELAN kommentierte am 25.11.2011 um 19:53:15 Uhr
Ich wäre ja gerne...
... aber die Uni hat mich durch eine Pflichtveranstaltung, bei der das Fehlen die Konsequenz eines nichtbestandenen Moduls hat, an der Teilnahme daran gehindert. Und das nennt man Rechte.
7. Gemeinschaft kommentierte am 26.11.2011 um 01:33:45 Uhr
Was ist Solidarität?
Wenn Ihr alle solidarisch zur "Pflichtveranstaltung" wie wir damals nicht erschienen wärt, hätte sie auch nicht stattgefunden. Mann muss sich einfach mal mit ziemlich allen aus dem SE oder der VL zusammensetzen und kommunizieren mit dem Ziel, das zu vereinbaren.
Hinweis: Studis Online behält sich vor, Einträge zu entfernen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn andere beleidigt werden, der Eintrag Werbung enthält oder völlig am Thema vorbei geht.
Wer sich im Forum von Studis Online registriert hat, kann hier sein Username und Passwort eingeben, dann wird der Eintrag sofort angezeigt (wärst Du im Forum aktuell angemeldet - was durch ein Cookie erkannt wird - würdest Du hier sogar automatisch erkannt).
Es können auch ohne Anmeldung Kommentare geschrieben werden, dann kann der verwendete Nickname jedoch nicht geschützt werden und somit auch von anderen verwendet werden.