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Der Streit geht weiter: Sind Studiengebühren abschreckend – oder etwa doch nicht?
"Studiengebühren schrecken Studienwillige (insbesondere aus sozialschwachen Familien) ab" ist seit Jahren eines der Argumente gegen Studiengebühren. Eine Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung behauptet nun – bezogen auf die aktuelle Höhe der Gebühren von 500 Euro pro Semester – das sei gar nicht der Fall. Aber ganz so einfach ist der Zusammenhang vielleicht doch nicht ...
Bisherige Kommentare
1. Klemens Himpele kommentierte am 11.10.2011 um 23:10:59 Uhr
Danke
Danke für diesen ausführlichen Kommentar. Ähnliche Gedanken hatte ich beim Lesen der Kurzfassung auch: Kann es nicht sein, dass die negativen Effekte der Abschreckung durch positive Effekte (Erwartungen an das Studium/Erfolgsaussichten) überlagert werden? Und ist die Frage der individuell eingeschätzten "Bildungsrednite" nicht viel mehr vom politischen Umfeld und vom Arbeitsmarkt abhängig als von Studiengebühren?
2. Wilhelm Achelpöhler kommentierte am 12.10.2011 um 10:01:48 Uhr
Der Frosch lebt
Ein Forscher hat herausgefunden, dass ein Frosch nicht aus einem Kochtopf springt, auch wenn man die Wassertemperatur um 5 Grad auf 40 Grad erhöhnt. Daraus zieht er die Schlußfolgerung, dass ein anderer Faktor die negative Wirkung der Temperaturerhöhung kompensiert hat, also mehr Feuer unter dem Herd das allgemeine Wohlbefinden des Frosches auch verbessert. Dass der Frosch den Topf gar nicht verlassen kann spielt in den Überlegungen des Forschers keine Rolle.
Rolf Dobischat, Präsident des Dt. Studentenwerks stellte demgegenüber anläßlich der 20. Sozialerhebung des Studentenwerkes fest: "Insofern ist für mich der Befund, dass es kaum zu einer nennenswerten Gebührenflucht gekommen ist, kein Grund zur Beruhigung: Die, die besonders von den Gebühren belastet werden, können gar nicht fliehen.(...)Gebührenzahler aus der niedrigen sozialen Herkunftsgruppe müssen mehr jobben und häufiger ein Studiengebühren-Darlehen in Anspruch nehmen als ihre Kommilitonen aus der hohen Herkunftsgruppe, für die die Eltern in der Regel die Gebühren bezahlen. Fast ein Viertel der Gebührenzahler lebt in einer finanziell angespannten Situation. Die Gebühren belasten vor allem diejenigen, die sie aus eigenen Mitteln bezahlen müssen. Gebührenzahler wohnen häufiger noch bei ihren Eltern als Studierende, die keine Studiengebühren bezahlen müssen. Grundsätzlich gilt: Je niedriger die soziale Herkunftsgruppe, desto eher wohnen die Studierenden noch zuhause. Klar: Studiengebühren sind ein Kostenfaktor, und die Studierenden müssen mit kostensparenden Gegenstrategien reagieren. Sie jobben mehr, sie weichen auf preisgünstige Wohnformen wie das Elternhaus oder das Studentenwerks-Wohnheim aus."
Der Frosch strampelt also mehr, aber er hält es in dem erhitzten Kochtopf weiter aus und die Armen studieren trotzdem. Daraus auf Vorteile von Studiengebühren zu schließen, das ist ein wissenschaftlicher Zynismus der besonderen Art.
3. Darijusch Wirth kommentierte am 12.10.2011 um 14:13:48 Uhr
Guter Artikel!
Ich kann dem Autor sowie den beiden Kommentatoren nur zustimmen. Ein Aspekt, der m.E. ebenfalls oft unberücksichtigt bleibt, sind die Folgen des hochselektiven deutschen Schulsystems. Konkret: Die volle Abschreckungswirkung von Studiengebühren könnte überhaupt erst dann korrekt gemessen werden, wenn auch alle diejenigen das Abitur erreichten, die dazu in der Lage wären. Dies ist in Deutschland aber bekanntermaßen nicht der Fall.
Potentiell Studierwillige werden also bereits in der Schule von einer Hochschulzugangsberechtigung und damit vom Studium ausgeschlossen. Daran anknüpfend fälschlicherweise zu behaupten, Studiengebühren hätten nur eine geringe oder keine Abschreckungswirkung auf diejenigen Studierwilligen, denen qua Schulabschluss überhaupt das Tor zum Studium offensteht, ist doch einigermaßen perfide.
4. Bausparelefant kommentierte am 13.10.2011 um 15:39:31 Uhr
Das ewige hin und her....
Ich sehe Studiengebühren auch mit gemischten Gefühlen, habe mich selbst allerdings für Niedersachsen statt NRW entschieden, obwohl das für mich bei Studienende mind. 5000 Euro zusätzliche Schulden über den N-Bank-Kredit bedeutet.
Der Anspruch der Jugend sollte völlig zu Recht sein, ohne Studiengebühren studieren zu können, denn unsere Generation wird den demographischen Wandel im Rentensystem doppelt zu spüren bekommen ( viel einzahlen und später selbst wenig bekommen). Gleichzeitig soll man sich noch ehrenamtlich engagieren, Kinder großziehen, die Eltern im Alter pflegen.
Allerdings muss ich auch sagen: Wenn das Ganze realpolitisch nicht anders machbar ist, UND die Gebühren wirklich dazu führen, dass mehr Veranstaltungen angeboten werden und man sich nich im Seminar um den Platz prügeln müsste, wäre es mir das ganz klar wert.
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