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Studierende: Überarbeitet und gestresst – oder unterfordert und faul?
Die Studierendenproteste der letzten Jahre waren immer auch mit Kritik am neuen Bachelor-Master-Studiensystem verbunden. Vor allem sei die Belastung durch die neuen gestuften Studiengänge so hoch, dass hier dringender Reformbedarf bestünde. Die Mediendarstellung erster Ergebnisse eines Forschungsprojektes behauptet nun jedoch das Gegenteil: Wenn Studierende gestreßt wären, könnten sie es eigentlich nur aufgrund der eigenen Faulheit sein. Was steckt dahinter?
Bisherige Kommentare
1. Maria Perlmann kommentierte am 08.10.2010 um 13:44:05 Uhr
Das Unmögliche quantitativ bewerten
Es wäre schön, wenn mal Fahrtzeiten oder auch die freien Stunden zwischendurch miteingerechnet werden könnten. Wenn vom Studenten verlangt wird, zu lernen, sich selbstständig in Themen einzuarbeiten, dann muss dies auch zeitlich berücksichtigt werden, insbesondere, weil dabei oft einiges schiefgeht und es dann länger dauert. Schön wäre auch, wenn man Anmeldeverfahren, das Warten zur Sprechstunde des Profs, Gänge zu Bafög- oder Sozialamt, Bibliotheksrecherchen, die ja noch nicht das eigentliche "Lernen" sind, Referatstreffen und sonstige organisatorische "Nebensächlichkeiten" mal miteinrechnen würde.
Studium heißt eben in den meisten Fällen nicht, dass man morgens ins Büro fährt und diese Räumlichkeiten vor Feierabend nicht mehr verlässt. Es gibt Studenten, die haben jeden morgen deutlich mehr als 60min Fahrtzeit in mehreren öffentlichen Verkehrsmitteln hinter sich. Pünktlich bei Haltestelle X sein, und von dort mit dem Bus zum Bahnhof Y fahren, mit der Bahn dann nach Z fahren und in Z in den Stadtbus zur Uni umsteigen. Wer glaubt, dass das kein Stress sei, mache das mal 1 Woche lang für Hin- und Rückfahrt.
Russisches Sprichwort: "Der Dorfteich ist im Durchschnitt nur 1 Meter tief, und trotzdem ist die Kuh darin ertrunken."
2. HansWuert0815 kommentierte am 09.10.2010 um 00:45:53 Uhr
Das ist mal gar nicht aussagefähig
Die sollten mal etwas mehr Studiengänge reinbringen die als "schwer" bekannt sind. Da würde das evtl etwas anders aussehen. Desweiteren sind die Fragen nicht bekannt, den wenn ich Fragen richtig stelle bekomme ich auch die Antwort die wich will. Dann sind 100 Studierende gar nichts. Schon mal dran gedacht das ich mich auch mit dem Sache beschäftige wenn ich nicht lerne, selbst im Schlaf. Oder wenn ich aufs Klo gehen und habe ein Problem zu lösen dann denke ich darüber nach, auch wenn ich eigentlich keine wirkliche Arbeit verrichte. in der Klausurzeit wird das aber bestimmt auch ganz arg zunehmen, ich kenne das Wort Semesterferien nicht, hey ich habe nun bald 6Tage frei dann beginnt wieder die das neue Semester. Wer dann nebenbei noch Arbeitet, Sport macht, sich an Uni-Gruppen und Fachschaften einbringst. Nicht jeder bekommt das Geld von Daheim um sich voll und ganz auf Studium zu konzentrieren.
PS. Glaube keiner Statistik die du nicht selber gefälscht hast.
3. Knut J kommentierte am 09.10.2010 um 13:47:26 Uhr
Überregulierung wird gar nicht erkannt
"Die Befürchtung eines durchregulierten Studienalltags an der Hochschule mit sehr engen Zeitmustern wird aber generell nicht bestätigt." Sie wurde aber nach allem was hier über die Studie zu lesen ist nicht überprüft. Überregulierung ist nicht nur durch hohen Zeitaufwand gekennzeichnet, sondern auch durch extreme Durchregulierung, wann welcher Aufwand zu leisten ist. In einem alten Magisterstudium(das auch seine Schwächen hatte), war die Einteilung der Seminare über die einzelnen Semester und teilweise bei entspechendem Angebot auch im Semester über die Woche hinweg, eine Frage der Selbstorganisation der Studentin. Das hat sich doch offensichtlich mit dem Bachelor gewandelt zu einem Modell, das einem schulischen, auf kindlichen Mangel an selbstorganisationsfähigkeit ausgelegtem, Stundenplan ähnelt. Ein solcher Stundenplan erschwert die Koordination von Studium und Nebenjob immens, vor allem, wenn der Nebenjob so umfangreich sein muss, dass davon der komplette Lebensunterhalt gedeckt wird. In diesem Bereich, dem der Schablonierung des Studierendenalltags, ist Überregulierung nicht durch reine Leistungszeiten zu messen, sie macht sich auch darin bemerkbar, dass Studierwillige, die nebenbei arbeiten müssten weniger Chancen haben ein Studium sinnvoll aufzunehmen und daher gar nicht mehr in irgendwelchen Studien auftauchen.
4. Exstudentin kommentierte am 09.10.2010 um 14:59:04 Uhr
Unberücks. Zeiten + Lernen ungleich Aktensortieren
Wenn man von einem typischen Büromitarbeiter alle Kaffeepausen, heimliches Internetsurfen, Klatsch mit den Kollegen und Phasen allgemein geringer Produktivität abzieht, kommt der auch nicht auf 8 Stunden.
Wenn man bei einem Studenten dagegen bedenkt, dass die "ungenutzten Lücken" zwischen den Vorlesungen recht häufig für die Fahrt von Vorlesungssaal A nach Seminarraum in Stadtteil B genutzt werden müssen, kommt man wohl selbst in den untersuchten Studiengängen nicht auf weniger als 30 Stunden allein fürs Studium. Was noch alles zur Studententätigkeit zählt, ist ja von Maria Perlmann schon trefflich kommentiert worden. Mit Ausnahme der Fahrzeit morgens und abends - die zählt auch bei Arbeitnehmern schließlich nicht zur Arbeitszeit, WOHL ABER die Fahrzeit zwischen den einzelnen Vorlesungen. Oder was soll man z.B. tun, wenn zwischen 2 Vorlesungen eine halbe Stunde Zeit ist? Da lohnt es sich doch gar nicht, mit dem Lernen anzufangen, genauso wenig kann man dies aber groß für Freizeitaktivitäten nutzen. Es ist einfach nur verlorene Zeit, die subjektiv fürs Studium draufgeht, von den "objektiv" untersuchenden Wissenschaftlern aber natürlich nicht als Arbeitszeit gerechnet wird!
Andererseits ist "Lernen" bzw. "konzentriert zuhören" auch eine ganz andere und viel anstrengendere Tätigkeit als die typischen Werktätigkeiten, selbst in Akademikerberufen. Hat schon mal jemand versucht, 8 Stunden am Tag konzentriert zuzuhören oder gar zu lernen? Das ist schier unmöglich (extreme Druck- und Stresssituationen vor Prüfungen mal außen vor gelassen)
5. flopsi kommentierte am 16.10.2010 um 15:24:56 Uhr
meine zustimmung
ihr habt vollkommen recht.ich finds absolut unverschämt,uns studenten als faul darzustellen,wenn bei der umfrage nicht mal nach den organisationszeiten (zb stundenplan erstellen,wartezeiten in der uni usw)gefragt wurde.studium heißt eben auch selbstorganisation und nicht NUR präsenz in den kursen und lernen zuhause. wenn man diese ganzen orga-sachen mitgezählt hätte,wär da ein anderes ergebnis bei rausgekommen.wenn man von 20sws präsenz ausgeht plus genauso viel lernzeit,kommt man mit 40std/woche niemals hin.würd eher mit 50 std rechnen...
6. ubik kommentierte am 16.10.2010 um 17:34:41 Uhr
Schöne neue (Bürokratie-)Welt
Hallo,
dass Studenten so wenig lernen liegt nicht daran, dass sie faul oder überfordert mit dem Stoff sind. Meistens - zumindest dort wo ich studiere - ist es so, dass die ganze Organisation fast mehr Zeitaufwand ist, als das Lernen selbst.
Nachdem man sich für alle Prüfungen angemeldet, ist schon ein Batzen Zeit verloren, die man besser hätte für den Stoff aufbringen können.
Auch die Hin- und Zurückfahrerei kostet Unmengen an Zeit. Hinzu kommen selbstverständlich noch Haushalt und andere Dinge.
Das hört sich jetzt nach jede Menge Jammerei an. Aber ich wollte damit nur ausdrücken, dass es gar nicht so sehr am Lehrmaterial liegt, sondern an den ganzen Dingen drumherum.
7. Phillip R. kommentierte am 31.10.2010 um 09:41:04 Uhr
Zeitlicher Aufwand...
Mit Studium und teilweise (Neben-) Jobs liegt ein großer Teil der Studenten zeitmäßig im Feld eines angestellten Arbeitnehmers. Nur, dass dieser eines angemessenen Studenlohn erhält um sein Leben zu finanzieren. Ein Student muss sich hierbei motivieren, den Blick in die Zukunft richten und hoffen, dass man einestages - sofern mal alle Hürden des Studiums gemeistert sind - das entsprechende "Mehrgeld" verdient wird. --> Wieder ein Beispiel für den Druck, den das Studium erzeugt.
Das punktuale Lernen vor Prüfungen ist vielleicht nicht unbedingt das Beste - aber schon immer praktiziert! Ich würde eher meinen, dass es bereits durch diverse Teilprüfungen und Hausarbeiten abgeschwächt wurde.
Ein Tag in der Uni mag zwar effektiv nicht immer viele Veranstaltungsstunden aufweisen. Aber Freistunden und Pausen zwischen den Freistunden können weder als Freizeit, noch als wirklich nutzbare Lernzeit gemessen werden.
Wie vielen Sportlern kann man folgendes abverlangen: "8h Training am Tag findest du bei den normalen Arbeitnehmern auch, also bring du die Leistung doch auch mal." ...
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