Die Berliner Beratungsstelle Looping ist bundesweit gefragtAnlaufstelle zum Thema Studienabbruch
Finanzierung für Looping ausgelaufen!
Leider hat der Berliner Senat die Förderung für das Projekt 2015 auslaufen lassen. Somit wird keine Beratung mehr für Studierende angeboten.
(Stand: 12/2016)
Looping Berlin endete am 31.12.2015. Beratung zu Bildung & Beruf erhalten Sie in den Jobassistenzen & im Lernladen: https://t.co/4Cbu2AZneS
— Looping Berlin (@loopingberlin) 6. Januar 2016
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Von Ralf Hutter
Zu hohe Hürden? Studium abbrechen?
Stefan sitzt mal wieder in einem Raum der Beratungsstelle Looping im Zentrum Berlins. Auf dem Tisch vor dem 22-Jährigen stehen Plätzchen. Eigentlich soll er sich mit Leuten treffen, die in einer ähnlichen Situation sind wie er – doch die anderen kommen nicht. Nur einer hat wenigstens abgesagt. Ob Zeitnot, Motivationslosigkeit oder Entscheidungsschwierigkeit der Grund für das Ausbleiben der Anderen ist – es ist symptomatisch, denn Looping richtet sich an Menschen, die ihr Studium schon abgebrochen haben, oder mit dem Gedanken daran spielen.
In der vom Land Berlin finanzierten Beratungsstelle werden alle möglichen Ausbildungswege aufgezeigt. Stefan machte nach Einzelberatungen bereits den sogenannten Talentkompass, bei dem eigene Fähigkeiten aufgelistet werden sollen, um sich leichter zu orientieren. Er ist sehr zufrieden mit der Hilfe, die er bei Looping bekommt: „Wenn man den Lebenslauf so gestalten will, dass er fließend ist, also dass man nicht ein halbes Jahr rumhängt, dann ist Looping die optimale Anlaufstelle. Da kriegt man einen Überblick: Wo steht man, und wo kann man hin?“ In Frage kommen schließlich die Fortsetzung des Studiums, ein Fachwechsel, ein Quereinstieg in ein normales Lohnarbeitsverhältnis, eine betriebliche Ausbildung und eine Übergangslösung.
Stefan wählte letztes Jahr eine Übergangslösung: Er macht ein Freiwilliges Ökologisches Jahr. Gleichzeitig bemüht er sich um einen Ausbildungsplatz im kaufmännischen Bereich. Zu Looping kommt er weiterhin gerne. Der Süddeutsche kann froh sein, aus privaten Gründen nach Berlin gezogen zu sein – denn woanders würde er solch ein Angebot wohl nicht wahrnehmen können.
„Im Stuttgarter Raum, wo ich studiert habe, habe ich so etwas nicht gefunden“, berichtet er. „Schade eigentlich. Ich find's gut, dass man so einen Anlaufpunkt hat.“
Im sechsten Hochschulsemester war Stefan in Stuttgart schon, und hatte auch einen Fachwechsel hinter sich, als sich für ihn abzeichnete, dass er wegen schlechter Noten exmatrikuliert werden könnte. Im Internet suchte er nach Beratung zum Thema Studienabbruch und stieß auf Looping. „Die erste Anlaufstelle war bei mir natürlich die Studienberatung an der Hochschule, aber die interessieren sich dafür nicht so“, erzählt der Studienabbrecher. An den Hochschulen wird eher Studienberatung, und nicht Studienabbruchsberatung geleistet, glaubt Stefan.
Hochschulen beraten tendenziell nicht neutral
Regine Schenkenberger von Looping stimmt zu: „Es ist ja klar, dass die Hochschulen nicht für uns werben. Die haben ja eher ein Interesse daran, dass ihre Studierenden auch wirklich ihr Studium abschließen.“ Ein paar Menschen würden aber doch von den psychologischen Studienberatungen an Hochschulen zu Looping geschickt, sagt die erfahrene Berufsberaterin. Während die Hochschulen also tendenziell nicht ganz neutral bei der Beratung sind, gibt es bei den Beratungsstellen des Studentenwerks (das in Berlin ebenfalls mit Looping zusammenarbeitet) eine andere Einschränkung: „Das Studentenwerk sagt, es ist für Leute, die ihr Studium abgebrochen haben, nicht mehr zuständig“, weiß Schenkenberger. Hingegen habe die Hälfte der Leute, die sich an Looping wenden, schon ihr Studium abgebrochen. Einige würden sogar vom Jobcenter hierher geschickt. Rund 250 Ratsuchende seien gekommen, seit Looping 2011 die Arbeit aufnahm.
Generell hat die Looping-Klientel eine individuelle Mischung von Problemen, hat Beraterin Schenkenberger festgestellt. Neben Unzufriedenheit mit dem Studium und psychischen Problemen spielten nicht selten auch materielle Probleme eine Rolle. Manche Leute wollten sich nicht mit einem Studienkredit verschulden, eventuell weil sie sowieso schon BAFöG-Schulden haben.
Welchen Weg die Ratsuchenden nach der Beratung wählen, hat Looping 2012 erhoben: Von rund 70 Befragten nahmen 30 Prozent eine Lohnarbeit auf, während 26 Prozent ihr Studium fortsetzten. Jeweils rund 15 Prozent wechselten das Studienfach, beziehungsweise begannen eine Ausbildung. 10 Prozent machten ein Praktikum oder suchten noch etwas. Im nicht-hochschulischen Bereich kann Looping viel vermitteln, denn zu seinen Kooperationspartnern gehören die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, der Gewerkschaftsbund, die Unternehmensverbände sowie die Agentur für Arbeit.
Sie alle haben nun aufgrund des zumindest teilweisen Fachkräftemangels großes Interesse an den grundsätzlich relativ hoch qualifizierten Ex-Studis. Für die hatte sich bis vor relativ kurzem niemand interessiert, schon gar nicht im Massenhochschulbetrieb, in dem es oft sogar erwünscht ist, einen bestimmten Teil der Studis auszusieben. Es gibt nicht viele aussagekräftige Zahlen zu den Wegen, die diese Leute nach einem Studienabbruch einschlagen. Erfasst wird ja standardmäßig nur, ob jemand ein Studium abschließt, oder abbricht. Ob er in letzterem Fall das Fach wechselt, einen Job oder eine Ausbildung findet, wird erst mal nicht erhoben. Hier fasste Studis Online im Mai 2013 Erhebungen zum Studienabbruch sowie Anlaufstellen und berufliche Möglichkeiten für Betroffene zusammen.
Bundesweite Beratungslücke, aber das Thema ist im Kommen
Das zweiköpfige Looping-Team, das auch per Telefon und Email konsultiert werden kann, ist mittlerweile bis Ende 2015 finanziert. Dass die Beratungsstelle eine Lücke füllt, die nicht nur in Berlin besteht, kann auch Regine Schenkenberger verdeutlichen: „Es gibt auch telefonische Anfragen von außerhalb Berlins. Die erledigen wir zusätzlich per E-Mail, wenn vertiefte Informationen sinnvoll sind. Ich hab noch nicht davon gehört, dass es irgendwo anders eine Anlaufstelle gibt. Wir hatten schon Anfragen aus Bonn, aus Süddeutschland, aus Leipzig – sogar aus Österreich hat schon mal einer angerufen.“
Weder bei der Kultusministerkonferenz, noch bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ist eine weitere Beratungsstelle wie Looping bekannt. Doch immerhin wird sich dem Thema mittlerweile in den höchsten Etagen gewidmet. So verabschiedete die HRK bei ihrer Mitgliederversammlung vom vergangenen November einige Sätze dazu (Absatz II.6). Im Januar sprach auch Bundesbildungsministerin Johanna Wanka das Thema an und forderte mehr Möglichkeiten für abbruchswilllige Studierende, mit Firmen in Kontakt zu kommen, was von den Handwerkskammern sehr begrüßt wurde.
Auf lokaler Ebene hätten schon heute viele Industrie- und Handelskammern Kooperationen mit Hochschulen, um Beratung anzubieten, teilt die HRK auf Anfrage mit. Auch die Universität Gießen hat ein Angebot in diesem Bereich. Doch die HRK verweist darauf in ihrem Internetauftritt in der Kategorie „Gute Beispiele und Konzepte“ mit einem verräterischen Titel: „Mit Beratung gegen Studienabbruch“. Diese Voreingenommenheit gibt es bei Looping in Berlin nicht.
Finanzierung für Looping ausgelaufen!
Leider hat der Berliner Senat die Förderung für das Projekt 2015 auslaufen lassen. Somit wird keine Beratung mehr für Studierende angeboten.
(Stand: 12/2016)