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Theoretical and Mathematical Physics

Ich liebe es, aber nicht für jeden/alles perfekt.

Erfahrungsbericht von Jens, 05.06.2018

Studieninhalt

Core-Module: Mathematische Quantenmechanik, Differentialgeometrie, Mathematische Statistische Physik, Quantenfeldtheorie
Ansonsten gibt es praktisch keine Einschränkung bei der Modulwahl: Alles geht, was auf Master-Niveau ist und thematisch theoretische Physik oder mathematische Physik/für Physik relevante Mathematik beinhaltet (d.h. keine Experimentalphysik/allgemeine Physik, und reine Mathematik mit Einschränkungen: Stochastische Prozesse oder Algebraische Geometrie gehen, aber Mathematische Logik eher nicht).

In der theoretischen Physik sind Hochenergie-Physik (Lehrstuhl Dvali) und Stringtheorie (Lehrstuhl Lüst) besonders stark, aber auch Kosmologie (Lehrstuhl Mukhanov), kondensierte Materie, Computational Physics, usw. sind angemessen vertreten. In der mathematischen Physik ist vor allem die Analysis/mathematische Quantenmechanik stark, aber auch Geometrie/Topologie (drei Professoren LMU). Zufällige Schrödingeroperatoren (Funktionalanalysis+Wahrscheinlichkeitstheorie) ist zweimal vertreten (Prof. Müller an der LMU und Prof. Warzel an der TUM), Algebraische QFT (Operatoralgebren) ist einmal vertreten (Dr. Dybalski an der TUM). Grundlagen der Physik (insb. Bohmsche Mechanik) war mal stark, der Lehrstuhl wird aber nun nach der Emeritierung von Prof. Dürr aufgelöst werden (Prof. Wolff an der TUM beschäftigt sich aber mit anderen Grundlagenthemen). Klassische statistische Physik (Wahrscheinlichkeitstheorie) ist am math. Institut mit Prof. Jansen wieder vertreten. Quantenstatistik in Form von Operatoralgebren ist dagegen nicht mehr vertreten (es bleiben für die Quantenstatistik die zufälligen Schrödingeroperatoren). Geometrische Analysis (QFT, ART) ist ebenfalls am mathematischen Institut nicht mehr vertreten. (alles Stand 2018)
Professoren kommen und gehen relativ häufig, d.h. man kann auch Glück/Pech haben. Stringtheorie, Teilchenphysik, Kosmologie, Festkörperphysik (physikalisches Institut) und mathematische Quantenmechanik (mathematisches Institut) gehören allerdings zum festen Kern und sind entsprechend sehr gut besetzt.

Betreuung und Lehre

Sehr gute Betreuungssituation.

Physik: Gerade bei Teilchenphysik/Stringtheorie/Kosmologie volle Hörsäle, aber nicht überfüllt. Bei der Festkörperphysik/statistischen Physik ist die Situation etwas entspannter (unter 20 Teilnehmer).
Mathematik: Normalerweise weniger als 20 Teilnehmer, teilweise auch Veranstaltungen mit drei Teilnehmern.

Die Module sind alle forschungsorientiert. An der LMU werden die Grundvorlesungen häufig auch auf Privatdozenten abgewälzt, sodass in angemessener Regelmäßigkeit Spezialvorlesungen gehalten werden können.

Das Lehrangebot LMU ist quantitativ hervorragend, sowohl in Physik als auch in Mathematik. Qualitativ gibt es natürlich dieselben Streuungen wie überall.
Das Lehrangebot TUM ist quantitativ durchschnittlich.

Formal gibt es ein Mentoring-Programm im ersten Studienjahr, das zur grundsätzlichen inhaltlichen Orientierung hervorragend ist (prinzipiell auch zur organisatorischen Orientierung, allerdings sind die Mentoren dabei keine guten Ansprechpartner, sondern eher Kommilitonen und der Koordinator). Kontakt zwischen Dozenten und Studenten ist im allgemeinen sehr gut.

Ausstattung

Bibliotheken: top
Räume TUM: top
Räume LMU: bäh (gibt allerdings auch Schlimmeres)

Organisation

Flexibilität der Stundenplangestaltung: Könnte nicht größer sein. Es gibt praktisch keine Einschränkungen, abgesehen von den Core-Modulen, 1 Seminar und 1 Soft-Skill-Kurs.
Regelstudienzeit: Theoretisch machbar, aber nicht selbsverständlich. Etwa 1/3 schafft Regelstudienzeit, 1/3 braucht bis zu ein Semester länger. Der Rest braucht deutlich länger, bricht ab, usw. Ich kenne niemanden, der es unter der Regelstudienzeit geschafft hat. Allerdings gibt es für die Masterarbeit keine Fristen, die ist eben fertig, wenn sie fertig ist. Verteidigungen finden das ganze Jahr über statt (grundsätzlich öffentlich).
Allerdings kann man sich eventuelle im Bachelor gehörte Mastermodule anrechnen lassen (vorausgesetzt, diese waren auf Masterniveau und erfüllen die grundsätzlichen inhaltlichen Voraussetzungen, und vorausgesetzt auch, dass diese benotet wurden [ansonsten hat man leider Pech gehabt]. Dagegen spielt keine Rolle, ob diese bereits anderweitig als Wahlpflichtmodule o.ä. angerechnet wurden).
Bei den Core-Modulen hat man, wenn man Pech hat, die Wahl, zu wiederholen oder sich mit einer suboptimalen Note zufrieden zu geben. Hängt teilweise stark vom Dozenten ab. Vor allem die Mathematische Quantenmechanik wird von vielen Studenten als Herausvorderung empfunden, da die allermeisten Studenten zu Beginn ihres Masters nicht bereits die PDE2 und die Funktionalanalysis 2 gehört haben oder über äquivalente Kenntnisse verfügen, was man eigentlich bräuchte, um die Vorlesung entspannt zu hören (selbst, wer schon mal gehört/gesehen hat, wie man den Spektralsatz mit projektorwertigen Maßen formuliert, wird vielleicht nicht mit allen äquivalenten Charakterisierungen von relativ kompakten Störungen vertraut sein, usw.). Stattdessen bekommt man vieles "einfach so" mitgeteilt. Wer sich entsprechend spezialisieren möchte, kann nebenbei die Funktionalanalysis 2 hören und im Sommersemester die PDE2. Aber auf jeden Fall bekommt man zu Beginn ziemlich viele neue Inhalte, mit denen man erstmal klarkommen muss, und gerade die MQM ist daher nicht dafür bekannt, eine leicht verdiente gute Note zu sein.
Bei der TUM werden Modulnoten elektronisch gespeichert, bei der LMU werden hingegen Scheine (ja, aus Papier) vergeben. Das heißt einerseits, dass man diese unbedingt sicher aufbewahren muss. Es heißt aber andererseits, dass man sie nach Belieben "unterschlagen kann" (es ist z.B. formal kein Problem, ein bestandenes Modul zur Notenverbesserung zu wiederholen).

Wiederholungsklausuren finden i.d.R. nicht statt. Im Einzelfall (z.B. bei Krankheit) finden sich i.d.R. individuelle Regelungen (Nachholklausur oder mündliche Prüfung). Aber die Möglichkeit, bei hoher Klausurbelastung die Erstklausur "leer abzugeben" um die Zweitklausur zu schreiben, gibt es in den meisten Fällen nicht (es gibt allerdings Ausnahmen). Und Durchgefallen ist dann eben Durchgefallen. In Einzelfällen werden teilweise Nachprüfungen angeboten. Meiner Ansicht nach ist das mit der Hauptgrund für die relativ häufige Überschreitung der Regelstudienzeit. Das Problem ist lange bekannt, ohne dass es Bestrebungen gäbe, daran etwas zu ändern.

Stress entsteht auch dadurch, dass grundsätzlich alle Module in die Endnote einfließen (und nicht nur, wie es bei einigen anderen Master-Programmen der Fall ist, die Core-Module, die Masterprüfung und die Masterarbeit).


Arbeitsbelastung: Vollzeit, deutlich höher als sie in meinem Physik-Bachelor war.

Alles Administrative läuft herrlich unbürokratisch direkt über den Koordinator (kein Studierendensekretariat o.ä.).

Zulassung: Normalerweise zum Wintersemester, mit Auswahlverfahren (ich weiß allerdings von Studenten, die im Sommersemester reingekommen sind, also im Zweifelsfall den Koordinator kontaktieren). Etwa 170 Bewerbungen auf 40 Plätze (subjektive Einschätzung zählt, es gibt keine festen Kriterien; wenn das fachliche Profil stimmt, hat man aber mit 1,5 im Bachelor eine gute Chance; im Zweifelsfall nicht abschrecken lassen! [mit 2,3 braucht man sich allerdings eher nicht zu bewerben]).

Berufsorientierung

International: sehr. Sowohl Studenten als auch Dozenten. Vorlesungen/Vorlesungen grundsätzlich bzw. auf Wunsch auf Englisch, es sei denn, die gesamte Hörerschaft ist mit Deutsch oder Bairisch einverstanden (wird normalerweise in der ersten Vorlesung/Sitzung erfragt)
Praxisorientiert: Der Studiengang ist 100% auf eine Wissenschaftskarriere ausgerichtet. Dafür ist er optimal (vorausgesetzt, die eigenen Interessen decken sich mit der fachlichen Ausrichtung einer der beteiligten Fakultäten).
Es gibt ein Mentoring-Programm im ersten Studienjahr zur grundsätzlichen Orientierung. Nach dem Studium promovieren fast alle. Nicht selten ergibt sich aus der Masterarbeit eine Publikation (Masterarbeit geht mit Theoretikum über zwei Semester und durch das umfangreiche Angebot an Spezialvorlesungen kann die Masterarbeit auf einigermaßen hohem Niveau geschrieben werden), was für die Promotionsbewerbung ein Vorteil sein kann. Teilweise werden auch Doktorandenstellen vermittelt bzw. Grad Schools beworben.
Das Elitenetzwerk Bayern bietet Soft-Skill-Kurse z.B. über wissenschaftliches Schreiben, Zeitmanagement usw. an. Ansonsten gibt es auch Kurse von Student und Arbeitsmarkt (LMU) (bzw. ähnliche Angebote der TUM), z.B. über Rhetorik/Präsentationstechnik, BWL-Grundlagen, Bewerbungsschreiben, usw. Interessant sind wohl auch die Programmierkurse des Leibniz-Rechenzentrums z.B. über Exception-sicheres Programmieren, High Performance Computing, Deep Learning, usw.
Allerdings: Wer von vorn herein eine Karriere in der Wirtschaft plant, ist sicherlich mit einem anderen Studiengang besser beraten. Oben genannte Kurse würde ich lediglich als Absicherung für einen Plan B betrachten.

Über Jens
Alter bei Studienbeginn:
21 bis 25 Jahre
Beginn des Studiums:
Schon länger her (2016)
Status:
studierte noch bei Abgabe des Berichts

Bitte immer daran denken: Erfahrungsberichte sind subjektive Schilderungen. Achtet auch auf das Datum – vielleicht hat sich in der Zwischenzeit schon etwas geändert.







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